ich habe nun schon öfter gelesen, dass manche von euch den Tipp gebt - sozusagen als eine Art Selbsttest - wenn jemand wissen möchte, ob er Alkoholiker ist, er/sie soll 6 Wochen oder so, versuchen gar nichts zu trinken.
Aber Alkoholiker können doch unter Umständen 1/2 Jahr abstinent leben. Da denke man nur mal an lange Krankenhausaufenthalte mit Bettlägrigkeit oder irgendwas andres, wo man zwangsläufig auf den Stoff verzichten muss oder Quartalstrinker. Oder man schafft es bis zu 1/2 Jahr auf Alkohol zu versichten, weil man es sich und allen anderen beweisen will. Die Liste ist lang...
Der trockene Alkoholiker Jürgen Heckel schreibt in seinem Buch "Sich das Leben nehmen" vom A1-Verlag, dass er öfter mal von Bekannten nach einem Selbsttest gefragt wird. Und er schreibt, dass er immer diesen Selbsttest vorschlägt:
"Trinke 1/2 Jahr statt deiner gewohnten Menge deutlich weniger, z.B. statt der Flasche Wein nur 2 Gläser. Ohne Ausnahme, nur jedesmal diese 2 Gläser. Dann wirst du es wissen."
Die wenigsten werden das schaffen.
Jürgen Heckel schreibt, dass er diesen Tipp für sinnvoller hält, als den Tipp, gar nichts zu trinken.
Denn, so schreibt er, ein Alkoholiker wird lieber gar nichts trinken, statt nur dies 2 Gläser. Nur diese 2 Gläser, das wäre solch eine Tortur und Qual für den Alkoholiker, die er nicht aus- und durchhalten wird.
"nur" zwei Gläser zu trinken könnte ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, bei musste es immer die ganze Flasche sein und oft auch die zweite. Da verzichte ich lieber ganz und hoffe das es auch so bleibt!!
es geht um einen Test für Unbewußte! Ein Alki kriegt "Probleme", wenn er er _nichts_ trinkt. Daß er noch mehr "Probleme" kriegt, wenn er nach x Tagen...Wochen Abstinenz nur ein "Schlückchen" nehmen darf, kennen wir doch.
Hallo Seelchen, hat dein "in Windes Eile" erworbene Wissen vom Alkoholismus deinem (Ex-)Freund was gebracht? Oder Dir?
ein Alkoholiker trinkt ja nicht wegen dem Geschmack, sondern wegen der Wirkung. Wenn ich mir vorstelle, jeden Tag unter Aufsicht(sonst wird heimlich konsumiert) z.B. 2 Gläser Wein trinken zu dürfen, müsste ich verzichten. Das wäre sonst Folter pur, weil mir die 2 Gläser nie den Effekt bringen könnten, den ich mit 3 Flasche Wein erreicht habe.
Übrigens habe ich aus Krankheitsgründen bzw. Schwangerschaft monatelang auf Alkohol verzichtet. Sogar ohne Probleme; denn ich wusste: Bald darfst du wieder..... Die Einsicht, dass ich ein Problem mit Alkohol hatte, war weit entfernt. Es ging mir ja trotz allem noch sehr gut. Erst mein persönlicher Tiefpunkt hatte mir die Augen geöffnet und ich stellte mir die Frage: Willst du leben oder sterben? Das war das berühmte "Klick". Ein Außenstehender hätte mir die Frage nie stellen brauchen, weil ich den Sinn überhört oder verdrängt hätte. Schließlich hatte ICH kein Problem - nur die Anderen. Und da liegt das Problem: Wer ist schon so einfach OFFEN bereit, durch den Tipp von Anderen seinen Konsum zu drosseln oder zu hinterfragen? (Da spielt auch das persönliche Trinkstadium eine Rolle - wer weis denn so genau über einen Anderen Bescheid?) Wenn, dann wird der Versuch heimlich gemacht und selbst wenn man feststellt, dass es unheimlich schwer fällt, das Trinkverhalten zu ändern, kommt noch lange nicht die Einsicht, es tatsächlich als Problem zu erkennen.......andere trinken mehr wie ich......und wenn ich wirklich wollte, könnte ich aufhören.......ich mach halt mal ne Pause .......oder die Heimlichkeit des Trinkens wird angestrebt bzw. längst ausgelebt.(so gings mir) Wenn es so einfach wäre, die Alkoholproblematik zu erkennen oder zu begreifen, wäre die Suchtbekämpfung einen großen Schritt weiter.
