hi Merryl, du hast das wunderbar auf den Punkt gebracht:“ Nach 9 Monaten ging es bei mir wieder los. ich hatte einfach weiter gemacht, die Probleme vor mir her geschoben, ich hatte immer noch an alkohol gedacht (wenn auch in der Form des Nicht-trinkens).“ Ja aber woran soll ich denn nun denken, wo ich doch jahrelang nur an Alk gedacht hatte, als zentrale Mitte? Und genau ab da wird es knifflig. Aber frühestens ab da kommt dann die tatsächliche Einsichtigkeit. Gruss Max
Ich hab ja ewig mit Trinkplan getrunken. Mindestens 3 Tage die Woche nüchtern, der Rest so wie es mir geschmeckt hat. Ich, Alkoholiker? Nieee..ich hatte doch alles im Griff.
Minitiger Superstar. Bergsteigen, Fahrradfahren, intellektuell unschlagbar. Alles unter Kontrolle.
Irgendwann konnte ich nicht mehr ableugnen, daß die Art, wie ich es mir an meinen Trinktagen gegeben hab, einfach immer komischer geworden ist. Da gab es etwas in mir, was ich nicht so einfach mit meinem Willen steuern konnte. Wenn ich was getrunken hatte, dann war der Alkohol eindeutig stärker als ich, ich war nicht mehr Herr dessen, was ich erlebt oder getan hab.
Auch meine Trinkpausen standen zunehmend unter der Herrschaft des Alkohols. Ich hab mich immer mehr dran festgehalten, wie gut ich doch bin, daß ich das schaffe, so mit meinem Saufplan. Ich konnte an den nüchternen Tagen nicht einfach so locker leben, ich mußte mir immer was beweisen. Von Freiheit oder Nicht-Abhängigkeit keine Spur.
Es ging bei vielen Dingen nicht so sehr darum, ob mir das Spaß macht, was ich tu. Es ging mehr drum, ob ich mich zwingen, mich beherrschen kann. Ich hab mich selbst ziemlich lieblos behandelt, ich mochte mich gar nicht. Irgendwie war ich angenervt, daß es mich gibt...und so.
der minitiger
PS: Meinen eigenen Weg hab ich immer noch. Wenn der Preis für die Trockenheit der wäre, daß ich auf meinen eigenen Weg verzichten müßte, hätt ich ein Problem. Ich geh gern ein Stück weit mit anderen, aber immer nur soweit, wie ich mag.
[f1][ Editiert von minitiger2 am: 25.06.2004 19:46 ][/f]
mit der Tatsache, daß Du ein Jahr trocken geblieben bist, hast Du auf jeden Fall bewiesen, daß Du es kannst - WENN DU WILLST! Das ist doch wirklich klasse,wobei Du nicht den Fehler begehen solltest, davon auszugehen, daß Du immer aufhören kannst, wenn Du möchtest und wieder beginnst, und wieder aufhörst. Irgendwann ist damit Schluß und Du hast Deine Chancen vertan.
Ich wünsche Dir, daß Du die Probleme erkennen kannst, die dazu führen können, daß Du Deine Vorsätze aufgibst. Und daß Du es dann endgültig schaffst.
Zitatstimmt schon ich war es mit "Schwarzwälder Kirsch und alkoholfreiem Bier". Du hast Dich nicht getäuscht.
Ob das der Auslöser für meinen Rückfall war - mag ich jedoch zu bezweiflen.
Sucht ist etwas sehr komplexes, da gibt es selten einen einzelnen Auslöser für einen Rückfall. Das alkoholfreie Bier ist aber ein Indikator für die Einstellung und die hat in diesem Fall nicht ganz gepasst.
Wenn der Preis für die Trockenheit der wäre, daß ich auf meinen eigenen Weg verzichten müßte, hätt ich ein Problem.
Für mich ist meine Trockenheit die Voraussetzung, meinen eigenen Weg zu suchen und auch wirklich gehen zu wollen. Nur nüchtern kann ich die Verantwortung für mich übernehmen. Würde ich trinken, dann bestände mein Weg aus einem Kreis, der sich immer enger zieht und mich irgendwann erdrückt.
hallo Sinn, Zitat:"stimmt schon ich war es mit "Schwarzwälder Kirsch und alkoholfreiem Bier". Du hast Dich nicht getäuscht. Ob das der Auslöser für meinen Rückfall war - mag ich jedoch zu bezweiflen." In der Schwarzwälder Kirschtorte ist doch Kirschschnaps drinnen, oder? Und alkohol"freies" Bier enthält doch 0,3-0,5 % Alkohol! Und ein Alkoholiker ist doch derjenige, der wenn er wieder angefangen hat zu trinken - und wenn es auch noch so kleine Mengen sind - nicht wieder aufhören kann?!! Und dann gibt es ja noch verschiedene Schokoladenüberzüge, Pralinen und auch Medikamente mit Alkohol. Und alle diese Dinge können dann zu einem Rückfall führen. Dieser kommt dann über sehr kurz, weil sowieso schon geplant im stillen, oder erst allmählich. Weil nämlich das Suchtgedächtnis wieder eingeschaltet wird, und zwar sofort. Kleinlaut brauchst du nicht zu sein, aber vielleicht etwas sachkundiger? oder sorgfältiger? ich grüße dich, Max
Max ich möchte gerne etwas von deiner Sachkundigkeit "profitieren", wenn du mir das erlaubst. Wie verhält sich das mit dem Suchtgedächnis? Wird das irgendwann mal still gelegt, so dass innerlich so etwas wie Ruhe einkehrt, oder muss ich dauernd auf der Hut sein?
Ich habe diese Woche auch ein Stück Schwarzwälder-Kuchen gegessen, aber mir gar keine Gedanken bezüglich den Ingredienzen gemacht. Er war einfach so luftig und lecker. Aber ich muss das jetzt wohl in Zukunft.
Die Risiken VORHER abschätzen, das mach ich in Zukunft, bevor ich mich mit Leuten treffe, die gerne und viel trinken. Uebrigens: Gestern Abend war Alkohol überhaupt kein Thema! Unser Bekannter bestellte gleich für sich ein Wasser, er trinkt - obwohl nie viel - jetzt überhaupt keinen Wein mehr. Es war ein schöner Abend.
ich bin zwar nicht Max, kann Dir aber auf das Suchtgedächtnis antworten. Also das besteht ein Leben lang. Man muß da wirklich sehr vorsichtig sein aber das geht einem irgendwann in Fleisch und Blut über.
Wenn ich beim Einkaufen eine neue Eissorte oder irgendwas ausprobieren will, lese ich grundsätzlich die Zutatenliste.
Schwarzwälder hin,Clausthaler her....stimmt,da passt schon mal die Einstellung nicht!
AAABBBEEERR,ich möchte hier mal nu die Bea aufgreifen,die es schon auf den Punkt gebracht hat.
Wir kommen alle ganz niedlich auf die Welt und würden nicht im Traum dran denken,uns unsere Lebensenergie,wie auch immer,zu manipulieren.
Auf so eine bescheuerte Idee kommt nur ein "Grosser",sobald er zu der Überzeugung gelangt ist,er könne an seiner Umwelt / Mitwelt nichts ändern...und er sei ja sowieso nicht in Ordnung,so wie er ist. Also wird manipuliert...an sich und am Blickwinkel auf die Aussenwelt.
So,und wenn man dann gezwungen ist / wird,auf die Brille zu verzichten,ist es wohl unabdingbar,eine Grossputzaktion zu starten und eine gnadenlose Inventur durchzuziehen...
DENN,wenn das,was mein Leben ist,so toll wäre,.....warum,um alles in der Welt,habe ich dann versucht,diese Realität zu schminken und zuzuschütten???????
Ich gehe sogar nu soweit,daß ich sage,daß jede Manipulation der Wahrnehmung oder der eigenen Persönlichkeit mit Alk oder anderen Substanzen schon einen Defekt darstellt....Das trifft auch für die "Normalo"Trinker zu,die ohne nicht lustig sein können,nicht in Stimmung kommen ectpp.
Und das gilt es zu erkennen....Flasche zulassen bringt keinen Schritt weiter und ist auch nur ne' Frage der Zeit,bis die Bombe wieder hochgeht.
mein Suchtgedächtnis stelle ich mir wie einen, fensterlosen abgeschlossenen Raum vor, den ich nur mit dem "Schlüssel" Alkohol öffnen kann. In dem Raum liegt mein scheintoter Suchtteufel und ich werde ganz bestimmt keinen "Schlüssel" (egal wieviel Sorten es gibt) holen, um den Kerl zu beleben, damit ich wieder ins Koma falle.
Dieses Bild, von dem "Gefangenen in der Zelle" reicht mir als Warnung. Vielleicht ein bisschen "schräg", aber es hilft.