Ich habe ein Problem aus der Gruppe mitgebracht, zu dem ich gerne Eure Meinung hören würde.
Wir haben zwei Leute in der Gruppe, die zu Weihnachten jeweils ein "gemütliches" Glas Wein getrunken haben. So weit so schlecht, zunächst denkt man ganz klar: Rückfall. Es ist aber leider etwas komplizierter.
Die eine hat eher ein Tablettenproblem, denn ein Alkohol-Problem, der andere hat auch vor seinem Ausstieg nur geringe Mengen getrunken (aber dennoch nur mit Hilfe aufhören können) und den alk eher als ablenkung für ein massives Angstproblem benötigt (nagelt mich hierauf bitte nicht fest, es ist nicht meine Sichtweise, ich kann diese Begründung selber nur schwer einornden).
Meine Frage an Euch ist: was macht man da? Beide Rückfaller sind sehr nette Menschen und fester Bestandteil unserer Gruppe.
Mein erster Impuls ist: wenn die beiden nicht einsehen, dass es ein Rückfall ist und sich in Zukunft ein wirkliches trockenes Leben vornehmen (was bei beidn nicht wirklich der Fall ist), haben sie in der Gruppe nichts zu suchen. Das würde mir aber sehr leid tun.
Mein zweiter Impuls ist: wenn man die nun aus der Gruppe kegelt, dann geht die Tür zum Suff wieder meilenweit auf und möglicherweise macht man sich mitschuldig, mache ich mich mitschuldig an einem heftigen Saufanfall.
Habt ihr eine Idee? Für mich fühlt sich das offengestanden sehr schecht an.
"Mein zweiter Impuls ist: wenn man die nun aus der Gruppe kegelt, dann geht die Tür zum Suff wieder meilenweit auf und möglicherweise macht man sich mitschuldig, mache ich mich mitschuldig an einem heftigen Saufanfall."
Genau das ist die Denkweise die Coverhalten schafft. Ich würde sagen, lass sie in der Gruppe, sie müssen selber sehen wie sie klarkommen, und solange sie die anderen nicht stören ists gut. Gerade beim ersten ist mir persönlich nicht klar wie der einzuordnen ist, gibt es denn keine tablettengruppen mal so gefragt? Und beim zweiten, entweder er hat ein Angstproblem UND ein Alkoholproblem, oder er hat ein Angstproblem UND KEIN Alkoholproblem (also nur "Mißbrauch" statt Abhängigkeit). Im zweiten Fall hat er in einer Alkoholikergruppe nichts verloren.
Hallo Merryl, gibt es denn wirklich nur diese Alternativen? Gestehen oder erschießen? Wie entwickelt sich denn die Tablettenabhängigkeit bzw. die Angstanfälle? Vom Board wird doch auch keiner rausgeworfen, wenn keine "Einsicht" da ist.Oder meinst du, die Haltung der beiden demoralisiert eure Gruppe? Welches Gefühl hast dudenn, das dir diesen Druck macht, etwas tun zu müssen? Lieben Gruß, Conny
also mich würde erstmal interessieren, warum die beiden in die Gruppe gehen;
Zitat Die eine hat eher ein Tablettenproblem, denn ein Alkohol-Problem
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eher ... denn. Also gut Tablettenabhängigkeit: ja. Und Alkohol? Kein Problem, oder doch so ein bisschen? Oder sogar ein bisschen mehr?
Seid ihr eine reine Alki - Gruppe? Falls ja, dann haben in meinen Augen die beiden bei euch nicht wirklich was verloren. Denn entweder haben Sie kein Alk - Problem, oder sie sehen es - noch - nicht ein. Und da wäre es mir egal, ob sie nett sind, oder nicht.
Denn dauerhaft kann das in der Gruppe wohl nicht gut gehen. Irgendwann kommen vielleicht auch andere auf die Idee, dass ein ach-so-richtig-gemütliches Glas Wein doch wirklich nicht schaden kann.
Was anderes ist es natürlich, wenn ihr eine gemischte Gruppe seid. Denn dann finde ich, sollte jeder nur von seiner "Droge" abstinent bleiben. (Ob das jetzt sinnvoll ist, wenn Tablettenabhängige Alkohol trinken weiß ich allerdings nicht. Bei dem Angstproblem vermute ich mal ähnliches).
Zu deiner Befürchtung wegen Saufanfall usw.: Ich prügle mir immer wieder ins Hirn, dass die Gruppe, oder einzelne Mitglieder niemals Schuld haben, wenn einer wieder anfängt zu saufen. Denn Schuld hat allein derjenige selbst.
