Gestern haben sich bei mir die Gedanken gekreiselt als ich die Beiträge gelesen habe. Ich habe mir in meiner Gruppe das Recht heraus genommen das ich andere Kritisiere, für mich war klar das ich mit Gegenkritik rechnen mußte, oder heiße Diskussionen darüber entfachte. Was ich aber immer gesagt habe war, bitte sagt mir wenn ich einen „Höhenflug“ habe! Denn selber merkt man das nicht und auch lange Jahre Trockenheit schützen einen nicht davor, und ich war dankbar wenn man es mir sagte, na klar erst war ich wütend, aber wie es nach so einem Gruppenbesuch ist setzt man sich doch erst mal hin und läßt seine Gedanken zurückschweifen. Mit dem Ergebnis „Mensch die haben ja recht“, um dann bei dem nächsten besuch es auch sagen und zugeben. Ich denke die Gruppe hat doch vorteile man entwickelt sich weiter bleibt nicht da stehen wo man neu angefangen hat. Eine nachdenkliche
auch meine Gedanken kreiselten gestern: Und Du hast Recht - ich war auf meinen gestrigen "Auftritt" auch alles andere als stolz.
Was ist mit den all den Dingen, die ich in kleinen Schritten gelernt habe? Das Ganze hat mir gezeigt, daß jeder - ob nun 13 Jahre, 9 Monate, oder 1 Tag trocken - jeden Tag zu lernen hat. Bei mir ist das noch eine ganze Menge.
Mir hat mal in der Gruppe jemand gesagt: Wenn alle um dich rum für dich Arschlöcher sind, ist die Chance groß, dass Du das größte bist ... das hilft mir manchmal doch die Kurve zu kratzen , wenn ich mich verrannt habe.
Bei AA gibts den Schritt mit den Charakterfehlern: dass tolle daran ist, dass es `reicht´ sie zu erkennen, man muss nicht daran basteln um ein besserer Mensch zu werden - und das ist der große Unterschied bei der Fabel: als besoffener Bär krieg ich das nicht mit, wenn ich die Stehlampe umschmeis, trocken schon und auch wenn sie mir hundertmal umfällt, beim 101 oder beim 200 mal, irgendwann gelingt es mir, dass sie stehen bleibt. Deswegen hat mir die Fabel eher nicht so gefallen, weil für mich macht es einen riesen Unterschied ob's ein Vor-fall ist oder ein Rück-fall.
Es gibt noch so einen AA-Spruch: Es reicht wenn ich auf die Knie fall und nicht auf die Nase. Hier sich als Depp zu enttarnen kann ja auch ne Chance sein, indem man sich überwindet und die anderen fragt, was hab ich falsch gemacht, da krieg ich in einer "normalen" Umgebung eher nicht so die Antworten, die mir weiterhelfen.
Ich kann auch mit dem Vorwurf das ist "nasses" Verhalten, denn darum gehts ja in der Fabel, nicht so viel anfangen; Nasses Verhalten ist für mich Verhalten unter Alkohol und Drogeneinfluss, das andere ist ein notwendiger Lernprozess. Woher solls denn kommen. Ich hab mit 13 angefangen mit Alkohol und Drogen, ich hatte doch gar keine Chance, auser fürs Abi irgendetwas sinnvolles zu lernen. Ich wusste mit 30. wie man clever andere Leute ausnutzt, über den Tisch zieht, usw. Ich kannte alle Sozialtechniken, die es mir erlaubt haben zu leben ohne zu arbeiten. Und danach hab ich das ja auch erst mal beibehalten, ich hatte gar keine andere Möglichkeit.
Was mir an der Fabel so missfällt, ich hör da so einen moralisch überhöhten Standpunkt raus, da ist jemand (der Autor der Fabel - nicht unbedingt der Erzähler) der kann Leben ohne Lampen umzuschmeisen, und da denk ich mir, warum behält er dieses Wissen für sich, warum erzählt er nicht wie das geht.
du hast das ganz richtig erkannt, dass in den Gruppen ganz schnell darauf aufmerksam gemacht wird, wenn du "abhebst". Die Leute, die dich dort schon eine Weile kennen, merken ganz schnell, wenn etwas mit dir nicht stimmt. Und dann kriegst du Rückmeldungen..... Und diese können - müssen nicht - bei dir wieder ein "aha-Erlebnis" auslösen und du kommst selbst drauf, was mit dir nicht stimmt. "Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann....". Das bedeutet nicht, dass du den Leuten nach dem Mund reden sollst. Du sollst/darfst/musst DU selbst bleiben. Und keiner von uns wird jemals 100%ig. Eine andere Frage wäre, ob wir das überhaupt wollen... Also ich will's nicht. Ich könnt mich ja selbst nicht leiden, wenn ich als eine Art überirdisches Wesen durch die ganz irdische/materielle Welt schweben würde.
