eine schöne Blume, schade, dass man nicht dran riechen kann...
Deine Geschichte mit der Nähegrenze versteh ich gut. Ein heikles Thema. Aber immerhin ließ sich Deine Schwiegermutter auffangen bzw. hast Du eine persönliche Grenze überschritten, um für sie da zu sein (selbst wenn der Alkohol dies bewirkte).
Das gibt mir sehr zu denken, hätte ich Freitag Abend etwas getrunken, hätte ich wahrscheinlich die persönliche Distanz auch unterschritten. Was sollte man aus Überwindung und was aus reinem Bedürfnis heraus tun?? Der Alkohol verschiebt diese Grenzen, ob das gut ist, weiß ich nicht einmal. Nicht das ich Angst vor der Frau gehabt hätte, aber der Anstand, nicht in eine persönliche Sphäre einzudringen, hat mich zurückgehalten. Sie hat den Dank für die Unterstützung sogar nur über Dritte telefonisch ausrichten lassen...
ich glaube, dass es nicht gut ist, seine eigene Grenze zu mißachten, selbst wenn es für den anderen gut wäre - das habe ich spätestens seit meiner Reaktion darauf gemerkt. Ich glaube schon, dass der Alkohol das verursacht hat - so wie er es auch verursachen würde, dass ich mir die Füße abfrieren würde, weil ich betrunken die Kälte nicht mehr so spüre ...
andererseits habe ich mich schon oft gefragt, was nun meinen wahren Kern mehr ausmacht, die Gefühle, die ich mit Alkohol spüre, oder die im nüchternen Zustand - die ja oft blockiert sind. Vermutlich sind einfach beides Facetten von mir.
darüber habe ich mir auch schon oft Gedanken gemacht.
Ich denke manche Menschen sind eher schüchtern und mehr in sich gekehrt, sie würden schon gern etwas mehr aus sich rausgehen, aber sie sind irgendwie gehemmt und der Alkohol hilft ihnen, diese Hemmungen abzulegen. Aber warum sollten sie anders sein, als in Wirklichkeit? Weil andere so sind?
Oft stelle ich fest, dass bei manchen Menschen der wahre Charakter rauskommt, wenn sie betrunken sind. Es sind nicht nur positive Dinge, denen der Alkohol zum Vorschein verhilft. Oft kehrt er auch das böse Gesicht eines Menschen nach außen.
Frisst jemand Ärger in sich rein und spricht nicht darüber, dann bewirkt der Alkohol irgendwann das regelrechte Rausplatzen der aufgestauten Gefühle und das meist auch ziemlich aggressiv und ohne Zusammenhang.
Daher rührt wahrscheinlich auch dieser scheinbare Widerspruch, dass sich zwei Menschen anfänglich über alles lieben und später hassen können. Erst wenn die wahren Ichs zu sehen sind, zeigt sich, ob zwei Menschen füreinander bestimmt sind, oder nicht.
also ich stelle einfach mal in Frage, das das was unter Alkohol bei mir alles zu tage getreten ist der sogenannte "Wahre Charakter ist" Alkohol verändert die Persönlichkeit und dies zum negativen. Ich werde unzuverlässig, gleichgültig mir und anderen gegenüber und vieleicht werde ich auch aggressiv mir und anderen gegenüber. Diese Aggressivität resultiert aber doch wohl eher und tiefgründiger aus einer großen Unzufriedenheit mit mir selbst. mit dem wahren Charakter hat dies alles bei mir nix zu tun. Kann ich jedenfalls nach langer Abstinenz bei mir nicht so analysieren.
