eigentlich wollte ich niemals in solch ein Forum einen Beitrag verfassen. Aber heut abend war mal wieder der Supergau. Meine Mutter hat eine Flasche Alkohol entdeckt und meinen Vater sofort damit konfrontiert. Es ist nicht das erste Mal, dass sowas vorkommt. Meine Mutter ist dann immer stets sehr sehr aufgelöst, weint bittere Tränen und weiß einfach nicht, was sie tun soll. Vorhin hat sie den Entschluss gefasst, dass sie erstmal allein zu einer Selbsthilfegruppe für Angehörige gehen möchte. Leider ist es bei meinem Vater so, dass er absolut nicht zugeben kann, dass er alkoholkrank ist. Er selbst wurde von uns vor etwa 4 Jahren zur Entgiftung für 3 Wochen in ein spezielles Krankenhaus gebracht und war danach nur kurze Zeit trocken. Er will es einfach nicht einsehen, selbst wenn meine Mutter die Flaschen in irgendwelchen Verstecken findet. Sie drohte ihm mit Scheidung, wenn er nichts dagegen tut, aber das einzige, was er dagegen tut ist zu sagen, dass er nicht trinkt. Es geht so einfach nicht weiter. Ich habe große Angst davor, dass wenn sich meine Eltern scheiden lassen, mein Vater alleine weiterleben muss. Ich glaube, das würde er nicht schaffen und einen Suizid versuchen. Das könnte ich nicht ertragen. Auch wüsste ich nicht, was ich im Falle einer Trennung machen sollte? Mit meinem sehr geringen Einkommen des Nebensjobs (Ich bin Schüler in der Sekundarstufe 2) eine eigene Wohnung? Unmöglich. Allerdings zu meiner Mutter ziehen? Was ist dann mit meinem Vater? Ich will ihn trotz seiner Sucht nicht "fallen lassen".
Zur Zeit ist wieder dicke Luft, meine Mutter schreit meinen Vater an und mein Vater blockt ab. Es ist so unglaublich schwer, ihm klarzumachen, dass er alkoholkrank ist, obwohl man ihm die Beweisstücke ständig unter die Nase hält. Ich bin gerade unglaublich verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Eine Trennung wäre absolut traurig und das möchte ich einfach nicht.
Wie können meine Mutter und ich ihm klarmachen, dass wir ihm helfen wollen, wegzukommen vom Alkohol? Wir sind nicht gegen ihn, aber meine Mutter will unter diesen Umständen und mit der Sucht meines Vaters, einfach nicht weiterleben.
Scheiß Alkohol.
Ich möchte das nicht runterspielen oder so aber ich denke, dass sein Alkoholproblem noch "relativ" gesittet abläuft. Er ist trotzdem liebvoll, geht seiner Arbeit nach und ist auch nicht Abends besoffen. Man merkt halt, dass er was getrunken hat. Sein größtes Hobby ist das Heimwerken im Haus. Gerade deswegen versteh ich nicht, warum er alles aufs Spiel setzt. Er hat Job, eine Familie, Hobbies.
Er würde niemals zuschlagen oder so.
Wie ich den Satz "Nein, ich trinke nicht." nicht mehr hören kann.
Achja, das war gestern abend. Ich hab den Text nochmal aus einem anderen Forum hiereingeschrieben, vielleicht bekommt man hier ein wenig schneller Antwort. Es ist mir so wichtig.
Alkoholismus ist eine Krankheit die nicht geheilt werden kann. Einen Alkoholiker, der keine Einsicht hat kann man nicht helfen. Er muß zur Einsicht kommen, daß er ein Alkoholproblem hat vorher ist alle Mühe umsonst. Am besten kommt er zur Einsicht wenn man ihn in Liebe losläßt. In eurem Fall wäre das eine saubere Trennung ohne Vorwürfe.
Das war eine Kurzeinführung in ein paar Worten. Du solltest dich mit dem Thema etwas genauer befassen (lesen von Beiträgen hier oder http://www.saufnix.com/startseite.php oder http://freundeskreis.die-lotsen.de/) und mit deiner Mutter in eine SHG (Selbsthilfegruppe) für Angehörige gehen.