Was diese Geschichte mit dem Bär ausdrücken will, habe ich so verstanden. Du kannst trocken - wenn du aber nicht nüchtern bist - genausoviel oder fast genausoviel Porzellan zerschlagen, wie in der Zeit, als du getrunken hast. Nichts mehr trinken - egal wie lange - bedeutet nicht automatisch, dass man nüchtern ist. Dass man gesund ist. Und nüchtern sein, bedeutet im umgekehrten Fall nicht, dass das ein Zustand ist, in dem man keinen Alkohol getrunken hat. Dein Körper ist nüchtern. Kein Promille Alkohol sind in deinem Blut nachzuweisen, deine Leberwerte sind spitze, alles ist okay.... und trotzdem kann dein Geist alles andere als nüchtern sein. Das habe ich bei AA gelernt. Und dass das nicht nur Worthülsen sind, habe ich bei AA erfahren....... Auch ich merke eigentlich ganz schnell, wenn mein Geist abdriftet. So ganz direkt ins Gesicht musste mir es bis heute noch niemand sagen. Aber wenn es mal so sein sollte, dann wäre ich um diese Ehrlichkeit von aussen sehr dankbar. Vielleicht nicht im ersten Moment.... aber nach einer nachdenklichen Weile ganz sicher. Und diese Ehrlichkeit finde ich eigentlich nur bei AA. Von anderen Gruppen kann ich aus dem Grund nicht reden, weil ich sie nicht kenne. Aber ich nehme an, dass es dort ganz genau so ehrlich zugeht, wie bei AA.
Alles im Leben liegt bei mir ganz allein. Ich allein entscheide, wie ich leben will. Was ich mir vormachen will. Und wenn ich mir etwas vormachen will und mir auch vormachen will, dabei glücklich und zufrieden zu sein, dann darf ich das. Warum denn nicht? Jeder ist seines Glückes eigener Schmied. Im umgekehrten Fall darf ich mich selbstverständlich für ein ehrliches, eigenverantwortliches und nicht perfektes Leben entscheiden. Wenigstens in den Punkten, die ich selbst beeinflussen kann.
Ich bin sehr froh, dass ich an den Tisch der AA's gefunden habe. Ich habe dort sehr viel mitnehmen dürfen. Heute noch nehme ich nach jedem meeting etwas ganz spezielles für mich mit. Und das hat eigentlich schon lange mit Alkohol garnichts mehr zu tun. Ich muss nicht jede Woche dorthin gehen, damit ich mir daheim nicht heimlich einen hinter die Binde giesse. Ich darf jede Woche dorthin gehen, weil ich mich zusammen mit den Freunden dort erstens erinnere, dass ich Alkoholikerin bin und zweitens: ich darf meinen Ballast, meinen täglichen Ballast, der trotz Banalität furchtbar drücken kann, dort auf diesem Tisch lassen. Man hört mir zu, ich bekomme evtl. eine Rückmeldung. Und ich höre wiederum den anderen zu und gebe, wenn ich etwas zu sagen habe, den anderen eine Rückmeldung. Ich hüte mich im Allgemeinen vor Ratschlägen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Also Leute, nobody is perfect.
Hauptsache wir lernen aus dem was wir erleben. Wir lernen auch aus unserem eigenen Verhalten. Deswegen brauchen wir uns nicht zu schämen und zu zermartern. Es geht weiter, das Rad dreht sich weiter und wir können aus jedem Tag das Beste machen, das Beste für uns. Das muss garnichts Grossartiges sein. In den Augen der anderen. Wenn der kleine Schritt vorwärts für uns ein Meilenstein ist, dann haben wir doch etwas Wunderbares geschafft. Da brauchen wir keinen Beifall von aussen. Das wissen wir ganz allein!
Was ist mit den all den Dingen, die ich in kleinen Schritten gelernt habe? Das Ganze hat mir gezeigt, daß jeder - ob nun 13 Jahre, 9 Monate, oder 1 Tag trocken - jeden Tag zu lernen hat.
