Ein paar Anregungen und "Korrekturen zum Höhlenmenschen"...
Habe erst jetzt hier reingeschaut und halte mich eigentlich eher lieber aus Gesprächen hier raus, da ich mir als Co eigentlich nicht so fühle, zu der Alkoholikerproblematik meinen Senf dazuzugeben...
Jedoch sprichts Du hier wohl eher eine Sache zwischen Mann/Frau an, die eigentlich nicht unbedingt nur allein mit Alkoholismus zu tun hat... wie ich denke...
"In meiner Wut habe ich schon mal gedacht jetzt wieder zu trinken" Nun, das lass mal lieber. Wäre vielleicht nicht gerade die beste Wahl im Moment. Ich finde es nämlich sooooo toll, dass Du es geschafft hast, für Dich!!!
"Ich möchte einfach, dass der Partner so ist, wie er ist und das er freiwillig auf mich zu kommt, wenn er Lust hat. Vielleicht sind das zu idealistische Ansprüche?"
Nein, sind es nicht!!! Auf keinen Fall. Das ist ein absolut berechtigter Wunsch, der auf Respekt und Aufmerksamkeit in einer Partnerschaft beruht, wie ich meine. Also mein Eindruck ist, aus dem was Du schreibst, dass er sich mit allem überfordert fühlt und unter Druck gesetzt.
Meistens, was ich zumindest so festgestellt habe, ziehen sich Männer noch mehr zurück, wenn sie sich unter Druck fühlen, weil sie vielleicht nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen... Druck erzeugt Rückzug (oder was anderes)!
Und dennoch sind Deine Wünsche und Bedürfnisse völlig berechtigt! Du sollst ja auch auf keinen Fall darauf verzichten und ständig für alles Verständnis haben. Schliesslich sind Frauen ja keine Masochisten... jedenfalls nicht als solche geboren, wie ich meine...
Vorher lief vielleicht bei Euch alles, hat sich alles so eingespielt. Du hast Dich in den Alkohol zurückgezogen und er hat sein Ding gemacht. Heute, mit klarem Verstand siehst Du vielleicht, was da wirklich für ein Leben um Dich herum passiert und ich kann mir vorstellen, dass das für Dich vielleicht alles erstmal neu ist. Und für Deinen Mann wahrscheinlich auch.
Meistens brauchen Männer jeddoch ein wenig mehr Zeit, um was zu realisieren und dann auch umzusetzen oder sie sind halt nicht in der Lage es umzusetzen, dann musst Du halt für Dich entscheiden, was Dir wichtiger ist: Nebeneinander herleben oder zusammen leben und zusammen wachsen und zusammen fühlen und ein offenes Ohr füreinander haben. Wenn eine Seite kein Ohr mehr für den anderen hat, dann hängt doch was mächtig schief... oder??? Dann ist keine Balance mehr da...
Von Bea kam: "Vielleicht will er ja ganz einfach nicht, das sich irgendetwas ändert, denn seiner Meinung nach lief ja alles gut, oder ?"
Also Veränderung bei Männern glaube ich, dauert so seine Zeit oder sie passiert halt nie. Das liegt dann an dem entsprechenden Mann, ob es (die Frau) ihm denn wichtig genug ist, dass er das Bedürfnis verspürt etwas zu verändern. Obwohl ich das Wort Veränderung hier unpassend finde, weil es geht doch eigentlich "nur" darum, dass Mann der Frau mal wirklich zuhört, was denn jetzt ihre Wünsche sind und sich nicht einfach so sang und klanglos verkriecht oder verabschiedet und für ne Weile mal wieder verschwindet...
Von Jutta: "Lass ihm Zeit, er als Angehöriger eines suchtkranken Menschen in der Heilungsphase bzw. auf Entdeckungsreise für ein alkoholfreies Leben muss sich jetzt umstellen, das ist gar nicht so einfach. Letzten Endes hat sich nicht nur dein Leben geändert, seitdem du nicht mehr trinkst, sondern auch seins. Für ihn gibt es jetzt völlig neue Gesichtspunkte."
Dem stimme ich voll zu!
Ich finde Lis hat das gut ausgedrückt: "Mein Gefühl war auch dabei, doch es wurde dadurch entlastet, dass mein Verstand ganz deutlich in Ich-Form redete."
Ich habe mich auch oft ertappt dabei, dass ich in Gesprächen damit anfing, wie:
Du hast Du bist Kannst Du nicht mal Du hast nicht Du hörst mir nicht zu Du, Du, Du... (Das hat selbst mein Kind schon bemerkt und mir das mal glücklicherwiese kräftig unter die Nase gerieben...)
Also mir würde das auf Dauer auch an mir selbst auf den Senkel gehen, wenn ich mir das von mir ständig anhören müsste...
und als netter Nebeneffekt werden beim anderen Schuldgefühle ausgelöst oder es wird vom anderen als Vorwurf verstanden.
Heute versuche ich es, wie Lis, mit: Ich wünsche mir von Dir Ich würde gern Ich fühle mich so und so Ich habe Lust mit Dir Ich würde mich freuen, wenn...
Damit drücke ich aus, was ich fühle und wünsche ohne von dem anderen zu fordern und ihn unter Druck zu setzen. Dann hat er die Möglichkeit zu entscheiden, ob er/sie das will, akzeptiert, danach handelt, den Wunsch erfüllt oder nicht.
Du schreibst: "er schiebt immer wieder andere Arbeiten, Aufträge etc. vor"
Vielleicht merkt er, dass Du nicht glücklich bist und versucht, indem er seine ganze Kraft in die Sicherung der Existenz steckt, Dich glücklich zu machen. Und dann kommt er nach schwerer Arbeit nach Hause, und Du bist immer noch nicht glücklich, und er versucht noch mehr zu arbeiten, um Dich endlich glücklich zu machen und Du bist immer noch nicht glücklich...Und dann ist er völlig hilflos...und versteht die Welt nicht mehr... Frag ihn doch vielleicht mal, wie er sich fühlt oder was er sich wünscht...
Ich glaube Frauen ticken anders als Männer.
