Eine Frage, die mich sehr beschäftigt - auch seinem meinem letzten Thema : "Erstarrung." Ich war ein bißchen enttäuscht, dass so gar niemand mehr was dazu sagt.(Wahrscheinlich habe ich da auch schon wieder zu viel erwartet! :grins2 Hm, ist die Frage zu schwer? Hat dazu niemand eine Meinung? Oder ist das "Gehacke" mit Bernd eben einfach wichtiger und interessanter für euch?
Naja, da ich aber total gerne eure Meinungen oder Erfahrungen zu dem Thema wissen möchte, habe ich mir gedacht ich versuchs nochmal. Gerade, weil jetzt auch das neue Jahr ansteht und zumindest ich wieder mal Gefahr laufe, mich mit überzogenen Erwartungen und Vorsätzen zuzupacken und dann schon in den ersten 2 Wochen eine Bauchlandung zu erleben.
Mir ist schon langsam gedämmert, dass ich wohl zuviel erwarte und auch meist viel zu hohe Anforderungen an mich und das Leben stelle. Deshalb ist bei mir dann auch schnell Frust vorprogrammiert. Ich möchte das gerne besser machen (schon wieder eine Erwartung??) Einfach mal nichts erwarten, sich etwas entwicklen lassen. Das würde ich echt gerne - aber wie hält man das aus? Irgendwo ist es doch ganz tief in einem drin verankert, dass man immer etwas erwartet, oder? Selbst, wenn ich jetzt so tue, als ob ich nichts mehr erwarte, nichts mehr plane, jeden Tag sich einfach entwickeln liese (wobei das nur sehr begrenzt möglich ist, wegen Arbeit, Arztterminen etc. - aber zumindest außerhalb dieser Termine), selbst dann, werde ich innerlich Erwartungen haben oder wird das dann weniger im Laufe der Zeit?
Irgendwas treibt mich immer "besonderen" Leistungen hinterherlaufen zu wollen. Nur um Kind und Haushalt kümmern, dass kann ich nicht - es muss nebenbei noch Job, Fortbildung und Selbstverwirklichung sein. Ich möchte es wirklich gerne ändern. Situationen annehmen und mit weniger zufrieden sein und nicht ständig danach schielen, was ich noch als nächstes "Draufsetzen" kann, um mich als Mensch irgendwie aufzuwerten.
Wenn ich nicht irgendwo in mir drin immer noch glauben würde, dass ich immer extra viel im Leben schaffen müsste, damit ich ein duldenswerter Mensch bin, dann wäre ich sicher auch nicht so stress- und suchtgefährdet.
Ist wirklich eine schwere Frage. Ich beiße mir daran die Zähne aus. Vielleicht hat ja jemand ein paar Gedanken dazu?
es ist bestimmt nicht deshalb das dir niemand antworten möchte aber so einfach ist die Frage auch nicht es ist ungefähr das gleiche wie Stress bewältigung, jedenfalls für mich. Du solltest dich fragen, wie wichtig ist das jeweilige was ich gerade tue und was bringt mir das. Kann ich das eine oder andere auch zurückstellen. Ist es wirklich wichtig das jetzt und gleich zu tun? Was für einen Nutzen hab ich davon? Muss ich wirklich immer besser sein als andere? Und wenn du erkannt hast was wichtig und was nicht so wichtig ist dann kannst du dich auch wesentlicher auf das wichtige konzentrieren und reibst dich nicht an den Nichtigkeiten auf. Waren nur mal so gedanken von mir.
ich finde das Thema sehr interessant aber auch nicht ganz einfach. Ich denke, wir erwarten nicht zuviel im Leben aber wir tun zu wenig. Ich denke sogar, wir sind viel zu Bescheiden und sollten noch viel mehr von uns selbst fordern. In unserer Gesellschaft beschränkt sich das nur noch auf materielle Dinge...die meine ich nicht und kommen sozusagen als Zugabe. Mit viel mehr fordern meine ich gar nichts mehr fordern, und da fängt das Problem an...
