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Saufnix  
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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 506 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
sakini Offline



Beiträge: 132

04.02.2003 02:19
RE: Dr. Jekyll und Mr. Hyde... Zitat · Antworten

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Waschbär ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2003 04:37
#2 RE: Dr. Jekyll und Mr. Hyde... Zitat · Antworten

Hallo Sakini,

ich habe mich zum ersten Mal, seit ich dieses Forum kenne, wiedergefunden, und zwar in Deinem Bericht über diese Diskrepanz zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde......genauso erlebe ich mich in Zeiten des Vollrausches. Ich mache Dinge, die ich nüchtern absolut verurteile, die ich nie tun würde, ich schäme mich hinterher für mein Verhalten und frage mich, woher es kommt.....schließlich habe ICH es getan, und somit muß es in MIR stecken und wird nur durch die Substanzen, die ich einwerfe, losgelöst.....sprich, es wird nicht ERZEUGT durch irgendetwas, denn nichts könnte erzeugt werden, das nicht schon in mir ist.

Nur funktionieren nüchtern noch Abwehr, Gewissen, Verstand.....

Ich habe solche tiefen Abstürze relativ selten, aber sie kommen immer wieder vor.....oft will ich sie haben, obwohl ich Angst vor ihnen habe, mein Leben aufs Spiel setze, nicht weiß, wie es wieder enden wird....aber ich nehme mir immer wieder diese Auszeiten von meinem bürgerlichen Leben. Deshalb weiß ich gar nicht, ob ich abhängig bin oder nicht. In depressiven Phasen kommen diese Räusche öfters vor, dann meine ich, ich müßte eine Langzeit-Entwöhnungstherapie machen, könne ohne nicht weiterleben. In ruhigen Phasen, wie gerade jetzt, glaube ich, es alleine zu schaffen.....obwohl die letzten Jahre mich eines besseren belehren sollten. Aber dann beruhige ich mich und sage: Die Erfahrung hat mich eines besseren belehrt, es wird nicht mehr vorkommen. Aber eigentlich hab ich Angst vor mir selber.....

Aber meine größte Angst ist, ähnlich dem, was Dir nach der Entgiftung passiert, was ist hinterher? Irgendwann muß ich wieder zurück aus dem Schutzort, dem beschützten Rahmen, der Käseglocke, irgendwann sitze ich wieder hier, alleine, mir selbst ausgeliefert......

Mich würde sehr interessieren, was ihr darüber denkt.....

Lieben Gruß
Waschbär


felidaela Offline




Beiträge: 796

04.02.2003 10:39
#3 RE: Dr. Jekyll und Mr. Hyde... Zitat · Antworten

Hallo Sakini und Waschbär,

ich habe vor kurzem einen Bericht gelesen, in dem ein trockener Alkoholiker einen Teil der trinkenden, schreibenden Zunft mit Namen benannte. Er meinte schon aus dem was sie schreiben, zu erkennen, dass es sich um Alkoholiker handelt, weil sie das Auf und Ab, die Angst, die Depressionen so gut beschreiben konnten (die er als Nasser auch erlebt hat), dass es sich nur um eigene Erfahrungen handeln konnte. Entweder verpackten sie das in Metaphern, oder stellten sich als Beobachter hin. Und genau das las er bei Robert Louis Stevenson heraus, eben in Jekyll und Hyde. Nichts anderes als seine eigene trinkende Zerrissenheit stellt er dar. Und? Wie ging das aus?

Buchtip: "Alkohol und Autor" von Donald W. Goodwin


@waschbär

Zitat
....aber ich nehme mir immer wieder diese Auszeiten von meinem bürgerlichen Leben. Deshalb weiß ich gar nicht, ob ich abhängig bin oder nicht



Ist es nicht egal, ob man abhängig ist oder nicht? Wenn mir etwas nicht gut tut, dann lass‘ ich es doch. Und ist es nicht ein Zeichen von (zumindest psychischer) Abhängigkeit, dass Du es nicht lassen kannst? Wenn Du so weiter machst, wird es auch eine körperliche.

Was genau gefällt Dir nicht an Deinem Leben, dass Du Auszeiten brauchst? Ändere doch daran was. Ich weiß, jetzt kommen tausende Abers, dass daran nichts zu ändern ist. Tja, dann trink halt weiter.

Zitat
In ruhigen Phasen, wie gerade jetzt, glaube ich, es alleine zu schaffen.....



Du glaubst es aber nur. Wissen und wollen ist was anderes.

Zitat
Irgendwann muß ich wieder zurück aus dem Schutzort, dem beschützten Rahmen, der Käseglocke, irgendwann sitze ich wieder hier, alleine, mir selbst ausgeliefert......