Wir wollen eigentlich schon eine Suchtgruppe sein, also nicht nur alk, wir haben auch noch einen Drogen-Süchtigen bei uns. Insofern istes beim Tabletten Fall wohl schon tolerabel. wenn da nicht:
..."denn dauerhaft kann das in der Gruppe wohl nicht gut gehen. Irgendwann kommen vielleicht auch andere auf die Idee, dass ein ach-so-richtig-gemütliches Glas Wein doch wirklich nicht schaden kann"....
wäre. Die Tablettenfrau hatte ihr Glas nämlich angekündigt und auch mit uns diskutiert, der andere hat dann gleich mit gemacht.
Zu dem Gedanken: muß es denn gleich "schieß oder stirb" sein? sei gesagt: das weiß ich ja gerade nicht. ich kann mir aber schwer vorstellen, dass eine Gruppe mit Leuten, die von sich behaupten, sie seine "keine richtigen" Alkoholiker (auch wenn sie das nicht so deutlich sagen) funktionieren kann.
Und Conny: mein gefühl ist zunächst mal, dass ich mich von beiden ein wenig verarscht vorkomme, in meiner eigenen Sucht nicht für voll genommen und wenig Lust habe, aus dieser Reaktion heraus irgendwas falsch zu machen. Ich glaube, das trifft es.
"wenn die beiden nicht einsehen, dass . ." geht bei uns in der Gruppe allein über Sachargumente. In solchem Fall reden wir drüber d.h. Austausch von Argumenten, mehr nicht. Wir haben nämlich auch so einen bei uns. Der verharmlost z.B. alkoholfreis Bier. Gegenargument: da ist 0,3-0,5 % Alk drinnen. Sagt er, das sei ja so wenig, dass es nicht schadet. Gegenrede: das muss nicht bei allen so sein. Sagt er, glaubt er nicht, kommt mit den Jahren usw.usw
Nun ist es aber so, dass dieser Mensch immer öfter mit seinen "unumstößlichen Weisheiten" ankommt, dass er eigentlich nur sich selber sieht (aha! geht einher mit seinen völlig indiskutablen Ansichten.) Er isoliert sich selbst. Irgendwann wird er sich erhaben fühlen und nicht mehr kommen. Liebe Merryl, solange können wir aber nicht warten. Unter keinen Umständen. Alle sind wichtig, besonders die neuen, unsichereren. Und währenddessen soeiner seinen Senf verbreitet, kann ja zur selben Zeit nichts anderes wachsen. Das wäre meine Hauptkritik.
Bei uns wird zwischen Tabletten und Alk nicht unterschieden, weil man beides gegeneinander austauschen kann.
Also klare Verhältnisse, damit keiner verunsichert wird.
Max nochmal, wenn ihr schon solche Meinungsäußerungen toleriert, dann aber nur, wenn solche Themen + Gedanken die Ausnahme bleiben, am Rande, bzw. als Frage. Wenn auch nur ein einziger von uns sich "verarscht" (wie du sagtst) fühlt, dann war's das . Max
für mich sagt dass ganz klar aus das hier ein Alkoholproblem vorliegt.
Bei uns in der Gruppe sehen wir das so, wenn ein Rückfall gebaut wird, reden wir darüber und versuchen gemeinsam den Auslöser dafür zu finden. – Vorausgesetzt das der Betroffene damit einverstanden ist und den Rückfall selbst eingebracht hat.
Rückfälle die nicht von dem Betroffenen selbst offen gelegt werden kommen also in der Gruppe erst gar nicht auf den Tisch. Eine oder mehrere Personen die gut mit ihr/ihm umgehen können und auch sein Vertrauen besitzen werden ein gemeinsames Gespräch führen.
Generell gilt jedoch bei mir sowie auch in der Gruppe
„Ich kann ein Pferd zur Tränke führen, aber Saufen machen kann ich es nicht“ Die Entscheidung muß letztlich jeder für sich treffen.
Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, das ich je mehr meine Frau oder andere darauf drängten, ich solle doch nicht trinken, um so aggressiver wurde mein Trinkverhalten.
Bis vor einem Jahr kann ich auch nicht von Rückfällen reden, sondern es waren immer nur längere Trinkpausen.
Rausgeschmissen aus der Gruppe wird bei uns jedoch keiner der wirklich Hilfe sucht. Anders ist es da mit Leuten die uns einreden wollen sie hätten kein Problem mit Alkohol – haben aber den Führerschein mit über 2 Promille verloren und sind dann auch noch der Meinung sie fahren betrunken immer noch besser als andere nüchtern.
@ Max,Danke für die antwort. aber es ist mir noch nicht so ganz klar, was Du meinst. Du meinst Sachargument gegen Sachargument stehen lassen? Hmm... Ich habe das ausgrenzen von anderen (das sich manchmal natürlich nicht vermeiden läßt, gerade, wenn es unbelehrbare wackelkandidaten sind) in einer anderen Gruppe schon erlebt. die Folge war eine Fraktionenbildung und der Bruch der Gruppe. Es ist halt schwer sachargument von Meinung zu trennen.
@Mannfredo danke, da ist was dran, zu seinem Glück kann man niemanden zwingen.
Merryl (übrigens ein männlicher name, max ;-)))) )
(mensch meier diese neumodischen Namen, früher war das eindeutiger, bitte um Entschuldigung).
Sachargumente: 1. Alkoholiker können nicht kontrolliert trinken 2. auch nach vielen Jahren der Abstinenz reichen kleinste Mengen Alk aus ,um den Teufelskreis von vorne anfangen zu lassen. dafür gibt es unzählige und hinreichend belegte Beispiele. 3. die Krankheit bleibt lebenslang! Aber ich kann immer das erste Glas stehen lassen, das zweite jedoch nicht. Punkt!
Wer dieses bestreitet, der ist falsch am Tisch bei uns. Er darf und soll gerne fragen, ob nicht vielleicht doch ?? Dann gibt es den Austausch der Erfahrungen. Das geschieht in der ich-Form, also bei mir war das so und so. Aus, Maus, Ende. Denken kann der andere bitte alleine. Denn wenn er das nicht könnte oder täte, dann kommt er nie aus der Knete, seiner Knete.
Und jetzt kommt's: derjenige mit der "aber einmal geht es doch oder?-Meinung" wird merken, dass er alleine dasteht. Er wird merken, dass sämtliche 'echten' Alkoholiker eine merkwürdig übereinstimmende Meinung vorbringen und Haltung dazu zeigen, welche sich von der seinen signifikant unterscheidet. Und diese Meinung begründet sich eben auf den o.g. Punkten 1-3 0der weiteren solchen.
In der Weinbrandbohne ist Alk, im Yes-törtchen ist 6 % Alk in der äußeren Hülle, Hustensäfte enthalten häufigst Alk usw. usw. Und wer das alles besser weiß, und mit ja aber?!-Diskussionen kommt es könte doch aber sein . . , der soll nicht länger meine Zeit stehlen. Das allerletzte ist dabei für mich das Argument "da hat mal einer gar nicht gewusst, dass da Alk drinnen war, und da hat es ihm auch nicht geschadet". Kann ja sein, dass der entsprechende Rückfall erst nach Tagen bis Wochen kam, und keine konnte ihn zuordnen. Und keiner wusste, wie es denn "plötzlich" so kam!!
Letzter Gedanke (so auch in der richtigen Reihenfolge): der Neue oder Sachminderkundige darf bei uns fragen oder meinen, selbstverständlich. Denn Erfahrung ist nicht übertragbar!! Aber ich denke, dass es im Normalfall der Ton sein wird, in welchem der Fragende sich äußert. Das ist immer so mein stiller Maßstab.
ich möchte ganz kurz mein Erlebnis daraufhin schildern. In die Gruppe, die ich vor 4 Jahren besuchte, kam auch ein solcher Mensch, der seine Weisheiten lange und breit austreten durfte. Ich war damals nicht in der Lage, dem entgegenzutreten, war ich selbst erst drei Tage trocken. Hinzu kommt, dass ich Menschen nicht gut beurteilen kann (bzw. auch gar nicht will),. Bei Ihm hatte ich eben nur dieses miese Gefühl. Heute weis ich, dass ich mich was den Alkohol betrifft, auf mein Gespür sehr gut verlassen kann. Damals habe ich allerdings trotzdem die Gruppe verlassen. Die Gruppe hat sich nun auch entgültig aufgelöst-was ich nicht zuletzt darauf zurückführe, dass keiner dem Treiben von X Einhalt gebieten konnte. Ich habe Ihn auch vor kurzem noch einmal gesehen, am Bahnhof. Ich habe allerdings schnell die Seite gewechselt, um nicht von Ihm erkannt zu werden. Falls er dazu noch fähig gewesen wäre. Ich bereue nun schon ein bischen, damals nicht meinem Gefühl gefolgt zu sein. Mit ein bischen mehr Mumm, hätte die Geschichte vielleicht anders enden können.
du machst mir Mut indirekt, unseren Rechthaberischen doch bald zu erstechen, weil er nervt bloß letztlich, der Egoist. Danke für deinen Beitrag. Grüße von Max
Ist das der Umgangston, den Ihr in der Gruppe pflegt?
Da bin ich ja heilfroh keine Gruppe zu besuchen.....stell Dir vor ich vertrete meine Meinung manchmal auch sehr hartnäckig und habe nicht immer Recht Und dafür gleich ein Messer im Rücken...? Äähm... wohnst Du in Kreuzberg?