Vielleicht sollte sich jeder Konsument die Frage stellen: WARUM trinke ich? Weil`s fast jeder macht? Weil ich dazugehören will? Weil`s schmeckt? Weil ich Probleme habe? Weil ich unsicher bin? Weil ich sonst unruhig und zittrig werde? Weil mir alles egal ist? Weil ich nicht aushalten kann?......Weil....???? WARUM????? - Mein Zauberwort. Die Antworten gebe ich mir selbst. Was ich daraus mache, entscheide ICH.
Hallo Saftnase, ich hätte vor anderen auch niemals eingestanden dass ich ein Alkohlproblem habe obwohl ich es für mich selber schon lange erkannt habe. In Gesellschaft habe ich nach dem ersten Glass immer dankend abgelehnt, musste dann aber meist schnell nach Hause zum "nachtanken". Dieses "nur 2 Gläser" hört sich für mich nach "kontrolliertem Trinken" an. Habe ich auch schon mal versucht, ist aber wie zu erwarten gründlich in die Hose gegangen.
ZitatDieses "nur 2 Gläser" hört sich für mich nach "kontrolliertem Trinken" an. Habe ich auch schon mal versucht, ist aber wie zu erwarten gründlich in die Hose gegangen.
Das geht wohl bei jedem in die Hose...
Nur, geht es hier um einen Selbsttest, wenn jemand frgat, ob er gefährdet ist oder wissen möchte, ob er Alkoholiker ist. Kontrolliertes Trinken oder nicht, nach diesem "Test" weiss der jenige, was Sache ist. Das heisst, wenn er dann auch bereit ist, sich das "Ergebnis" seines Tests vor Augen zu halten.
[f1][ Editiert von Seelensturm am: 26.07.2004 17:17 ][/f]
Zitatein Alkoholiker trinkt ja nicht wegen dem Geschmack, sondern wegen der Wirkung.
Das weiss ich...
ZitatWenn ich mir vorstelle, jeden Tag unter Aufsicht(sonst wird heimlich konsumiert)
Warum unter Aufsicht? Es geht hier doch lediglich um einen sogenannten Selbsttest, den manche Trinker ja selbst verlangen bzw. eine Antwort auf die Frage ob er/sie Alkoholiker ist.
ZitatUnd da liegt das Problem: Wer ist schon so einfach OFFEN bereit, durch den Tipp von Anderen seinen Konsum zu drosseln oder zu hinterfragen?
Generell schon, da stimme ich dir voll und ganz zu. Nur, bei dem "Selbsttest", den fordern ja manche. Und darum geht es in diesem Thema gerade.
[f1][ Editiert von Seelensturm am: 26.07.2004 17:05 ][/f]
ZitatEin Alki kriegt "Probleme", wenn er er _nichts_ trinkt.
Nee, mach Sachen...
ZitatDaß er noch mehr "Probleme" kriegt, wenn er nach x Tagen...Wochen Abstinenz nur ein "Schlückchen" nehmen darf, kennen wir doch.
Was hat das mit dem Thema "Selbsttest" zu tun?
ZitatHallo Seelchen, hat dein "in Windes Eile" erworbene Wissen vom Alkoholismus deinem (Ex-)Freund was gebracht? Oder Dir?
Mein in "Windes Eile erworbenes Wissen über Alkoholismus" habe ich innerhalb von Jahren "erworben" durch meinen Vater, der nasser Alkoholiker ist.
Nur, dass ich jetzt auch mehr verstehe (für mich selbst), das habe ich jetzt in wochen- und monatelangem Lesen im Internet und 2-3 Büchern, darunter auch "Der Trinker" von Hans Fallada, "erworben".
Mein "erworbenes Wissen" über Alkoholismus hat meinem Freund (der übrigens nicht mein EX ist) definitiv nichts gebracht, da ich ihm mein "Wissen" nicht vor die Füße geknallt habe.
