dieses Board habe ich eingerichtet um Meinungen über Themen in Gruppengesprächen zu erörtern. Denn, mir persönlich geht es meist so, daß ich erst nach den Gruppengesprächen die Thematik so richtig "verinnerliche". Das zu erklären würde etwas lange dauern, also gleich zu einem konkreten Beispiel:
"Wie spreche ich jemanden - z.Bsp. einen Arbeitskollegen - darauf an (Alkoholfahne) daß er mir schon mehrfach durch seinen Alkoholkonsum aufgefallen ist und - spreche ich ihn überhaupt an ?"
Ich bin ganz klar der Meinung man sollte jemanden direkt darauf ansprechen, etwa in der Form: `Du hast aber schon wieder eine Fahne` und nicht `Ich glaube du hast etwas getrunken` oder `Ich habe den Eindruck daß du etwas getrunken hast` bzw. `Ich mache mir Sorgen um dich, du machst auf mich den Eindruck als ob du wieder getrunken hast`
Hallo Tommie, auch wenn der Beitrag auf den ich heute antworten möchte schon seit einiger Zeit ungepostet im Forum steht, so finde ich das Thema dennoch sehr wichtig und aktueller denn je. Ich schließe mich Deiner Meinung hundertprozentig an !! Die Betroffenen müssen sofort, schonungslos und offen auf die vorhandene Fahne angesprochen werden. Allzulange haben die Menschen um mich herum aus falscher Kollegialität heraus geschwiegen. Sicher, es kam vor, das ich durch Anspielungen darauf angesprochen wurde, aber das wurde eher runtergespielt (von beiden Seiten). Erst als der Absturz nicht mehr aufzuhalten war wurden die Stimmen laut, dann aber gewaltig ! Ich möchte hier wirklich keinem einen Vorwurf machen, denn Schuld an meiner Krankheit habe ich, nur ich (sofern man bei einer Sucht überhaupt von Schuld reden kann).
Hallo tommie, ja, Deine Frage ist zwar schon ein bisschen länger am Brett, aber ich habe sie erst heute entdeckt und sie beschäftigt mich auch. Zwar bin ich - wie Du - auch der Meinung, ich sollte direkt sein und nicht vorsichtig ("Na, gestern mal wieder einen genommen? Haha!" ), aber das Direkte traue ich mir nicht. Vielleicht, weil ich weiß, wie unangenehm es mir war, auf meine Fahne, roten Augen... angesprochen zu werden. Ich weiß zwar, Vorsicht, Behutsamkeit nützt nix. Direkt drauf zu ist richtig. Aber ich schaffe es eben meistens nicht (ich habe da jetzt konkret einen Kollegen vor Augen, der meiner Meinung nach deutlich zu häufig schwer verkatert auf der Arbeit auftaucht). Also meine Frage an Dich: Wie machst Du das? Traust Du Dich die direkte Art? Oder gehts Dir auch so, dass Du Dich manchmal wider bessseren Wissens zurückhältst? Und wie machen es andere hier im Forum? Fragt
Guten Tag, ich wünsche mir, dass die Arbeitskollegen meinen Mann auf seine Fahne ansprechen würden. Ich wäre dann nicht die Einzige, die spiegelt, dass er trinkt. Aber bis heute bin ich allein mit meinen Wahrnehmungen. Ich bin die Einzige, die zugibt, dass seine Krankheit stört. Also bin ich sein Feidbild. Ich finde überhaupt, wenn es ernst wird halten speziell Männer extrem zusammen um ihre Lüge, ihre Krankheit und ihr Fehlverhalten zu verharmlosen, zu vertuschen. Ich habe schon als Kind beobachtet was es heisst, eine Frau eines Alkoholikers zu sein. Im Restaurant haben alle gelacht, zuerst über Spässe und anschliessende Blamagen, dann über eine entnervte Frau, oder die Tochter, die krampfhaft versuchten den Partner oder den Vater vom Restaurant nach hause zu holen. Sogar ich hatte damals noch das Gefühl, der Mann wäre ein Pantoffelheld. Obwohl ich fast in genau derselben Situation war. Nur hätten meine Mutter und wir Geschwister uns nie getraut unseren Vater nach hause zu holen. Wir mussten ihn aber ertragen, wenn er irgendwann doch nach hause kam---- Wie krank war ich doch schon damals. Heute frage ich mich sogar, ob ich die Personalberatung aufsuchen sollte. Es könnte sein, dass ich meinen Mann um Rat für sich selber und seine Familie bitten müsste. Unvorstellbar aber möglich. Ich werde es nicht tun, denn ich wäre ein Verräter und mein Mann könnte den Job verlieren. Das Dilemma ist nur, dass gerade weil er ein so guter Arbeiter ist niemand will, dass er seinen Job verliert, seine Familie leiden muss, er hat ja 3 Kinder....Jeder deckt, vertuscht, kneift.... Alkoholismus ist leider immer noch ein Tabu! Bis es zu spät ist? Zitrin
Sicher ist Dein Wunsch verständlich, aber Wunschdenken bringt Dich nicht weiter. Die Arbeitskollegen stören sich nur selten an einem Trinker. Erstens trinken sehr viele gerne, und sie wollen dieser Frage aus dem Weg gegen, zweitens sind Alkoholiker Meister im Vertuschen ihrer Krankheit, und drittens wird ein Arbeitnehmer für seine Leistung bezahlt, nicht für seine geistige Gesundheit.
