Hallo, ihr lieben, ich bin so ein bißchen alarmiert, weil ihr doch immer erzählt, daß eine entgiftung auf eigene faust sehr riskant sei: im fernsehen hat eine frau, seit vielen jahren trocken, berichtet, daß sie irgendwann beschlossen hat, nichts mehr zu trinken. Am vierten tag sei sie die treppe hinunter gestürzt, im krankenhaus habe man sie, obwohl keine fahne etc. direkt damit konfrontiert, daß sie ein alkoholproblem habe. Dann habe sie eine entgiftung gemacht mit anschließender therapie etc. . wie kann so etwas passieren? Ich dachte immer, der eigentliche entzug sei nach 3-4 tagen abgeschlossen. Kann mir das jemand erklären, habt ihr eine idee, wie das zusammenhängt?
zuerst zu meinen eigenen Entzugssymptomen: die hielten fast 9 Tage an, als letztes war nach dem 8. Tag das unkontrollierbare Zittern in den Händen weg; das weiß ich noch so genau weil ich ab da wieder ohne Kaffeeverschütten selbigen trinken konnte .
Zu dem geschilderten Fall: natürlich reichen 3 - 4 Tage Abstinenz nicht aus um einen Körper zu entgiften. Ein Arzt mit entsprechender Patientenpraxis erkennt an gewissen Symptomen, vor allem in Verbindung mit den Blutwerten, was los ist. Und dieser Treppensturz hat dem Arzt eventuell eine mangelnde Koordination signalisiert, da reichen manchmal auch schon 2 bis 3 entsprechende Fragen an die Patientin. Sie hatte Glück und ist an einen sehr gut informierten und wohl auch mit Alkoholabhängigkeit nicht unerfahrenen Arzt geraten, leider ist das nicht die Regel .
ihr lieben, ich danke dir, tommie, für deine rasche antwort, denn ich war sehr verunsichert über die dauer, die es braucht, um das gift aus dem körper zu bekommen. außerdem merke ich immer wieder, wie wenig ich eigentlich über diese krankheit weiß. ich habe noch eine frage: ich bin nun seit fast 5 wochen clean, habe mit beginn meiner trockenheit jedoch ständig irgendwelche gesundheitlichen beschwerden, die ich auf meine unglaubliche erschöpfung zurückführe, der körper schreit nach ruhe... bea hat glaube ich mal geschrieben, daß Depressionen weniger werden, man insgesamt besser drauf kommt, wenn man endlich trocken ist. ich bin meistens sehr niedergeschlagen, habe keine energie, möchte am liebsten niemanden sehen, viel schlafen - hat das mit meinen lebensumständen zu tun, denn mit dem trockensein sein sind längst nicht alle probleme gelöst - oder sind das normale begleiterscheinungen für die erste zeit des trockenseins?
trocken sein heißt ja nicht automatisch, daß es dir körperlich auch gut gehen muß. Während der nassen Zeit scheinst du da einiges mit Alkohol betäubt zu haben ? Diese "Zipperlein" merkst du jetzt ? Meinst du das , oder ist es etwas anderes ?
In Bezug auf " ... der Körper schreit nach Ruhe " ... hat mir ein Arzt einmal geraten: Höre auf deinen Körper und richte dich danach. Jetzt ist natürlich die Frage: kannst du das, ohne in größere Probleme zu geraten?
Mieze schrieb hier mal, sie hätte sich um ein Jahr herum Ruhe gegönnt und sich auf sich selbst besinnt, bevor es richtig vorwärts ging. (Stimmt doch so Mieze, oder ?) Sicher sind mit dem Trockensein nicht alle Probleme gelöst, aber ich denke doch man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel und läßt sich nicht nur in seinem Selbstmitleid hängen daß einen lähmt. Also so geht es mir jedenfalls. Ich war auch schon das ein oder andere mal niedergeschlagen ohne das ich einen wirklichen Grund dazu hatte. Aber das kann ich nicht mehr mit den Zuständen vergleichen als ich noch trank. Ich denke es ist halt auch diese psychische Abhängigkeit, den Alkohol als seinen "Problemlöser und Freund" zu betrachten, das fällt jetzt natürlich weg und man selbst evtl. in ein Loch. Aber der Alkohol war nicht mein Freund, ich fühlte mich doch immer nur schlecht damit.
Ich wünsche dir alles Gute, daß auch dir es bald wieder richtig gut geht, Grüßle Bea
Ja, das stimmt schon. Ich habe mindestens ein Jahr gebraucht....Aber es ging mir nie mehr so schlecht während dieses Jahres, wie in meiner nassen Zeit. Wenn es mir schlecht ging, war das irgendwie anders. Natürlich hatte ich auch Stimmungsschwankungen, aber nie mehr in so extremen Dimensionen. Ich war so froh, endlich "frei" zu sein, frei von schlechtem Gewissen und Gedächtnislücken, frei von zwanghaftem Verhalten. Ich hab so viel gesehen und neu erlebt. Ich bin in dieser Zeit sehr oft angesprochen worden "wie gut ich aussehen würde". Ich würde "strahlen"... Das waren auch Leute, die mich garnicht so gut kannten, die mir so etwas sagten. Es war mir eine Lust, mich mit richtig guten Lebensmitteln zu ernähren. Ich habe ganz anders eingekauft - einkaufen gelernt - während dieser Zeit. Ich habe angefangen, richtig bewusst zu leben.
Wenn du dich so extrem ausgepowert fühlst, liebe Hannah, so sehr erschöpft und müde und wenn dich Ausruhen, Schlafen und Erholung auch nicht frischer machen, hast du dann mal daran gedacht, vielleicht einen Arzt aufzusuchen? Vielleicht hast du schlechte Blutwerte, Eisenmangel oder so etwas.... Ich kenne solch einen Erschöpfungszustand aus einer Schwangerschaft und da sind bei mir diese Diagnosen gestellt worden. Mit Vitaminpräparaten und guter Ernährung hab ich das aber recht schnell wieder hinbekommen. Das muss nicht unbedingt mit der Alkoholkrankheit zu tun haben (ich habe damals ja auch nicht getrunken, der Schlamassel hat bei mir erst später angefangen). Und du brauchst dich jetzt auch nicht mehr zu fürchten, dass du irgendwelche späten Entzugserscheinungen bekommst - also Treppen herunterfällst oder so etwas.
Bea wird dir bestätigen können, dass der menschliche Körper eine grosse Fähigkeit besitzt,sich zu regenerieren..... er braucht halt seine eigene Zeit dazu. Und die können wir, glaube ich, nicht so richtig vorhersagen... Da heisst es abwarten. Und ihn - den Körper - dabei etwas unterstützen, nicht gleich wieder so sehr belasten.
Ich wünsche dir die Kraft zur Geduld. Bei mir hat es sich gelohnt.... Ich war früher immer ein sehr ungeduldiger Mensch (mein Wille geschehe, und zwar sofort... etc.) Das hat sich grundlegend geändert. Und das ist auch besser so, wie es jetzt ist.
der Endorphinspiegel sinkt auch mit regelmaessigem Alkoholkonsum - es gibt also einen Zusammenhang zu Depressionen, die vergehen dann nicht sofort, das hat bei mir einige Monate gedauert, bis dieses Gefuehl der Leere weg war
diesem Gefühl scheine ich momentan auch ausgesetzt zu sein. Bin ständig müde und abgespannt. Zeitweise sitze ich da und mir kommen die Tränen und weiss nicht warum..aber,ich lass mich davon nicht unterkriegen. Dieser Zustand wird sich normalisieren. Meine Umwelt hats nicht leicht mit mir zur Zeit, aber da müssen die durch, wie ich auch..hab soviel hinter mir, da kanns irgendwann nur besser werden. Heute morgen bin ich hingeflogen, na ja, die Strasse war vereist.Nüchtern hingeflogen, lacht..welch ein Gefühl... Liebe Grüße, Pusti :schnecke1: