tag 4 ohne alkohol ist angebrochen! klirrende kälte und herrlichster sonnenschein draussen, in mir drin wärme, hoffnung, zuversicht und tatsächlich langsam wieder aufkeimender lebenswille.
heute hat mir zum ersten mal seit wochen mein heissgeliebter morgenkaffee wieder richtig geschmeckt!
noch machen mir ängste zu schaffen, im beisein von anderen fühle ich mich irgendwie nackt ohne alk. die macht der gewohnheit! ich stand ja 16 jahre häufiger "unter strom" als dass ich nüchtern gewesen bin. (unterschwellig macht sich dann doch sowas wie saufdruck bemerkbar) muss das erst wieder lernen. wird nicht einfach. aber jetzt will ich erstmal wirklich nur denken: "nur für heute!"
ich muss heute unbedingt liegengebliebene formalien erledigen (algII, gläubigerliste etc.) ich hasse es!!! weil es frust auslösen wird.
ja, dass erinnere ich auch noch. Vermeintlich grandiose Gedankengänge und -splitter erwiesen sich am nächsten Tag als konfuses oder auch banales Zeugs. Selbst beim nächsten Suff waren die nichts mehr wert und landeten in der Tonne.
Jetzt, trockenen Hirns, gelingt vieles deutlich besser. Also lassen wir es bei "saufnix".
falls jemand denken sollte, es wäre ein schlechtes zeichen, dass ich mich jeden tag weniger hier melde, nein, dem ist nicht so! gestern musste ich mich zwar mit fernsehen über den mittag und nachmittag "retten", weil ich panik (und somit auch suchtdruck) hatte. aber am späten nachmittag kam mein sohnemann, und wir spielten 2 stunden mein geliebtes backgammon. danach besuchte mich noch mein bester freund und wir hatten ein gutes nüchternes gespräch. heute morgen machte ich mich zu fuss auf zur suchtberaterin, danach zur bank und dann zum doc. das waren ganz schöne märsche, und es wird einen fürchterlichen muskelkater geben. aber es hat saugut getan! nun, das alles soll einfach nur heissen: das real life kriegt mich so langsam wieder! am sonntag bin ich mit den distra durch. ab dann werde ich sehen, wie es weiterhin um meinem wunsch und willen, trocken zu bleiben und abstinent zu leben, bestellt ist.
ich wünsche euch allen einen so zufriedenen tag wie ich ihn heute habe! lieben gruss! anuschka
Zitat... wie es weiterhin um meinem wunsch und willen, trocken zu bleiben und abstinent zu leben, bestellt ist
... na hoppla, ich dachte das ist klar ? Sehe ich da etwa eine riesige offene Hintertür ??? Nach dem Motto wenn am So mein Wunsch und Wille nicht so ist, kann ich nach dem Absetzen des Distra wieder saufen ?
Ich will ja nicht unken, aber ob das so funktioniert ?
ooops...falsche formulierung...oder eine art freud'scher fehlleistung?! also, gemeint war das eigentlich wie ein unken meinerseits. es war nach all meinen entgiftungen über kurz oder lang so, dass ich wieder saufen wollte. da brauchte es auch keinen auslöser oder anlass oder so. und wenn ich das wollte, dann tat ich das auch. natürlich bleibt es bei so vielen fehlgeschlagenen versuchen nicht aus, dass ich angst habe, dass das wieder passiert. dass ich wieder zu übermütig oder zu nachlässig werde und mir sage: "es wird schon gehen."
deshalb: ich will und werde HEUTE nichts trinken! mein denken an sonntag war schon wieder falsch. was weiss ich, was sonntag ist, oder morgen!? ich habe nur auf das jetzt und hier einen gewissen einfluss.
bea für deine aufmerksamkeit! der teufel sitzt im detail!
bei meinen ersten Ausflügen ins "Neuland" Internet, bin ich wohl nicht zufällig hier gelandet. Seither verfolge ich, wann immer es geht, dein Schicksal. Heute muß ich endlich auch mal schreiben, was mir seit Tagen durch den Kopf geht. Mein Mann ist Alkoholiker, schon lange und ich habe mich immer geweigert das zu begreifen, geschweige denn, mir meine Co-Abhängigkeit einzugestehen. Seit drei Monaten ist er nun trocken, nach einem schrecklichen kalten Entzug zu hause.Ich dachte oft jetzt stirbt er, aber er hatte mir strikt verboten Hilfe zu holen. Als ich nicht mehr konnte, holte ich uns Hilfe bei unserem Hausarzt, der eine Einweisung, gott-sei-dank mit seinem Einverständnis, durchsetzen. Dort war er 5 Wochen und wartet jetzt auf den Beginn seiner Langzeittherapie. Als er weg war, war ich nur wütend und absolut überzeugt alles hinzuschmeißen, weil er mir und den Kindern so viel Leid zugefügt hat. Deine Geschichte hat mir geholfen ihn in einem anderen Licht zu sehen, zu begreifen, wie viel Kraft ihn das alles kostete und noch immer kostet. Für mich war das ohne deine Post nicht nachvollziehbar, da für mich ein Leben ohne Alkohol immer normal und selbstverständlich war. Du hast mir den Mut gegeben, wieder an ihn und uns zu glauben. Ich habe jetzt die Kraft diesen Weg weiter mit ihm zu gehen. Hab dank dafür!