Wenns mal soweit ist, daß sich Arbeitskollegen stören, dann steht die Kündigung meist schon vor der Tür.
Eher wird einem gestressten Kollegen empfohlen, mal was gegen den Druck zu trinken, glaubs mir. Da heißt es dann 'da besäufst Du Dich mal richtig, dann gehts wieder' - O-Ton eines früheren Chefs. So wie ich das schon erlebt habe, ist Trinken eine Verhaltensweise, die den meisten Kollegen als das Normale erscheint...ich hab diese Empfehlung jedenfalls auch noch gehört, nachdem ich schon trocken war.
Alkohol ist eine Arbeitsdroge...nicht umsonst war es im 19. Jahrhundert üblich, daß die Arbeiter zusätzlich zum Lohn eine tägliche Ration Schnaps erhalten haben. Und jeder Bauernknecht hatte den verbrieften Anspruch auf mehrere Liter Bier am Tag. Süchtige lassen sich leichter im Abhängigkeitsverhältnis halten.
ein ganz klares ja, ich spreche den/diejenige(n) direkt an. Nicht penetrant und dauernd, sondern konkret 1 oder 2 mal. Wenn so etwas in meinem Aufgabenbereich auffällt auch schon einmal so oft, bis eine gewisse Einsicht stattfindet oder der Weg zum Betriebsarzt unumgänglich wird. Das ist bei uns insofern auch kein grosses Problem mehr, da während der Arbeitszeit Alkohol mittlerweile grundsätzlich verboten ist.
Deine Beiträge lese ich mit wachsendem Interesse, gerade Deine Meinung zum Rauchen und Deinen Sieg dagegen. Alle Achtung! Ganz zu schweigen von Deiner Katzenliebe... überhaupt klingst Du für mich sehr „sortiert“, wissend.... angenehm.
Aber: Kein Alk, kein Qualm, keine Tränen..... was ist Dein „Ventil“? Du hattest was von Wut geschrieben, kannst Du die rauslassen? Wie?
Wie ist das mit Zucker und Kaffee? (In die Richtung drifte ich nämlich)
Überhaupt: wer bist Du? Hm, das geht dann wohl aber doch zu weit (oder steht das schon irgendwo?). Interessierst mich halt, Dein Umfeld, Beruf, Alter.... Bin 'ne Psychotante, mache mir gern ein Bild von den Leuten.
@ Zitrin
ZitatHeute frage ich mich sogar, ob ich die Personalberatung aufsuchen sollte. Es könnte sein, dass ich meinen Mann um Rat für sich selber und seine Familie bitten müsste.
Genau das ist Coabhängigkeit. Suche nicht nach Lösungen für ihn, sondern für Dich.
gar nicht so einfach, Dir zu antworten, ich versuchs mal.
Ein Bild kann nur eine Momentaufnahme sein...und der minitiger geht halt immer weiter.
Ich hab einen chaotischen und extremen Lebens-und Berufsweg mit Sprüngen und Brüchen und Paralleluniversen, momentan bin ich, 43 Jahre alt, in der Softwareentwicklung angekommen.
Daß ich sortiert und angenehm wirke, ist mir in letzter Zeit öfter gesagt worden, auch im wirklichen Leben. Das hat damit zu tun, daß ich mich einigermaßen wohl in meiner Haut fühle, Nichtrauchen gehört da ganz klar dazu. Ich weiß zur Genüge, wie es ist wenn ich mich nicht wohlfühle...und das ist auch mir schon mitten im Frühling passiert.
