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Saufnix  
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Dieses Thema hat 42 Antworten
und wurde 2.496 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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NoAlktoday Offline




Beiträge: 654

28.04.2004 14:41
#16 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo Sinn

Was ist das, fragst du: Zufriedene Trockenheit?

Ich kann das nur aus meiner Sicht beschreiben:
Alkohol ist kein Thema mehr für mich.

Ich verbinde Gemütlichkeit und Entspannung nicht mit einer Blume auf frisch gezapftem Bier oder einem guten Glas Rotwein in netter Gesellschaft und bringe Spargel nicht mit Blanchet, sondern mit Petersilienkartoffeln und Holsteiner Schinken in Verbindung; ich kann mir Alkoholwerbung ansehen, ohne neidisch zu werden und ohne zu sagen: Mensch, könnte ich doch auch!

Ich freue mich, in Gesellschaft keinen Alkohol trinken zu müssen, weil es genug andere Möglichkeiten gibt, Durst zu löschen; und es macht mir überhaupt nichts aus, zwischen Menschen, die sich langsam volllaufen lassen, zu sitzen und genussvoll meinen Tomatensaft zu trinken.
Ich bedaure keine Minute, dass ich keinen Alkohol trinken will. Und ich finde, dass ich zufrieden trocken bin

Gruß Jutta


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

28.04.2004 15:06
#17 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo Rosalie

du hast da wieder mal ein interessantes Thema in den Raum gestellt.

Ich möchte auch gerne noch was dazu schreiben, obwohl ich heute nicht mehr viel Zeit habe - leider!

Also, ich versuche mal etwas zu sortieren:

Es gibt für mich gesunde (normale) Ängste, wie z.B. Angst nachts alleine im Wald rumzulaufen, Angst vor gefährlichen Mutproben (Vorsicht?), Angst vor giftigen Substanzen etc. etc. Die ihren Sinn haben.

Dann gibt es normale Ängste, wie z.B. vor Schmerz, Krankheit, Tod etc. Die können aber auch oft überhand nehmen, so dass sie einem im Leben eher behindern als schützen. z.B. lasse mich nicht vom Arzt behandeln aus Angst vor Schmerzen.

Und dann gibt es für mich noch viele Ängste, die mit einem geringen Selbstwertgefühl, einer inneren großen Verunsicherung (so wie Aldebran auch schreibt) zu tun haben (das sind die, wie von dir schon beschrieben): z.B.Angst davor, etwas falsch zu machen
Angst vor der Verachtung anderer
Angst nicht den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen
Angst, anders zu sein, Angst davor, etwas falsch zu machen
Angst vor der Verachtung anderer
Angst nicht den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen
Angst, anders zu sein,Angst vor Liebesverlust,Versagensangst,Angst vor Machtverlust.

Ich denke gewisse Unsicherheiten (z.B. in der Pubertät oder besonderen Lebenslagen) sind hier auch normal.

Bei mir ist es so, dass gerade die letzte Riege der Ängste, die das Selbstwertgefühl betreffen am ausgeprägtesten sind. Ich bin sehr schnell verunsichert. Ziehe mich schnell zurück. Mit Alkohol war das viel schlimmer - ohne Alkohol ist es sehr viel besser geworden. Aber ich muss auch oft sehr kämpfen. Immer wieder auf Menschen zugehen, Schüchternheiten überwinden, Zurückweisungen riskieren, Riskieren, dass ich Fehler mache, dass ich erkenne, dass mich jemand nicht mag etc. etc.

Es gehört zum Leben dazu - ich habe es, glaube ich, nicht richtig gelernt und muss das heute nachholen.

Meine allergrößte Angst aber ist die vor Schmerzen!
Seit der Geburt meines Sohnes, weiß ich was wirklich Schmerzen sind - und ich muss sagen, es hat mich leider nicht "gestählt", sondern ich krieg heute schon einen Schweißausbruch bei den einfachsten Untersuchungen.

Die anderen Ängste hoffe ich durch Auseinandersetzung mit ihnen (und nicht mehr fliehen - durch Trinken) relativieren zu können und ich hoffe, auch in der Langzeittherapie mich damit auseinandersetzen zu können und vielleicht die eine oder andere Angst abwerfen zu können.

Es gibt den Spruch: Tue das, wovor du dich fürchtest - und die Furcht stirbt einen sicheren Tod!