Also hier meine Anregungen, die mir eigentlich nicht zustehen, da ich es ja eigentlich auch nicht besser weiss und kann, jedoch hoffe in der Zukunft zu können...:
Du solltest für Dich entscheiden, was Du willst und Dich erstmal auf Dich konzentrieren. Nimm Dir doch vielleicht einfach erstmal Zeit für Dich, um Dir klar zu werden, ob Du diese "Arbeit" mit Deinem Mann machen und dann vielleicht zusammen machen willst oder ob Du für Dich entscheidest, dass jetzt eigentlich mal was von ihm kommen sollte. Und das ist Dein gutes Recht, denn Du solltest nicht auf Dein Glück warten, oder dass es irgendwann passiert sondern es in Deine Hände nehmen, nachdem Du entschieden hast ob mit oder ohne ihn...
Vielleicht kannst Du ihm deutlich machen, dass Du gar nicht soviel wert darauf legst, dass er soviel arbeitet, sondern, dass Du Dir vielmehr wünschst, dass er für Dich und Eurer Kind mehr Zeit hätte. Das Dich dies im Moment viel glücklicher machen würde. Anstatt von ihm zu fordern, versuch ihm doch zu zeigen, dass Du glücklich bist, wenn er da ist und Zeit für Dich hat und mal einfach nicht von Problemen reden, auch wenn ich total verstehen kann, dass Du das starke Bedürfnis hast mit ihm zu reden, fühlt er sich vielleicht davon übefordert... Stell Dir mal vor, Du würdest nach einem harten Tag nach Hause kommen und Du weisst, da wartet schon wieder ein Problemgespräch auf Dich... Wie würdest Du Dich da fühlen??? Zum weglaufen???
Du hast mir das selbst so gut beschrieben, wie man sich fühlt, als Partner eines Cos...???
Das mit dem Schreiben finde ich auch eine gute Idee. Was bei mir meistens ganz gut gewirkt hat, ist, wenn ich alle meine Wünsche und was ich nicht kann, in einen Brief gepackt habe und mich dann, wenn ich absolut die Schn... voll hatte, eine Woche aus dem Staub gemacht habe (man kann es ja auch ankündigen oder planen) Nimm Dir doch mal ne Woche Mann-frei, wenn Du kannst, dann hat vielleicht Dein mann mal Zeit in Ruhe allein zu hause das Gefühl zu haben allein zu sein. Vielleicht kommen ihm dann ja mal andere Gedanken und Gefühle, wenn da keiner mehr ist, der auf ihn wartet und er hat dann genug Zeit, sich mit Deinem Brief auseinanderzusetzen...
Bei mir hat das meistens gut geklappt (leider alkoholbedingt immer nur für eine gewisse Zeit, das kann ja bei einem Nicht-Alkoholiker anders sein..) Meine Mutter hat das übrigens auch irgendwann gemacht, als sie sich von meinem Vater emanzipiert hatte. Sie ist einfach unter der Woche (allerdings beruflich bedingt) verreist. Nun, so ganz langsam hats dann auch bei meinem sturköpfigen Vater Klick gemacht... Heute stehe ich mit offenem Mund da, wie mein Vater, der sehr liebevoll, jedoch auch ganz Mann und Macho und Tyrann sein kann, plötzlich Dinge im haushalt wie von selbst macht, seine eigene Wäsche wäscht und meine Mutter mit allerlei kleinen Überraschungen und Nettigkeiten erfreut und ihr gegenüber sehr aufmerksam ist (das hat allerdings auch 2 bis 3 Jahre gedauert, bis es Klick machte).
So, an erster Stelle kommst Du. Und wenn er sich absolut nicht rühren will, Deine berechtigten Wünsche zu verstehen und darauf einzugehen, nunja, dann weisst Du ja hoffentlich Bescheid. Jedoch ist das Deine alleinige Entscheidung!!! Du musst in einer Ehe/beziehung auch nicht ALLES ertragen, auch keine emotionale Kälte oder ständig Verständnis haben. Es kommt, glaub ich, einfach darauf an, was Du selbst willst. Willst Du an der Beziehung "arbeiten" und da Deine Kraft reinlegen oder kann es vielleicht irgendwo für Dich auf dieser Welt einen anderen Menschen geben, der Dich und Deine Wünsche besser versteht und besser darauf eingehen kann?? Die Entscheidung kannst Du nur selbst treffen, die kann Dir keiner abnehmen.
Und ich find es großartig, dass Du es geschafft hast trocken zu werden. Da kannst Du mächtig stolz auf Dich sein - und ich schick Dir ganz viele Kraftstrahlen rüber, dass Du DEINEN Weg findest und vielleicht ja dann auch Dein Mann und mit Deinem Mann...
Wie hier schon öfters gesagt wurde, alles braucht seine Zeit (oder es passiert halt nie, dann hat Mann/Frau sich halt geirrt, kann ja auch vorkommen, oder man wächst auseinander anstatt zusammen, oder oder...)
hallo Gaby, ich muss dann doch hier noch etwas loswerden. Ich plädiere ja immer für miteinander reden. Egal was dabei herauskommt, aber Klärung halte ich für grundsätzlioch richtig. Manche Dinge dauern etwas, es entwickelt sich, aber dazwischen kann man ja immer mal wieder Bestandsaufnahme machen. Was mir aber bei all den Beiträgen auffiel war diese "vorher so und nachher anders" -Betrachtung. Es war doch jedenfall so, dass es vorher eine Beziehung gab, mit welcher Qualität und Inhalt sei mal dahin gestellt. Die Basis für diese Beziehung war zweifellos beschädigt und gestört. Aber ich kann mir nun nicht vorstellen, dass nach der veränderten Situation des Einen (säuft nicht mehr) nun sämtliche Wände wackeln, sich Erdspalten auftun und ganze Katastrophen hereinbrechen für den "Mitbetroffenen", so dass der/die Arme einem ja bloß noch leid tun kann. Und darum bekommt bei mir derjenige, welcher schweigt obwohl er reden sollte, UNRECHT!!! Es reicht doch sicher für einen "Neuanfang" aus, sich überhaupt wieder ernsthaft in die Augen zu sehen. Das kann doch wohl nicht zu viel erwartet sein!! Ich grüße dich, und alle anderen Redenden, Max
ich denke, wenn ein Partner mit dem Trinken aufhört, dann ist er plötzlich ganz anders präsent und erwartet Aufmerksamkeit, die er vorher unbewußt weggetrunken hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob ungelöste Probleme bestanden haben oder jetzt bewußt in Erscheinung treten.
