ZitatAber so sind wir co´s: wenn jemand gekränkt, beleidigt, aggressiv ist, dann fühlen wir uns schuldig, dafür verantwortlich
Ob das nur ein Problem bei der Co-abhängigkeit ist ? Sind wir, vor allem wir Frauen, nicht auch so erzogen worden, immer nett, angepaßt, brav und ja nicht laut werdend erzogen worden. So in eine richtige vorhersehbare Schiene hineinerzogen worden ? (Schule, Ausbildung, Beruf dann natürlich Kind und Kegel ..... und JA nicht auffallen oder aus dem Rahmen fallen).
Neulich habe ich mir mal Gedanken um den Spruch "langes Fädchen, faules Mädchen" gemacht - den hörte ich früher nämlich auch oft. Also so nach dem Motto : Mädchen darf es sich ja nicht bequem machen, umständlich und schwer muß das Leben sein. Und das kann frau nicht früh genug lernen.
Es ist also sicher kein Wunder, das Co-abhängige v.a. Frauen sind. Aber ich denke auch in Beziehungen in denen es keine Suchterkrankung gibt ist es doch die Frau die der ruhende Pol ist und oft bis zur Selbstaufgabe versucht die heile-Welt Familie nach außen aufrecht zu erhalten. Ich meine wenn der Partner zb fremdgeht oder gar schlägt, oder insgesamt die Beziehung nicht das Wahre ist.
Oder vielleicht führt uns das auch mit in eine Sucht. Wenn das Innen/Außen-Bild von uns selbst eben so überhaupt nicht stimmig ist und wir immer im Wiederspruch leben und nicht wirklich wissen wie wir aus dieser Nummer jemals rauskommen.
Nun möchte ich schließen mit den grandiosen Worten der Ameise :
Eine starke Frau muß sich nicht kleinmachen !!!
Aber sicher ist es auch für eine starke Frau schwer, ihren so garnicht typischen starken Platz in der Welt zu finden, und das ist wohl auch unsere Schwierigkeit. Und weil wir uns sehr schwer als starke Frau identifizieren können, obwohl wir oft sicher eine solche sind.
Liebe bea, bestimmt durchlaufen viele frauen in unserer gesellschaft auch heute immer noch eine sozialisation, die ihre entwicklungsmöglichkeiten einschränkt, dennoch ist nicht es noch lange nicht „typsch weiblich“, wenn frau sich einen suchtkranken, gewalttätigen oder seelisch kranken partner sucht, weil sie glaubt, sie könne ihn mit ihrer liebe heilen. Das ist typisch co-abhängig und nicht typisch weiblich - zumal es auch co-abhängige männer mit denselben verhaltensmustern gibt. Aus der arbeit in frauenhäusern weiß man z.b. schon lange, dass von gewalt betroffene frauen signifikant häufig aus suchtfamilien stammen. – und dass alkoholismus eine familienkrankheit ist, von der alle und nicht nur der primär suchtkranke betroffen ist, das weiß ja inzwischen auch jeder, der sich damit beschäftigt. Als erwachsenes kind eines alkoholkranken vaters war es für mich sehr sehr schwierig, meine eigenen schwierigkeiten zu verstehen bis mir Al-Anon und EKA erklärungen dafür anboten, wofür ich heute sehr dankbar bin. ich war es so sehr gewöhnt, die schuld bei mir zu suchen, wenn etwas nicht gut lief, war daran gewöhnt, verantwortung zu übernehmen, wo ich das gar nicht hätte tun müssen, wo es geradezu absurd war, das zu tun – und ich war es überhaupt nicht gewöhnt, meinen eigenen standpunkt zu vertreten und noch vieles mehr, ich hatte also viele verhaltensweisen, denkweisen, die genau das ausmachen, was man unter co-abhängigkeit versteht. Ich bin froh und dankbar dafür, dieses erklärungsmodell an die hand bekommen zu haben, weil es mir einen maßstab an die hand gibt, was gut für mich ist, was gesund und was ungesund ist, denn einen solchen zuverlässigen und soliden maßstab habe ich in meiner kindheit und jungend, wo alles ein bisschen durch die familienkrankheit alkoholismus „verrückt“ worden war, entbehren müssen, deshalb ist es mir auch extrem wichtig, an dieser stelle roß und reiter zu benennen und nicht in eine allgemeine diskussion über männliche und weibliche sozialisation zu verfallen.
Na da hab ich ja was ausgelöst ! Ich wollte sicher keine Diskussion über weibliche/männliche Sozialisation auslösen. Mir sind die Unterschiede zwischen typisch weiblich und co-abhängig schon bewußt und mir ist auch klar das Gewalt und Alkoholismus in einer Familie oft zusammenhängen.
Eigendlich ging es mir mehr um mich, weil ich mir seit ich nicht mehr trinke viele Gedanken um mich selbst mache und hier oft Parallelen lese die ich versuche in Zusammenhang zu bringen, wenn ich dabei zu unsachlich geworden sein sollte .... sorry. Ich bin beides, Kind eines Trinkers und ich trank selbst. Ich weiß sehr wohl wie es abgeht in einer Alkoholiker Familie. Ich hatte immer die Schwierigkeit meine Gefühle/Gedanken mit dem was ich in der Familie darstellen sollte zu verbinden ich fühlte mich immer falschund schlecht,irgendwie wie nicht richtig, weil so wie ich zu sein hätte nicht war (glaubte ich). Ich fühlte mich auch immer unglaublich zerissen. Und in der Pubertät merkte ich wie ich meine Ängste und eben diese Zerissenheit loswurde wenn ich trank. Oder ich wurde noch zerissener und griff mich selbst an, weil ich ja "nicht richtig" war und schlecht. Und wie ich aus dieser Nummer raus kann merkte ich leider erst sehr spät und mußte noch viele Jahre trinken und mich sehr oft schämen.
Nochmals liebe Hannah, meine posts sind nur meine Gedanken in denen ich versuche zu formulieren, meine jahrelanges Gefühls/Situationschaos irgendwie zu ordnen um endlich mit mir klarzukommen. Ich möchte dabei nichts durcheinanderwürfeln oder gar deine Maßstäbe verdrehen. Heute weiß auch ich (und das hat mich sehr viel Eingeständnis und Lebensmut gekostet) wie ich Verantwortung für mich übernehmen kann und auf eigenen Standpunkten stehen kann. Und ich brauche nicht mehr zu trinken. Aber dazu mußte ich über meine eigene "Sozialisation" drüberwegsteigen, d.h. im Klartext, ich mußte mich von meinen Trinkgründen/ausreden verabschieden.
So liebe Hannah, ich wollte wirklich nicht unsachlich werden oder "wissenschaftliche Dinge" durcheinanderwirbeln.