da ich immer wieder Tagelang im seelischen Loch versinke, in Depressionen und Selbstmitleid verfalle und keine Freude an irgendwas finde, hat mir meine Therapeutin schon mehrfach empfohlen, mir eine Freizeitbeschäftigung zu suchen.
Sie meinte: Irgenwas Banales, Sport o. Ä. So recht will mir nix einfallen.
Hab auch irgendwie nicht den Mut, als vierzigjähriger zu irgend einem Sportverein zu gehen und zu sagen: Hier ist euer neuer Crack.
Was habt ihr denn so am Anfang eurer trockenen Zeit gemacht, als Ersatz für die Kneipe?
Um mich länger zu beschäftigen genügt mir das aber nicht und letztendlich wird hier ja ständig mein "Problem" behandelt. Die Therapeutin empfielt mir aber, etwas zu tun, was mit meinen Sorgen nichts zu tun hat...
also dich denke, wenn Du den Zusatz "Crack" weg läßt und nur sagst "Hier ist Euer Neuer" dann haben die nichts dagegen.
Hast Du nicht vielleicht früher schon was Sportliches gemacht, wo Du wieder ansetzen könntest? Oder hättest Du irgendwas schon immer mal gerne gemacht, aus fadenscheinigen Gründen dann aber doch nicht?
Es gibt ja auch viele Sportarten, da braucht es keinen Verein dazu. Radeln z.B.
Ansonsten, wie wär es mit Reiten? Da gibt es inzwischen richtig viele Einstiegskurse, wo es im Programm so schön heißt "Auf die Späteinsteiger-Problematik wird Rücksicht genommen" (Dabei denken die allerdings ehr an die 50-60-jährigen).
Reiten hat den Vorteil, daß es die Körpermotorik schult und sehr Konzentrationsfördernd ist. Therapeutisches Reiten ist auch Bestandteil von manchen Sucht-Therapien.
Das Pferd spiegelt ja permanent wieder, wie Du grad drauf bist. Und zwar nur, wer Du wirklich bist. Dem Pferd ist scheißegal, ob Du Alkoholiker oder Chefarzt oder beides oder keines von beidem bist. Es reagiert nur darauf, ob Du gerade im Moment als Person bei Dir bist und authentisch rüber kommst.
Wenn ich 1x die Woche mein Reitbeteiligungs-Pferd reite, dann kann der Streß in der Firma noch so groß gewesen sein. Sobald ich drauf sitze, interessiert mich nichts mehr davon, da bin ich nur noch bei mir und dem Pferd. Das tut mir sehr gut.
Und dann finde ich persönlich auch wichtig, Entspannungstechniken gelernt zu haben, wie Chi Gong und Yoga.
das eben war mein voller ernst! Aber na gut, ich bin ja gar nicht so....
Deine Therapeutin meint, du sollst was "banales" machen - hört sich ja nicht gerade prickelnd an, kann ich verstehen, dass du auf so was "ödes" keine Lust hast und in Depressionen verfällst. Aber es liegt bei dir es herauszufinden, was dir den richtigen Kick geben könnte.
ZitatHab auch irgendwie nicht den Mut, als vierzigjähriger zu irgend einem Sportverein zu gehen und zu sagen: Hier ist euer neuer Crack.
Du musst ja nicht gleich als "Crack" irgendwo auftauchen.Kann es sein, dass du überzogene Erwartungen an dich selbst hast ?
Setzt dich nicht so unter Erfolgsdruck (das ist wohl ein typisches Merkmal von Alkoholikern..)
Was mir sehr viel Zufriedenheit und Zuversicht gegeben hat in meiner ersten trockenen Zeit waren im Grunde andere Menschen, da ich es aber nüchtern nicht mehr so gewohnt war und ich auch nicht mehr viele Kontakte hatte, waren es zunächst die Menschen hier auf dem Board, dann die Menschen in einer Selbsthilfegruppe, dann die Menschen in der Therapie, dann Freundinnen, wo der Kontakt wieder auflebte.
Außerdem hat mir noch sehr viel geholfen Herrmann Hesse zu lesen - aber ich bin auch eine Leseratte.
Erfolgsdruck, "vernünftige" Tagespläne und Ziele haben mir wenig bis überhaupt nicht geholfen, das richtige zu finden.
Es muss sich entwickeln, von Innen heraus kommen. Darauf kann man aber nicht warten, sondern sollte sich die Zeit am besten mit etwas anderem vertreiben...und das beste, was es für mich gab, war: REDEN
Ich fing dann so nach und nach an ab und zu was alleine zu machen z.B. mir mal was schönes zu kaufen, Musik zu hören, mit meinem Sohn ins Schwimmbad, Qi Gong, für ein Studium zu lernen...es waren auch immer mal Flops dabei, die dann doch nicht so das richtige für mich waren. aber so ist das halt.
Heute habe ich so viele Interessen, dass ich es oft noch nicht 1x in der Woche schaffe Fernseh zu gucken, als ich noch trank, schaffte ich es nicht 1x die Woche nicht vor der Glotze abzuhängen.
so ohne Alkohol, da weht einem doch schon ein ganz schön harscher Wind manchmal um die Ohren!
Ansonsten, wie wär es mit Reiten? "Auf die Späteinsteiger-Problematik wird Rücksicht genommen" (Dabei denken die allerdings ehr an die [u]50-60-jährigen).[/u]
Erst mal Dankeschön, für eure ausführlichen Antworten.