Dem kann ich nur bedingt zustimmen (siehe auch oben in Sachen Geburt!) u.a fürchte ich mich auch davor vom Hochhaus zu springen.

Ach ja, und noch eine Angst kenne ich: sie fängt mit der Geburt des Kindes an und hört nie mehr auf - :hallo2 Lis:!! und alle anderen Muttis!!

Aber ich hoffe, dass Thema Angst noch ein bißchen einkreisen zu können!

Bis später
Gaby


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

28.04.2004 15:08
#18 RE: ANGST Zitat · Antworten

nochwas zu dem Thema (als Gröni-Fan muss ich das einfach mal hier beitragen :grins2

ANGST

angst vor der geschichte
angst vor sich selbst, sich in sich zurückzuziehen
angst vor der welt
angst auszubrechen, sich zu blamieren, sich aufs eis zu wagen

angst zu verblöden vor der endgültigkeit
sich an alles zu gewöhnen, aus angst vor der zeit
angst zu verblöden, bereits mundtot zu sein
angst stellt ruhig, angst kriegt klein

angst braucht waffen
aus angst vor dem feind, obwohl keiner so recht weiß: wer ist damit gemeint ?
angst überholt zu werden, angst vor konkurrenz
angst vor der dummheit, vor ihrer intelligenz

angst als methode angewandt, einschüchtern ist eingeplant
angst stellt ruhig, angst kriegt klein
angst voreinander
angst 'rauszugehen, wir sind uns alle verdächtig

angst in die augen zu sehen
angst vor gefühlen
angst vor zärtlichkeit
angst aus erfahrung, zuviel vertraulichkeit

angst zu verblöden...

angst ferngelenkt zu werden
angst vor dem aus
angst es allen recht zu machen
angst frißt auf

angst sich zu wehren
angst alleine zu sein
angst vor der angst
wir schlafen ein


Saftnase Offline




Beiträge: 1.206

28.04.2004 15:52
#19 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo,

was ist zufriedene Trockenheit?

Für mich bedeutet es, dass ich MICH bedingungslos annehmen kann. Alle menschlichen Gefühle, wie Freude, Ärger, Lust, Unlust, Zweifel....ja überhaupt alles, was den Menschen zum Mensch macht, muß ich nicht mehr mit Alkohol aufwerten, ertragen, vergessen, aushalten oder betäuben.

Angenommen, es gäbe ein Wundermittel mit dem ich in der Lage sein kann nur 1 Glas Alkohol trinken zu können, dann würde ich trotzdem das Glas stehen lassen. Alkohol ist für mich noch nicht mal mehr mit Genuß verbunden. Ich finde keinen Grund, um das Zeug noch mal in Erwägung zu ziehen.

Essen und Alkohol habe ich noch nie gemocht und ich konnte weder Bier oder Wein zum Essen trinken. In ganz seltenen Fällen habe ich mich überreden lassen und dann nur am Glas mal genippt. Aber anschließend gings zur Sache.....

Es gab aber auch Zeiten, da bekam ich nach einer gewissen Menge Alkohol einen riesigen Hunger, habe gegessen und anschließend keinen Alkohol mehr getrunken, weil das Verlangen dann weg war. Das ist aber schon eeeewig her.

Ich glaube Zufriedenheit beginnt dann, wenn die Unvollkommenheit akzeptiert wird. Richtig oder perfekt ist niemand. Jeder hat Ecken und Kanten und es ist ein fataler Irrtum, wenn man glaubt, diese Ecken und Kanten mit Alkohol rund zu bekommen. Wer sich an meinen Ecken und Kanten stößt,
hat seine eigenen noch nicht gefunden und bildet sich ein "rund" zu sein.....um mir einzureden auch so zu werden...nee danke, ich verzichte.