Ich sehe es als Erfahrungswerte an, die ich ändern kann, ins Positive. Es ist doch so das Emotionen zu uns Menschen gehören, aber darüber nachdenken ob es Richtig ist denkt man erst wenn alles gesagt (geschrieben) ist. Zuzugeben daß das geschriebene mir Leid tut, das nenne ich Mut. Aber zurückziehen von diesem Board für eine Meinungsverschiedenheit würde ich mich nicht.
Hi Michael!
Leider kenne ich mich nicht aus mit den AA´s , meine Gruppe war das Blaues Kreuz. Erst ein Gruppenmitglied brachte den Ausdruck „nasses Denken“ von der LZT aus Fredeburg mit. Darüber wurde auch lange Diskutiert. Ich bin nicht so ganz mit allem einverstanden gewesen, habe es so gehalten das ich mir meine Meinung selber gebildet habe, und das ist bis heute auch so geblieben. Ich habe keine LZT hinter „ nur“ eine Entgiftung, ich weiß daß ich trocken bin und auch weiter bleiben möchte. Jeder Tag ist ein neuer Tag, das gilt auch für mich.
Hallo Mieze!
Zitat von Dir Hauptsache wir lernen aus dem was wir erleben. Guter Satz! Das tue ich, ganz bestimmt sogar.
ich denke es ist wurscht in welche Gruppe man geht, das ist am Angang sowieso eher Zufall, in welche man geschickt wird, oder hineinstolpert. Und die Erfahrungen sind ja auch gleich bis ähnlich - ich brauche andere, die mich verstehen, weil sie das gleiche erlebt haben: Aufhören wollen und nicht können..., sich nochmal im gleichen Kreis drehen ...
warum ich auf den Ausdruck "nasses Verhalten" etwas allergisch reagiere: Da wird ein Verhalten beurteilt und letztendlich verurteilt, von einer höheren Warte aus: wenn ich viel reden/schreiben muss, weil ich so einen Druck habe und/oder das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, dann zeig ich das g l e i c h e Verhalten wie zu meiner Nassen Zeit, ich halte große Reden, aber es ist nicht das s e l b e Verhalten. Das ist auch das, was die Fabel suggeriert,nämlich dass es wurscht ist (sein kann) ob ich besoffen bin oder nicht: und das stimmt einfach nicht. Ich hab die Chance zu lernen, und die habe ich nur trocken. Und wer sagt, dass lernen beim ersten mal funktioniert oder beim 10ten Mal. Das ist eine Hoffnung die ich habe und nicht mehr hergeben will
Meine Bedürfnisse (und auch der Druck der daraus entsteht) ist manchmal so groß, dass ich nicht anders kann, wie den gleichen Scheiß auf die gleiche Art nochmal anzufangen (z.B. mit meiner Frau über immer das gleiche streiten), es kann nur sein, dass das Ergebnis dann doch ein wenig positiver - nicht ganz so destruktiv - ausfällt.
Wenn man bei seinen `typischen´ Fehlern, dann das "nasse Verhalten" um die Ohren geschlagen bekommt, bleibt einem nur - sich zu schämen.... tschüß Michael
ZitatWenn man bei seinen `typischen´ Fehlern, dann das "nasse Verhalten" um die Ohren geschlagen bekommt, bleibt einem nur - sich zu schämen....
Schämen ist für mich nicht drin wenn ich über typische Fehler spreche , und ich habe bestimmt eine menge.
Zitatwarum ich auf den Ausdruck "nasses Verhalten" etwas allergisch reagiere: Da wird ein Verhalten beurteilt und letztendlich verurteilt, von einer höheren Warte aus: wenn ich viel reden/schreiben muss, weil ich so einen Druck habe und/oder das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, dann zeig ich das g l e i c h e Verhalten wie zu meiner Nassen Zeit, ich halte große Reden, aber es ist nicht das s e l b e Verhalten.
Da stimme ich mit Dir vollkommen überein, es war damals eine sehr heiße Disskusion,ich habe nicht eingesehen das das nasses denken sein sollte. Noch schlimmer fand ich es allerdings das man mit dem Lehrbuch unterm Arm in die Gruppe kam und daraus Selbiges vorlesen wollte, lach, das war für mich noch auf dem Weg trocken zu werden. Es nervte.
ZitatMeine Bedürfnisse (und auch der Druck der daraus entsteht) ist manchmal so groß, dass ich nicht anders kann, wie den gleichen Scheiß auf die gleiche Art nochmal anzufangen (z.B. mit meiner Frau über immer das gleiche streiten), es kann nur sein, dass das Ergebnis dann doch ein wenig positiver - nicht ganz so destruktiv - ausfällt.
Das ist für mich nicht streiten sondern Diskutieren