"Erworben" habe ich mir Infos über Alkoholismus für mich, für mich ganz alleine. Und nicht etwa, um es ihm dann mitzuteilen, geschweigen denn in der Hoffnung, er würde dann aufhören zu trinken. Nee du, deshalb habe ich mich ganz bestimmt nicht so sehr über Alkoholismus informiert.
Und mir, ja, mir hat es sehr wohl etwas gebracht!
[f1][ Editiert von Seelensturm am: 26.07.2004 17:12 ][/f]
man kann ja jemand auf Anfrage diesen Rat nur täglich 2 Gläser zu trinken geben. Nur - Alkoholiker sind in der Regel nicht ehrlich zu sich selber. Na ja, was derjenige dann daraus macht ist seine Sache.
ja, auf Anfrage kann man den Rat sicherlich geben. Und zynisch, hm, so habe ich das noch gar nicht gesehen, aber du hast recht Nelli, es ist ein bisschen (oder mehr als bisschen?) zynisch? Doch ich glaube nicht, dass es von dem Buchautor und trockenen Alkoholiker Jürgen Heckel zynisch gemeint ist.
Das ist von ihm doch ganz ernst gemeint und ich finde es ebenfalls sinnvoller als den Tipp, gar nichts zu trinken, denn da gerät man schnell in die (Selbst-)Täuschung und den Irrglauben, es ohne Alk auszuhalten, wenn mans denn schafft.
Aber es stimmt, ist jedem dann selbst überlassen, was er draus macht.
Ich denke auch mal, dass es ganz, ganz wenige nur schaffen mit den "Nur" 2 Gläsern.
Mir ist nämlich tatsächlich jetzt mal aufgefallen, wieviele Leute regelmäßig Alkohol konsumieren und wie viele doch tatsächlich gefährdet sind oder sogar schon abhängig. Und das ist echt erschreckend.
Ich denke auch von mir selbst, dass ich da wahrscheinlich grad noch so die Kurve gekriegt habe. Denn ich habe früher mit Freundin regelmäßig gern mal das Glas gehoben, wo mir jetzt im Nachhinein aufgefallen ist, ich trank sehr, sehr gierig, dieses sogenannte Suchttrinken, wo das Glas runtergestürzt wird, das Runterstürzen ging vom 1. Glas bis zum Letzten; und dann ist mir noch aufgefallen, auch bei mir musste immer die Flasche leer gemacht werden, oder eben auch die 2., weil es meistens nicht bei einer Flasche blieb. der Alkohol könnte ja sonst schlecht werden, wenn ich ihn nicht austrinke...
[f1][ Editiert von Seelensturm am: 26.07.2004 21:57 ][/f]
nuja der Heckel hat sicher recht mit seinem Selbsttest und für viele Betroffene wäre es eine Herausforderung herauszufinden ob sie es schaffen "nur" zwei Gläser zu trinken. Ich hab in dem Moment als ich von Zynismus geschrieben habe nur an MEINE Situation gedacht und ICH wäre mir vermutlich sehr verar...t vorgekommen wenn mir jemand auf meine ersten Postings hier diesen Ratschlag gegeben hätte. Anderen würde er vielleicht helfen, das ist wohl sehr vom einzelnen abhängig.
ein bisschen Zynismus war da bei mir schon dabei. Weil - schlag das doch mal einem nassen Alkoholiker vor. (Für einen trockenen ist es eh undiskutabel). Er wird antworten kein Problem und den Rest heimlich saufen.
Für die, die wissen möchten ob sie ein Problem haben oder nicht. Na ja, jemand der kein Problem hat, trinkt seine 2 Bierchen und denkt nicht weiter darüber nach. Wenn einer anfängt sich Gedanken zu machen er könnte ja ein Problem haben, dann hat er wohl bereits eins.
Seelensturm, Jürgen Hecker mag es ja richtig und gut gemeint haben und hat ja auch recht, daß ein Alkoholiker über einen längeren Zeitraum es nicht schafft nur 2 Gläser zu trinken. Aber wie ist es in diesem Falle mit der Niedrigdosisabhängigkeit? Die gibt es ja auch.