Carus, ich kann nur bestätigen, was die anderen schon geschrieben haben - die Gefühle, von denen du sprichst, sind tatsächlich nicht echt. Sie sind dank deines jahreslangen Alkoholmissbrauchs extrem verzerrt oder entbehren sogar jedweder Grundlage! Ich habe betrunken die heftigsten Diskussionen geführt, über sinnlose Themen, mit Menschen, die mir nichts bedeuten; ich habe geheult ob der Gemeinheit anderer, ob der Schwere meines Schicksals - und vor allem: ob meines edlen Gedanken, mich selbst umzubringen, allein deshalb, damit diese ganzen Idioten mal sehen, was sie mit ihrem So-sein-wie-sie-sind anrichten. Ich wusste sogar schon, welche Musik man bei meinem Begräbnis spielen sollte, natürlich an Moll und Schmalz und Buhuhuu nicht zu überbieten...
Meine Fresse!
Heute sehe ich das absolut tiefenentspannt. 1. Ich führe keinen Diskussionen mehr. Ich freue mich über einen Meinungsaustausch, einige mich aber auch gerne mit anderen darüber, dass wir uns leider nicht einigen können. 2. Sinnlose Themen ignoriere ich. 3. Menschen, die mir nichts bedeuten, gehören endlich nicht mehr zu meinem "inner circle". 4. Ich weine nicht mehr, weil andere Menschen so sind wie sie sind. Entweder freue ich mich genau darüber oder ich schüttele den Kopf. 5. Andere sind nicht gemein, sondern anders. Wenn es mir wichtig ist, frage ich nach, was dieses oder jenes sollte. 6. Mein Schicksal ist nicht schwer. Ich bin eine ganz gewöhnliche Alkoholikerin. Punkt. Und für diesen einzigen vielleicht nicht so schönen Punkt in meinem Leben kann ich stante pedes 150 tolle Sachen aufzählen, die mich glücklich machen, die mich stolz machen, die mein Leben einzigartig machen. 7. Ich bin vom Selbstmord weiter entfernt als die Erde vom Mond. Das Leben ist einfach toll.
Und Vera meint nix anderes als - solange du keinen nennenswerten Zeitraum abstinent bleibst, wirst du nichtmal im Ansatz erahnen können, was echte Gefühle (nüchtern erlebt und ausgehalten, also nicht gleich wieder draufballern!) wirklich bedeuten. Es gibt so erste Male, die werde ich nicht vergessen, z.B. der erste echt nüchterne Orgasmus, oder aber eine nüchtern geführte Diskussion im Job, in der ich Kollegen von meinem Standpunkt ruhig und kompetent (also: sach- und fachgerecht) überzeugen konnte! Einfach toll!
ZitatIch glaube nicht dass Gefühle zulassen die Königsdisziplin ist.
ZitatGepostet von karlbernd saufen wollen ist kein "gefühl", sondern "süchtiges verhalten". und das ist im falle eines alkoholikers "krank"
Hlalo karlbernd
Bei mir sind es Gefühle. Ich fantasiere im Rausch ständig und führe endlose Dialoge mit ausgedachten Personen. ich .. das fällt mir schwer es zu schreiben ... lache dann vor mich hin oder weine und bemitleide mich selbst. Oder ich versetze mich in Situationen, wo ich Dinge erkläre oder in immer wiederkehrenden, sich wiederholenden Sätzen dran feile und es "verbessere". Da ist extrem antrengend und dann, wenn ich mehr trinke, wird es weniger und es stellt sich dann wieder leere ein und dann liege ich nur noch so da und es ist leer und ich denke nichts mehr. Das ist dann angenehm oder ... vorher ist es auch angenehm. Man kann es nicht so gut erklären. Es ist jedenfalls ein emotionales geschehen, wenn man es so sagen kann.
Carus
[ Editiert von carus am 08.08.13 20:30 ]
das lieber Carus das oben beschriebene nennt sich schlicht Kopfkino oder.... etwas derber ausgedrückt: Hirnwichserei
dazu sind auch Nichtalkoholiker fähig
aber diese selbstschädigende und davon abgesehen nicht zielführende Angewohnheit kann durch permanente Sauferei als die einzig wahre Art zu "denken" und zu "fühlen" verinnerlicht werden- aufs falsche Gleis gefahrenbzw im falschen Film gelandet
und davon kommt man/frau schwer wieder losdas kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen aber nüchtern ist es möglich
einfach zu sehen was ist und sich mit den Situationen zeitnah auseinanderzusetzen...