Oh wie erkenne ich mich aus deinem Schreiben. Auch ich kämpfe um mein noch sehr kleines Selbstbewusstsein aufzu- werten mit noch mehr und noch mehr. Aber wo hat es mich hingeführt zur ÜBERFORDERUNG meines Selbstes. Wir beide müssen lernen einen Gang zurückstecken und wir dürfen Rückschau halten was wir bis jetzt geschafft haben. Wem müssen wir den etwas beweisen um angenommen zu werden! Bei mir war es das ich immer der Liebe und Anerkennung meines Vaters hinter herlief. Danach musste ich zeigen wie gut ich bin im Job und meinem Ehemann. Bis es zum seelischen Absturz, Gott sei gedankt, kam. Und ich einsehen lernte, so wie ich bin, ist es okay, mit allem was mich ausmacht. Jetzt versuche ich mir dies täglich zu verinnerlichen. Okay, es geht auch mir manchmal zu langsam, doch Rom wurde nicht an einem Tag gebaut. Und diese einge- fleischten Verhaltensmustern zu ändern, braucht einfach Zeit. Wichtig ist für mich das ich auf mich achte, das es mir gut geht und das ich die Erwartungen die ich in mir jetzt habe (keinen Alkohol, meine Eheprobleme)meinen Job mit jetzt weniger Verantwortung, gut mache. Und ich glaube das ist ja schon eine ganze Menge, wo ich meine ganze Kraft dazubrauche. Für mich ist es einfach wichtig, dass ich am Abend mit einem guten Gewissen Rückschau halten kann und es mir ein Gefühl von Zufriedenheit gibt.Was nützt es mir wenn ich hundert Sachen mache und doch nichts Rechtes und meine persönlichen Bedürfnisse dabei total vergesse. Wenn es mir gut geht, geht es auch meiner Umgebung gut. Wenn ich mich unter Stress setze mache ich nur meine Familie nervös.
Also ich weiss nicht, ob ich dir irgendwie deine Fragen beantwortet habe. Jedoch zählt doch die Gegenwart, den wer weiss den was morgen ist?
in den paar Tagen hier habe ich irgendwie festgestellt, dass viele etwas erwarten wenn sie hierein schreiben...z.B. bei einigen Schreibern nur Antworten die sie erwarten....sie sollten von sich selbst fordern, dass sie damit umgehen können, wenn die Antworten einmal anders ausfallen.
wichtig wäre vieleicht noch bei allem was du tust mal darüber nachzudenken wieviel davon du für dich selbst tust und wieoft du eigentlich nur anderen Erwartungen gerecht werden willst.
erstmal sind sämtliche "Erwartungshaltungen" -sich selbst oder anderen gegenüber- prinzipiell schlecht; denn wenn diese nicht erfüllt werden, geht es dir dementsprechend mies...hast du ja selber schon bemerkt.
Erwartungen an das Leben stellen...hm, wurde dir bei deiner Geburt (oder danach?) irgendetwas vom Leben versprochen, auf das du nun wartest? Ist vielleicht dein Selbstwertgefühl etwas angekratzt, sodass du dich selber immer zu "Höchstleistungen" antreibst?
NICHTS im und vom Leben zu erwarten, ist eine hohe Kunst, doch wer sie beherrscht (und das setzt unter anderem Geduld, Bescheidenheit, Demut, Vertrauen, "Akzeptieren" und "Zu-Lassen" voraus), der lebt wesentlich stressfreier.
Erwartungen sind auch immer mit Zielen verbunden. Ziele machen "starr" und fixiert. Dadurch geht so manche *kleine Freude* am Leben verloren, da sie schlicht und ergreifend nicht erkannt...gesehen...registriert wird.