Du brauchst nichts beschönigen, wenn jemand in einem Krankenhaus zur Entgiftung war hat er nicht nur ein kleines Problem mit Alkohol. Ich war auch zweimal zur Entgiftung und habe dort niemanden getroffen der nicht Alkoholkrank war.
Lieber Parzival, ich glaube es gibt keine einfache Antwort. Aber du hast schon begonnen dich mit dem ganzen Thema zu beschäftigen. Die Idee deiner Mutter mit einer Selbsthifegruppe finde ich sehr gut. Vielleicht gehst du mit. Das ist kein Verrat an deinem Vater !!! Aber die Möglichkeit einen Ausweg zu finden. Zumindest für deine Mutter und dich. Ich bin selbst Betroffene. Ein Grund warum ich nach meinem Ausstieg nie rückfällig geworden bin war, meine beiden Halbwüchsigen haben mir erklärt, das ich auf sie nicht rechnen kann, wenn ich weitersaufe, sie blieben beim Vater. Das war für mich starke Motivation wirklich etwas zu unternehmen und mich sofort zu einer Langzeittherapie anzumelden. In manchen Städten gibt es Projekte für Kinder alkoholkranker Eltern. Adressen bekommst du bei den örtlichen Suchtberatungsstellen. LG privat
danke für deine Worte, aber eine saubere Trennung ist nicht möglich oder nur sehr sehr schwierig, weil sich meine Eltern erst vor ein paar Jahren ein Haus gekauft haben. Das macht alles noch viel komplizierter.
Danke für die Links, ich hab gestern bestimmt 6 Stunden hier gelesen und weiß nun um einiges mehr. Aber "in Liebe loslassen", wie kann das funktionieren? Er wird sich "verraten" vorkommen und ich denke, er wäre sehr sehr traurig und genau dieses "Elend" könnte ich nicht ertragen.
So, wie ich meinen Vater einschätze, zerfließt er lieber in Selbstmitleid und sieht das Problem einfach immernoch nicht, auch wenn die Scheidung eingereicht wurde.
Meine Mutter hat nun ein Ultimatum gesetzt. Entweder, er unternimmt im Januar etwas und zwar mit ihr zusammen oder sie lässt sich scheiden.
Er ist auch mehr oder weniger freiwillig zur Entgiftung und hat danach eine Therapie gemacht und er war auch vor kurzem mehr oder weniger freiwillig bei eine Art Psychater für Suchtkranke, aber ich glaube, das tat er nur, um meine Mutter zu beruhigen.
Was Du so gut beschreibst, ist der ganz normale Ablauf der Alkoholkrankheit.
Wenn Dein Vater sich so verhält, hat das nichts damit zu tun, daß Du, Deine Mutter oder sein Job, seine Hobbies ihm nichts mehr wert sind.
Das ist einfach ein Symtom seiner Krankheit, genau wie seine Weigerung, die Krankheit als solche zu erkennen.
Was Dir das helfen soll? Erstmal gar nichts, außer der Sicherheit, daß niemand in dieser Situation "Schuld" hat.
Ich finde gut, das Deine Mutter in eine Selbsthilfegruppe gehen möchte. Sowas gibt es auch für Kinder von Alkoholkranken. Deine Mutter kann sicher in der Selbsthilfegruppe erfahren, ob es auch für Dich ein Angebot gibt, oder Du machst Dich schlau.
Deine Angst vor einer Trennung kann ich einerseits gut verstehen, auf der anderen Seite ist es oft der einzige Weg, den die Angehörigen gehen können, zum einen, um sich selbst zu helfen, zum anderen, um vielleicht sogar den Betroffenen zur Einsicht zu bewegen.
Deshalb mußt Du Dir auch keine Vorwürfe machen, daß Du ihn fallen lassen würdest, wenn Du zu Deiner Mutter ziehst. Es gibt ja sogar den Satz "In Liebe loslassen", was bedeutet, daß der Betroffene oft nur zur Einsicht kommt, wenn er keinerlei Unterstützung mehr bekommt von seinen Angehörigen. Nicht weil die Angehörigen ignorant sind, sonder weil sie erkannt haben, daß sie am meisten helfen können, wenn sie auf sich selbst achten.
