Deine Kurzzusammenfassung enthält durchaus Parallelen zu meinem "Werdegang".
Nach einigen Wochen in der ambulanten Therapie, hatte ich schon überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre, eine stationäre Therapie zu machen, da mir zeitweise meine Probleme im Alltag unlösbar scheinen.
Allerdings werden sie auch nicht gelöst, während ich mich in einer Klinik befinde.
Es ist aber ungeheuer schwer für mich, meiner Arbeit ordentlich nachzugehen. Da ich auch mit Kunden zu tun habe und ich sehr empfindlich auf andere Menschen reagiere.
Waren Deine Depressiven Phasen gleich nach der stationären Therapie verschwunden?
hallo Markus, nur keine falsche Bescheidenheit, ich bin nämlich schon 64, auch wenn es manches Mal nicht so klingen mag. Somit bist du mir relativ voraus, Max
ich hatte das glück mit/durch meinen therapeuten schon nach kurzer zeit zu begreifen,worauf es bei dem ziel zufrieden trocken zu leben hauptsächlich ankommt.nämlich mein zuvor ausschliesslich kopfgesteuertes dasein mit meiner gefühls- welt in einklang zu bringen.mich sozusagen neu zu entdecken.
durch das 7-wöchige zusammenleben mit anderen abhängigen konnte ich schritt für schritt lernen meine lebenseinstel- lung kommplett "umzubauen"(hört sich komisch an,war aber so).
das ganze fand im täglichen miteinander in der gruppe statt, und wurde so auch immer situationsbezogen von den mitpatien- ten reflektiert.ausserdem gab es jeden tag in der gesprächs- runde mit den therapeuten sozusagen eine betreuung,die es einem ermöglichte alte verhaltensweisen zu hinterfragen und nötigenfalls zu verändern.
dadurch,dass meine frau von anfang an sehr gut in die thera- pie von mir und den therapeuten einbezogen wurde,war die anfangszeit zu hause wesentlich leichter durchzustehen als ich es mir vorgestellt hatte.wir führten,und führen auch heute noch ausführliche gespräche über alles was uns bewegte.
dadurch konnten wir beide uns gemeinsam weiter entwickeln, und bei mir kam so auch nicht der allseits befürchtete saufdruck zu stande.
auch für depressionen gab es keinen grund mehr,weil mein leben jetzt nicht mehr von der sucht sondern von MIR be- stimmt wurde.abgesehen davon haben sich in den 21/5 jahren entwicklungen ergeben,von denen ich mit nassen kopf nicht einmal zu träumen in der lage war.
ich bin heute mit der entscheidung trocken zu leben absolut zufrieden,was nicht heist,dass mir auch heute einige dinge noch ganz gehörig auf den sack gehen können.nur mache ich meine grundzufriedenheit nicht davon abhängig.
für mich war eine stationäre therapie rückblickend genau die richtige entscheidung,weil ich mich mit abstand vom alltag ganz auf mich einlassen und konzentrieren konnte.
vielleicht kannst du mit meiner geschichte ja was anfangen.das wünsche ich dir jedenfalls.
habe Deinen Beitrag sehr interressiert gelesen. Diese Art Wandlung müsste ich wohl auch vollbringen.
Leider weiß ich im Moment noch nicht, wie.
Jedenfalls hat mich Deine Erfahrung nachdenklich gestimmt und ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung war, die ambulante Therapie zu wählen.
Von meinem Psyschologen wurde sie mir allerdings empfohlen, da die Rückfallquote geringer wäre.
am wichtigsten ist doch,dass du überhaupt die hilfe von profis in anspruch nimmst.dieser entschluss gibt dir eine grundlegende basis etwas an deiner situation zu ändern,weil du dir im klaren darüber geworden bist es alleine nicht schaffen zu können.
das mit der rückfallhäufigkeit lass mal dahingestellt sein.wichtig ist doch,dass du nicht rückfällig werden willst und das hast nur du selbst in der hand.
da bei einer ambulanten therapie nur alle paar tage oder wöchentlich termine anstehen,wird eine spürbare veränderung wegen der fehlenden intensität wahrscheinlich etwas länger in anspruch nehmen.da musst du einfach geduld aufbringen und schwierige seelische situationen aushalten.für akute notstände würde ich mir einen plan zurecht legen,um ja nicht wieder zur flasche zu greifen.
du kannst zu jeder zeit hier schreiben um druck abzubauen, oder auch deinen therapeuten anrufen.dabei ist absolute ehrlichkeit zu dir selbst oberster grundsatz,denn sich selbst etwas vormachen ist wohl mit die schlimmste eigen- schaft der sucht.fängst du erst wieder an dich selbst zu belügen und gefühle zu ignorieren ist der rückfall nicht mehr weit.
ich freu mich wieder von dir zu lesen....
ach ja,hast du schon über den besuch einer selbsthilfegruppe nachgedacht...dort triffst du gleichgesinnte mit denen du dich sehr gut austauschen kannst.hab keine falsche scham, man wird dich herzlich aufnehmen...
gerade die fehlende Intensität ind der ambulante Therapie und die damit verbundene verlängerung der "Rekonvaleszenz" machen mir zu schaffen, da Geduld nicht gerade zu meinen Stärken gehört.