Die Idee mit dem Reiten würde mich vermutlich in die nächste Krise stürzen. Meine Ex ist begeisterte Reiterin und ich würde wahrscheinlich jede Minute auf einem Pfers an sie denken müssen - scheidet also aus.
Reden ist mir auch eine große Hilfe. Allerdings muss ich aufpassen, mir meine Redepartner nicht zu vergraulen. Ich beanspruche sie schon sehr und das ganze hat auch schon einen fast süchtigen Charakter.
Auch bin ich in einer SHG (AA), in einer LZT (einmal wöchentlich 3,5 h), wöchentliche Einzelgespräche mit meiner Suchttherapeutin und zu guter Letzt gehe ich auch noch unregelmäßig zu einem Psychiater.
Trotzdem bleiben immer noch genügend Stunden übrig (Vor allem auf der Arbeit), in denen ich nicht aus dem Grübeln komme.
Vielleicht hat Gaby Recht und ich sollte etwas mehr Geduld zeigen und es "kommen" lassen.
Du sprichst einen Herzenswunsch von mir an. Leider bin ich beruflich ca. 11 h/d abwesend. Das kann und will ich keinem Hund zumuten, so lange alleine zu sein.
Wenn ein Hund für Dich so toll ist - ein Tipp von mir.
Ganz, ganz viele Tierheime bieten "Gassigehen mit Hund" an. Da kannst Du am Wochenende hingehen und mit einem Hund gassigehen - stundenlang -
Und nicht nur das Tierheim auch der Hund wird Dir sehr dankbar sein.
Ich habe einen Hund - bin sehr froh, dass ich ihn habe. Seit nunmehr über 3 Wochen (seit ich keinen Alkohol mehr trinke) muss der arme Kerl richtig unter mir leiden Stundenlange Spaziergänge !
das ist mir nicht neu. Bei uns in der Nähe gibt es ein Tierheim, dass so etwas anbietet und ich habs auch schon wahrgenommen.
Allerdings geht das nur zu "gebräuchlichen Bürozeiten" und da bin ich in der Regel auf der Arbeit und es ist auch nicht das selbe, wie einen eigenen Hund zu haben, zu dem man eine soziale Beziehung aufbaut und der einen auch mal, mit seiner Anwesenheit, tröstet.
Tja, wie man sieht, hab ich das Denken des Süchtigen noch ganz tief in mir drin. Für alles hab ich ne plausibel klingende Ausrede - toll was? ;-)
hallo Markus, mir hatten "sie" damals gesagt, aha jahrelang gesoffen und nun soll es schlagartig besser gehen, und weh tun darf es wohl auch nicht? War etwas barsch, traf aber den Kern. In "höflicher " Sprache heißt das Geduld üben, mit der Betonung auf üben. Der jahrelang falsch gestellte Schalter geht nicht umzudrehen, na einfach so. Aber positiv ist ja, dass es überhaupt geht mit der Umkehr. Aber es kann halt dauern, bei einem ist es 4 Wochen, bei mir waren es 4 Monate bis zum ersten Lichtlein am Horizont. Womit ich nicht gesagt haben will dass du nicht an deinen Ketten zotteln sollst, auch in Form von Hobbys. Aber die wahre Ruhe kommt aus dem Bauch. ich grüße dich, Max
hab´ ich ja ganz unterschlagen. Ich habe 2 Hunde, die ich auch immer mit ins Büro nehme. Unser Tierheim hätte auch Samstags auf!
ZitatAllerdings muss ich aufpassen, mir meine Redepartner nicht zu vergraulen. Ich beanspruche sie schon sehr und das ganze hat auch schon einen fast süchtigen Charakter.
Man kann das lernen, dass das Verhältnis nicht zu "strapaziös" für andere wird. Wenn du ein sehr mitteilsamer Mensch bist, ist es vielleicht auch gut, dir einen großen Freundeskreis anzuschaffen.
Mein Tag war dann so schnell ausgefüllt, dass es immer noch viele Sachen gibt, die ich gerne mal ausprobieren würde, wofür ich aber immer noch keine Zeit gefunden habe. z.B. bei einem Lauftreff (Walken) mitmachen - steht immer in der örtlichen Zeitung, eine Wildkräutersammlung mitmachen, auf ein Rosenstolz-Konzert gehen, Salza-Tanzkurs. Es gibt so viele tolle Sachen. Pass auf das du dich nicht verzettelst. Eins raussuchen, dann nicht mehr lange darüber nachdenken, was es evtl. für Nachteile haben könnte, sondern los und tun!!
Erstmal zur Erklärung: Mein Sohn zieht definiv nächstes Jahr bei mir aus. Steht schon seit Anfang des Jahres fest.
Mein erster Gedanke war natürlich "Was wird dann mit unserem Hund" , ich geh´ja den ganzen Tag arbeiten und am Wochenende noch jobben
Habe mich schlau gemacht - Es gibt "Hundesitter" (Die sind wie Tagesmütter für Kinder). Da bringst Du morgens vor der Arbeit Deinen Hund hin und holst in nach der Arbeit wieder ab. Habe ich für unseren Hund noch nicht gefunden (riesengroß, rabenschwarz). Hat leider eine abschreckende Wirkung. (Obwohl - saulieb :trost1
Gebe aber nicht auf, da ich den Hund auf "GAR KEINEN FALL"weggeben werde.
war doch nicht ich, die die "Späteinsteiger-Problematik" auf den Tisch gebracht hat, oder?
Ich persönlich finde, daß die erst so mit 80-90 anfängt.
Der Markus hatte doch Bedenken in Sportverein zu gehen, weil er schon 40 ist.
Sonst hätte ich es nie gewagt. