Ich habe auch lange damit gerungen meine Gedanken und Daten einmal in Form eines Lebenslaufes hier hineinzustellen. Denn rückblickend erschaudere ich selbst an meiner Geschichte. Ich kann sie nicht mehr ausradieren, aber ich kann nun befreiender nach vorne blicken, allerdings nicht vergessend was ich mir und anderen mit meiner Alkoholsucht angetan habe.
Meine Alkokol- und Drogengeschichte
Erster Kontakt ab 7 Jahren (?) Bowle, Rumtopf oder Eierlikör schlecken Mit 12 bereits den ersten Rausch. Mehrmals Schnapsbar von Vater geplündert Mit 14 Partys mit Bowle und Bier, später Musikverein mit entsprechendem Alkoholkonsum an diversen Festen. Mit Schulkameraden und Freunden Literweise Wein gekauft und im Wald getrunken.
Mit 16 Lehre und erster Filmriss mit 17 Jahren. Alkoholkonsum am Wochenende regelmäßig und auch unter der Woche hin und wieder. Haschkonsum gesellte sich dazu. LSD über 3 Jahre. Erster Hinweis von Freundin, die sich keinen Alkoholiker wünscht wie ihr Vater einer ist. Mit 20 BW und entsprechendem Alkkonsum
Mit 21 zeitlich bedingter Arbeitvertrag und bereits Alkohol (Kaffee mit Kirsch) am frühen Morgen und zum Mittagessen regelmäßig bereits 2 Halbe Bier. Mit 24 arbeitslos weil das Projekt beendet war und neue Kurzlehre. Erste Abmahnung wegen Alkoholkonsum. Alkoholverbot während der Arbeitszeit.
Mit 28 Jahren arbeitslos weil der Betrieb schloss. Trennung nach 10 Jahren von meiner Jugendfreundin. Im Alkoholdunst hatte ich mich in eine andere verliebt, was sich im Nachhinein als einer meiner größten Fehler im partnerschaftlichen Bereich erwies.
Danach diverse Freundinnen mit alkoholischen Totalabstürzen. Trinkmenge bei ca. 8 Halbe Bier am Tag und mehr. Hin und wieder Hasch. Trennungen durch meinen Alkoholismus. Zeitarbeit hin und wieder in Betrieben. Schulden bereits bei ca. 20.000.- DM
Mit 32 erste Entgiftung im Krankenhaus. Führerscheinverlust. Mit Anfang 33 zweite Entgiftung. Abstinenz hielt ich in beiden Fällen nur kurzfristig für ca. 2 Wochen aus. 2 Monate später Auszug aus der Wohnung ins Elternhaus wegen Mietschulden. Schuldenberg bereits bei 40.000.- DM
Mitte 33 Langzeit-Therapie. Nach Therapie bald Rückfall über 3 Wochen. Danach trocken, SHG, diverse Arbeitsstellen u. a. als Bierkellner in Festzelten. Kein Alkoholverlangen mehr. Mit 34 Jahren neue Ziele gesetzt und Führerschein wieder neu gemacht, meine Traumfrau kennen und lieben gelernt, in eine eigene Wohnung gezogen. Haschkonsum spielte keine Rolle mehr in meinem Leben. Hab mir sowieso nie groß was draus gemacht. Festanstellung in meinem alten erlernten Beruf. Erste Kontakte wieder mit Alkohol. Nur kleine Mengen, z. B. 1 Bier die Woche oder ein Glas Sekt.
Mit 35 Umschulung. Schuldenberg durch Zinsen bereits bei 55.000.- DM Mit 37 feste Anstellung. Mit 39 Wechsel der Arbeitsstelle wo ich jetzt noch bin. Alkoholkonsum in dieser Zeit gestiegen von regelmäßig ca. 1-2 Bier am Tag auf 2-4 Bier am Tag
Mit 39 sämtliche Schulden durch Mithilfe von Schuldenberatung zurückbezahlt.
Mit 40 Jahren das Rauchen aufgehört. Allerdings spontaner Anstieg des Alkoholkonsums auf regelmäßig 4-7 Halbe Bier am Tag. Streitigkeiten in der Partnerschaft häufen sich.
