Zitat benutzte den alkohol, um diese unangenehmen gefühle nicht zu spüren.
Das ist der Hauptgrund, warum viele Trinken (mich eingeschlossen!): nichts kann so schnell unangenehme Gefühle weg machen, wie ein Suchtmittel.
Zitatmich würde echt mal interessieren, wer hier noch diese diskrepanz zwischen kopf und gefühl in bezug auf die sucht so oder so ähnlich wie ich wahrnimmt und wie er/ sie damit klarkommt!
Interessante Frage! Diskrepanz zwischen Kopf und Gefühl habe ich auch ständig. Wobei ich mir noch nicht mal sicher bin, wer was sagt. Ich würde es z.B. genau anders herum beschreiben. Ich wollte immer nicht trinken (aus Vernunft- und Gesundheitsgründen) = Kopf, aber mein Inneres wollte die schlechten Gefühle weg haben, Spaß haben, sich gut fühlen = Gefühl. Das Gefühl, hat dann meinen Kopf ausgeschaltet, der eigentlich wußte, dass dies nur kurzfristig sein wird und ich mich danach noch beschissener fühlen würde.
Wäre meinem Kopf ein besseres (unschädliches!) Mittel eingefallen, wie ich schnell schlechte Gefühle wegkriege und gut drauf sein könnte, dann hätte ich mich sicher dafür entschieden, aber...es gibt keines, was kurzfristig so gut wirkt...deshalb sind Suchterkrankungen ja auch so erfolgreich.
Es ist ein mühsamer, langer Weg, das für sich im Kopf sortiert zu bekommen. Vor allem muss man ihn sich selbst erarbeiten. Man kann andere Erfahrungen als Anregungen benutzen, so wie ich das hier auch getan habe und tue. Das hilft sehr viel. Aber die Verantwortung für sich selbst übernehmen und auf sich aufpassen und nicht einfach alle Gefühle mit sich durchgehen lassen (wenn das Suchtgedächtnis ruft), dafür bin ich selbst verantwortlich. Ich habe das heute akzeptiert. Es ist meine Entscheidung, wenn ich wieder trinken wollte. Ich halte es für quatsch, dass ich von den Gefühlen "überrollt" werde. Ich entziehe mich meiner Verantwortung, schalte meinen Verstand ab...und erst dann lasse ich mich überrollen. Es liegt in meiner Macht das zu steuern, ob ich das will. So sehe ich das im Moment für mich.
Entscheidend ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. So, wie du deinem Kind nicht 5 Tafeln Schokolade hintereinander gibst, nur weil es "haben" will und das noch nicht mit dem Verstand steuern kann - genauso ernsthaft musst du auchfür dich selbst sorgen.
Das ist nicht immer einfach! Meine eigenen Trotzphasen waren und sind manchmal schlimmer, als die von meinem 3jährigen aber es lohnt sich!
Anuschka, mach weiter. Glaub´an dich - du kannst das schaffen!
Zitatmich würde echt mal interessieren, wer hier noch diese diskrepanz zwischen kopf und gefühl in bezug auf die sucht so oder so ähnlich wie ich wahrnimmt und wie er/ sie damit klarkommt!
hallo an alle,
ich bin gerade hart am überlegen ob es das überhaupt gibt "Eine Diskrepanz zwischen Kopf und Gefühl" oder besser ob man dies trennen kann. Denn ohne4 Kopf geht eigentlich nichts , auch unsere Gefühle ob angenehm oder unangenehm, werden doch letztlich über den Kopf gesteuert.
meiner meinung und erfahrung nach gibt es diese diskrepanz auf jeden fall!
beispiel angst = gefühl: ich habe aus heiterem himmel kopfschmerzen, ganz plötzlich so ein stechen in der rechten kopfhälfte. ich krieg dann sofort angst, ausgelöst durch die sich auch sofort einstellenden gedanken (kopf) ... "tumor!", "schlaganfall!"; "ich kipp gleich um!", "ich werde zum pflegefall!". da ist dann nur noch angst, angst, angst! manchmal kriege ich das mit "gegenandenken" gebacken, oft aber eben nicht.
beispiel trauer = gefühl: ich sitze bei meiner therapeutin, wir kommen auf meine verstorbene oma zu sprechen, und mir steigt unvermittelt eine flut von ungeweinten tränen in die augen. ich WILL aber nicht weinen! aber alle versuche, das gedanklich in den griff zu kriegen, scheitern.
ich finde, dies sind zwei von vielen beispielen zur diskrepanz zwischen gefühl und kopf.
bei der sucht allerdings kriege ich das nicht so klar hin ...