Hier mal eine Liste von Erkrankungen:

- Generalisierte Angststörung
- Panikstörung mit oder ohne Platzangst (Agoraphobie)
- Soziale Phobie (Angst, sich vor anderen Personen zu blamieren, mit daraus resultierendem Vermeidungsverhalten)
- Posttraumatische Belastungsstörung (Angst nach schwerwiegenden traumatischen Ereignissen wie z.B. Autounfall, körperliche Bedrohung, Naturkatastrophen)
- Zwangsstörung
- Depressive Erkrankungen

Erkrankungen habe ich fett geschrieben, weil diese zu heilen sind (allerdings nicht mit Alk). Welche dieser Angst Dich plagt, kannst Du dann rausbekommen, wenn Du das Trinken in dem Moment lässt, wo Dir dringend danach ist. Dann halte still, höre in Dich hinein. Ich habe gedacht, dass ich wahnsinnig werde (ebenso ein typisches Angstzeichen, man wird es aber nicht. Leider, wie ich manchmal dachte). Ich habe mir den Kopf zermartert, was genau mir so eine sch....Angst macht. Bin schon fast panisch und halb bewusstlos zur Arbeit, habe mich dort zusammengerissen, wie all die Jahre, bis zu dem Tag, als ich auch da zusammenklappte (bzw. „eingepackt“ wurde).

Heulend saß ich dann vor meiner Ärztin, aber wie so viele Menschen, hat auch sie Angst vor meinen Gefühlen gehabt. Fragte nicht nach, das hätte ja bedeuten können, dass ich noch mehr verzweifele (ein Suizid hätte ihre Statistik versaut). Sie gab mir Tabletten (Antidepressiva). Diese vertrug ich nicht. Mir wurde schlecht und alles mögliche. Wieder zwei Wochen später gab sie mir andere, mit Aussicht auf eine Kur. Der Gedanke an die Kur sagte mir, ich muss nur noch eine Weile durchhalten. Von den nächsten Tabletten hatte ich wieder Nebenwirkungen. Also las ich mir mal den „Waschzettel“ durch (mach‘ ich immer erst später, um mir nichts einzubilden). Und da sah ich die o.g. Erkrankungen aufgelistet, bei denen die angeblich helfen sollen.

Da stand meine Angst drauf, wie ich nüchtern erkennen konnte. Was habe ich gegrübelt, um rauszukriegen, was mich ängstigt. Aber das ist gar nicht der Punkt. Egal woher das kommt; Fakt ist, dass ich nun weiß woran ich leide. Meine Angst hat ein „Gesicht“ und jetzt weiß ich endlich, „mit wem“ ich es zu tun habe. Nun kann ich etwas dagegen unternehmen. Meine Ärztin wird mir dabei nicht helfen (sonst hätte sie es doch längst machen können???), aber ich kann mir helfen, ohne Tabletten!

Als nächstes habe ich mir ein Buch besorgt: „Angstfrei leben“ von Lucinda Bassett. (hatte gute Kritiken bei amazon) Und da lese ich sogar, dass es vielen noch schlimmer erging. Aber auch da kommen wir raus, wenn wir uns dem stellen und an uns arbeiten.

Ich habe erkannt, dass nicht der Alk mein Problem ist (weil auch noch nicht körperlich abhängig), sondern meine tägliche Angst. Sie ist fast immer da. Ich habe sie ignoriert, weil es oft einfach peinlich gewesen wäre, etwas abzusagen, weil ich Angst habe. Niemand, so dachte ich, hat vor dem Angst was mich so fertig macht. Irrtum. Ich bin nicht allein! Das gibt mir Kraft.

Immer wenn ich denke, dass ich was trinken will, überlege ich warum. Ist es die Angst, lass‘ ich sie zu. Da ist sie eben, na und? Klar ist es unangenehm, aber ich stell‘ mich ihr, steigere mich dennoch nicht hinein. Und ich beginne nun genau das zu tun, was mir Angst macht. Ich therapiere mich selbst. Es ist schwer, aber ich habe einen Grund, nicht zu trinken. Ich will gesund werden, leben wie die vielen Anderen. Mit Angst ist das Leben leer, denn wir sind nur IN uns, sehen und erleben nicht, was um uns herum geschieht.

Alles Gute


Waschbär ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2003 12:42
#4 RE: Dr. Jekyll und Mr. Hyde... Zitat · Antworten

Hallo Feli,

vielen Dank für Deine ausführliche Meinung. Sie hat mich schon betroffen gemacht, und Du hast recht, viele "ABER´s" sind mir während des Lesens eingefallen
Die mir natürlich alle nichts nützen.......

Deine Antwort hat mich aber ermuntert, meinen Beitrag zu Sakini´s posting zu einem eigenen Thema im Boardchat zu machen. Es bewegt mich viel mehr, von Schicksalsgeschwistern feedback zu bekommen, als von Experten.

Deine eigene Geschichte war übrigens vor Tagen die erste, die ich im Forum "verschlungen" habe - wie schön, daß Du und die anderen sich die Zeit nehmen und so ehrlich sind.

Lieben Gruss

Waschbär


Waschbär ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2003 12:51
#5 RE: Dr. Jekyll und Mr. Hyde... Zitat · Antworten

Quatsch! Nicht im Board chat hab ich gepostet, sondern unter "Ganz, ganz viele Fragen" mit "Dr. Jekyll & Mr. Hide - The story continuous...."


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