Ende 42 Selbstentzug mit dreimonatiger glücklicher Abstinenz. Dann wieder steigender Konsum wie oben. Mit 43 wieder eine einmonatige Abstinenz. Umstieg statt Bier auf 1 Glas Wein täglich. Keine Chance! Wieder steigender Konsum auf eine Flasche Wein pro Tag und später wieder 5-8 Halbe Bier pro Tag
In der Zeit als von 36 bis 44 mehrere Urlaubs-Fernreisen nach Asien. Im Dezember 2004 verliebt sich meine Partnerin nach 10 Jahren in einen asiatischen Einheimischen.
Ich versuchte im Jan. 2005 wieder einen Selbstentzug mit Hilfe von Suchtberatung, SHG und Saufnix, mit dem Hintergedanken dadurch meine verlorene Liebe beeindrucken und zurückholen zu können. Nach ca. 6 Wochen das „Aus“ aus oben u. a. beschriebenen partnerschaftlichen Gründen. Versuchte darauf aber wieder eine abstinente Zeit, scheitere aber bereits nach 2,5 Tagen. Eine endgültige Trennung von meiner langjährigen Partnerin wird unumgänglich.
Heute bin ich wieder am abstinenten „Tag 3“ angelangt und will es nun wirklich packen. Ich stütze mich nicht mehr auf Hoffnungen im partnerschaftlichen Bereich. Ich will nicht mehr für jemand abstinent leben. Ich will es für mich tun, weil ich nun weiß, dass ich nur wegen Alkohol so unglücklich bin und mich ein weiterer Konsum umbringen wird.
Dieser schöne Lebenslauf erinnert mich an jene schlaflose Nacht in der mir aufgefallen ist daß bei jeder Scheisse in der ich je gesteckt bin irgendwie Alkohol oder Drogen im Spiel waren.
Ich bin froh noch willkommen zu sein. Körperlich geht es aufwärts. Hab aber das Rauchen wieder angefangen, ich Idiot. Seelisch fühle ich mich wegen meiner Trennung natürlich total auf dem Boden. Aber eben, ich weiß nun, dass ich die Trauer nur ohne Alk verdauen kann und werde. Abhauen in den Sumpf bringt nichts. Ja, ich hoffe von Herzen, dass mir ein glückliches abstinentes Leben gelingen wird. Ich bleibe an Board!
"Schöner Lebenslauf" - nein - der alkoholbezogene Teil Deines Lebens. Da müssen auch noch ein paar Tage LEBEN gewesen sein, sonst könntest Du hier nicht schreiben.
Nach dem, was Du schon hinter Dir hast, bleib dabei, die Theorie kennst Du.
Hallo Andy, da schau ich aber. Irgendwie hab ich`s geahnt, von Dir hier irgendwann mal wieder zu lesen. Freu mich natürlich sehr und "wellcome back". Max
Hallo - ich bin auch wieder da. Müsste mich für's nicht melden schämen. Lebe seit 2 Jahren abstinent und befinde mich noch immer auf dem richtigen Weg. Es gibt für nichts im Leben eine Garantie - aber mir geht es gut.
Lese ich da einen ironischen "Beigeschmack". Ja, ich bin bis hierher gekommen - 2 Jahre ohne Alkohol ! Und weißt Du was, ich bin sogar ein bißchen stolz auf mich. Ich werde meinen Weg auch weitergehen. Würde ich wieder anfangen, ist bereits vorprogrammiert, was geschieht. Die 16-wöchige Therapie (weit weg von zu Hause) hat mir zwar viele Denkanstöße gegeben, doch richtig begriffen habe ich erst wieder im richtigen Leben. Mein Therapeut meinte sowieso nur "ich kann Sie nicht erreichen" ... Im Leben gibt es nach wie vor Höhen und Tiefen - öfter auch mal ein Tief. Das war und ist bislang jedoch kein Grund für mich, in alte Gewohnheiten zu verfallen. Ich weiß, 2 Jahre ist noch nicht sehr viel. Aber mir bedeuten diese 2 Jahre eine Menge. Ich habe bisher nur gewonnen und während meiner Saufkarriere sogar verdammt viel Glück gehabt. Für dieses viele Glück müßte ich vielleicht sehr dankbar sein ....
Hallo Gast, es wäre nett, wenn du zur Unterscheidung irgendeinen Nicknamen unter deinen Beitrag schreiben würdest, man kann deine Beiträge dann besser ein- oder zuordnen.