Ein trinkender Partner, aus was für Gründen auch immer, "ekelt" den Anderen weg. Es ist eine Illusion zu glauben, dass man Probleme diskutieren kann, wenn der Andere weis, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Trinkende wieder zum Glas greift und somit, die "Mühe" die er sich machen möchte und die eine Problembewältigung mit sich bringt, ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr aufbringen kann, sondern sich, mit was auch immer, ausklinkt. Das soll heißen, dass man als Trinker zwar auch nüchtern Probleme anspricht, aber der Andere, aufgrund seiner Erfahrungen, gar keine Lust hat auf größere Debatten, eben weil über kurz oder lang der Alkohol herangezogen wird und der Trinker mit seinen Problemen, dem Ärger, der Wut oder was auch immer, vom Partner gar nicht mehr für ernst genommen wird. Es entsteht dadurch ein langsames auseinanderdriften in der Beziehung, eben weil die Konstellation Problemansprechen und Trinken(Alki) gegen Problemlösen und Nichttrinken (Partner) keine Chance hat, weil der nüchterne Partner irgendwann die Schnauze voll hat, dem Trinkenden seinen Standpunkt oder seine Lösungsvorschläge klar zu machen. Dabei handelt es sich um Verhaltensweisen, die meistens über Jahre gehen.
Wenn jetzt der Trinkende plötzlich mit dem Alkohol aufhört, dann ist der Andere erst mal in gewisser Weise "überfordert",weil die eingeschlichene Gleichgültigkeit, das vorherige Desinteresse, das Nichtzuhören, die berufliche Anspannung usw. JETZT BEWUßT vom Trockengewordenen wahrgenommen wird und es einfach unmöglich ist, Verhaltensweisen von heute auf morgen zu ändern, die jahrelang geduldet wurden. Jetzt beginnt für Beide eine Lernphase. Alles was durch den Alkohol unausgesprochen oder runtergeschluckt wurde, muß jetzt gemeinsam verarbeitet werden. Dabei zeigt sich dann, ob überhaupt noch Gemeinsamkeiten bestehen und ob diese wieder belebt werden können oder ob tatsächlich nur noch so ein "daneben herleben" übrig geblieben ist. Genau diese Lernphase mit den vielen Unsicherheiten, kann wieder der Stolperstein für den Trockenen in die Nässe werden, weil er ALLEINE FÜR SICH was tun muss und gleichzeitig das Interesse, den Respekt und die Glaubwürdigkeit für seine Person, beim Partner erarbeiten muss, genauso wie der Andere auch "erarbeiten" muss, nur hatte der kein Alkoholproblem. Dies ist dann sowas wie eine Zerreißprobe, die bei allen, aufgrund der unterschiedlichen "Problembewertung", anders verläuft. Im günstigsten Fall kehrt "Friede,Freude, Eierkuchen" ein, im ungünstigsten Fall, die Trennung. Das "Dazwischen" ist dann meist so ein "gewohntes, pfiffloses Nebenhergehen", welches aus "Tradition" (Kinder, Leute etc.) hingenommen wird. Welche Mechanismen nötig sind, um die jeweiligen Situationen dauerhaft trocken zu "erreichen" bzw. zu "leben", liegt ganz allein in der Eingebung und Kraft des Einzelnen. Allgemeine Ratschläge geben zwar Denkanstöße, aber entscheiden muss man alleine.
Das Ganze werde ich jetzt mal auf meine Situation münzen: Der Alkohol hat Probleme hervorgerufen, aufgebauscht und unlösbar erscheinen lassen und mich gleichgültig und desinteressiert gemacht, wodurch mein Mann sich immer wieder abgewendet hat und gar keinen Grund sah, ernsthaft über etwas zu diskutieren, wo das Gegenüber gar nicht zu "erreichen" war. Diese Zeit ist vorbei und mit langsamen Schritten wurde die Zerreißprobe gemeistert, mit dem Ergebnis, dass wir nach 24 Jahren wieder fast so wie am Anfang unserer Beziehung sind und das "gemeinsam" wieder zum Mittelpunkt wurde. Genauso wie wir uns streiten können, gehen wir auch liebevoll miteinander um und aus einer faden Suppe wurde ein würziger "Eintopf". Ich weis, dass es auch ohne Alkoholproblem selten ist, wenn eine Beziehung nach so langer Zeit noch oder wieder eine solche Qualität hat. Diesen ganzen Prozess haben wir aber beide ALLEINE und GEMEINSAM durchgestanden und es würde den Rahmen des Boards sprengen, die Mühen und Wege aufzuführen. Ich ärgere mich grün und blau, wenn ich daran denke, wieviel GEMEINSAMES uns der Alkohol gestohlen hatte.....nie und nimmer möchte ich einen solchen Verzicht erleben.... Es lohnt sich zu kämpfen und vielleicht eine "scheintote Beziehung" zu neuem Leben zu erwecken.
Du hast das so gut beschrieben! Genauso fühlte und fühle ich als Co mich mit meinem Mann.
"Ein trinkender Partner, aus was für Gründen auch immer, "ekelt" den Anderen weg."
Genau so war es bei mir. Mein Mann hat mich immer ein Stück mehr mit dem Alk "weggekelt" und bei mir kam an, dass der Alk eh wichtiger ist als ich (was ja auch so stimmt, da die Sucht nunmal, wie ich so gelesen habe, stärker als alles andere ist).
"Es ist eine Illusion zu glauben, dass man Probleme diskutieren kann, wenn der Andere weis, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Trinkende wieder zum Glas greift und somit, die "Mühe" die er sich machen möchte und die eine Problembewältigung mit sich bringt, ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr aufbringen kann, sondern sich, mit was auch immer, ausklinkt."
