Hallo, ich bin neu in diesem Forum - und ich bin alkoholkrank. Ich habe erkannt, dass mein Leben so nicht weitergehen kann und mich zu einer Therapie entschlossen. Die Suchtberatungsstelle hat mich gleich zu einer Langzeittherapie "verdonnert", was sicherlich das Beste für mich ist. Doch 16 Wochen weg von Haus, Garten und Katze .... und da ist da noch die Ehe, die an einem ganz seidenen Faden hängt. Wer von Euch hat Erfahrung mit Langzeittherapien (es ist meine erste Therapie) ? Ich habe wirklich geglaubt, ich käme ohne aus ... einmal die Woche Guttempler reicht eben nicht. Wie geht es weiter nach der Therapie ? Ich habe Angst. Jutta
Hallo Reiner, was, wenn du bereits im Delir (2. Tag) bist, dich das Krankenhaus nicht aufnimmt nur, weil du nicht betrunken bist? So ist es mir ergangen. Die Empfehlung des Professors: "Wenn es gar nicht anders geht, weitertrinken !" Ich habe nicht weitgergetrunken und geglaubt, ich durchlebe die Hölle. Ein halbes Jahr zuvor hatte ich einen Entzug in einer eigens dafür vorgesehenen Klinik. Ich hatte mir geschworen, nie wieder zu trinken. Jetzt ist es das Dritte Mal. (Zweimal kalter Entzug zu Hause - es reicht ! Ich gehöre wohl zu den Suchtkranken der Gamma-Gruppe. Habe alle Register gezogen ... Stimmen gehört, mit mir selbst Dialog geführt, Herzrasen etc. etc) Jetzt bin ich ein ein klein wenig klüger. Ich habe mich zu einer Therapie entschlossen. Warte auf das Ergebnis der BFA und, daß schnellstmöglich ein Platz frei wird. Ich weiß, ich muß was tun, obwohl ich Angst habe. Meine größte Sorge ist der Partnerverlust - obwohl meine Ehe schon jetzt nur noch an einem ganz dünnen Faden hängt. Mein Mann gibt mir ganze 5 % !!!! v.H., daß die Ehe noch zu retten ist. Das ist nicht viel und ich werde ganz schön kämpfen müssen. Jutta
Hallo Jutta, ich habe zwar keine Erfahrung mit einer Langzeittherapie (jedenfalls keiner stationären, bin seit 2,5 Jahren in ambulanter Therapie), wollte aber sagen: Hab keine Angst, nimm es als Chance, vielleicht eine einmalige Chance. Mach Dir nicht so wüste Gedanken, über das, was dann fehlt (Haus, Katze) und über die Beziehung am "seidenen Faden". Vielleicht kannst Du dagegen halten, dass es mit dem seidenen FAden noch viel ärger bestellt wäre, wenn Du die Therapie nicht anfängst. Toi toi toi, alles Gute, hinterm Horizont gehts weiter. Hinter dem Horizont der Sauferei auf jeden Fall ....und auf jeden Fall besser. Grüße Gobi
ich glaub, der beste Weg, Deine Ehe zu retten, wird wohl sein, daß Du etwas für Dich selbst tust und eben die Schritte unternimmst, die Dir vom Alkohol weghelfen, glaubst Du nicht? Ich nehm mal an, Deine Ehe wirst Du nur nüchtern retten können.
Hab jetzt leider nur sehr wenig Zeit, aber ich bin selber Alkoholiker, und meine Partnerschaft hing auch am seidenen Faden. Ich hab meine Frau halt mit meiner Sauferei und meinen ewigen Versprechungen zur Verzweiflung gebracht, so daß mit der Zeit jedes "normale" Beziehungsproblem vom meiner Alkoholkrankheit überdeckt wurde. So wie Du Deinen Zustand beschreibst, kann ich mir leicht vorstellen, daß das bei Dir genauso ist....wahrscheinlich geht Dein Mann halt auch schon innerlich auf die Palme, wenn er nur den Hauch eines Alkoholkonsums an Dir bemerkt.