LG Laila


tommie Offline




Beiträge: 10.596

28.04.2004 16:50
#20 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo ,

obwohl ich nie bewusst nach dem tieferen Grund meines übermässigen Trinkens gesucht habe, kenne ich ihn heute: ich hatte immer aus Angst getrunken. Aus der Angst heraus, nicht "dazu zu gehören", ich hatte Angst davor, etwas zu versäumen oder nicht geniessen zu können. Ich trank aus Angst vor der Zukunft und vor dem Leben, hatte Minderwertigkeitsgefühle und glaubte, weniger wert zu sein als andere. Ich trank, um lustig und "cool" zu werden, ich soff mich in Traumwelten, die unendlich weit entfernt schienen. Der Alkohol war mein Mittel, mit dem ich die Angst vor mir selbst ertränken wollte. Ich lebte in dem Glauben, mit Alkohol wäre das Leben leichter und erträglicher.
Die Angst ist mit dem Alkohol verschwunden, ich habe gelernt mit mir selbst zu leben. Ich stellte fest, dass ich auch ohne Alkohol "etwas auf dem Kasten habe", mag mich so wie ich bin und muss mir selbst nichts mehr vorlügen.
Es war ein langer, weiter und beschwerlicher Weg bis zu dieser Erkenntnis. Es hat sich gelohnt, diesen Weg zu gehen.


tommie


Merryl Offline




Beiträge: 822

28.04.2004 17:09
#21 RE: ANGST Zitat · Antworten

Zufriedene Trockenheit?

Sinn, Du hast schon recht, dass es aus dem Wort heraus keinen wirklichen Sinn macht. Für mich beschreibt es nämlich einen Zustand, indem ich mich mit alkohol nicht mehr beschäftige, er keine Rolle mehr spielt. Also ich bin Trocken und ich bin Zufrieden.

Ich beziehe mein Leben heute nicht mehr auf den Alkohol, dass heißt ich vergleiche auch nicht, ist es besser so oder nicht? und ich zermatere mir auch nicht den Kopf über das was war. Ich vermisse den Alkohol nicht. Ich habe sozusagen meinen Frieden mit dem Alk geschlossen, nach dem Motto: läßt Du mich in Frieden, lasse ich Dich auch in Frieden.

Klar, ich bin trockener Alkoholiker, aber ich würde mich nie so definieren. Es gibt viele Eigenschaften die für mich wichtig sind, aber das trocken sein nun weniger (wobei mir halt immer bewußt ist, dass ich alle Eigenschaften nur habe, weil ich nichts trinke, es ist und bleibt halt eine Krankheit).

Ganz ehrlich: Spargel und weißwein? Käse und Rotwein? so was beschäftigt mich nicht.

Gruß
Merryl


Saftnase Offline




Beiträge: 1.206

28.04.2004 17:29
#22 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo,

zu Angst fällt mir nur ein, dass es ein Zittern vor dem bedrohlich Bekannten oder Unbekannten ist.
Welcher Weg zum Überwinden der Richtige ist, kommt auf das Wesen des Einzelnen an und welche Stellung die Angst bereits im Leben einnimmt. Alkohol ist immer der falsche Weg.

Die Angst, z.B. den Job zu verlieren, ist eine andere,
als die Angst vor einer schweren Krankheit. Beide Ereignisse hinterlassen Folgen, die man annehmen, tragen und vielleicht ändern kann. Wer dafür den Alkohol wählt, kann weder annehmen, tragen oder ändern.

Die Angst eine Beziehung nicht richtig zu leben oder zu verlieren, ist die Unsicherheit fehlerhaft zu sein,vor allem, wenn der Alltag die rosarote Verliebtheit ablöst. Verliebstsein übersieht und verzeiht fast alles. Deshalb kann ein Außenstehender einen Verliebten kaum "warnen".
LIEBE fordert jedoch ganz anders heraus, um das ICH und WIR im Alltag zu meistern. Dann kommen Hürden, die mit Alkohol erst mal besser genommen werden. Letztendlich ist es aber wieder ein NICHT annehmen, tragen, oder ändern.


Die Arten der Angst lassen sich unendlich fortsetzen.
Aber ich kenne keine Angst, die sich ehrlich und dauerhaft mit Alkohol bewältigen lässt.

Alkohol nimmt nur die Angst vor der Angst keinen Alkohol zu haben. Viele beugen sich dieser Angst bis ins Grab....

Leider habe ich mich auch zu lange gebeugt, weil ich nicht annehmen, tragen oder ändern wollte.


LG Laila


Amtsschimmeli Offline



Beiträge: 12

28.04.2004 19:04
#23 RE: ANGST Zitat · Antworten

Angst ist für mich grundsätzlich eine nützliche Sache. Nüchtern hätte ich Angst, Mike Tyson die Zunge raus zu stecken, über den Ärmelkanal zu schwimmen, im Berufsverkehr eine sechsspurige Autobahn zu überqueren. Angst beschützt mich.

