Das Trinken ist in der Öffentlichkeit eigentlich überall erlaubt(außer bei der Arbeit und Kfz). So braucht eigentlich niemand großen Aufwand auf sich nehmen, um zu trinken. Hat jemand aufgehört, wirkt das wie sich abheben wollen und es wird nachgefragt- weil, es trinkt doch fast jeder!?
Das Rauchen ist nicht überall erlaubt und viele Raucher beneiden dann denjenigen, der sich keine Umstände machen muss, um eine zu qualmen. Er wirkt nicht so, als wenn er sich abheben würde, von den anderen, da das Rauchen die Stimmungslage nicht so dramatisch verändert, wie Alkoholgenuss. Hat jemand aufgehört, halten ihn die anderen für charakterstark (was sie in diesem Fall ja nicht sind) und fragen deshalb auch garnicht groß nach.
Seltsam ist es allemal, aber vielleicht liegts daran.
Da läuft doch etwas gewaltig schief in vielen Köpfen, oder?
ganz sicher, ich denke was da schief läuft ,ist die tatsache, dass die meisten menschen alkoholismus immer noch als charkterschwäche ansehen und nicht als krankheit.ich sauge jetzt seit einem maonat alles auf, was mir zu diesem thema in die hände fällt, und die erste erkenntnis die ich hate war die, ich bin alkoholiker. und trotzdem....ich bringe es einfach nicht mit dieser erkenntis an die öffentlichkeit zu gehen. klar muß ich ja auch nicht, nur was mich stört und mich beschäftigt: ist das nun mangelnde zivilcourage oder sitzt mein hinterstübchen dem irrtum von der charakterschwäche immer noch auf? halte ich aus scham den mund , und bastle mir deshalb eine erklärung? (ich schon)
beim rauchen ist es deshalb einfacher, weil es in der gesellschaft immer noch als lapsus angesehen wird, obwohl es durch seinen suchtcharakter ja wohl auch eine krankheit ist.(von den folgen mal gar nicht zu reden)
ps. nach beeds post schreibe ich mal lieber nicht lapsus, (das war vor 25 jahren vielleicht noch so) seine erklärung ist da viel besser: es wird als charakterstärke angesehen mit dem rauchen aufzuhören.
es ist, glaube ich, die Assoziation der Menschen beim Begriff Alkoholiker. Im Bild der Öffentlichkeit ist der Alkoholabhängige ein Asozialer, einer der pöbelt, prügelt, sich gehen lässt und arbeitsscheu ist. Der Nikotinabhängige ist einer, wie Du und ich. Da gibt es diese Verknüpfungen nicht.
ich glaube Du hast nicht ganz unrecht. Bei mir hat der Alkoholismus auch einen Beigeschmack der Charakterschwäche.
Aber wie bekommt man es denn vorgelebt: In einer Unterhaltung wird gesagt "Der arme Onkel Willi ist an Krebs, Herzinfarkt etc gestorben". Umgekehrt würde es heißen "Na ja, der Onkel Willi hat sich ja auch totgesoffen".
Dabei sind alles Krankheiten, die unbehandelt zum Tod führen, die aber einfach andere Wertigkeiten in unserer Gesellschaft haben.
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich möchte hier nicht über Krankheiten urteilen, die mir (zum Glück) nicht aus eigener Erfahrung bekannt sind. Außerdem ist jede Krankheit ein ganz individuelles Geschehen in dem Körper, den sie befallen hat. Ich bemühe mich aber trotzdem, einen Vergleich bezüglich der Wertigkeit dieser Krankheiten in unserer Gesellschaft herzustellen.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der der Alkoholismus als Charakterschwäche gilt (denn mein Onkel .... hat sich wirklich totgesoffen und niemand konnte verstehen, daß meine Tante soooo einen Menschen lieben konnte).
Es ist schon schwierig genug, sich selbst einzugestehen, daß man Alkoholiker ist. Aber noch schwieriger ist es, vor Anderen noch "die Hosen herunter zu lassen". Aber warum auch, die Menschen, die es wirklich interessiert (die sich für mich interessieren) wissen es. Alle Anderen geht meine Krankheit nichts an.
Ich werde in Zukunft Allen klar machen, daß ich den Alkohol einfach nicht vertrage und daß es mir ohne besser geht.
Das wird den meisten Leuten ausreichen, denn wer will denn heute auf einer "Feier" noch ein wirklich ernsthaftes Gespräch führen?? Ist den meißten Leuten doch viel zu anstrengend...