Natürlich hilft mir das Schreiben beim Sortieren, außerdem ist es eines meiner Ventile. Ich hatte mal einen Schub mit mehr Kaffee und Süßigkeiten, aber das ist wieder besser geworden. Ich ess Unmassen Obst, außerdem verschaff ich mir Bewegung, Bergsteigen, Fahradfahren, Yoga, Laufen, lauter Sachen die auch wieder ein geistige Dimension haben. Zitrin hab ich mal die formalisierten Zwiegespräche geschildert, die ich mit meiner Lebensgefährtin seit Jahren führe. Ich (oder besser:wir) versuchen halt, einen gewissen Lebensstil zu entwickeln, den ich aber in ein paar Zeilen gar nicht genau beschreiben kann.
Das letzte halbe Jahr hab ich nicht gearbeitet, ich fang demnächst wieder an, mal sehen was dann wird, kann ich im voraus nicht sagen. Ich geh davon aus, daß ich dann nicht mehr so viel Zeit zum sortieren habe, aber genau dann brauche ich eine gewisse Selbstdisziplin.
puhh - laufen, Fahrradfahren, Bergsteigen, formalisierte(?) Zwiegespräche, Yoga und immer noch dazu lernen - uff. Bislang dachte ich immer, es wäre schon eine enorme Leistung, seinen normalen Alltag ohne Alkohol zu leben. Aber wenn ich lese, was Du außerdem so los machst ... da kommen ja fast meine alten Minderwertigkeitsgefühle zurück - wenn ich nicht wüßte, das ich die nie mehr zu haben brauche.
Auch führe ich meine Gespräche nicht nach Anleitung, sondern immer aus dem Bauch heraus. Wenn man nüchtern ist, verlaufen Gespräche eigentlich meistens sehr gut. Sortiert bin ich - wie die meisten anderen Menschen - mal mehr mal weniger. Ich habe - glaube ich - auch manchmal noch extrem unsortierte Phasen, die aber durchaus ihre sympathischen Seiten haben. Mache ich da etwas falsch?
Deine Beiträge schüchtern mich manchmal etwas ein - ich denke dann immer, ich tue noch gar nicht genug.
Ich glaube nicht das wir da ein schlechtes Gewissen haben müssen . Ich denke eher das ist ein Ausdruck eines anderen Lebensgefühls, man nimmt sich ernst und Zeit für sich selbst. Man kann Schönes genießen, zb Bergsteigen - Aussicht etc. Dinge eben die man früher garnicht wahrgenommen hat weil man mit dem Suff beschäftigt war und nicht aus seiner Haut konnte. So erkläre ich mir das.
Ich gehe jetzt auch regelmäßig schwimmen und 1x wöchentlich ins Yoga ( mach Yoga aber nur da, also nicht zu extrem ). Wäre früher auch undenkbar gewesen; und ich bin auch gerne mit mir alleine und kann mich beschäftigen, ohne Leere zu fühlen. Ich habe das Gefühl mich eben zu entwickeln, und das tut mir gut.
stell Dir einfach vor, daß mein Leben schon mal komplett aus dem Ruder gelaufen war und ich schon ziemlich viel gegensteuern mußte. Bei mir war nämlich lange gar nichts so, wie es üblich ist. Vor 19 Jahren war ich ein obdachloser Drogenabhängiger, gestrandet in einer deutschen Millionenstadt, mit abgebrochenem Studium, mit einer Vorstrafenliste und einem Riesenberg Schulden...es war ziemlich anstrengend UND ES WAR SEHR VIEL GLÜCK DABEI, bis ich da draußen war. Den Unterschied zu heute kann ich mir selbst kaum mehr vorstellen. Dabei hab ich dann erst angefangen, problematisch zu trinken, und eigentlich hab ich mit dem Trockenwerden bloß noch die Reste verarbeitet...dem Alkohol hab ich die Macht über mich gar nicht mehr so vollständig überlassen wie früher anderen Sachen..ich war in der Alkoholkontrolle ziemlich hart zu mir selbst, einfach aus Angst.
Meine sportlichen Betätigungen hab ich sogar durch die Alkoholzeit durchgerettet, und ich habs auch genossen. Meine dunkle Zeit war Anfang der 80ger, da hab ich überhaupt nichts mehr gemacht..und da hat mit auch nichts mehr Spaß gemacht. So schlimm wars nie wieder.