Schizophren wird es mit Alkohol: Ich habe Angst, nüchtern fremden Menschen zu begegnen, weil ich nüchtern unsicher bin, aber auch, ihnen unter Alkohol zu begegnen, weil ich ja eine Fahne habe. Hin und her, hü und hott.

Beim Stichwort "trockene Zufriedenheit" fallen mir diverse Begebenheiten ein, die aus heutiger Sicht eher lustig sind. So kam es vor, dass ich etwas später nach Hause kam und schnell noch meine Pflichtbiere geschüttet habe. Notfalls habe ich auch mal 4-5 aus dem Kühlschrank in einer Stunde eingepfiffen, dann ab in's Bett.

In der Nacht ist die Blase vollgelaufen. Auf das Klo habe ich es auch immer geschafft. Aber den Rückweg habe ich oft verpeilt. Es ist echt unangenehm, wenn man nachts halb zwei durch den Knall der zuschlagenden Wohnungstür wach wird. Natürlich im Treppenhaus. Hab ja nicht dran gedacht, vorher einen Schlips umzubinden.Oder einmal durch die Hilfeschreie des Nachbarn, dessen Tür ich für die meine hielt und dran rüttelte...


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

28.04.2004 19:58
#24 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben

Es ist ja schon beachtlich, wie Ihr in einem Affenzahn zwischen den Themen "Angst" und "Zufriedene Trockenheit" hin- und herpendelt.
Das ist ja richtig spannend!

Was das wohl zu bedeuten hat?

Hat das eine mit dem anderen zu tun?

Was "zufriedenes Trockensein" bedeutet, hab ich mich auch schon gefragt...

@ Tommie

Deine Beiträge finde ich fast allesamt so eindrucksvoll und innerlich gefestigt. Wie machst Du das nur?

Hab leider micht so viel Zeit und möchte mich zu den anderen Beiträgen morgen äußern...

Ach, hätte der Tag nur 756 Stunden... das wäre wunderbar.
24 Stunden sind einfach schwupps weg wie nix...

Erstmal danke, dass Ihr so viele tolle Antworten schreibt!!!

Hallo Lissy,

Mich hat mal vor ein paar Jahren eine Freundin gefragt, wovor ich Angst hätte. Damals war ich innerlich ziemlich stabil und ich meinte großkotzig: "Vor Nichts, außer, dass ich einen lieben Menschen/Freund so verletzen könnte, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben möchte"

Nun, jetzt merke ich, wieviele Dinge ich in der Vergangenheit aus Angst gemacht habe und auch heute noch mache.

"Verlustangst und Angst vor Liebesverlust:"

Ja, meine Mutter wollte auch aus mir den perfekten Menschen machen, am besten sollte ich all das machen, was sie versäumt hatte in ihrem Leben. Nun, als sie 50 wurde (noch gar nicht so lange her) fiel sie in eine tiefe Krise und verurteilte sich selbst, dass sie alles falsch mit mir gemacht hätte, zu streng gewesen wäre, mich vernachlässigt hätte...

Das verletzte mich eigentlich, da ich mich eigentlich als Mensch mag und auch schätze...und ich fand, sie hat das eigentlich ganz gut hingekriegt mit mir. Klar, so bis 25 habe ich auch auf meinen Eltern rumgekloppt und allen vorgejammert, wie schlimm meine Kindheit gewesen war...

Heute seh ich das ein wenig anders, da genau die Dinge, die mir damals stanken, wie dieses wahnsinnige Behüten und Bemuttern und Einsperren meiner Eltern... (mit 16 mußte ich noch um 22 Uhr zu Hause sein...*Kotz* und alle anderen waren bei Parties... mit 17 bin ich dann abgehauen, weil das war dann doch zuviel des Guten:gut dafür hätte ich sie schon oftmals erschlagen können.

Nun andererseits hat das in mir einen unbändigen Freiheitswillen und Gerechtigkeitssinn gebildet, wofür ich heute dankbar bin.

Meine Mams konnte mit mir in dieser Krise nur noch unter Tränen reden, hat verbal um sich gehauen, alle hätten ihr Leben versaut und ganz besonders sie sich selbst, war ziemlich schlimm. Da war ich 30 und sie wollte mir weismachen, jetzt wäre mein Leben vorbei, da ich nicht die tolle Karriere eingschlagen wäre, die sie sich wünschte (eigentlich für sich selbst wünschte) Nun, heute versucht sie es bei meinem Kind, da ich ja nun in ihren Augen ein hoffnungloser Fall bin...
Aber ohne mich!!!!!

Nun, die Krise hat sich heute gelegt und was es gebracht hat, ist, dass meine Eltern nun heute beide wieder viel offener sind für neue Gedankenanregungen und das ist richtig schön. Wir fetzen uns zwar immer noch ab und zu, jedoch merke ich, dass sie mir besser zuhören und mich meinen Weg gehen lassen und auch Dinge von mir mal annehmen können...

"Was meine Partnerschaften angeht, war die Verlustangst immer weniger ausgeprägt, als die Angst, eingesperrt zu sein."

Ja, bei mir war es auch eher die Angst eingesperrt zu sein. Aber ist das dann nicht eher Angst vor Nähe?

"Ich war ja zu Hause sehr überbehütet, alles war reglementiert, wann ich aus dem Haus gehe, wen ich mit nach Hause bringe u.s.w.
Die daraus resultierenden Ängste (Angst vor Machtverlust - Angst, etwas zu versäumen oder zu verpassen) sind glaub ich noch stärker ausgeprägt."

So war es auch bei mir. Bin noch gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass daher auch diese Angst kommen kann, etwas zu versäumen...

Die hat ja auch was positives, da es die Kreativität anregt. Wen ich mir so anschaue, welche verschiedenen Dinge ich in meinem Leben schon gemacht habe, beruflich und wieviele Länder ich schon bereist habe...
dafür müßte ich eigentlich auch meinen Eltern danken, da sie mir ja mit der Angst, etwas versäumen zu können und ihrem Über-Schutz auch eine große Portion Mut mitgegeben haben, mein Leben zu meistern, wo auch immer auf dieser Welt...

"–Angst davor Anders zu sein-" "Dieses Anderssein, Unabhängig sein, nicht dem Mainstream zu folgen, ist er eine Eigenschaft, die ich ehr schätze und pflege."

Da stimme ich Dir zu, geht mir genauso. Ich hab jedoch bei vielen Menschen festgestellt, dass diese sich fast überanpassen möchten, nur um nicht aus dem Rahmen zu fallen (Wa könnten die Nachbarn, die Kollegen denken...) :maueras war mir immer ziemlich schnurzegal, hauptsache ich mache es anders als alle anderen und bin meine eigene Persönlichkeit. Daher brauche ICH auch keinen Führer, viele andere schon...Warum eigentlich?

Angst vorm Tod habe ich auch nicht. Ich geh da so ran, dass das jeden Tag passieren könnte, daher ist für mich jeder einzelne Tag kostbar. Was weiss ich, kann mich ja morgen irgendein Betrunkener über den Haufen fahren (sorry an die Alkoholiker-Fraktion)

also, dann doch wenigstens das heute noch genießen...bevor ich in der Kiste lande.

"Was allerdings sehr ausgeprägt ist, ist Angst wegen Krankheit eingeschränkt zu sein oder Unabhängigkeit zu verlieren (siehe oben)."

Ja, beides kenn ich auch gut.

"Dazu gehört auch die Angst vor dem Alter (etwas schlechtes Gewissen wegen jahrelang nicht erfolgter Rentenzahlung)."

Die hab ich zum Glück noch nicht ( kann ja noch mindestens 25 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, wenn ich denn will, aber wer weiss schon, was in 25 Jahren ist?)

"Der Angst vor Armut."

Die kenn ich nicht, aber das hat andere Hintergründe. Bisher hab ich mich meistens ganz gut durchs Leben geschlagen und gearbeitet mit den verschiedensten Sachen...

und Armut macht ja bekanntlich auch kreativ...

Während Reichtum oft dazu führt, dass man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Geld und Vermögen zu verwalten...

da kenne ich so einige Leutchens, also das wäre mir dann doch zu langweiliger Krempel...

Und Reichtum macht nicht glücklich, er beruhigt lediglich.
Wenn ich lese, dass 200 Millionen Menschen dieser Welt mit 1 USD pro Tag überleben müssen, dann frage ich mich manchmal schon, was das eigentliche Problem vieler Menschen der westlichen Welt ist.