Zitatbeispiel angst = gefühl: ich habe aus heiterem himmel kopfschmerzen, ganz plötzlich so ein stechen in der rechten kopfhälfte. ich krieg dann sofort angst
hallo anuschka,
...aber da hätten wir in doch wieder den Kopf, deine Angstgefühle werde4n ausgelöst, durch das Wissen um der Gefahren die alle mit deinem Kopfschmerz verbunden sein können. Da du den Kopfschmerz mit allen negativen gedanken verbindest, löst er Angst aus.
Hallo, ich finde das treffend, was JOOSI (Gaby) geschrieben hat. Bei mir ist es genauso. Klar weiß der Kopf, der Verstand, dass Alkohol schädlich ist, klar weiß ich, dass ich abhängig bin und nicht aufhören kann, habe ich das erste Glas gekippt. Mein Verstand kennt alles, ich weiß auch durch meine Sucht eine Menge über dieses Thema.
Dann kommt der Wunsch zu Trinken, Gefühle zu töten, gut drauf zu sein. Es ist eine so große Sehnsucht nach Geborgenheit, Sicherheit, Leichtigkeit...keine Verantwortung, einfach fallen lassen, alles egal. Auf einmal ist die Welt und das Leben erträglich.
Für ein paar Stunden entfliehe ich in die Scheinwelt, schaffe mir meine Welt in der alles so unbeschwert süß ist und gebe mich dem Rausch voll hin.
Peng! Die Wirkung läßt nach, dazu kommt diese Müdigkeit, der Wunsch den Rausch auszuschlafen, mit Entzigserscheinungen und Matschbirne wache ich dann auf. Jetzt ist der Wunsch weiterzutrinken da, um diesen Zusatnd zu ändern, zu vergessen, dass ich wieder schwach war, wieder zurück in meine Scheinwelt. Der Verstand sagt, stopp den Rückfall, die Spirale wird dir die Kehle zuschnüren... doch der Verstand ist so schwach und das Gefühl der SUCHT so stark.
Auf den Punkt gebracht heißt das also: aus dem Bauch kommt das animalische, triebhafte, instinkthafte und aus dem Kopf das wissende, zweifelnde, vorwurfsvolle. Je nachdem, was die Oberhand gewinnt, entscheiden wir. Obs richtig war, weiß man leider erst hinterher. Emotionen sind meiner Meinung nach eine Mischung aus Kopf und Bauch, deshalb können sie einen so oft auch fehlleiten.
"Wäre meinem Kopf ein besseres (unschädliches!) Mittel eingefallen, wie ich schnell schlechte Gefühle wegkriege und gut drauf sein könnte, dann hätte ich mich sicher dafür entschieden, aber...es gibt keines, was kurzfristig so gut wirkt..."
Ohh Joosi,
du hast _meine_ "Falltür", zurück in den Sumpf, beschrieben... Mein Kopf sagt "das wollen 'die' doch nur...", aber mein kleiner fieser Gollum sagt "na, und, is doch ok, beam dich weg und gut is...und wenn die 'schöne neue Welt' noch keine unschädliche Droge erfunden hat, dann eben wieder...".
Schöne Scheiße! Aber ich bin inzwischen recht widerstandsfähig geworden. Bis jetzt noch möchte ich alles _wach_ erleben! Hat sogar "Unterhaltungswert", manchmal..., fallada
PS: Find ich ein _wichtiges_ Post (das von dir, klar!)
Leider wirkt der Alkohol nur aufs Limbische System (Sitz unserer Emotionen) im Hirn und nicht auf die Großhirnrinde (Logik und Verstand).
Nachdem wir uns aber zu 90% nur durch unsere Emotionen leiten lassen ists auch klar warum man selber oft ratlos ist warum man Alkohol trinkt wenn die Konsequenzen doch so katastrophal sind.
Grundsätzlich kann man sagen das der Mensch durch 2 Triebe motiviert ist, einerseits das Erlangen von Glück und das Vermeiden von Schmerzen.
Jetzt ist aber das Teuflische an der Sache das Alkohol gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlägt,ich befreie mich vom "Schmerz" und erlange gleichzeitig "Glück".
Wenn wunderts das Viele an solch einer Einsicht oft verzweifeln da ihnen die Perspektive fehlt wie sie den Rest ihres Lebens ohne solch eine Bewältigungsstrategie auskommen sollen.