Die Diskussion mit dem Gegenüber zu führen,statt zu Hause mit sit sich und der Pulle...
Auch mal Nein zu sagen,statt sich hinterher zu ärgern und das zu ertränken....
etc....
probiers aus-wenn du bislang wirklich nüchtern geblieben bist,hast du ja schon einen sehr wertvollen Grundstein gelegt.
Dennoch solltest Du professionelle Hilfe aufsuchen ,mit derern Hilfe du den Kopfquark mal neu sortieren kannst Es schadet keinenfalls,dafür gibt es schließlich Krankenversicherungen.
Nen schönen Tag wünscht Vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
Ich habe betrunken die heftigsten Diskussionen geführt, über sinnlose Themen, mit Menschen, die mir nichts bedeuten; ich habe geheult ob der Gemeinheit anderer, ob der Schwere meines Schicksals - und vor allem: ob meines edlen Gedanken, mich selbst umzubringen, allein deshalb, damit diese ganzen Idioten mal sehen, was sie mit ihrem So-sein-wie-sie-sind anrichten. Ich wusste sogar schon, welche Musik man bei meinem Begräbnis spielen sollte, natürlich an Moll und Schmalz und Buhuhuu nicht zu überbieten...
@ Ave
Gut geschrieben - genau so war es
Und ich merke gerade wie gut es mir tut, das zu lesen aber nicht mehr leben zu müssen.
Ich habe betrunken die heftigsten Diskussionen geführt, über sinnlose Themen, mit Menschen, die mir nichts bedeuten; ich habe geheult ob der Gemeinheit anderer, ob der Schwere meines Schicksals - und vor allem: ob meines edlen Gedanken, mich selbst umzubringen, allein deshalb, damit diese ganzen Idioten mal sehen, was sie mit ihrem So-sein-wie-sie-sind anrichten. Ich wusste sogar schon, welche Musik man bei meinem Begräbnis spielen sollte, natürlich an Moll und Schmalz und Buhuhuu nicht zu überbieten...
@ Ave
Gut geschrieben - genau so war es
Und ich merke gerade wie gut es mir tut, das zu lesen aber nicht mehr leben zu müssen.
ohhh ja
ich weiß auch noch wie genial ich meine monolge fand .... das hatte schon etwas von verklärtem unverstandenen genie
außerdem konnte mich sowieso niemand so gut bedauern wie ich mich selber.
das war schon ganz schön hart
ich war der mensch mit dem schlimmsten schiksal und dazu noch mit weltbewegenden gedanken....
.........und niemand versteht oder interessiert das! ganz im gegenteil, die anderen sagten ich solle den hintern bewegen
ja meine beerdigung wäre auch gaaanz großes kino geworden! das war auch einer meiner lieblingsfilme im kopfkino. und bei jeder vorstellung wurde er besser
in dieser zeit fand ich mein unheillvoll schwangeres geschwafel kombiniert mit selbstmitleid bis zum erbrechen, sehr romantisch.
ich fühlte mich geborgen und sicher in der rolle der tragische figur.....
aber echt, wahr oder lebenswert war das alles nicht
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Ich denke auch mit Grausen daran,dass ich morgens immer mal wieder die Wahlwiederholungstaste am Telefon gedrückt habe. Nur wusste ich dann halt auch nicht mehr....
Dann wurde ich ja clever. Habe mir immer beim Telefonieren Notizen für den anderen Morgen gemacht. Mist war nur, dass ich mit dem kaum lesbaren Geschreibsel auch oft nichts anfangen konnte - oder die Erinnerungen kamen, waren aber mehr als peinlich.
Ich merke gerade, dass die Gedanken daran ganz viel mit mir machen. Von Glücksgefühl bis Tränen in den Augen.....
Da mit diesem Thread nun unser Erdmann mal wieder ans Licht geholt wurde, hole ich auch mal seinen Thread von damals raus. Er hat ihn ja so treffend "This is my way....." genannt. Wohin ihn sein Weg wohl geführt hat..... ?
Da mit diesem Thread nun unser Erdmann mal wieder ans Licht geholt wurde, hole ich auch mal seinen Thread von damals raus. Er hat ihn ja so treffend "This is my way....." genannt. Wohin ihn sein Weg wohl geführt hat..... ?