Ja, Du sprichst mir wirklich aus der Seele. Jedes Problem, was ich versucht habe mit meinem Mann zusammen zu lösen oder zu besprechen, war ein mühsamer Hürdenlauf. Alle Entscheidungen, die man zusammen getroffen hatte, lösten sich mit dem nächsten Glas, und den weiteren, die natürlich dem ersten folgten, was mein Mann trank, in Alkoholdunst auf. Irgendwann war ich dann nicht mehr in der Lage ihn überhaupt "ernst" zu nehmen, da ja am nächsten Morgen mit der nächsten Runde Alkohol alles besprochene wieder über den Haufen geworfen wurde.
Ich glaube, dann kam es mit der Zeit auch zu einer gewissen Gleichgültigkeit bei mir und dass ich irgendwann, dann einfach nur noch dachte: "Ach ja, red mal weiter. Kenn ich schon. In ein paar Tagen sieht die Welt schon wieder anders aus", weil dann der Alkohol das Zusammenleben bestimmt und alles besprochene schöne Luftblasen waren.
Ich hatte auch ein starkes Gefühl der Ungerechtigkeit. Mein Mann nahm sich seinen Alkoholurlaub, während ich die Existenz sichern musste, die alltäglichen kleinen Dinge bewältigen und auch noch unter "Alkoholstress", unter den ich mich durch meinen Mann gesetzt fühlte, liebevoll zu unserem Kind sein wollte und ganz nebenbei mir auch noch ein soziales Leben gewünscht habe, mit Freunden und Besuchen und gemeinsamen Abendessen. Oder einfach mal einen kuscheligen Abend zu zweit, welcher Wunsch dann meistens täglich ab 18 Uhr/19 Uhr Abend mit dem ersten (oder der zweiten Flasche, falls der Alkoholurlaub schon am morgen begann) Glas in tausend bunte Glasscherben zerschellte.
Wenn Du das über Jahre machst, kann es passieren, dass Dein Herz immer mehr abstumpft. Und da es ja auch bei meinem Mann schon mal längere Zeiten des einigermaßen kontrollierten Trinkens gegeben hatte, hab ich eigentlich schon innerlich jedesmal auf die nächste Runde Alkoholurlaub gewartet, obwohl ich immer wieder meine Seele und meine Hoffnung auf ein Ende des Alkohols in die Wagschale geschmissen habe, blieb immer ein gewisser Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Absichten.
Heute schaue ich, was er tut und nicht mehr, was er redet oder mir verspricht. Momentan tut er nix, jedenfalls nix für uns. Wenn er trocken werden sollte, dann wünschte ich mir von IHM Lösungsvorschläge für die Zukunft und ich bräuchte es zu sehen, dass er das, was er sagt, auch einhält und Worten Taten folgen lässt und ich bräuchte das ganz ganz starke Gefühl, dass es ihm diesmal wirklich ernst damit ist, aufzuhören...
Ansonsten schalte ich heute auch auf Durchlauf, wenn er zu mir meint, ICH müsste jetzt irgendwelche Lösungsvorschläge machen oder ICH müsste jetzt was verändern. Mein Mann hat sich die letzten 7 Jahre zusammengerechnet mindestens 3 1/2 Jahre Tag und Nacht am Stück Alkoholurlaub genommen (Aus Sucht und Krankheit versteht sich), während ich die ganze Zeit arbeiten musste, um die Existenz zu sichern. Ich würd jetzt eigentlich gern auch mal Urlaub haben und dass mein Mann die Existenz in die Hände nimmt, muss ja nicht 3 Jahre sein... Aber 2 bis 3 Monate fände ich schon ganz angenehm...
Liebe Jossie, nur dazu, wie man sich als Co fühlen kann. Ich fühle mich nach den letzten Jahren ziemlich erschöpft und ausgelaugt und bräuchte jetzt eigentlich meinen Mann, dass er meiner Seele mal was Gutes tut, anstatt von mir ständig zu fordern, ich müsste für ihn da sein, weil er ja krank ist. Für einen Kranken sieben Jahre lang dazusein, kann manschmal ganz schön anstrengend sein und ich habe auch nur begrenzte Kräfte...
Ich verstehe, dass er gegen seine Krankheit momentan kämpft. Nur heute rede ich ihm da nicht mehr rein. Wenn er sich von mir Unterstützung wünscht, dann bitte ich ihn darum mir konkret zu sagen, welche Hilfe er sich vorstellt, denn schwachsinnige Hilfe habe ich ihm in den letzten Jahren genug gegeben. Heute biete ich ihm maximal meine Unterstützung an, jedoch liegt es an ihm mir konkret zu sagen, wie er sich diese vorstellt.
Und glaub mir, wenn ich sehe, dass er nur Forderungen stellt und von ihm gar nix kommt, was mich und unser Kind betrifft, weil er ja jetzt so krank ist, dann wäre ich nicht bereit auf seine Forderungen einzugehen. Eine Partnerschaft beruht für mich auf Gegenseitigkeit und wenn der Alkoholiker glaubt, die ganze Welt müsste sich um ihn drehen und alle müssten jetzt für ihn da sein, dann tut es mir leid. Ich war die letzten Jahre für ihn da, ich bin erschöpft, ich muss heute sehen, dass ich mein Leben und das Leben mit unserem Kind hinbekomme und das ist schon schwer genug. Den Weg muss er erstmal allein gehen, den kann ihm niemand abnehmen. Wenn er mich um konkrete Unterstützung bittet, gebe ich ihm diese gern. Momentan ist er jedoch nicht mal bereit, mir die kleinsten Wünsche zu erfüllen, also mir zum Beispiel mal bei MEINEN Problemen mal zuzuhören, oder mir einen Rat zu geben, wenn ich ihn um Rat frage oder einfach mich mal zu fragen, wie es mir eigentlich so geht. Mehr wünsche ich mir ja im Moment gar nicht von ihm. Er soll ja auch alle Zeit der Welt haben, seine Krankheit anzugehen. Jedoch habe ich den Eindruck: Die ganze Welt dreht sich um ihn!! Wo bleiben wir denn dabei???
ich stelle immer wieder fest, dass mir das Schreiben (von Romanen ) sehr hilft, meine Gedanken sortiert zu bekommen.