Ich persönlich versuche, mein Leben eher flexibel (in meinem kleinen Rahmen) zu gestalten. Versuche zu sein, wie ein Baum im Sturm: Die starren, unflexiblen und sturen stellen sich dem Wind...um schließlich unter seiner Gewalt zu brechen. Die biegsamen, flexiblen und beweglichen geben dem Sturm nach, ohne ihren Standpunkt zu verlassen...ihre Wurzeln zu verlieren.
Etwas mehr "Spieltrieb" im Leben, etwas mehr Gelassenheit, eine Prise Vertrauen, dass auch eine Alternativlösung (zu der eigenen, auch wenn sie SO nicht geplant war) zum ursprünglichen Ziel führen kann.... Ist nicht einfach umzusetzen - ich weiß. Viele arbeiten ein Leben lang daran, manche von ihnen schaffen es nie.
Es ist so, daß ich am Anfang meiner Trockenheit Vollgas gegeben hab'. Alles was ich die Jahre vorher schleifen ließ, wollte ich mit einem Schlag nachholen. Wollte vorallem meinem Umfeld etwas beweisen. Die Enttäuschung war umso größer, als ich gemerkt habe, daß zwar ich mich verändert habe, mein Umfeld aber irgendwo "stehen" geblieben ist, und meinen Tatendrang so gar nicht nachvollziehen konnte. Die Erwartung, daß mal jemand sagt, wie toll ich mich doch entwickelt hätte, seit ich trocken bin, blieb aus. Es ist schwer, einen Mittelweg zu finden, vom nassen Alkoholiker, der sich hängen läßt, dem sogar der Haushalt zuviel wird, zum trockenen Alki, dessen Energie kaum zu bremsen ist. Für mich war es ein Lernprozess, in kleinen Schritten vorwärts zu gehen.
Das was Du für dich anstrebst ist meiner Meinung nach Perfektionismus. Und das geht nicht. Niemand ist perfekt. Zum Glück, denn sonst wären wir keine Menschen mehr, sondern Roboter. Versuch doch, Dich anzunehmen, so wie Du bist, mit allen Deinen Macken, die Dich, Deine Person Joosi ausmachen.
Ich habe versucht, etwas zu schreiben, aber allein schon dieser Satz von Dir am Anfang macht mich befangen:
Hm, ist die Frage zu schwer? Hat dazu niemand eine Meinung? Oder ist das "Gehacke" mit Bernd eben einfach wichtiger und interessanter für euch?
Ich krieg jetzt einfach keinen freien Gedanken zum Thema raus. Schade eigentlich und doch irgendwie interessant für mich, vielleicht gelingt es auch noch später, aber: Mir sind vom Gefühl her diese Fragestellungen da oben zu provokativ und irgendwie vorweg beantwortet. Da steht für mein Empfinden, dass jemandem der hier zu Deiner Frage nichts schreibt:
1. die Fragestellung zu schwer ist, 2, er keine Meiinung hat, 3. er lieber "Gehacke" mit Bernd mag.
Ich bin fast sicher, dass Provokation aber nicht von Dir beabsichtigt war. Es könnte jedoch irgendwie mit Deiner Problematik zu tun haben, alles vorweg zu planen. So auch Antworten und Nichtantworten von uns hier?
Das sind meine Gedanken dazu, die wollte ich Dir hier gerne mal mitteilen. Einfach ehrlich aus meinem Bauch heraus und hoffentlich nicht verletzend.
Eine Frage aber habe ich an Dich, Joosi, sie scheint mir wichtig: Was ist ein duldenswerter Mensch?
Das lese ich nämlich so: Ein wertvoller Mensch - der geduldet wird. Wie geht das zusammen?
Ich frage mich, woher dieser Drang etwas 'anderes' zu werden eigentlich kommt. Wieso wollen wir uns ständig verändern, transformieren, aufwerten, irgendein Ideal in der Zukunft erreichen, von dem man annimmt daß es einen endlich zufriedenstellen wird - und man dann ganz man selbst sein kann - das Leben in vollen Zügen genießen usw.
Wieso geht das jetzt nicht ? Weil man noch 'unvollständig' ist so wie man ist ? Es gibt logo den materiellen Bereich, wo Verbesserungen echt Sinn machen, Stillstand vermieden werden muss - aber wieso überträgt man das in den psychischen Bereich ? Gelten da auch irgendwelche Normen ? Man ist z.B. unbeherrscht oder voller Neid und versucht dann 'daran zu arbeiten' - um irgendwann mit sich im Reinen zu sein. Wieso funktioniert das nicht ?
Ich kenne Leute, die schon seit vielen Jahren 'an sich selbst arbeiten' aber immer noch gleich empfindlich sind wie eh und je, immer noch dieselben Verhaltensweisen an den Tag legen wie Jedermann. Ich meine, man muss sich selbst gegenüber aufrichtig sein und das ist keineswegs leicht, als ob man es bloss zu wollen bräuchte.Ich z.B. hab lange Zeit Begriffe wie Loslassen verwendet, was oberflächlich gesehen stimmte, aber tief drinnen sah es ganz anders aus.Ein Ende zu setzen (ohne einen Ersatz)ist keineswegs leicht, siehe Alk.
Weniger erwarten 'zu wollen' - was stimmt da nicht ? Oder geht es doch ?
Schönen Sonntag
Randolf
____________________________________________________________ Den Alkohol hab ich verdrängt, mein Kneipenwirt hat sich erhängt...
es liegt wohl in der Natur des Menschen, daß er nie zufrieden ist und immer nach mehr strebt.
Als erstes ganz nach dem volkswirtschaftlichem Prinzip Nahrung, Kleidung, Wohnung.
Sind diese Bedürfnisse erfüllt, strebt der Mensch nach Selbstverwirklichung. Und da hapert es schon, weil dies für jeden etwas anderes bedeutet. Einem sind Erfolg und Macht wichtig, ein anderer sehnt sich nach einem glücklichen Familienleben.
Wichtig dabei scheint mir zu selktieren, was will ich? Bin ich zufrieden, wenn alles perfekt funktioniert oder geht es mir besser, wenn alles nicht so perfekt ist, ich aber mehr machen kann, was mir Spass macht? Habe ich lieber ein schönes Zuhause, wo ich mich viel aufhalten oder habe ich einen Drang nach draussen?
Die Liste könnte man noch ziemlich lange fortsetzen. Um zufrieden zu sein, muß man sich wahrscheinlich erst mal Gedanken machen, was einem Befriedigung verschafft. Solange man alles perfekt macht aber nicht auf seine eigenen Bedürfnisse hört und versucht diese auch auszulegen, wird man wohl immer unglücklich bleiben.
als ich aus der therapie kam hatte ich die wichtigste erwartung die ich in den letzten 25 jahren in mich gesetzt hatte,bereits erfüllt.
endlich mit dem saufen aufhören und mit professioneller hilfe den kopf so zu sortieren,dass ich den willen und die kraft habe dem alkohol in aller zukunft zu wiederstehen.
ängste wieder in mein tägliches leben einzutauchen waren natürlich da.aber die lösten sich nach und nach in luft auf,weil ich bis heute nicht eine negative reaktion auf meine abstinenz bekommen habe.
erwartungen hatte ich keine.ich wollte nur mit meiner familie das nüchterne leben genießen.das tue ich noch heute, und zwar von tag zu tag mehr.
das leben ist einfach schön geworden.bei dingen die mich ärgern gucke ich zuerst hin,ob ich sie ändern kann. sollte das der fall sein,habe ich immer die möglichkeit mich zu bewegen oder auch nicht.bisher hat mich mein ge- fühl dafür ob irgendetwas für mich wichtig ist oder nicht noch nie verlassen.ich muß nur genau in mich hinein horchen.
das verdanke ich all dem handwerkszeug das mir in der thera- pie mitgegeben wurde.
hätte ich alle positiven änderungen die sich für mich ergeben haben erwartet,wäre ich wohl unter der last zusammen gebrochen und das erste glas wäre irgendwann von mir getrunken gewesen..
der wille abstinent zu leben ist stärker denn je in mir, kraft muß ich dafür nicht mehr aufwenden.ich habe den kampf gegen den alkohol verloren.darum kapituliere vor ihm.