Was aber auch heißt das Alkoholiker dies schaffen trocken zu werden gelernt haben sich nicht mehr zu stark von ihren Emotionen leiten zu lassen, was auch erklärt warum es nach dem Trockenwerden im Meisten der Fälle immer bergauf ging.
So gesehen ists eine einzigartige Gelegenheit viel über Disziplin zu lernen deren Frucht ja bekanntlich die Selbstachtung ist.
hmm, um mir tiefergehende gedanken machen zu können, muss ich im kopf erstmal wieder fitter werden, merke ich gerade. wenn ich versuche, zusammenhänge zu erfassen, streiken meine hirnwindungen. aber es ist ja auch erst der 3. tag ohne alkohol, und ich habe noch distra und carba im blut. aber ich finde es echt klasse, was hier so für gedanken von euch kommen!
das distra ist wirklich auch ein teufelszeug! da sehe ich auch ganz deutlich meine tief verankerte suchtstruktur: sobald ich mich schlecht fühle, spüre ich den wunsch, eine pille einzuwerfen! statt auch mal schlechte gefühle auszuhalten! oder etwas anderes dagegen zu tun. wie gut, dass der doc mir die dinger täglich einteilt! ich war gerade bei ihm, und er ist ganz zufrieden mit mir. ich selber übrigens auch. darf ich das überhaupt ... mit mir selbst zufrieden sein? als kind wurde mir beigebracht, dass man immer nach höherem streben soll, dass die kleinen erfolge nicht zählen. ich hör' schon meine mutter, wenn sie hört, dass ich trocken bin: "schön ... dann kannst du ja jetzt arbeiten gehen!" (sie ist selber alkoholikerin, gesteht sich das aber nicht ein. und eine krankheit ist das für sie schon mal gar nicht!)
so, auch heute wieder einen ganz lieben dank für eure guten wünsche und gedanken! und herzlichen gruss!
ja schon Dich nur erstmal. Später, wenn Du wieder fit bist, dann können wir das alles nachholen mit dem Tiefergehenden. Darauf bin ich schon sehr gespannt.
Freu Dich ruhig über jeden kleinen Erfolg. Die Masse macht es - nicht die Klasse.
das hört sich ja schon alles seeeehr gut an. Was ich ganz wichtig finde: natürlich darfst Du mit Dir zufrieden sein, Du mußt es sogar!!!
Das ist meiner Meinung nach ein großer Schritt in die richtige Richtung, denn durch den "Säuferfrust" ist doch das Selbstwertgefühl total auf null gesunken (war bei mir jedenfalls so). Sei auch mit kleinen Schritten zufrieden und du wirst merken, daß Dein Selbstwertgefühl ganz langsam wieder kommt - und das ist ein richtig gutes Gefühl von dem man in schwächeren Momenten dann zehren kann.
der Satz weiter oben: ich WILL nicht weinen - obwohl es so viel ungeweinte Tränen gibt, könnte von mir stammen.
Dabei habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, wie wichtig das eigentlich ist, wie es entlastet. Ungeweinte Tränen ersticken einen.
Weinen verknüpft man wohl unbewußt immer als Schwäche und das ist für jemand, der den Kopf eigentlich immer oben haben will, nicht gut erträglich. Hinzu kommt ganz prosaisch, dass ich hier nicht verheult und verquollen rumlaufen will und erklären müßte warum - manchmal will ich nämlich nix erklären, vor allem nicht, solange ich selbst noch nicht weiß, was Sache ist ... Ich will auch nicht, dass meine Umwelt sich Sorgen über mich macht ... Ich will auch nicht zeigen, dass ich nicht so perfekt funktioniere, dass ich Schwächen habe, dass es mir schlecht geht ... Aber ich will das nicht nur meiner Umwelt nicht zeigen, sondern schon mir selber gar nicht zugestehen.
Aber das geht in den Graben, solange man das nicht kann.
Ein anderer Gedankensplitter: ich habe mich oft bei einem gewissen Alkoholpegel (allerdings nicht zuu viel) näher an mir selbst und meinen Empfindungen gefühlt, als ohne. Mir schienen meine Gedanken dann auch authentischer und ungefilterter, aufrichtiger, wesentlicher zu sein als im nüchternen Zustand. Ein gewisser Teil der Wand zwischen der Welt und mir schien wegzubrechen.
Ich habe dann mal testeshalber diese "wesentlicheren" Gedanken aufgeschrieben und im nüchternen Zustand nochmal gelesen - es war ernüchternd ;-))))) SOOO interessant waren sie dann auch wieder nicht :-)
damit rundum einen erfreulichen Tag wünsche! mohnfeld