"Über das Thema Co-Abhängigkeit hab ich gelernt, nicht mehr für alles Verantwortung tragen zu wollen."

Das habe ich auch gelernt, aber durch was anderes. Ich habe mal geglaubt, ich wäre im Berufsleben unersetzbar. Das ist natürlich völliger Quatsch, da meine Position auch nach mir mit jemandem besetzt werden wird oder halt nicht. Vielleicht macht es der Nachfolger besser oder schlechter, das liegt jedoch nicht in meiner Hand. Jedoch liegt in meiner Hand beruflich das zu machen, was mir Spass macht und darauf meine Energien zu konzentrieren und das ist viel schöner, das Gefühl, als das Gefühl zu erzwingen, unersetzbar sein zu wollen... Das bin ich, zumindest in beruflicher Hinsicht, so oder so. In 100 Jahren redet kein Schw... mehr davon, wie oder was ich gearbeitet habe, also wozu sich mit solchem Schwachsinn beschäftigen.

Hauptsache, das was ich den Tag über mache, macht mir Spass und gibt mir Lebensfreude und dazu kann ich einiges beitragen, auch dazu, dass ich auch anderen Freude und Spass schenke...

Über meine Ängste reden, war für mich auch immer wichtig. Schon beim Reden oder Schreiben verwandelten sie sich von dem großen angsteinflößenden Monster in ein kleines Monsterlein, was plötzlich gar nicht mehr so furchterregend erschien.


@Aldebaran

Igitt, die Geschichte mit der Spinne ist ja auch nicht von schlechten Eltern...
Ich kann ähnliches berichten. Ich hatte stets panische Angst vor allen Tieren mit Stacheln, Bienen, Wespen, Hornissen. Kam eine in meine Nähe sprang ich schon auf und lief wie ein angestochenes Huhn durch die Gegend.
Als ich dann mein Kind auf diese wunderbare und furchterregende Welt zugleich setzte, sagte mir eine weise Frau mal: "Sei vorsichtig damit, Deine eigenen Ängste auf Dein Kind zu übertragen" Darüber habe ich lange nachgedacht und mich plötzlich ziemlich albern empfunden mit meinen wilden Wespen-Panik-Attacken.

Als dieser kleine Mensch dann auf dieser wunderbaren und zugleich furchterregenden Welt war, übte ich mich, auf meine Angst zuzulaufen und siehe da, heute kann ich an einem Tisch mit Marmeladenbrötchen sitzen und 10 Wespen beim schlecken (schon noch etwas innerlich unruhig) zuschauen ohne aufzuspringen. (Ab 20 räume ich dann freiwillig ganz langsam und ruhig das Feld)

Bin gespannt, was ihr noch so schreibt.

Liebe Grüsse

Rosalie


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

29.04.2004 17:14
#25 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo Aldebaran

Erkennst Du Deine Ängste immer gleich? Und wie? Ist das ein bestimmtes Gefühl?

Mir gehts oft so, dass ich Dinge tue und dann hinterher feststelle, wenn ich darüber nochmal in Ruhe nachdenke, dass da irgendwie Angst dahinter gesteckt hat. Also z.B.
ist lange her, ist mein Mann immer in Streitsituationen aus dem Haus gelaufen. Ich hab darunter furchtbar gelitten, gleichzeitig war ich tierisch wütend auf ihn, wie er mich da einfach so sitzen lassen konnte, und ich fühlte mich schuldig, nicht angemessen reagiert zu haben. Verwünschte und verachtete mich selbst und wollte am liebsten die Zeit zurückdrehen und alles rückgängig machen. Dabei haben sich ja da zwei gestritten und nicht nur ich allein...

Eigentlich spürte ich nur, dass ich wahnsinnig darunter leide, dass er einfach so in der Situation geht...

Heute denke ich, dass ich immer davor Angst hatte, dass er nicht wieder kommen könnte und ich könnte es nicht wieder *gut* machen, also meinen Anteil am Streit schlichten...

:mauerDabei war er sich eigentlich lediglich nur einen weiteren Flachmann kaufen gegangen und kam jedesmal wieder, fand ich aber erst viel viel später heraus)

Aber selbst das nahm mir nicht die Angst davor, dass er ja immer wieder kam, dass er das nächste Mal wieder geht.