Ich wünsche dir von ganzem Herzen Kraft und gutes Gelingen für dein neues Leben danach.
Und bitte schreib weiter, ich bin in Gedanken bei dir...
oh, oh, da hast du ja eine menge mitgemacht und ausgehalten! dass dir meine schilderungen nun etwas geholfen haben, freut mich natürlich sehr! dass dein mann qärend der entgiftung absolut keine hilfe von aussen zulassen wollte, obwohl es ihm (und damit auch dir) so grottenschlecht ging, kann ich allerdings nicht verstehen. wenn es mir extrem schlecht gegangen wäre, wäre ich sofort und trotz meiner scham ins krankenhaus gegangen. meine tasche war gepackt. und mein sohn und mein bester freund waren informiert und instruiert. nun ja, du und dein mann habt diese schlimme phase glücklicherweise jetzt überstanden, und nun geht es für euch darum, neue perspektiven zu finden. dabei wird die therapie sicher hilfreich sein. vergiss du aber dabei nicht, auch etwas für dich zu tun! es geht längst nicht alles nur um deinen mann, weil er der kranke ist! du hast mindestens ebenso gelitten wie er! auch ich wünsche dir kraft und gutes gelingen und danke dir für diesen beitrag! ganz herzlichen gruss! anuschka
hallo ihr alle, die ihr mir so hilfreich zur seite gestanden habt in diesen schwierigen tagen!
heute ist der erste tag ohne medikamente (der 8. ohne alk), und es geht mir gut. ich bin froh, diese erste hürde genommen zu haben. meine gedanken kreisen so manches mal um den alkohol, aber ich denke dann tatsächlich: "nein, heute will ich nicht trinken!" und das hilft. zusätzlich noch die ein oder andere dann eher forcierte ablenkung, und der schlimmste druck ist vorbei. so kann es klappen.
ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei euch allen bedanken! und diesen thread für mich ersteinmal abschliessen. tag null bis neun habe ich u. a. mit eurer hilfe gut überstanden. ab morgen würde ich am liebsten nur noch im bereich "positives" posten! :-) (dass das nicht der fall sein wird, ist mir schon klar...)
erstmal danke der nachfrage! es vergeht kein tag, an dem ich nicht hier lese.
16 tage ohne alkohol habe ich geschafft, bevor ich doch wieder nachlässig wurde. und ich "musste" an den folgenden tagen weitertrinken. nicht viel, aber jeden tag ein bisschen mehr. es gab keinen besonderen anlass, auch keinen unerträglichen saufdruck, es war eher so als ob ich mich für die trockenen tage belohnen wollte. seit freitag weiss ich, dass ich übermorgen in der adaption (stationäre nachsorge) sein muss. ein neuerlicher versuch, mein leben in andere bahnen zu lenken, längerfristige trockenheit in geschützter und vor allem neuer umgebung zu lernen. ich habe angst davor! vor allem macht mir meine sozialphobie ganz arg zu schaffen, obwohl sich die in den wenigen trockenen tagen sehr verringert hat. aber in ganz ungewohnten situationen, besonders da wo ich nicht "flüchten" kann, ist es noch immer schlimm. 3 bis 6 monate in dieser einrichtung sind geplant. evtl. auch die ansiedelung vor ort nach der massnahme. internet gibt's da nicht im haus, werde also nur selten online sein. der strukturierte tagesablauf, der tägliche (unvermeidbare) umgang mit meinen mitklienten und den päds und psychs dort, und auch ein berufspraktikum werden mir letztlich aber sicher gut tun.
dir, ralph, und allen anderen wünsche ich frohe weihnachten und einen guten rutsch ins neue jahr!
ich wünsch dir alles erdenklich Gute. halt die Ohren steif und den Kopf oben und natürlich sollten wir uns nicht wieder hören ein alkoholfreies und besinnliches weihnachtsfest mit