ZitatGepostet von Bea60 Ich merke gerade, dass die Gedanken daran ganz viel mit mir machen. Von Glücksgefühl bis Tränen in den Augen.....[/b]
in meinem magen schlagen auch grade die emotionen purtzelbäume..
wenn ich mich so zurück-erinnere ist vieles wieder da.
da ist sogar ein gefühl von vertrautheit und das macht mir unbehagen......
wenn ich wo nicht mehr hin will, dann ist das genau an diesen punkt!
niemand hat mich jemals so schlecht behandelt und so dreißt belogen wie ich es selbst getan hab, niemand war je so respektlos und böswillig mit mir wie ich selber und niemand hat mir so viel schaden zu gefügt und hat mich so betrogen............
oh man, was für eine scheiß zeit war das und wie glücklich bin ich das es nur noch eine böse erinnerung ist!
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von AVE Carus, ich kann nur bestätigen, was die anderen schon geschrieben haben - die Gefühle, von denen du sprichst, sind tatsächlich nicht echt. Sie sind dank deines jahreslangen Alkoholmissbrauchs extrem verzerrt oder entbehren sogar jedweder Grundlage! Ich habe betrunken die heftigsten Diskussionen geführt, über sinnlose Themen, mit Menschen, die mir nichts bedeuten; ich habe geheult ob der Gemeinheit anderer, ob der Schwere meines Schicksals - und vor allem: ob meines edlen Gedanken, mich selbst umzubringen, allein deshalb, damit diese ganzen Idioten mal sehen, was sie mit ihrem So-sein-wie-sie-sind anrichten. Ich wusste sogar schon, welche Musik man bei meinem Begräbnis spielen sollte, natürlich an Moll und Schmalz und Buhuhuu nicht zu überbieten...
Meine Fresse!
Hallo Ave, danke für die Antwort.
Bei mir war es so ähnlich. Wie lange hat es bei Dir gedauert, bis es sich "normalisiert hat?"
Bei mir ist vieles schon normal, zumindest erscheint es mir so. Bis auf dass ich insbesondere Abends während der früheren Trinkzeit eine Art Euphoriephase habe.
ZitatGepostet von AVE Heute sehe ich das absolut tiefenentspannt. 1. Ich führe keinen Diskussionen mehr. Ich freue mich über einen Meinungsaustausch, einige mich aber auch gerne mit anderen darüber, dass wir uns leider nicht einigen können. 2. Sinnlose Themen ignoriere ich. 3. Menschen, die mir nichts bedeuten, gehören endlich nicht mehr zu meinem "inner circle". 4. Ich weine nicht mehr, weil andere Menschen so sind wie sie sind. Entweder freue ich mich genau darüber oder ich schüttele den Kopf. 5. Andere sind nicht gemein, sondern anders. Wenn es mir wichtig ist, frage ich nach, was dieses oder jenes sollte. 6. Mein Schicksal ist nicht schwer. Ich bin eine ganz gewöhnliche Alkoholikerin. Punkt. Und für diesen einzigen vielleicht nicht so schönen Punkt in meinem Leben kann ich stante pedes 150 tolle Sachen aufzählen, die mich glücklich machen, die mich stolz machen, die mein Leben einzigartig machen. 7. Ich bin vom Selbstmord weiter entfernt als die Erde vom Mond. Das Leben ist einfach toll.
Wie lange dauert das in der Regel? Bzw. wie lange dauert es, bis man merkt, was in der Zeit unmittelbar nach dem Trockenwerden noch anders als "normal" ist?
ZitatGepostet von AVE Und Vera meint nix anderes als - solange du keinen nennenswerten Zeitraum abstinent bleibst, wirst du nichtmal im Ansatz erahnen können, was echte Gefühle (nüchtern erlebt und ausgehalten, also nicht gleich wieder draufballern!) wirklich bedeuten. Es gibt so erste Male, die werde ich nicht vergessen, z.B. der erste echt nüchterne Orgasmus, oder aber eine nüchtern geführte Diskussion im Job, in der ich Kollegen von meinem Standpunkt ruhig und kompetent (also: sach- und fachgerecht) überzeugen konnte! Einfach toll!
ZitatIch glaube nicht dass Gefühle zulassen die Königsdisziplin ist.
Doch doch, carus, das isses. Probier's aus!
Danke für die Antwort.
Vielleicht sind ein paar Monate ein nennenswerter Zeitraum? Man kann einen Monat doch schon nennen. Bzw. ab wann gilt es nicht mehr als Trinkpause? Kommt ein Jahr hin?