Dankeschön für eure Gedanken! Ich stecke in den letzten Wochen irgendwie fest und bin sehr froh, wenn ich Impulse bekomme, etwas vielleicht auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
@ Ralph, das wollte ich nicht, dass meine Fragestellung befangen macht. Du hast recht, es klingt etwas provokativ. Vermutlich kommt da mein Ärger und meine Ungeduld, die ich oft mit mir selbst habe, durch. Ich versuche mein Leben suchtmittelfrei in zufriedene Bahnen zu lenken und ich merke, dass ich noch viele Denk- und Verhaltensweisen habe von früher, so z.B. dass ich immer das Gefühl habe viel Leisten zu müssen, um geduldet zu werden, denn wenn ich nicht viel leiste, bin ich wertlos. Es ist nicht so einfach, eine solche Denkweise (sicher in meiner Kindheit begründet) umzuändern. Um wertvoll zu sein, muss ich großes leisten, dann werde ich vielleicht geduldet...von gemocht oder geliebt bin ich da noch meilenweit enfernt
@ hyperlink:
ja, mich annehmen, wie ich bin. Daran beiße ich mir ja so die Zähne aus. Ich habe noch so viele negative Gedanken bzw. selbstabwertende Gedanken, die manchmal einfach übermächtig sind. Und wenn solche negativen Gefühle wieder an die Oberfläche kommen, dann bricht mein Perfektionissmus durch bzw. plane ich schon mal höchstleistungen für die nächsten 52 Wochen für mich vor.
@ Gast: ja, mein Selbstwertgefühl ist noch immer ziemlich angekratzt. Es bleibt auch hartnäckig so.
ZitatVersuche zu sein, wie ein Baum im Sturm:
ZitatDie starren, unflexiblen und sturen stellen sich dem Wind...um schließlich unter seiner Gewalt zu brechen.
ZitatDie biegsamen, flexiblen und beweglichen geben dem Sturm nach, ohne ihren Standpunkt zu verlassen...ihre Wurzeln zu verlieren.
Das finde ich sehr schön! Auch was du sonst geschrieben hast. Danke! Ich werd´da nochmal ein bißchen drüber nachdenken.
Mir wurde nichts versprochen bei meiner Geburt, auf das ich noch warte. Wenn ich es unter diesem Aspekt betrachte, dann ist es eigentlich logisch, dass ich lieber mal tun sollte, anstatt zu erwarten.
@ Ramona: gerade wenn ich unter Stress stehe (den ich mir meistens selber mache) wird es immer schwieriger für mich zu unterscheiden, ob ich etwas mache, weil ich es will oder weil ich meine es aus irgendwelchen Gründen tun zu müssen (für andere Erwartungen). Vielleicht weiß man das aber auch nicht immer und meine Erwartung, dass ich stets wissen müsste, was ich will und was nicht ist auch schlicht und ergreifend zu hoch gesteckt. Verwirrend, ich weiß. Ich bin zur Zeit so verstrickt darin und kann mein Gedankenwirrwarr kaum abschütteln. In meinem Poesiealbum stand früher: "Wenig erwartet, viel getan, dass ist der beste Lebensplan" Hörte sich für mich immer so demütig und nach "Heimchen am Herd" an - aber heute, heute würde ich mir diese Einstellung sehr wünschen. Wer sie hat, der ist sehr frei!