Ich hab es lieber mich ordentlich zu streiten und sich dann zu versöhnen... Das ist ja dann auch schön, wenn man sich versöhnt. So bin ich aufgewachsen. Wir haben uns in meiner Familie ordentlich gefetzt und dann war auch wieder gut, jedoch hat keiner die Situation verlassen, alle haben den Streit bis zum Schluss durchgestanden, und da flogen ordentlich die Fetzen und Gläser und Löffel und alles mögliche *Autsch* durch die Gegend...

In den Streitsituationen mit meinem Mann, wo er dann die Situation verließ, brach jedoch immer ein Stück und noch ein Stück mehr Gefühl für ihn in mir weg, da ich diese Angst einfach nicht auszuhalten in der Lage war. Ich dachte ich zerbreche daran...

Irgendwie ist das dann ja auch vielleicht so ein Stück Angst vor Kontrollverlust dabei? Oder Angst nicht mehr geliebt zu werden? Oder Angst nicht *gut* zu sein? Oder wie jetzt?

Also Aldebaran, ich konnte in den Situationen meine Angst nicht als Freundin und Verbündete sehen, da ich darunter zu sehr litt. Für mich war diese Angst eher ein Feind, der mich innerlich auffrisst...

Vielleicht muss man auch unterscheiden zwischen der Angst vor Dingen, Tieren... und den Ängsten wie Liebesverlust, Versagensangst...??

Liebe Grüsse

Rosalie


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

29.04.2004 19:04
#26 RE: ANGST Zitat · Antworten

hallo Rosalie,
sehe ich völlig anders:
"Also z.B. ist lange her, ist mein Mann immer in Streitsituationen aus dem Haus gelaufen. Ich hab darunter furchtbar gelitten, gleichzeitig war ich tierisch wütend auf ihn, wie er mich da einfach so sitzen lassen konnte, und ich fühlte mich schuldig, nicht angemessen reagiert zu haben. Verwünschte und verachtete mich selbst und wollte am liebsten die Zeit zurückdrehen und alles rückgängig machen. Dabei haben sich ja da zwei gestritten und nicht nur ich allein"
Da haben sich überhaupt nicht zwei gestritten, sondern zwei meinten im Streit zu sein: Er hat sich mit sich selber gestritten, weil er keinen ordentlichen Grund hatte, zu gehen für den Flachmann. Und du hast dich alleine mit dir/gegen dich gestritten, weil du doch um Himmels Willen nicht "hilflos" sein dürftest sondern über den Dingen stehend, jawoll, einer Roslalie angemessen (oder was dachtet ihr denn wie stark ich ja doch bin, ihr Pappnasen!!!) Könnte es vielleicht so gewesen sein?
Das war wohl die "alkoholische Einsamkeit", also er seine als Alki, und du deine als Co.
und für dich zünde ich noch den ganzen Kronleuchter an, Max


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

29.04.2004 19:44
#27 RE: ANGST Zitat · Antworten

Rosali

diese beschissene "Ich bin in den Augen dieses Mannes nichts Wert Gefühl" kenne ich auch.

Es ist schrecklich

Da haste nen Krach, möchtest als Frau mit ihm diese Sache ausdiskutieren - ganz fair - und dann wirste einfach stehen gelassen

Das habe ich auch schon mitgemacht und dann immer diesen scheiss Typ angerufen...komm rede doch mit mir...habs doch nicht so bös gemeint...haste doch ganz falsch verstanden... komme doch wieder.

Lange habe ich das gemacht und mit der Zeit gabs dann gar keine Diskussion mehr, denn die Lisl hatte immer Angst dass sie dann stehengelassen wird.
Lisl hatte sich dann auch plötzklich veräändert
lisl hatte keine eigenen meinung mehr.
Lisl dachte er redet wieder mit ihr und achtet sie mehr, wenn sie andere Klamotten trägt oder wenn sie sich die Haare wachsen lässt.
Lisl dachte müsste immer ganz nett sein, nur damit er mal mit ihr redet
Lisl war nicht mehr autonom


nichts hatts gebracht...nichts

meine Selbstachtung hatte ich verloren- hatte kein eigenes ICH mehr - war nur noch ne Maschine für den Psychomann.

doch eines Tages schaute Lisl in den Spigel und merkte dass das doch nicht die Lisl ist "Klick"
und hatt mit dem Typen nicht mehr reden wollen.