Mir geht es heute schon viel besser und ich bin wieder viel zuversichtlicher in Sachen Beziehung. Wichtig ist, dass man für sich eine Lösung findet, mit der man selbst zufrieden ist.
Hallo Jutta, ich finde es gut, dass du eine zufriedene Lösung für dich gefunden hast und dazu stehst, wie sie eben ist - ich glaube, dass ist etwas ganz grundlegendes für die Abstinenz. Ich merke bei mir zumindest in letzter Zeit, dass das Leben immer einfacher wird, je weniger ich "Augenwischerei" betreibe und je weniger ich irgendwas vortäuschen möchte, was nicht da ist. Das habe ich jahrelang gemacht und es ist für mich derzeit eine riesige Veränderung und Befreiung, das nicht mehr zu tun. Klar ist es auch manchmal mit Schmerzen verbunden, aber es geht mir trotzdem viel besser damit, als mit dem Fluchtmittel Alkohol.
Hallo felidaela,
ja, es sind wohl die Gefahren und die Unberechenbarkeit des "Neuen" was da auf uns zu kommt, die uns manchmal zögern lassen und unsicher machen.
ZitatEin Schiff ist im Hafen sicher, dafür wurde es aber nicht gebaut.
Dein Spruch ist klasse! Unsere alte Situation war auch "sicher", aber jetzt hab´ich nach 14 Jahren endlich die Taue losgemacht. ich habe zwar wackelige Knie, und mein Mann wartet scheinbar erstmal ab, ob wir wirklich losfahren, aber ich bin wild entschlossen...und hoffe wirklich nicht, dass er mir über Board geht.
Max, danke für deine Worte:
ZitatEs reicht doch sicher für einen "Neuanfang" aus, sich überhaupt wieder ernsthaft in die Augen zu sehen.
. Ja, soweit sind wir schon - das macht doch Hoffnung.
Hallo Laila,
das hast du sehr anschaulich beschrieben. Jetzt kann ich wieder viel besser verstehen, dass mein Mann wahrscheinlich auch noch in der leicht mißtrauischen "erst-mal-Abwarten-Position" ist, es sind ja erst gut 3 Monate, dass ich nicht mehr trinke. Neulich war er ein paar Tage auf Geschäftsreise und als wir telefonierten abends erzählte ich ihm, dass der Kleine so schlecht geschlafen hatte und ich mich morgens fühlte, als ob ich 2 Flaschen Wein getrunken hätte..dann war erst mal Schweigen in der Leitung und nach längerer Pause, fragte mein Mann, was hast du da gerade gesagt? Er hatte verstanden, ich hätte 2 Flaschen Wein getrunken und den totalen Schreck bekommen, wie er mir sagte. Er tut zwar immer so, als wäre das alles ganz normal, dass ich nichts mehr trinke und dass er weder vorher noch nachher mit mir ein Problem hat, aber daran habe ich doch gemerkt, wie sehr es ihn scheinbar belastet hat. Ich habe ja auch so viele Jahre getrunken, da sollte ich ihm wohl auch etwas mehr Zeit zugestehen. Auf jeden Fall hört sich das mit der Lernphase sehr gut an Laila. Und ich denke inzwischen - ich kann ja nur dazugewinnen, egal wie es sich entwickeln wird - alles wird letztendlich besser sein, als mein Ex-Freund Alkohol!
Hallo Rosalie,
ich findes es sehr gut und wertvoll, die Sichtweise von Co-Alkoholikerinnen kennenzulernen. Es hat mir schon die Augen sehr geöffnet, zu lesen, wie ein Co-Alkoholiker sich fühlt.
ZitatUnd dann kommt er nach schwerer Arbeit nach Hause, und Du bist immer noch nicht glücklich, und er versucht noch mehr zu arbeiten, um Dich endlich glücklich zu machen und Du bist immer noch nicht glücklich...Und dann ist er völlig hilflos...und versteht die Welt nicht mehr...
Da könntest du Recht haben! Ich dachte zwar, ich bin sensibel, aber vielleicht sollte ich hier doch mal etwas behutsamer mit meinem Partner umgehen.
ZitatStell Dir mal vor, Du würdest nach einem harten Tag nach Hause kommen und Du weisst, da wartet schon wieder ein Problemgespräch auf Dich... Wie würdest Du Dich da fühlen??? Zum weglaufen???
Es ist so schwer sich zu beherrschen, wenn man frustriert oder wütend ist. Aber ich gebe dir recht - das ist ätzend und bringt das Gegenteil, von dem was man möchte. Ich werde einen Versuch starten, dass besser zu machen.
ZitatDu hast mir das selbst so gut beschrieben, wie man sich fühlt, als Partner eines Cos...???
Tja, wenn man selbst in einem Problem drin steckt, sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Das Schreiben hilft mir sehr - aber nur für mich, hier auf dem Board. Ich habe das früher schon mal versucht, meinem Mann meine Gefühle aufzuschreiben per Mail, per Brief, bin auch mal ne Woche weg - hat aber leider auch das Gegenteil bewirkt damals, von dem was ich gerne wollte. Ich habe mich sehr bemüht, damals in den Briefen nur MEINE Gefühle zu beschreiben und keine Vorwürfe zu machen, aber irgendwie hat mein Mann ziemlich beleidigt (oder überfordert?) jedesmal reagiert, wenn ich ihm schreibe - ich habe dann aktzeptiert, dass dies wohl nicht so das richtige Mittel für uns ist.
Rosalie, ich finde, du hast dich schon sehr gut von deinem Mann bzw. von unsinniger Untertützung die seine Krankheit nur noch fördern würde, distanziert.
Ich höre schon auch noch Verbitterung und Enttäuschung aus deinen Zeilen (die auch sehr verständlich und berechtigt ist):
ZitatJedoch habe ich den Eindruck: Die ganze Welt dreht sich um ihn!!