Alkoholismus als Charakterschwäche - mit der Einstellung, eingesogen mit der Muttermilch, bin ich hierhergekommen..... und wurde dafür geprügelt. Jetzt seh ich, so gehts aber vielen, was die Einstellung nicht richtiger macht, aber die Beschäftigung mit seiner eigenen Einstellung sich selbst gegenüber dürfte doch ein wichtiger der "ersten Schritte" zum trockenen Alkoholiker sein. Bin ich froh, dass ich nicht alleine so eine Einstellung hatte.
"Na ja, der Onkel Willi hat sich ja auch totgesoffen".
ich denke besser und kürzer kann man die gesellschaftliche meinung zu diesem thema nicht ausdrücken, besonders, wenn man den satz auch noch in der richtigen betonung liest.
ich weiss: ich bin die Lisl und ich bin Alkoholkrank!
mein Mann weiss es und ganz wenige in meinem Umfeld wissen es!
früher vor 14 Jahren als ich die LZT hinter mir hatte, dachte ich, ich müsse ehrlich sein...schutzeshalber und es in meinem Umfeld erzählen
doch das machte ich nicht lange, denn ich bemerkte plötzlich dass ich zu gewissen Festen ausgeschlossen wurde Und wisst ihr warum? die dachten doch tatsächlich ich sei ein Spielverderber, da ich jetzt nicht mehr trinke oder manche dachten sie dürfen dann nix mehr trinken aus Rücksicht weil ich dabei bin
Ganz einfach: Sie hatten ein schlechtes Gewissen, da sie viel mehr als ich getrunken hatte....was sie sowieso nie verstanden, dass ich da krank sei
Heute wohne ich irgendwoanderst und ich werde mich hüten hier irgendwetwas zu erzählen...auch erzähle ich meinen alten Bekannten nix von meinem Rückfall!
Also ich gehe ja nicht auf jeden zu und sage: "Huhu, ich bin Alkoholiker." Das ergibt sich eher anders und bleibt auch oft nicht allein so stehen, weil ich irgendwie auch Neugierde provoziere.
Ich sage es, wie es ist, weil ich damit dazu beitragen will, dass Vorurteile abgebaut werden können und das Unverständnis für diese Krankheit geringer wird.
Da ich mich in keiner Weise dafür schäme, dass ich alkoholkrank bin, verliere ich ja nichts, andere aber gewinnen was, wenn sie es wollen, nämlich die Erkenntnis über und das Verständnis für eine Krankheit.
Es nützt auch wenig, wenn man sich allein und nur unter sich, wie in einer Art Loge, Zirkel oder Club, über die Problematiken eines trockenen Alkoholikers unterhält und sich dort auf die Schultern klopft. Davon wird die restliche Gesellschaft nämlich nicht toleranter oder aufgeklärter gegenüber unserer Krankheit.
Outen muss nicht immer nur Nachteile haben, sondern kann auch das Interesse und die Toleranz steigern. Siehe Schwule und Lesben. Vor zwanzig Jahren wären schwule/lesbische Politiker doch völlig "undenkbar" gewesen. Und heute? Tja, sie sind Teil dieser Gesellschaft und bekleiden also auch Ämter für die Gesellschaft.
Wenn man sich aber als trockener Alkoholiker selbst noch in die Ecke stellt, dann bleibt man Rand und damit weiter mysteriös und wird kein integrierter Teil der Gesellschaft. Ich erwarte das Outing nicht von jedem, es erfordert auch Geschick und Diplomatie bei der Wahl der Umstände und Ereignisse, wann man sich dazu bekennt. Ich habe damit keine Probleme. Da kann ich das doch auch einsetzen für einen guten Zweck.
hier fällt mir was zu den Reaktionen meines Umfeldes ein:
So gut wie alle finden es klasse, daß ich nicht mehr trinke ich erkenne aber bei einem langjährigen Freund (nicht NUR Saufkumpel)auch die Reaktion des Neides auf meine Abstinenz.Und die besteht darin, daß er mich noch kein einziges Mal darauf angesprochen hat ! Kein Sterbenswörtchen; gut - meine Trockenheit wird davon nicht getrübt, aber irgendwie ist auch eine Distanz zwischen uns entstanden- weil wir BEIDE darum wissen, nur ist er (da noch trinkend)eben zu stolz, um sich zu erkundigen, wie's mir eigentlich geht...!
Schade drum, hatte mich immer gut mit ihm verstanden und konnte über alles quatschen.Jetzt gibt's eben diese unsichtbare Trennwand und ein wirkliches Zusammenkommen findet nicht mehr statt.
ja das ist schade Randolf das ist genau das was ich meine...Trennwand
schade ich kann damit umgehen, dass sie trinken, sind ja auch nicht krank doch sie können nicht damit umgehen, dass ich nicht mehr trinke schade doch egal