Hallo Ihr Lieben, da ich süchtig geworden bin und eine Grenze überschritten habe,mußte ich lernen meine Suche nüchtern fortzusetzen und mein Leben neu zu entdecken und zu gestalten(ich wünschte es mir!!!). Auch ich würde immer am liebsten jeden helfen,aber das kann ich nur tun,wenn der Gegenüber etwas tun möchte,wenn nicht,so geht sein Weg den lauf!Ansonsten wäre unsere Krankheit oder unsere Verhaltensweisen ja nicht glaubhaft,wenn es nicht die Folgeerscheinungen dieser geben würde und immer wieder bestätigt. Ich fand das damals auch sehr hart,als ich in einer gRuppe hörte,wir brauchen unsere Toten um glaubhaft zu sein. Aber ob jemand geht oder nicht geht liegt oft auch in seiner Hand und Verantwortung und es gibt eben Menschen,die es so möchten.Sie gehen ja nicht von uns,sie gehen nur vor! Bummi
Betrunken war ich eigentlich nie, ich war ein astreiner Spiegeltrinker und habe mich auch nie an meine Grenze rangetrunken. Die kannte ich von früher, entweder ich war noch völlig normal oder es fing mir an alles zu drehen, mir wurde übel und dann musste erstmal alles raus. Danach war mir nur noch nach schlafen, ist aber nur 6, 7mal in meinem Leben vorgekommen. Seit ich täglich trank, machten sich bei mir nur körperliche Beschwerden bemerkbar. Die Verdauung machte nicht mehr so richtig mit und die Leber. Ich war immer gleich, weder änderte sich mein Umgangston, noch überwand ich irgendeine Schwelle. Ich schlief eher ein, ja, aber sonst... Sex war belastend, es hat ewig gedauert oder fand gar kein Ende. Der Schlaf war nie erholsam und ich fühlte mich früh nie ausgeruht. Aber an meinem Wesen hat sich da nie was geändert. Deshalb auch meine lange Uneinsicht, Alkoholiker zu sein. Man hat es mir nie angemerkt und ich sah nie eine Ähnlichkeit zwischen mir und tobenden Ehemännern oder denen, die ihr Leben schon nahe dem Abgrund fristen.
Was mir nun heutzutage auffällt ist, und das ärgert mich ja so, dass ich genauso bin, wie vorher. Ich reg mich genauso schnell auf, fast noch schneller als früher, aber auch nie ohne Grund. Ich werde schwerer müde, schlechter morgens wach (kein Saufdruck) und habe ständig Hunger.
Ich hatte nie eine Seite, die erst der Alkohol zum Vorschein brachte, ich bin immer gleich geblieben. Klingt langweilig, oder?
Es geht weniger um die Änderung der gesamten Persönlichkeit, als um das Freilegen von Emotionen: - Der Verlust von Skrupeln, Disziplin, Ängsten und Hemmnissen macht eher die Wirkung aus. - Die eigenen und gesellschaftlichen Tabus brechen. - Vorwürfe und Schuldzuweisungen, die dann einfach abtropfen.
Der Gedankensplitter von mohnfeld war ja, unter Alkohol eine persönliche Grenze zu überschreiten und obwohl es von außen betrachtet vielleicht richtig war, war es für sie letztlich unangenehm. Dieser Grenzgang zwischen etwas wollen, was gut ist, aber persönliche Bedenken haben und dem Sträuben des nüchteren Körpers, der dir sagt: Nein, lass das!, aber dem letztlichen Tun, ausgelöst durch ein paar Schluck Alkohol, ist das Schwierige.
Die innere Unzufriedenheit, von der Du schreibst, die einen grantig werden lässt, ist ja am Ende auch nur eine Emotion, bei der Alkohol ein Trigger ist.
also das ist wirklich eine interessante Frage: Legt Alkohol den "wahren Charakter" frei oder nicht?
Meine Meinung dazu ist folgende: Alkohol verstärkt die Empfindungen und den Ausdruck einzelner vorhandener Gefühle, nicht zuletzt deswegen, weil er die Empfindungs- und Ausdrucksvielfalt reduziert!
Wie ist das zu verstehen: Ein Gefühl oder auch jeder andere Gedanke ist eingebettet in ein ganzes Bündel anderer Gefühle und Gedanken, die dazugehören. Im nüchternen Zustand sind das selbst erlebte Gefühl und der nach außen grichtete Ausdruck dessen, wesentlich komplexer und entsprechen meist nicht der Empfindungsspitze des isolierten Grundgefühls, sondern sind (wie beispielsweise das Risiko bei einem Geldanlagepaket) nivelliert, weil das erlebte und gelebte Gefühl die Resultierende aus einem Gefühlscocktail ist. Im alkoholisierten Zustand fällt die Empfindungsvielfalt mehr oder weniger weg. Dadurch kommt das Einzelgefühl, mit dem sich der Alkoholisierte gerade beschäftigt, viel stärker zum Tragen. Deshalb sieht es nach außen wie nach innen für diesen Menschen dann so aus, als wäre seine Empfindungsfähigkeit im alkoholisierten Zustand viel tiefer, was aber objektiv betrachtet, gar nicht stimmt.