Überleg mal: wenn du Dich jetzt noch eine Weile an Deinen Ängsten festklammerst, und es doch nicht schaffst, dann hält Dein Mann das womöglich nicht mehr aus. Wenn Du dagegen in der Therapie bist, wird er Dich vielleicht unterstützen. Und wenn die Ehe doch auseinanderbrechen sollte, weils vielleicht nicht sein sollte, oder was weiß ich, so hast Du immerhin was für Dich getan....denn die Sauferei macht ja offensichtlich auch Dich alleine nicht glücklich. Du wirst sowieso lernen, daß Du in allererster Linie für Dich selbst aufhörst.
Ich wünsch Dir das Glück, die Nüchternheit als Chance, und nicht als Belastung zu erfahren.
Bei mir hat es ca. 8 Wochen gedauert von der Antragstellung bis zum Antritt. Soviel ich weiß, musst Du vorher entgiften, oder Du bist trocken?! So war es bei mir!
Zitat Mein Mann gibt mir ganze 5 % !!!! v.H., daß die Ehe noch zu retten ist
Ist zwar keine gute Ausgangsbasis, aber Du machst doch die Thera wegen Dir oder? Und wenn Du nichts für Dich tust, dann kannst du die 5% auch gleich abhaken....denke ICH mir!?
Hallo Reiner, hallo Gobi Eure Worte haben ja soooo gut getan. Danke für Euren Zuspruch. Langsam kriege ich quadratische Augen vom vielen Lesen in diesem Forum. Ich find es einfach sagenhaft, wie sich die Teilnehmer hier gegenseitig unterstützen. Bis zur Therapie (wenn sie denn bewilligt wird) werde ich mich bestimmt noch einige Male melden. Bin erst seit dem 22. Juni wieder ohne Alkohol. D.h. ich fange wieder ganz von vorne an. Nur diesmal will ich es richtig machen, daher ist die Therapie unumgänglich. Ich bin froh, daß ich keinen Suchtdruck habe und hoffe, daß es so bleiben wird. Ich will stark bleiben. Schlaft gut und träumt was süßes. Jutta
was heißt denn e r s t seit dem 22. Juni ohne Alkohol - s c h o n eine Woche trocken, und keinen Suchtdruck obendrein!!!! Da kannst Du ein bischen stolz sein drauf , - wird dir wahrscheinlich schwer fallen, weil du den nächsten Rückfall fürchtest, schätz ich mal. Aber nur Mut, alles hat ein Ende (kann ein Ende haben!!!) auch die ewige Rück- und Umfallerei.
Du kannst es schaffen - nur Mut und ein Schritt nach dem anderen: Erst in die Langzeittherapie rein (und davor Angst haben: was passiert da mit mir - und was passiert zu Hause) und dann aus der Therapie wieder raus (und Angst haben: wielange bleib ich danach trocken, und ist mein Mann noch da) und dabei hat die Therapie noch garnicht angefangen, sodass sich diese Ängste erstmal wieder verflüchtigen können, auf die Liste für Langzeitängste. Auch die Angst vor einem unerwarteten Delir ist nach einer Woche ohne Suchtdruck eher erst mal unberechtigt.
Die Angst vor dem Ehe-Ende ist wahrscheinlich berechtigt und erstmal (!) Motor und Motivation fürs Saufen sein lassen. Die 5% von deinem Mann entsprechen 95% Enttäuschung geglaubter Versprechungen, guter Vorsätze usw. Hör damit erstmal auf, versprich niemandem nichts, geh einfach Meter für Meter Tag für Tag den Weg in die Nüchternheit. Solange dein Mann noch nicht fort ist, ist er noch da, und solange er da ist hast du deine Chance - aber du wirst dich wundern, Nüchternheit schärft den Blick für überraschende Realitäten.