Was Rückfallgefahr und Saufdruck betrifft, war das bisher immer nur eine Angelegenheit von ein bis zwei Minuten. Dann hat immer mein Wunsch, nach einem abstinenten Leben, die Oberhand gewonnen.
Der, von Dir erwähnte, Notfallplan hat mich auch schon beschäftigt. Mir ist allerdings noch nix Rechtes dazu eingefallen. Wie bist Du denn in solchen Fällen vorgegangen?
Zu Deiner Frage nach SHGs. Bereits vor Wochen habe ich mit dreien solcher Gruppen Kontakt aufgenommen, um genaue Treffpunkte und -zeiten zu erfahren. Zu dieser Zeit ging es mir relativ gut und ich fühlte mich "stark" genug um das in Angriff zu nehmen. Seit dem geht es mir nicht sehr gut und ich fühle mich nicht in der Lage, neue Leute kennen zu lernen. Ändert aber nichts daran, dass ich das Thema SHG im Auge behalte.
Vielen Dank für Deine ausführlichen Infos und die Zeit, die Du Dir dafür nimmst.
"Neue Leute" und "SHG" sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Sieh mal,in der SHG triffst Du unter lauter Menschen,die gleiche oder ähnliche Probleme haben wie Du,und diese Tatsache wird Dir in Deiner jetztigen Situation guttun.Der Austausch mit Menschen,vor denen Du Dich nicht verstellen und denen Du nichts vormachen brauchst.
Mir geht es schon lange gut,aber auf MEINE SHG möchte ich nicht verzichten.
Kontaktiert hast Du doch schon drei,nimm Deinen Mut zusammen und geh hin!Es wird Dir eine grosse Unterstützung mi Alltag sein!!!
gerade die geduld (gelassenheit) ist eine eigenschaft,die mir immer wieder zeigt,dass viele probleme sich mit der zeit relativieren.ich kann nicht erwarten,dass meine seele die über jahre dichtgeschüttet wurde und in der entwicklung stehen geblieben ist,sich von heute auf morgen erholt.das braucht einfach seine zeit.
du schreibst du fühlst dich nicht in der lage neue leute kennen zu lernen.das ist glaube ich auch ein punkt wo du ansetzen kannst.
diese leute wirst du ja dann in der shg kennen lernen.das heist,deine abhängigkeit wäre ein stück weit öffentlich,und dieses "outing" ist mit schamgefühlen behaftet.diesen schritt zu tun bedeutet aber auch ein stück entwicklung und sicherheit dahingehend,dich zu deiner krankheit zu bekennen und aktiv nach vorne zu schauen.
zu verlieren hast du doch wirklich nichts.wenn dir die leute nicht gefallen gibt es genug andere gruppen die du besuchen kannst.aber auch in dieser hinsicht ist geduld gefordert.nach einem einmaligen besuch sollte man nicht gleich die biege machen.auch das muss sich erst entwickeln.
zu meinem "notfallplan" gehört die telefonliste meiner shg unbedingt dazu.zu jeder tages- oder nachtzeit hat immer eine/r zeit für mich wenn es mal eng wird.auch meine frau und mein bester freund kann ich immer erreichen wenn ich denn will.zu guter letzt kann ich auch zu jeder zeit in meine damalige therapieeinrichtung kommen.ehemalige sind da immer herzlich willkommen mal wieder eine gruppensitzung mitzumachen oder ein einzelgespräch zu führen.
von diesen optionen hab ich in der ganzen zeit lediglich einmal gebrauch gemacht.da hat mir ein telefongespräch mit meiner frau sehr gut weiter geholfen,um meinen saufdruck der mich völlig überraschend überkam wieder runter zu bringen.
so,jetzt muss ich erstmal wieder meinem brötchengeber dienen....
Irgendwie hab ich zur Zeit nicht die Hoffnung, dass mir das Gespräch unter Betroffenen wirklich hilft.
Nach meinen Informationen, sind in den Gruppen, die ich kontaktiert habe so ca. sechs bis Zehn Leute anwesend. Und die sind durch die Bank um einiges älter, als ich. Haben also mitunter ganz andere Interessen und Probleme. Es käme natürlich auf den Versuch an aber diese Tatsachen erhöhen nicht gerade meine Motivation, für einen Besuch dort.
Nichts desto trotz, werde ich es demnächst einmal versuchen. Möchte aber noch ein Bisschen warten, da meine Stimmung gerade dunkelgrau ist.
Was die Geduld betrifft, sagt mir meine Ratio oft genug: "Lass Dir mehr Zeit."
Wenn ich aber über mein jeweiliges Problem eine Weile nachgedacht habe, fallen mir alle Möglichkeiten ein, wie es schlechtenfalls laufen könnte. Und dann habe ich das Gefühl, augenblicklich etwas tun zu müssen und das endet dann oft in blindem Aktionismus, der mir mehr schadet, als nützt.
Hinterher denke ich meistens, dass ich besser abgewartet hätte aber in dem Augenblick, wo mich so ein Wahn überfällt, finde ich keinen Halt.
Vielleicht kann man sowas trainieren?
Keine Ahnung. Jedenfalls bin ich im Moment ein Wenig Rat- und Hilflos.