Der "wahre Charakter" ist aber nicht nur die Summe von Einzelgefühlen, jeweils isoliert betrachtet, sondern das Zusammenspiel aller seeelischen Komponenten eines Menschen. Da dies nur in nüchternem Zustand reibungslos funktioniert, zeigt ein Mensch seinen "wahren Charakter" also auch nur nüchtern.
"In vino veritas" stimmt natürlich auch, denn Hemmschwellen, Dinge auszudrücken, die man nüchtern nicht sagen würde, fallen weg und somit kommt oft auch einmal was raus im alkoholisierten Zustand, was stimmt. Aber trotzdem ist es ein verzerrtes Bild, das sich da zeigt, denn die Bedeutung, die dieses Detail für den gerade alkoholisierten Menschen im nüchternen Zusatand hat, kann eine ganz andere sein, als sie betrunken rüberkommt.
ZitatDie innere Unzufriedenheit, von der Du schreibst, die einen grantig werden lässt, ist ja am Ende auch nur eine Emotion, bei der Alkohol ein Trigger ist.
hallo beed,
die Grandigkeit ist eine Emotion, die innere Unzufriedenheit nicht, die kann man durchaus beseitigen. Dieser Zustand ist auch nicht unbedingt anden Alkohol gebunden. Auch wenn du nüchtern bist und hast einen Zustand der innneren Unzufriedenheit wirst du gereizt oder grandig reagieren. Vieleicht nicht so heftig. Kommt aber eben auf die Unzufriedenheit an. Ich bin damit nämlich auf dein Posting eingegangen wo du ungefähr geschrieben hast, das du zwar jetzt nüchtern bist aber an deinem zustand hätte sich nichts geändert. Du würdest trotzdem noch schnell gereizt und unangemessen reagieren. hast du nicht wortwörtlich geschrieben aber so hat ich das verstanden.
als Kind hatte ich des öfteren gehört, dass: "kleine Kinder und Besoffene die Wahrheit sagen" !
Ich bekam damals schon Schuldgefühle, da ich mich schuldig fühlte, dass mein Vater getrunken und der ständige Ehekrach zu Hause unter anderem auch meine Schuld war. Während meines Lebens entwickelte sich diese Schuld weiter, indem ich permanent unter Schuldgefühlen litt. Ich trank mir diese Schuld weg
Doch das ging nicht, sondern die Schuldgefühle wurden grösser und grösser, je mehr ich trank
mit der Zeit habe ich bemerkt, dass ich nun einen Grund für meine Schuldgefühle hatte...nämlich das Trinken! Schon komisch....als Kind hatte ich nicht getrunken und hatte Schuldgefühle und als Erwachsene suchte ich einen Grund dafür....indem ich trank?
doch was hatt Schuld und trinken mit Charakter zu tun?
mein Mann sagte mir als ich ihn fragte, wie er mich damals sah als ich trank: "Lisl deine Persönlichkeit hatt sich schon verändert und ich hatte Angst, dass sie sich ganz verändert"!
eines lässt mich noch kurz überlegen: hatt das sinnlose Saufen etwas mit einer Charakterschwäche zu tun???? oder ist es doch (nur) eine Krankheit!
da habt Ihr mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben -
Lisl mit den Schuldgefühlen ... von dem erdrückenden Berg komme ich auch nicht so leicht runter - und da hängt auch ein ganzes Bündel an Selbstwertfragen mit dran ... interessant auch der Bogen zur Jugendzeit ...
und waldschrat - der Gedanke mit der Simplifizierung bzw. Reduzierung der Gefühle - eine tolle Analyse - warum komme ich nicht auf sowas ??
Ja, das Thema Saufen als Charakterschwäche und im Verlauf zur krankhaften Sucht mutierend, haben wir schon oft zum Teil sehr kontrovers diskutiert. Aber ich denke genau an der Stelle, wo der Point of no return ist, fängt die Flucht in den Alkohol an. Wenn man denkt, jetzt machts eh nichts mehr, wenn man anfängt sich aufzugeben, wenn Vergessen mehr wert wird, als erinnern.
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@miezegelb,
ich denke durchaus, das Unzufriedenheit ein Gefühl ist, was denn sonst? Der Alkohol fokussiert diese und man meint, nun ganz klar zu erkennen, was diese Unzufriedenheit auslöst und zeigt dies auch überdeutlich.