Alkoholiker sind egoistisch und rücksichtslos!Du würdest immer ausgenutzt, so lange er noch trinkt. Du brauchst niemals zu erwarten, dass es ihn (mehr als den Alkohol) interessieren würde, wie es DIR geht, solange er noch keine Einsicht hat und weiter trinkt. Ich weiß, es ist bitter zusehen zu müssen, dass er es nicht "kapiert" und alles zerstört und sich zugrunde richtet. Trotzdem, halte ich es für richtig und wichtig, dass du und dein Kind Abstand gewinnt, dass ihr "gesund" werdet, du deinen Kummer und deine seelischen Schmerzen ernst nimmst - und ich finde, du machst das sehr gut und verantwortungsvoll!
Wenn es jemals eine Chance gäbe, wieder eine Familie zu werden, dann nur die, dass er selbst aus dem Sumpf kommt und es einsieht, ist meine Meinung. Und deshalb tust du, meiner Meinung nach, auch das einzig richtige, was zu tun ist. Dein Sohn kann sehr stolz auf dich sein und du auf dich selbst auch!
ZitatIch habe mich sehr bemüht, damals in den Briefen nur MEINE Gefühle zu beschreiben und keine Vorwürfe zu machen
Hi Gaby !
Da fällt mir eine Situation von mir ein, völlig alltäglich und banal, aber es zeigt mir immer wieder auf wie unterschiedlich Männer und Frauen auch reden und vom Geredeten erwarten. Also ich sagte mal zu meinem Ex-Freund:
"Morgen kommt die Müllabfuhr" ... und erwartete damit das er in den Keller geht und den Mülleimer auf die Straße stellt.
Er meinte "na und ?" und ging auf eben gesagtes in keinster Weise ein. Klar, er wußte ja nicht was ich eigendlich von ihm wollte, da ich ja nicht sagte, er soll doch bitte den Mülleimer hinausstellen.
Verstehst du was ich meine ? Wir Frauen neigen dazu, nicht direkt zu sagen, was wir eigendlich wollen und sind dann enttäuscht, wenn der andere nicht hellsehen kann und nicht so reagiert wie erwartet. Manchmal sind wir dann noch eingeschnappt, weil das Gegenüber sich nicht denken kann, was los ist - was wir widerum aber erwarten. Woher auch ?
Ich will hier ja auch nicht mutmaßen, was so in deinen Briefen stand, kann mir aber gut vorstellen, das du in deinem Zwang, ja nichts als Vorwürfe ´rüberkommen zu lassen, alles noch schlimmer gemacht hast indem du vielleicht in Umwegen beschrieben hast ( siehe Müllabfuhr ), was du eigendlich willst und dein Mann erst recht überfahren war. Ist nur eine Vermutung.
Meinem heutigen und langjährigen Lebensgefährten erzählte ich das mal ( mit der Müllabfuhr) und bei passender Gelegenheit wird das als geflügelter Satz in Gesprächen oft eingeworfen "morgen kommt die Müllabfuhr", dann wissen wir beide das das eben wieder so ein klassisches kleines Mißverständnis war, und das sorgt immer für Heiterkeit.
Das wollte ich dir unbedingt mal erzählen, weil mir das spontan einfiel, zu deinen Briefen ...
hallo Bea, deine „Müllabfuhr“ begeistert mich! In echt jetzt! Wie sehen aber Frauen die Äußerungen von Männern? Der arme Kerl sagt vielleicht geradeaus was er will. Und die liebe einfühlsame Frau deutet nun daran los und immer herum was der nun gemeint haben könnte. Spannend, das Leben ist ja noch viel zu einfach, und besonders dieses Leben. ich grüße dich, sowohl trotz als auch wegen der Müllabfuhr, Max
hallo Gaby, „Max, ....Neuanfang" ...ernsthaft in die Augen zu sehen. . Ja, soweit sind wir schon - das macht doch Hoffnung.“ Freut mich. Das mit den Augen ist doch sehr wichtig. Schon wegen der gleichen Augenhöhe!! Sonst sieht man sich nämlich nicht. „ .....harten Tag nach Hause ...und Du weisst, ... schon wieder ein Problemgespräch „ Also wenn ich euch so lese, dann muss ich irgendwie abartig sein. Mir sind „Problemgespräche“ noch nie auf den Kopf gefallen (bei ernstzunehmendem Untergrund versteht sich) und immer angenehm. Denn wenn der andere was von mir will, dann hat er sich doch dabei was gedacht. Es kann sogar sein, dass ich mich dann mit einer "Arbeit" von der anderen Arbeit erholt habe. Und Zeit für Erholung und Entspannung und so hatte ich trotzdem immer reichlich. ich grüße dich, Max
V.a. können wir so heute oft mißdeutige Situationen mit einem Grinsen und für meinen Freund mit "Aha-Effekt" -> "sie denkt also wieder um ein paar Ecken" klären. Ist oftmals recht lustig, und wir sind da ganz eingespielt
Ich las mal ein Buch, da war folgende Situation beschrieben:
Frau und Mann auf der Autobahn, Mann fährt. Frau muß pinkeln, sagt das aber nicht, sondern frägt : "Willst du nicht mal eine Pause machen ? " Mann sagt nein, weil er nicht will und auch nicht weiß, warum er sollte. Frau ist beleidigt, weil Mann nicht spürt wie sie denkt .... Das kann ganz schön in die Hose gehen (wortwörtlich !) und schon ist ein Krach vorprogrammiert !
Grüßle nach Berlin Bea
[f1][ Editiert von Beachen am: 08.03.2004 12:15 ][/f]
jetzt weiß ich auch, warum es mit den Briefen nicht geklappt hat!
Gutes Beispiel! Gerade bei Menschen (wie mir), die dazu neigen sich im direkten Gespräch lieber einen abzubrechen als gerade herauszusagen was sie möchten, ist so was vorprogrammiert. Danke für den Fingerzeig!
Wir haben übrigends auch einen Satz, der dem anderen jeweils mitteilt, wenn er es mal wieder übertreibt mit seiner Fürsorge. Er heißt:
"fahr vorsichtig, und achte auf dunkel gekleidete Fußgänger."
und kommt daher, dass es meinem Mann tierisch auf den Geist ging, wenn ich mal sagte: "fahr vorsichtig", weil das seine Eltern immer 100 x zu ihm sagen, wenn er sie mal besucht und er dann wieder wegfährt und das war einer der wenigen denkwürdigen Augenblicke, in welchen er mal spontan zu mir sagte, dass ihn was nervt und wir hatten dann noch eine lustige Diskussion. War ich sehr dankbar für!