ZitatGepostet von karlbernd saufen wollen ist kein "gefühl", sondern "süchtiges verhalten". und das ist im falle eines alkoholikers "krank"
Hlalo karlbernd
Bei mir sind es Gefühle. Ich fantasiere im Rausch ständig und führe endlose Dialoge mit ausgedachten Personen. ich .. das fällt mir schwer es zu schreiben ... lache dann vor mich hin oder weine und bemitleide mich selbst. Oder ich versetze mich in Situationen, wo ich Dinge erkläre oder in immer wiederkehrenden, sich wiederholenden Sätzen dran feile und es "verbessere". Da ist extrem antrengend und dann, wenn ich mehr trinke, wird es weniger und es stellt sich dann wieder leere ein und dann liege ich nur noch so da und es ist leer und ich denke nichts mehr. Das ist dann angenehm oder ... vorher ist es auch angenehm. Man kann es nicht so gut erklären. Es ist jedenfalls ein emotionales geschehen, wenn man es so sagen kann.
Carus
[ Editiert von carus am 08.08.13 20:30 ]
das lieber Carus das oben beschriebene nennt sich schlicht Kopfkino oder.... etwas derber ausgedrückt: Hirnwichserei
dazu sind auch Nichtalkoholiker fähig
aber diese selbstschädigende und davon abgesehen nicht zielführende Angewohnheit kann durch permanente Sauferei als die einzig wahre Art zu "denken" und zu "fühlen" verinnerlicht werden- aufs falsche Gleis gefahrenbzw im falschen Film gelandet
Hallo Vera,
seit ich nicht mehr betrunken bin, ist das bei mir nicht da. Also es war jetzt schon fast einen Monat nicht mehr. Demnach verschwindet es wahrscheinlich bei mir.
ZitatGepostet von trollblume und davon kommt man/frau schwer wieder losdas kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen aber nüchtern ist es möglich
einfach zu sehen was ist und sich mit den Situationen zeitnah auseinanderzusetzen...
Ich merke, dass ich etwas paranoider geworden bin, sehr kritisch über andere nachdenke und versuche, in den Zwischenzeilen zu lesen, ob die was gegen mich haben. Es berührt mich nicht sonderlich emotional, aber ich muss gerade innerlich immer "50 Prozent abziehen", um zu einer realen Einschätzung zu kommen. Bzw. zu dem, was ich gerade für real halte.
Ist das jemandem hier auch so gegangen, dass er nach dem Trockenwerden etwas kritischer wurde?
Vielleicht weil die Entlastung durch die Phantasiererei im Rausch fehlt?
ZitatGepostet von trollblume Die Diskussion mit dem Gegenüber zu führen,statt zu Hause mit sit sich und der Pulle...
Auch mal Nein zu sagen,statt sich hinterher zu ärgern und das zu ertränken....
etc....
probiers aus-wenn du bislang wirklich nüchtern geblieben bist,hast du ja schon einen sehr wertvollen Grundstein gelegt.
Danke für die Antwort, Vera.
Ich lese hier etwas Skepsis heraus, ob ich wirklich ehrlich zu Euch sei. Kann das sein?
ZitatGepostet von trollblume Dennoch solltest Du professionelle Hilfe aufsuchen ,mit derern Hilfe du den Kopfquark mal neu sortieren kannst Es schadet keinenfalls,dafür gibt es schließlich Krankenversicherungen.
Mir reicht das eigene Schreiben darüber erstmal. Ist ja auch eine Art Therapie - Selbsttherapie.
Übrigens habe ich mich erkundigt, es dauert Monate, um ein Erstgespräch beim Shrink zu kriegen, von einer Bewilligung einer kassengetragenen Therapie ganz zu schweigen. Ich könnte es - was ich nicht brauche, aber mal rein hypothetisch - in akzeptabler Zeit ohnehin nur privat machen.
ZitatGepostet von karlbernd kopfkino hirnwichse säuferwahn
alles chemisch ausgelöst durch das nervengift alkohol. das hat mit wahren gefühlen nichts zu tun.
Hallo karlbernd
Sind "normale" Gefühle nicht auch chemisch? Irgendwelche Transmitterkonzentrationen im Gehirn, die das erzeugen? Und die bei Konsum aus dem Gleis laufen?
Ich wäre ja überzeugt, aber ich denke hier liegt Ihr falsch.
Ich möchte es mal so sagen: Gefühle sind schöne Zustände und mächtige Herrscher. Aber sie erscheinen mir als schlechte Ratgeber.
Es bringt nichts, auf sie zu hören. Wenn ich vorhin - ich war einkaufen - auf meine Gefühle gehört hätte, wäre ich jetzt gerade wieder betrunken. Ich höre aber nicht mehr drauf. Ich machs einfach vernünftig mit mir selbst aus. Das Ding ziehe ich für immer durch, egal was noch kommt.