Im Übrigen habe ich nichts von unangemessen reagieren geschrieben. Ich reg mich schnell auf, weil viele Dinge einfach zum Haare ausraufen sind, da sie sich ständig wiederholen und die Beteiligten das irgendwann mal gemerkt haben müßten. Das letztliche Handeln meinerseits würde ich nicht unangemessen nennen, ich reagiere folgerichtig, auch wenn ich vorher verbal klargestellt habe, dass ich dieses oder jenes nicht korrekt finde.
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@Waldschrat,
ich schließe mich Deiner Meinung an. Der Alkohol als Trigger für für die einzelne Emotion, die explizit vom Gesamtempfinden verstärkt wird. Man ist mehr lustig oder mehr angefressen auf die einzelne Situation, nüchtern ist es den meisten hinterher peinlich, soviel 'rausgucken' gelassen zu haben.
Am Menschen selbst ändert sich höchstens im Laufe der Jahre etwas, wenn das Emotionsfähigkeit durch den Alkohol immer weiter eingeschränkt wird.
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@Lisl,
ich kannte den Spruch als "Besoffene und kleine Kinder haben immer Schwein" i.Sinne von unverletzt bleiben bei Stürzen.
"Kindermund tut Wahrheit kund" - manchmal sehr zum Leidwesen der Erwachsenen...
Den Kreislauf trinken um keine Schuldgefühle mehr zu haben, um Schuldgefühle wegen des Trinkens zu bekommen, kann ich nur insofern nachvollziehen, als dass der Betroffene sich anfänglich Schuld zuweisen lässt, ohne sich zu verteidigen und später sich selbst Schuldgefühle schaffen muss, um einen Grund zum Trinken zu haben. Komisch... irgendwie
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@mohnfeld,
es ist tatsächlich nicht ganz so abwegig, mal zu überlegen, ob das Verschieben der Auslöser von Schuldgefühlen auf sich selbst und die scheinbare Endlosschleife, zu der das führt, zu so einer Verzerrung des Selbstbildes führt, dass nur noch eine totale Selbstfokussierung hilft, die u.U. auch wieder dazu führen kann, dass man sich allein fühlt.
ZitatGepostet von Bettina Als am Grabe meines Schwiegervaters meine Schwiegermutter mir sagte : " Gott sei dank das " Schwein ist tot " war ich sehr erschüttert.
[ Editiert von Bettina am 29.11.04 20:16 ][/b]
Möchtest du das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung in Frage stellen?
Ich kann die Frau voll und ganz verstehen, daß ihr mehere Zentner, wenn nicht gar Tonnen von der Seele gefallen sind, als sie bei der Tieferlegung der von ihr gehaßten Person eine wohl noch nie zuvor gekannte Befriedigung erfahren hat. Das Bild der Endgültigkeit hat sie wohl zu dieser Äußerung bewegt. Finde ich gut, wenn Menschen, die womöglich Jahrzehnte in Tyrannei lebten, sich so losgelöst artikulieren.
ich stimme deinem Post voll und ganz zu. Aber eins kann und werde ich nie begreifen: Wie kann man die alkoholische Tyrannei bis zum Tod des Trinkers ertragen, und dann obendrein noch an der Beerdigung teilnehmen, womöglich mit Kranz und dicker Schleife? Das würde mir im Traum nicht einfallen - egal was andere denken. Und dem Verstorbenen ist es eh wurscht, wer scheinheilig am Grab steht oder nicht.Ihm war es zu Lebzeiten auch egal, wie sehr die Familie oder sonst wer, unter ihm litt, also warum dann so eine öffentliche Schau, die nur auf anerzogenem Pflichtgefühl basiert aber mit ehrlichem Trauergefühl nichts zu tun hat?
Wer Menschen quält, aus welchen kranken Gründen auch immer, hat bei mir Respekt, Würde und Mitleid verspielt. An Gefühlsduselei habe ich durch den Alkohol lange genug "gelitten", aber mit der Trockenheit bin ich auch dieses Übel los geworden. Zum Glück; denn dadurch hatte ich die Kraft, um mutige Schritte einzuleiten, damit einem gequälten Kind psychiatrisch geholfen wird und die Verursacher des Leidens kommen aus dem ganz nahen familiären Umfeld. Welch Wunder! Wahrscheinlich werden sie zu gegebener Zeit auch als krank eingestuft. Na toll, welch ein Trost für das Kind und seine Geschwister. Ob sie wohl auch zur Beerdigung gehen, wenn die Kranken mal sterben?