@ alberd: ich meine auch nicht die materiellen Dinge. Ganz und gar nicht. Ich suche den inneren Frieden. Ich möchte einfach mal endlich mit meinem Leben zufrieden sein. Es ist so anstrengend sich seit über 3 Jahrzehnte ständig aufs massivste in Frage zu stellen. Ich kenne viele Menschen, die das gar nicht tun. Wenn ein Fehler passiert, ist alles mögliche dran Schuld, nur nicht sie - und diese Menschen leben gut damit. Ich bin aber nicht so, wenn ein Fehler passiert, stelle ich oft meine ganze Person gleich in Frage - das laugt total aus. Manchmal denke ich, dass ich ohne "Entspannung- und Betäubungsmittel" vielleicht schon durchgedreht wäre. Im Moment habe ich manchmal deswegen Spannungszustände und Frust, den ich nun so aushalten will. Klar ist es zuviel erwartet, dass nun die Probleme weg sind, nur weil ich nicht mehr trinke - das tue ich auch nicht. Aber ich bin im Moment schon leicht verzweifelt darüber, dass es für mich sooo schwer ist einfach zufrieden mit mir und dem Leben zu sein, meine Erwartungen wenigstens auf ein realistisches Niveau zu bringen.
@ mopsli: ja, das kleine Selbstbewußtsein in Kombination mit permanenter Überforderung...und immer wieder tappe ich in die Falle Ich habe mich mein halbes Leben für das kleinste Fitzelchen Aufmerksamkeit von meinen Eltern krumgelegt und dann wurde ich doch nur mühsam erduldet. Trotzdem, ich finde es ist Zeit, dass ich diesen alten Schuh mal endlich in die Ecke werfen kann. Du hast recht, es ist das wichtigste auf die EIGENEN Bedürfnisse zu achten. Und doch ist es fast so heimlich wie die Suchtgedanken, die sich manchmal einschleichen, dass ich plötzlich nicht mehr weiß, sind es meine Bedürfnisse oder die von anderen. Wahrscheinlich muss ich dann wirklich noch langsamer machen und mehr Geduld mit mir haben, bis es mir dann irgendwann einfällt, ob ICH etwas will oder ob ich nur meine, dass MAN es tun müsste....
@ Randolf: interessante Frage: Woher kommt der Drang sich ständig aufwerten zu wollen?
Ich vermute, jemand, der sehr selbstbewußt ist und ein ausgeglichenes Selbstwertgefühl hat, der muss sich nichts "beweisen". Da die meisten Menschen aber zumindest eine schwache Stelle haben, die sich bei sich nicht einfach aktzeptieren wollen ( denk´mal nur an die Beauty-, Fitness, Schönheits- und Schlankheitswahn), ist hier wohl der Grundstein gelegt, sich verbessern zu wollen. Motivation dafür? Vermutlich sich besser fühlen, mehr Anerkennung, mehr Liebe oder Freundschaft?
Es ist nicht einfach loszulassen von alten Denkmustern, alten Verhaltensweisen insbesondere, wenn - so wie du schreibst - kein Ersatz da ist. Ich habe vom Alkohol losgelassen, aber mein Verhalten oder mein Denken ist da irgendwie noch nicht richtig mitgezogen, denke ich, sonst würde ich mich doch nicht so schwer tun und mich so mit Sinnlosigkeits- oder Unzufriedenheitsgedanken derzeit in meinem Leben herumschlagen. Weniger erwarten zu wollen, ist eben nur (schon wieder :rolleyeseine Erwartung. Hm, einfach tun statt wollen ...wenn´s so leicht wäre.
Erwartungen entstehen,wenn wir der Auffassung sind,etwas besonderes sein zu müssen oder haben zu wollen.
Zunächst einmal,und das hat mir sehr geholfen,sollte man sich mal Gedanken darüber machen,welche innere Stimme einen da wirklich antreibt.
Oftmals sind wir es ja gar nicht selber,die uns so antreiben....wären wir es,würden wir ja kaum darunter leiden
Nein,es sind allermeistens die Stimmen unserer Eltern oder anderer Personen,die in unserer Kindheit der Meinung waren,wir müssten uns in die eine oder andere Richtung bewegen....ansonsten wurden wir als faul,nichtsnutzig oder schlampig bewertet.