Max, meiner Meinung nach, bist du da wirklich eine Ausnahme, wenn du Problemgesprächen wohlwollend gegnüberstehst. Ich kenne kaum Männer, die das von sich sagen könnten.
Hallo Zusammen, zu den Briefen fällt mir folgender Satz ein: Wahr ist nicht das was ich sage, wahr ist das, was der Andere Versteht! Diesen Satz halte ich (m) mir immer vor Augen und fahre recht gut damit. Gruß Tulipa
hallo Gaby, na wie geht denn eine Verständigung überhaupt? "Max, meiner Meinung nach, bist du da wirklich eine Ausnahme, wenn du Problemgesprächen wohlwollend gegnüberstehst" Wie soll ich denn von meinem Gegenüber (und zwar völlig egal wer das nun ist, na und doch erst recht die Lebensabschnittsbevollmächtigte) denn sonst erwarten, dass sie/er mir auch nur zuhört, wenn ich das nicht umgekehrt selbstverständlich tue?!! Und was heißt den sonst überhaupt "gemeinsam"?! Im Gegensatz zu "gleichzeitig", aber ja Schatz du hast ja so recht, und wovon haben wir eigentlich gesprochen. Na das fehlte mir grade noch so in meinem ohne hin zu kurzen Leben. Gruß Max
[f1][ Editiert von Max mX am: 08.03.2004 13:42 ][/f]
hallo Tulipa, das ist aber ein sehr schöner Satz. Da fällt mir gleich mein Studentenpastor ein, der mal äußerte (und das war beileibe nicht seine einzige Weisheit) Verstehen heißt sich vom anderen her denken. Diesen Mantel habe ich mir gerne angezogen, und er hilft kolossal bei der Minimierung der ach so beliebten (Fehl)urteile. ich grüße dich, Max
Ach ja, Mülleimer und Autofahren, wie schön doch Missverständnisse zwischen Männlein und Weiblein sein können... Hier hab ich noch eine Geschichte, wie Mann das so mit den Autobahn-Pinkel-Pausen handhabt:
Frau fährt, Mann reicht Frau die Getränke, trinkt selbst mit, Frau ist jedoch ständig mächtig durstig. Nun Mann hälts kaum noch aus, wegen schwacher Blase, rutscht nervös auf dem Sitz hin und her, läuft schon leicht rot an. Frau fragt, was denn jetzt eigentlich los ist. Mann sagt "nix". Das hin- und hergerutsche wird immer heftiger... Nun, endlich rückt Mann mit der Sprache aus: "Halt sofort an, ich muss mal pinkeln!" Das kam dann bei 180 km/h mitten auf der Autobahn. Frau meint: "OK, ich nehm die nächste Ausfahrt oder die nächste Tanke", Mann stöhnt: "Beeil Dich!!!"
Also, Frau drückt aufs Gas, hat dann 200 drauf... endlich ... die nächste Abfahrt in 1 km. Das Gerutsche nebenan nimmt mittlerweile bedrohliche Formen an...
Mit unterdrückter Stimme stößt Mann dann auf der Abfahrt hervor: "HALT SOFORT AN!" Frau meint verzweifelt und ungläubig: "Ich kann doch hier nicht mitten auf der Abfahrt anhalten..."
Mann brüllt mit verzerrtem Gesichtsausdruck: "SOFORT" und Frau macht eine Vollbremsung, um mitten auf der Abfahrt fast die Leitplanke küssend anzuhalten, um dann Mann, wie von einer Tarantel gestochen, verwundert rausspringen zu sehen, ... und dann entspannt wieder einsteigen und ganz locker zu sagen "So, jetzt kannst Du weiterfahren..."
Hallo Joosi,
Mir hilft das Schreiben auch sehr und auch zu hören, wie es der anderen Seite geht! Besonders auch Du hast mir mit Deiner sachlichen Offenheit, Deinen lieben Ermahnungen und der Darstellung Deiner Gefühle als Alkoholikerin sehr weitergeholfen.
Schön, dass Du heute viel zuversichtlicher bist. Alles braucht Zeit und wenn es nicht klappt, ists auch nicht schlimm... Dann weiß man wenigstens woran man ist und sitzt nicht mehr zwischen allen Stühlen...
Ich denke, dass Wichtigste ist, dass man eine gemeinsame Kommunikationsform findet, wo jeder ehrlich und offen seine Gefühle und Gedanken ausdrücken kann und darf, so dass jeder in der Lage ist, den anderen in seiner Andersartigkeit zu verstehen, anstatt sich "heisse" Gedanken zu machen, und zu interpretieren, was wohl mit dem anderen sein könnte... Wenn einer schweigt und sich nicht ausdrückt oder sich nicht auszudrücken vermag oder möchte, wird es m. E. schwierig ein gemeinsames Zusammenwachsen zu leben...
"Es ist so schwer sich zu beherrschen, wenn man frustriert oder wütend ist. Aber ich gebe dir recht - das ist ätzend und bringt das Gegenteil, von dem was man möchte. Ich werde einen Versuch starten, dass besser zu machen."
Hmmm, es geht glaub ich gar nicht so darum sich zu beherrschen, oder Gefühle wegzudrücken, auch Wut und Frust sind ja berechtigte Gefühle, die Mensch halt hat. Ich denke, es ist wichtiger, die richtige Form (oder vielleicht einen guten Zeitpunkt) zu finden, etwas geduldiger zu sein, diese dem anderen gegenüber auszudrücken. Jedoch geht dies m.E. nur, wenn beide das wollen und sich darauf einlassen, miteinander zu wachsen, mit allem was da so zugehört, eben auch Wut und Frust und Enttäuschung und ihre Gefühle gegenseitig versuchen zu verstehen und die Gefühle des anderen akzeptieren, ohne diese gleich persönlich zu nehmen, sondern als etwas betrachten, woran beide und gemeinsam wachsen können... Wie gesagt, das geht m.E. jedoch nur, wenn beide das auch wollen...