Aber es muß ja nicht gleich zur Trennung kommen, vielleicht kommt ja schon Bewegung in die eingefahrene Situation, wenn Deine Mutter oder Du oder beide eine Selbsthilfegruppe besuchen.
Ich wünsch Dir, daß Du Dich nicht zu sehr runterziehen läßt von der Scheiß-Stimmung zu Hause!
Meine Mutter ist weggefahren, zum einkaufen. Ich würde so gern mit ihm reden, hab aber Angst, dass er mich total abweist. Mein Herz will mir irgendwie zerspringen. Aber ich sollte Mut fassen, denke ich.
ich hab mir jetzt ein Herz gefasst und ganz ruhig mit meinem Vater geredet. Er war sehr sehr zugänglich und hat ebenfalls ruhig mit mir geredet. Heraus kam, dass er sich gestern nicht wehren konnte, weil meine Mutter nur gebrüllt hat, ihn aber nicht angehört hat. Ich habe vorgeschlagen, dass die beiden sich mal hinsetzen und darüber reden und ich hab ihm erklärt, dass meine Mutter unglaublich enttäuscht ist und deswegen gerade sich gerade ein bisschen einigelt. Ich hab ihm auch den Vorschlag gemacht, dass beide mal zu solch einer Gruppe zusammen hingehen, aber er würde es, wenn überhaupt, nur allein machen. Er war vor ein paar Monaten auch ein paar mal in solch einer Gruppe und hat sich das angehört. Leider hat meine Mutter nicht angemessen reagiert und hat Fragen gestellt wie:"Na, gehts schon wieder los?". Mir ist klar, dass sich durch sowas die Fronten verhärten. Ich denke, dass sich das wieder geradebiegen lässt, aber nur durch ein Gespräch. Meine Mutter will auch ein solches Gespräch, schafft es zur Zeit aber noch nicht.
Ich finde es erstaunlich, wie offen mein Vater mit seinem Sohn redet. Er hat auch nicht verneint, dass meine Mutter schon Flaschen in Verstecken gefunden hat, allerdings ist er felsenfest der Überzeugung, dass die Flasche von gestern nicht heimlich getrunken wurde, sondern von der Weihnachtsfeier kommt und dass sie im Keller schon rumstand. Inwiefern das stimmt, kann ich nicht beweisen, will ich auch gar nicht.
Ich denke, wenn meine Mutter nicht rumschreit und meinen Vater auch anhört, dann lässt sich einiges im ruhigen Gespräch aus der Welt schaffen, eben weil mir gerade aufgefallen ist, dass man im ruhigen Ton gut mit ihm und dem Thema Alkohol reden kann.
mach Dir nicht soviel Gedanken. Natürlich reagiert ein Alkoholiker, wenn man ihm Konsequenzen androht. Aber kurz darauf ist wieder alles vergessen. Wichtig ist, dass Deine Mutter und auch Du (Alateen) etwas für Euch tut. Gespräche helfen kurzfristig - auch nur im nüchternen Zustand - aber dann müssen Taten folgen! IngeJohanna
deine Mutter und du, ihr könnt eurem Vater nicht helfen. Das das nicht funktioniert, habt ihr doch erlebt, als er EUCH zuliebe eine Entgiftung gemacht hat und anschließend wieder trank. Der Entschluß etwas zu ändern muss ganz alleine von deinem Vater kommen. Mit Zwangsentgiftung ist da nix zu machen. Stattdessen trinkt er heimlich, denn deine Mutter hat ja eine Flasche gefunden.
Ich habe auch immer abgestritten dass ich zuviel trinke, sondern nur erklärt, dass ich halt mehr als andere vertrage. Meinen Verpflichtungen bin ich auch nachgekommen und habe nichts schleifen lassen. Allerdings fand ich das Gemecker über meinen Konsum unmöglich und hatte deshalb Verstecke für meinen Sprit. Das gehört zum Verlauf dieser Krankheit.
