Die Offenheit deines Berichtes hat meines Erachtens den grössten Respekt verdient. In Gruppenabenden habe ich ähnlich ehrliche und erschütternde Geschichten gehört. Aber da sassen vielleicht 10 Leute um den Tisch. Und du hast den Mut und stellst das ins Netz. Ich hoffe, dass viele, viele Betroffene diese Geschichte lesen.... Vielleicht gerade dann, wenn sie mit dem Gedanken spielen "ach ein Gläschen könnt doch nicht schaden" oder "ich bin doch vielleicht garkein Alkoholiker".
Ich will dich nicht auf einen Podest stellen, denn da könntest du runterfallen und dir wehtun. Aber ich will dir sagen, dass auch ich grosse Hochachtung vor dir habe und dass es auch für mich eine grosse Ehre ist, bei dir auf deinem Board Mitglied zu sein.
Bei all der Begeisterung sollten wir vielleicht den Tommie heilig sprechen! Meinen Segen hätte er!
Tommie, schämst du dich echt der Dinge, die passiert sind? Ich meine, du hast überhaupt keinen Grund dich zu schämen. Nach meinem Gefühl müsste man sich nur schämen, wenn man nichts dagegen unternommen hätte und besser spät als nie, oder? Es war ja nicht zu spät. Aber vielleicht kann ich mich da auch nicht reinversetzen.
danke für diese Resonanz. Darüber einmal zu schreiben hat mir gut getan, und anscheinend zahlt sich Offenheit doch aus .
@ Frank, dieses Gänsehautgefühl kenne ich auch, vielleicht zählt es mit zu den Faktoren, die mich trocken halten.
@ Seemäusle , komme nie auf den falschen Gedanken dich ganz klein zu fühlen. Du bist größer und stärker als du es dir selbst gegenüber vielleicht zugibst. Du bist schon soooo viele Tage trocken ---> , weiter so .
@ Bea , darüber zu "reden" ist nicht leicht, das stimmt schon; aber es tut gut .
@ alea , die Türe auftreten zeugt von viiieeeeel Fantasie ; wurde das teuer ?
@ Rosa Krebs , ja, kenne ich (Phönix...) ; nur: fliegen kann ich immer noch nicht .
@ Ameise , nicht "mein" Board, sondern unseres !
@ Mieze , bitte kein Podest, denn wenn ich falle, dann meistens heftig - bis der Arzt (Knochenbrecher) kommt.
@ Seemaus , nein, keine Scham. Es ist nur so, daß einige Personen hier mitlesen, die mich persönlich kennen - und da bin ich bisher "ein wenig vorsichtig" gewesen. Wie ich merke, zu Unrecht. Heilig sprechen geht nicht, ich bin doch der ungläubige tommie ...
Tja, umso bemerkenswerter, dass Du es getan hast, obwohl Dich einige kennen. Ich hab die Ereignisse, die zum Delirum führten nie erzählt.
Die Tür: das ist nicht so eindeutig zu beantworten. Zu dieser Zeit lebt ich in äh ungewissen Wohnverhältnissen. Bin früh, mit 17 Jahren, ausgezogen, der Verantwortung war ich in keiner Weise gewachsen. Das Geld kam zwar noch von zu Hause, der Kontakt war aber abgerissen. (Ich glaub die waren auch froh, dass ich ging, das war die paar Kröten wert) Das Trinken schon gewohnt kam ich schön langsam immer weiter runter, schaffte noch mit Müh und Not und Tricks die Schule zu beenden. Danach, nach der Matura, begann sich alles zu verselbstständigen, vor allem die Geschwindigkeit des Abstiegs. Von da an tat ich nichts mehr. Ich geriet in die sogenannte schlechte Gesellschaft. Hin und wieder fand ich mich auf dem Kommissariat wieder, Anzeigen ("ungestümes" Verhalten, Vagabondage[wurde später abgeschafft], und anderes) folgten. Die Wohnungen: ja, hier und dort und auch sonstwo (Münzklosett um öS 1,--, sehr preiswert). Manchmal ging ich auch nach Hause, was die Whg meiner Eltern war. Die andere, meine erste, hatte ich verloren. (Ich wurde rausgeschmissen, ganz einfach.) Das alles störte mich nicht wirklich - es war zum Normalzustand geworden und vor allem das, wie ich mich selbst sah/sehen wollte. Meine Abhängigkeit konnte ich aber nicht mehr länger ignorieren: dass ich es kaum noch schaffte, im körperlichen Sinn, sagen wir 12 Stunden nichts zu trinken. Trübe Gedanken hatte ich damals eher nicht, ich hatte meist gar keine, weil mir alle scheißegal war. Die Mengen, die ich für normal hielt, hatten ein ziemliches Ausmass erreicht - und ich trank damals bis zur Auslöschung. Dazu kam meine äh nicht einwandfreie psychische Grundhaltung... Es waren letztendlich die immer erheblicher auftretenden Entzugserscheinungen, die mich dazu bewogen, Schluss zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich nicht viel: dass es Krankenhäuser, dieses und jenes gibt, wo man Hilfe finden kann, und wenn, wäre ich nicht freiwillig hingegangen. Daher mein Entschluss es auf diese Art, dass man das "kalt" nennt wußte ich nicht, zu machen. Endete am 8.6.83 (sind so Daten die man nicht vergisst). Ich wohnte damals bei einem Freund, öS 4000,-- war mein Anteil - und ich brauchte lange um das zu bezahlen Wie schön, dass das ein Board für Alkoholiker und Angehörige ist, daher behalte ich es bei mir, wovon ich damals lebte.
Dass ich in den Neunziger Jahren wiederum reinrutschte, schaut vielleicht unbegreiflich aus - ist es aber nicht !