Mut und (gesunder) Egoismus sind gute Voraussetzungen zum trocken bleiben und nüchtern werden
tschüß mir eine gute Nacht und dir einen guten Morgen und einen wunderschönen Tag (und weitere 24 Stunden ohne Alkohol) Michael
ich bin eine Angehörige eines Alkoholkranken. Bin im vergangenen Winter total in die Co-Abhängigkeit gerutscht. Habe zwar keine Flaschen für ihn geschleppt und versucht, alles nach außen zu vertuschen, wie es in den Lehrbüchern über CoAbhängigkeit steht. Aber ich war seelisch total fertig und kraftlos, habe dieses eigene Kranksein nur meinem Partner angehängt und auch meiner Ehe mit ihm nur noch wenig Chancen gegeben. Lass Dich vorerst überhaupt nicht von diesen Partnerproblemen ablenken. Gut wäre es natürlich, wenn sich Dein Mann selbst Hilfe besorgt, aber ich denke, da muss er allein darauf kommen. Wichtig ist, dass Du handelst, Dich aus Deiner Sucht befreien kannst und ich denke diesmal schaffst Du es. Ich drück Dir beide Daumen ganz fest. 16 Wochen ... Das wird einiges verändern, Du wirst sicher in der Lage sein, dann mit unverstelltem Blick Eure Beziehung anzusehen. Nur so viel. Wenn mein Partner so ernsthaft gegen die Sucht kämpfen würde wie Du, hätte er auf alle Fälle meine Achtung und meinen Respekt. Egal, ob die Beziehung noch zu retten wär oder nicht.
erstmal Glückwunsch dass Du Dich zu einer LZT entschlossen hast.
Als "totale" Verfechterin einer LZT hier bestens bekannt muss ich jetze natürlich auch etwas dazu sagen.
Ich entnehme Deinem Posting dass Du schon mehrere Male einen Entzug gemacht hast, Du aber nicht imstande warst den Alkohol zu lassen? Da bietet sich eine LZT geradezu an.
Ich habe übrigens vor meiner LZT bis ich in die Klinik zur Entgiftung kam auch weitergetrunken, trotzdem ich da schon in die Gruppe des Blauen Kreuzes ging.
Von der Antragsstellung bid zum Beginn der LZT dauerte es bei mir auch 8 Wochen. Ich kam von der Entgiftung direkt in die LZT.
Ich kann mir schon vorstellen dass Du Dir noch nicht vorstellen kannst monatelang von zuhause weg zu sein, aber das gibt sich.
Und gerade um Deine Ehe zu retten solltest Du eine LZT machen.
Übrigens in "meiner" Suchtklinik war es so dass man ab der 8.Woche am Wochenende Besuch kommen durfte. Dein Mann kann Dich also beesuchen. Ausserdem fanden auch Partnerseminare statt an dem die Partner der Alkoholiker mit dem Therapeuten ein Seminar zu gegenseitigem besseren Verständnis machen.Da darf dann jder Partner sagen was ihn am meisten am Anderen stört. Die Ehepartner werden also in die Therapie mit einbezogen. Wenigstens war das in der Suchtklinik so wo ich war.
Mit hat die LZT sehr viel gebracht und ich persönlich würde Dir raten erst mal die Therapie zu machen und Dir nicht heute schon den Kopf über "danach" zu zerbrechzen.
In der LZT ändert sich so vieles so dass Du nach der Therapie anders denken wirst als jetzt.
Warum schaust du dich in der Zeit, in der du auf die LZT warten must, nicht nach einer Gruppe um ? Das könnte dir sicher helfen, da sitzen Leute denen es genauso ging/geht wie dir. Und du hättest auch für später eine Anlaufstelle. Du bist nicht alleine mit deinem Problem.
Auch dein Partner könnte in eine Angehörigengruppe gehen.
Mir war vor meiner LZT auch mulmig. Aber das "fremdeln" gibt sich.
Ich habe dort gespürt dass ich aufgefangen wurde wenn es mir schlecht ging und das hat mir unheimlich gut getan.
Ich wollte nach 6 Monate garnichtmehr nach Hause, habe auch immer noch freundschaftlichen Kontakt zur Klinik und zu mehreren Mitpatienten.
Glaub mir Du musst keine Angst haben.
Besser jetzt Nägel mit Köpfen machen als alles den Bach runtergehen zu lassen.
Gruppe ist wirklich eine hervorragende Idee, sie Beachen schon sagte.
Und ich kann mir nicht vorstellen daß es länger als 8 Wochen dauert bist Du einen Therapieplatz hast.
Wenn Du in der Zeit 1xwöchentlich in eine Gruppe gehen würest würde Dir das sicher gut tun, denn dort bist Du unter Gleichgesinnten, man versteht dort Deine "Sprache" und vermittelt Dir Erfahrungswerte der einzelnen Teilnehmer.