Nun kam plötzlich der Typ und wollte unbedingt mit ihr reden, machte sogar bitte, bitte

Doch Lisl hatts kapiert und sagte NEIN

ich merke grad dass ich hier nun so richtig losgelegt habe
doch dieser Satz Angst weil er nicht mit Dir redet
hatt mich nun an ganz schreckliche Angst - gefühle erinnert.
Angst dass ich nicht beachtet werde.
Angst dass ich nicht gehört werde.
Angst dass ich es nicht wert bin, dass ich gehört werde
Angst, Angst, Angst........

Dieser Mann damals hatte mir im nachhinein ein ganz grosses Geschenk gemacht, denn er hatte nochmals sie Gefühle meiner Kindheit hervorgeholt
Ich konnte sie durch ihn nochmals spüren und erkennen.

Alles gute Roswitha das waren jetzt meine Ängste, brauchen ja nicht auch deine sein.


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

29.04.2004 21:58
#28 RE: ANGST Zitat · Antworten

Ja, danke Max, dann zünde mal den Kronleuchter an...

Hallo Lis,

na das ging ja rasant von anfänglich Rosalie zu Roswitha...

Das ist ja noch so eine furchtbare Geschichte, die Dir da in Deinem Leben begegnet ist.
Wieviele hast Du denn noch davon???

Ich wollt noch was gerechterweise hinzufügen. Irgendwann hab ich dann meinem Mann von meinem Leidensdruck erzählt. Irgendwann hab ichs nicht mehr ausgehalten, dass die Wohnungstür krachend ins Schloss fiel. und hab ihm erzählt, wie sehr ich darunter leide...

Dann hat er das plötzlich auch von einem Tag auf den anderen erstaunlicherweise gelassen...

Wahrscheinlich hätte ich ihm das schon früher mal sagen sollen...

Jedoch überleg ich jetzt, was er stattdessen dann in solchen Situationen gemacht hat... Sich schlafen gelegt???

Hmmm, manchmal flogen dann wohl auch die Tassen durch die Gegend...

War dann vielleicht doch besser, dass er die Streit-Situation verlassen hat???

Muss mal nachdenken.

Rosalie


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

29.04.2004 22:59
#29 RE: ANGST Zitat · Antworten

hallo ROSALI

mano das ich diesen Namen immer verwechsle

Ich könnt Dir noch mehr solche Geschichten erzählen

Bei Dir ist es ja nochmals gutgegangen

Bei mir auch, denn ich habe nach diesem Lappduddel gewusst dass ich sooooo einen Mann nicht möchte.
Dazu war ich mir dann zu schade

Nach dem Lappi habe ich mich das erste mal im Leben gefragt, was ich denn gerne für einen Mann möchte
Bin mich und mein Leben durchgegangen - habe mir darauf 45 Wünsche aufgeschrieben - was ich denn gerne für einen Mann hätte - habe diese Wünsche in ein Brot gebacken - eine gelbe Kerze drauf und das Brot im Rhein losgelassen

Bedeutung: Wünsche losgelassen

vier Wochen später habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt - alle Wünsche sind in ihm - und noch viel viel mehr

Wers nicht glaubt kanns ja mal selbst versuchen


das funktioniert, doch das Brot müsst ihr selbst kneten

Wirklich alles wahr


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

29.04.2004 23:30
#30 RE: ANGST Zitat · Antworten

Hallo Leute,

Ich drücke mich mal wieder vor der vielen Arbeit...und dafür lieber hier auf dem Board rum...

Hab gerade wieder mal zwischendurch eine wirklich unspannende gähnend langweilige Sache zu tun...

mit AUTOS...

Was sind mir doch die Gebläseschieber und Luftströme, Umluftregler und Zündeinstellungen so was von Sche.. egal

So einen Schwachsinn kann sich nur ein Mann ausgedacht haben...

aber sind ja ganz nützlich, geb ich ja zu, das wars dann aber auch...

Also liebe Lis,

das werd ich mal probieren mit dem Brot. Muss es denn ein spezieller Teig sein? Oder ein spezieller Fluss oder muss die Kerze eine besondere Farbe haben?

Wenns nicht klappt, dann komm ich persönlich bei Dir vorbei und dann erklärst Du mir wie das geht, ja?

Rosalie

So, und was für einen neuen Namen verpasst Ihr mir nun? Ich glaub es ist Zeit für Veränderung!


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