"Tja, wenn man selbst in einem Problem drin steckt, sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht."
Das kenn ich gut! Geht mir genauso. Bei anderen hat man manchmal gut reden. Wenn ich selbst drinstecke, siehts dann anders aus und ich sehe den Wald vor lauter Bäumen manchmal nicht. Das ist jedoch die Chance, dann wieder sich von sich selbst zu lösen, wie Du es machst und mal andere zu fragen, wie die das denn so machen...
"Rosalie, ich finde, du hast dich schon sehr gut von deinem Mann bzw. von unsinniger Untertützung die seine Krankheit nur noch fördern würde, distanziert. "Ich höre schon auch noch Verbitterung und Enttäuschung aus deinen Zeilen (die auch sehr verständlich und berechtigt ist):"
Ja, danke Dir! Ich denke auch. Ich muss halt für mich auch eine Menge an mir arbeiten. Es ist ja nicht so, dass ich ihn heute als Schuldigen oder so sehe. Von dem Gedanken will ich unbedingt weg, weil das überhaupt nichts bringt, außer negative Gedanken gegenüber dem anderen aufzubauen, um sich selbst besser fühlen zu können.
Das mit der Schuld hatte ich so richtig gut von meiner Mutter übernommen, die auch jeden und alles in der Welt für ihr Schicksal für schuldig erklärt, jedoch die anderen haben sie so zu nehmen, wie sie halt ist... Das finde ich sehr arrogant und davon will ich unbedingt weg... Da rasseln wir auch manchmal ziemlich aneinander, wenn solche Sprüche kommen, weil ich es einfach nicht ertragen kann, wie sie immer irgendwo einen Schuldigen für ihr eigenes Leben (und Versagen) sucht...
Ich bin einfach dabei mir meinem Mann gegenüber und für mich einen klaren Standpunkt zu bilden und der heisst in erster Linie für mich, dass ich mit dem Alkohol nicht mehr leben kann und will. So sehr das auch schmerzt...
Klar bin ich vielleicht noch ein wenig verbittert und enttäuscht... Ich bin jedoch eher stinkesauer auf mich selbst, was für ein Kasperletheather da so manchesmal ablief, an dem ich ja auch meinen (nicht zu geringen)Anteil hatte...
Es resultiert auch heute eher aus meiner körperlichen und seelischen Erschöpfung der letzten Jahre, meine Versuche, endlich ein glückliches Leben zu führen, was mit Alkohol einfach nur in sehr kurzen Abständen möglich ist, jedoch jeglichem Wachstum in einer Beziehung völlig konträr entgegensteht. Das ist die meiste Zeit mehr so ein daherdümpeln und hat, auch auf Grund meiner schwachsinnigen Unterstützung und dem ständigen Persönlichnehmen des Alkoholproblems, fast meine letzten Kraftreserven aufgebraucht. Jetzt, wo ich von meinem Mann räumlich getrennt bin, ist das wie ein Aufatmen und Urlaub nehmen vom Freund und Feind Alkohol...
Danke für Deinen Trost, den kann ich wirklich gut gebrauchen. Es ist nämlich häufig nicht so einfach, wie es manchmal bei mir klingen mag...
Dir wünsche ich, dass Ihr einen Weg findet, miteinander liebevoll zu kommunizieren und Ihr beide versucht und es schafft ein offenes Ohr für die Gedanken und Gefühle des anderen zu haben. Der Versuch lohnt sich auf jeden Fall. Ich hab mir oft in den letzten Jahren gesagt, wenn ich so richtig die Schnauze voll hatte vom Alkohol... trennen kann ich mich jeden Tag, das läuft nicht davon. Das geht ganz schnell... Sachen packen und in ein paar Stunden bin ich weg...
Nur, irgendwann hatte ich dann keine Hoffnung mehr, dass sich bei ihm irgendwas in Richtung Lösung des Alkoholproblems tut, ihm ernst damit ist, ich mir nicht mehr vorstellen konnte und wollte, so den Rest meines Lebens zu verbringen und dass er mich und meine Wünsche irgendwann mal ernst nimmt. Somit kam ich dann an einen Punkt, auch ihn und unsere Beziehung nicht mehr ernst zu nehmen, da es irgendwann mehr Leid als Freude für alle Beteiligten brachte...
Alkohol stumpft unter anderem ab, ist meine Meinung! Und zwar bei beiden Seiten, Alki sowie Co! Das Leben ist viel zu kostbar, als es im Alkohol zu ertränken, finde ich jedenfalls! Wichtig dabei ist, das Schöne dieser Welt zu sehen anstatt (nur oder überwiegend) das Schlechte...
Eine Freundin meinte mal zu mir: Die Betrachtung von vielen Menschen des Lebens ist, als würdest Du ein großes weisses Bild mit einem kleinen schwarzen Punkt in der Mitte betrachten.
Das Weisse symbolisiert das Schöne der Welt und der kleine schwarze Punkt ist das störende, das Schlechte und Negative der Welt. Nun ist die Frage, wie Du es betrachtest, konzentrierst Du Deinen Blick auf den kleinen schwarzen Punkt und siehst das viele Weiss drumherum nicht mehr oder siehst Du das Bild als Gesamtes, dann hat es eine völlig andere Wertigkeit für Dich... Schwierig wirds, wenn das Weisse von tausenden kleinen schwarzen Punkten übersät ist und das Bild dann in seiner Gesamtheit schon fast mehr schwarz als weiss ist...
... und wenn man dann aber immer noch nicht versteht? Ein Nichtsüchtiger kann doch gar nicht aus meiner Perspektive denken/fühlen, oder?
Umgekehrt geht es mir genauso. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nur das verstehen kann, was ich selbst mal erlebt/gefühlt habe. Aber auch das geht nicht 1:1. Ich empfinde es eben anders, wenn mein Vater stibt, als eine Freundin, wenn ihrer geht.
Und was ist der Unterschied zw. Verstehen und Verständnis?
Chaos!
Wie geht'n das nun ? (Zumal ich mich immer sehr allein fühle, wenn ich merke, dass ich nicht verstanden werde.)