Ich mußte mir halt auch überlegen, was ich vom Leben eigentlich will, und sicher bin ich da ziemlich eigen geworden. Bei Dir war das wahrscheinlich nie so extrem. Da braucht Dich jedenfalls nichts einzuschüchtern.
Was ist dabei, wenn ich 10 Bergtouren im Jahr mache, 2 mal in der Woche hier durch die Wälder radle und ab und zu laufe und immer wieder Yoga mache? Heut leb ich auf dem Land und kanns von der Haustür weg tun. Ich mach ja nicht alles auf einmal...dafür haben wir schon vor über 10 Jahren den Fernseher abgeschafft, und ich habe relativ wenige familiäre oder gesellschaftliche Verpflichtungen.
Ich bin doch auch nur ein ganz normaler Wahnsinniger, der halt irgendwie mit sich klar kommen muß...und froh ist, daß das inzwischen einigermaßen klappt.
Das ist es, was ich gemeint habe: dass wir nach "Beendigung" unseres süchtigen Verhaltens, nach einer Anfangszeit der Aufarbeitung, der Selbstbesinnung, des Zurückfindens zu unserem eigentlichen Selbst, dass wir dann die Chance haben, endlich unser "richtiges" Leben, so wie es schon immer in uns geschlummert hat, leben und gestalten zu können.
Bei mir ging das nicht von heute auf morgen. Ich habe intensive Gruppenarbeit und eine Zeit der körperlichen und seelischen Erholung für mich in Anspruch genommen. Ich habe gelernt, auf meine eigenen Bedürfnisse zu hören, sie wahrzunehmen und ihnen auch nachzukommen.
Wie dieses Leben dann für jeden einzelnen aussieht, das ist so unterschiedlich und darf auch so unterschiedlich sein, wie die Menschen selbst.
Liebe Helena, auch ich habe mich anfänglich durch obszessive Radfans in meiner AA-Gruppe verunsichern lassen. Für sie war es eine Erfüllung, für mich wär es eine Strafe gewesen.... Manche Leute haben begeistert erzählt, wie sie jetzt zu Ärzten, Zahnärzten, Massage- und Fitness-Terminen pilgern würden. Auch dieses war nicht mein Ding.....
Ich hab meinen Weg gefunden, oder besser ausgedrückt, er hat mich gefunden. Wir sind uns beide entgegen gekommen und haben uns getroffen....
Das ist das Wichtigste, finde ich. Natürlich darf man sich an anderen orientieren, etwas abgucken, das man interessant und nachahmenswert findet. Aber man muss es nicht. Man muss garnichts...
Ich wünsche uns allen, dass wir unseren Weg heute finden und bereit sind, ihn zu gehen. Dass wir Freude daran haben und offen sind für alles, was uns begegnet!!
na da hast Du ja einiges hinter Dir. Krankheit als Weg, fällt mir dazu ein. Viele leben an der Oberfläche. Manchmal habe ich tatsächlich den Eindruck, dass man sich des Wertes seines Lebens nur bewusst werden kann, wenn man auch schlechte Zeiten erlebt hat. Es muss nicht immer so tief gehen.
Einige Menschen sind „ganz oben“ und haben nie genug. Sie messen Zufriedenheit an Werten, materiellen Erfolgen, beruflichen Anerkennungen. Kein Zweifel, ohne Geld ist es schwierig in unserer Gesellschaft zufrieden sein zu können, weil eben auch Kultur und Bücher was kosten, ganz zu schweigen von Kindern. Das Maß ist wohl entscheidend, und da haben die Alkoholiker, oder überhaupt die Süchtigen, offenbar Schwierigkeiten mit, wie wir hier im Forum auch schon festgestellt haben.
Ich höre an dem Punkt einfach mal auf, obwohl mir klar ist, dass man in diese Richtung weiter philosophieren kann. Nicht zuletzt kann aber jeder nur seine Zufriedenheit finden, so wie das die Miez gemacht hat. Ich neige auch dazu, zu anderen zu „schielen“, deren Lebenskonzepten nachzueifern, ganz einfach weil ich nicht weiß, was mir gut tut. Stelle ich fest, dass ich lesend, träumend, nichts tuend klar komme, habe ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil andere das für Rumhängen und träges Faulenzen halten. Andere! Ja Mist....
Du schreibst auch, dass Du Glück hattest. Ich glaube, wer „unterwegs“ ist, noch dazu mit einem Ziel und einer positiven Grundhaltung, kann dem angeblichen Glück „von außen“ kaum aus dem Weg gehen, weil er es sich dadurch selber schafft.