Außerdem weis dein Vater ganz genau, dass sich deine Mutter nicht scheiden lassen wird. Du schreibst ja selbst, dass deine Eltern ein Haus gekauft haben und deshalb alles noch schwieriger ist. Im Grunde macht deine Mutter leere Drohungen, denn sie wird ihre Ankündigungen nicht umsetzen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Deshalb würde ich euch dringend eine SHG empfehlen. Ihr müsst lernen, an euer Wohlbefinden zu denken und dein Vater muss merken, dass seine Familie auf Distanz geht und den betrunkenen Vater und Ehemann meidet. Darin liegt die einzige Chance, dass dein Vater vielleicht eine Einsicht bekommt, aber eine Garantie dafür gibt es nicht. Andernfalls wird sich die Lage im Laufe der Zeit weiter verschärfen und dein Vater wird bis zu seinem persönlichen Tiefpunkt weitertrinken. Und selbst an diesem Punkt ist für viele Abhängige das Ende noch nicht erreicht.
Das Schlimme ist, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, die dem Betroffenen einredet, dass er sie gar nicht hat.
Deshalb rate ich dir und der Mutti unbedingt zur Suchtberatung zu gehen. Ihr braucht euch deswegen auch nicht schämen, denn dort sitzen Leute die tagtäglich mit dieser millionenfachen Problematik konfrontiert werden und euch gezielt beraten können.
Von mir auch ein herzliches willkommen hier im Forum. Ich finde es Klasse, dass Du das Gespräch mit Deinem Vater geführt hast. Es ist auch leider normal wie Deine Mutter auf das Trinkverhalten Deines Vaters reagiert. Alle Beteiligten müssen erst einmal verstehen und akzeptieren, dass alkoholismus eine Krankheit ist, von der alle die in diesem engen Familienverbund leben betroffen sind. In der Regel ist es aber meist so, dass die die einem Trinker vorwürfe wegen seines Verhalten machen, vom Suchtkranken sls Feind gesehen und oft als solche auch behandelt werden.
Hier wäre es dringend notwendig , dass sowohl dein Vater als auch Deine Mutter erst einmal zu einer Suchtberatungsstelle gehen und sich umgehend auch eine Selbsthilfegruppe suchen. Auch Du kannst bei einer Suchtberatung Hilfe bekommen.
In der Rubrik "Ganz viele Fragen" findest Du auf Seite 2 ein Thread "Wege der Sucht". Vielleicht liest es Dein Vater wenn Du es im zu lesen gibst. Deine Mutter sollte in der Rubrik "Ko-Abhängigkeit/Angehörige von Abhängigen das Thread "Die Co-Abhängigkeit" lesen, vielleicht hilft das Euch anders mit der Situation umzugehen.
Wenn ihr keine Suchtberatungsstelle oder Gruppen in Eurer Umgebung kennt, schickt mir ein Mail mit der Angabe wo ihr das bräuchtet, dann helfe ich Euch.
Danke erstmal für die vielen tröstenden Worte. Ich habe noch lang nicht resigniert.
Wir wollen nachher ein Gespräch zu Dritt führen, weil es uns ja alle betrifft. Inwiefern was rauskommen wird, weiß ich nicht. Meine Mutter hat gerade eben nur abgewiegelt, dass mein Vater eh nicht die Wahrheit sagt. Die Fronten haben sich schon verhärtet aber mit einem ruhigen Gespräch kann man sicher etwas erreichen.
ein Alkoholiker muss selbst merken, wie schlecht es ihm geht. Sonst bringt er die Kraft gar nicht auf, umzudenken. Bekanntlich ist nix so schwierig, wie sich selbst zu ändern.
Und solang ihr Angst habt, dass es ihm schlecht gehen könnte, wirds ihm nie so schlecht gehen, das er aufhören muss. Du und Deine Mutter habt doch das Problem. Solange Ihr Euch sorgt, gehts Deinem Vater blendend, warum sollte er sich denn ändern?
Euch gehts doch schlecht, nicht ihm, also warum ändert Ihr euch nicht selbst?