Und diese Programme sind in uns als "Aufnahmen" gespeichert und laufen neben unserem Wachbewusssein unbewusst mit und machen uns das Leben so schwer.
Also,immer schön hinterfragen....warum man gerade in diesem Augenblick der Meinung ist,unbedingt dieses oder jenes tun zu müssen,weil sich ansonsten das schlechte Gewissen melden würde.
Das ist am Anfang ziemlich mühselig,lohnt aber mit der Zeit. Wenn man es schafft,diese inneren Antreiber ad adsurdum zu führen,kehrt mit der Zeit Ruhe ein. Und dann tuste und machste das,was Dir Spass macht und Dir allein gut tut ( und das sind dann selbst die Pflichten)...und nicht das,was Autoritätspersonen vor langer Zeit von Dir erwartet haben.
Und von anderen Leuten ....Erst mal gar nichts erwarten.
Und das,was dann kommt,als Geschenk annehmen.
Das kann man üben,indem man schon im Alltag mit Kleinigkeiten anfängt. Z.B. auch Dankbarkeit für all das entwickeln,was für uns selbstverständlich ist....für andere aber einen unvorstellbaren Luxus darstellt...selbst solche Banalitäten wie fliessend Wasser und Brot.
Fernöstliche Lebensweisheiten haben mir z.B. dabei geholfen,einen anderen Blickwinkel auf Leistung,Erwartungen und Dankbarkeit zu werfen.
wie ist das bei dir? Weißt du, was dich zufrieden macht und was nicht bzw. merkst du es gleich, wenn dir etwas nicht gut tut? Ich vermute, es ist für mich oft so schwer, dass zu merken, weil ich es jahrzehnte unterdrückt und ignoriert habe. Sie sind so tief vergraben und ich misstraue mir selbst oft z.B. ob ich nur zu faul zu etwas bin oder ob ich es wirklich nicht will, weil es eben nicht meinen Bedürfnissen entspricht.
Hallo Malo
es freut mich für dich, dass du dich nicht unter Erwartungsdruck gestellt hast! Ich habe auch einiges Handwerkszeug aus der Therapie mitbekommen, wie ich z.B. mit Spannungen umgehen kann etc. Als ich aus der Therapie kam, war meine Erwartung, dass ich nun nichts mehr trinken werde, dass ich wieder besser mit meinme Ehemann und Kind und Haushalt zurechtkomme und dass ich mich auch beruflich wieder mehr auf eigenen Füße stelle. Ist das zuviel? Darauf wurde doch auch in der Therapie hingearbeitet. Es sind ja auch Ziele. Ziele sind doch auch wichtig, oder? Ich habe nicht erwartet, dass es "von Alleine" passiert, sondern, dass ich dies durch meine Verhaltensänderung, durch anderes Umgehen mit Konflikten und mit mir selbst erreiche. Doch ganz so einfach ist es für mich dann doch nicht. Ich bin nun 4 Monate zu hause und stecke fest. Am meisten in beruflicher hinsicht. Ich habe einfach keine Kraft und Energie und keine Zeit eine Fortbildung zu machen, obwohl ich gerne würde (oder meine, dass ich gerne würde :frage3 Wäre es wichtig für mich, trotzdem nicht aufzugeben und weiter dran zu bleiben oder erwarte ich zuviel? Ich weiß es einfach nicht. Und so geht es mir mit allen möglichen Dingen im Moment. Ich bin überfordert Entscheidungen zu treffen. Ich hoffe wirklich, dass es nur ein Tief ist.
Ich denke, dass ich vor dem Alkohol kapituliert habe. Auch wenn ich immer mal erwähne, dass meine ersten Gedanken bei Problemen oft sind, dass ich gerne "flüchten" würde, um nicht mehr denken zu müssen, so weiß ich doch, dass es mir nicht helfen würde und das der Alkohol es noch schlimmer macht.