Die Gespräche mit Deiner Partnerin, haben die was mit Transaktionsanalyse zu tun? Thomas A. Harris, Friedemann Schulz von Thun? Du sprichst aber auch von einem Lebensstil.... woran sich wieder viele Fragen anschließen würden ....
Danke, dass Du so offen warst. Du machst mir Mut, genau wie alle anderen, die es schaffen sie selbst, „ihr eigener Mensch“ zu sein, wie das Helena so schön sagt, bzw. das Gedicht, das zu ihrem Lebensmotto geworden ist.
zu deinem Beitrag ist mir etwas eingefallen, das ich gestern erst gelesen habe. Es stammt aus dem Hazelden Meditationsbüchlein "Tage der Heilung - Tage der Freude" und ist dem 3. April zugeordnet, aber ich stelle es jetzt einfach mal ein:
Ein Leben innerer Zufriedenheit ist kein gegebener Zustand, es muss erst entwickelt werden. Es bedeutet nicht Ankunft, sondern Unterwegssein.
Nicht nur das zufriedene Leben, sondern Leben überhaupt ist ein Prozess. Wenn unsere Vorstellung klar genug ist, sehen wir, dass nicht alles gleichzeitig geschieht, dass nichts erst ganz abwesend und dann plötzlich ganz da ist. Der Teil unseres Wesens, der Schmerz und Furcht erzeugt, entstand erst mit der Zeit. Wir wurden nicht auf einmal ängstlich, sondern nach und nach und durch einzele Erfahrungen. So lernte ein Teil unseres Inneren, das Schlimmste zu erwarten, sich zu verkriechen vor dem Leben und sich mit Brosamen zufriedenzugeben.
Die Entfaltung einer gesunden, zufriedenen Lebensweise ist gleichfalls ein Prozess. Der Teil unseres Wesens, der auf Besserung hofft, der uns mutig aufstehen und unsere Rechte beanspruchen lässt, entwickelt sich ebenfalls nach und nach und durch Erfahrungen. Deshalb ist es so wichtig, jeden Erfolg zu feiern, wie klein er auch sein mag. Er gibt uns zu verstehen, dass die Richtung stimmt. Wir haben allen Grund, Gesundheit und Glück zu erwarten. Solange wir uns vorwärts bewegen, kommen wir auch an.
Ich bejahe, dass das Leben eine Reise ist. Ich habe die Illusion aufgegeben, eine "Ankunft" sei notwendig, um sich glücklich zu fühlen.
ZitatDas ist es, was ich gemeint habe: dass wir nach "Beendigung" unseres süchtigen Verhaltens, nach einer Anfangszeit der Aufarbeitung, der Selbstbesinnung, des Zurückfindens zu unserem eigentlichen Selbst, dass wir dann die Chance haben, endlich unser "richtiges" Leben, so wie es schon immer in uns geschlummert hat, leben und gestalten zu können.
Ja liebe Mieze, genau so empfinde ich das, vielen Dank für diesen schönen Satz.
"So wie es schon immer in uns geschlummert hat" .... ja, eine Idee hatte ich wie ich sein könnte, wenn ..... Ich traute mir nichts zu, litt und zog vor allem was mit Verantwortung zu tun hatte den "Schwanz ein", man könnte mir ja bei zuviel Einsatz wieder irgendwie an den Karren fahren, oder ich werde sonst die Verantwortung nicht wieder "los" .... ! Das wirkte sich natürlich auf alle Lebensbereiche aus und ich fühlte mich immer unverstanden.
Dazu fällt mir ein kleines Beispiel ein, es ist nichts dramatisches aber es zeigt wie ich mich fühlte, klein machte. Vor über 10 Jahren war ich mal dummerweise in einem Buchclub. Da ich mal nix bestellte bekam ich den Vorschlagsband, der nie bei mir ankam, sei es geklaut von der Tür weg oder eben nicht versandt. Nachdem ich eine Mahnung bekam zahlte ich das, also lieber zahlte ich das bevor ich noch irgendwelchen Ärger bekommen könnte. Ich rief nicht an und stellte nichts klar, oder zahlte eben nicht, da nichts erhalten ... Das ist sicher keine großartige Geschichte und es gibt sicher viel krassere Geschichten, aber mir bleibt sie immer in Erinnerung, weil sie ein gutes Beispiel dafür ist WIE klein ich mich machte. So etwas würde mir heute keinesfalls mehr passieren, dazu bin ich nun viel zu offensiv und fordere das mir zustehende Recht .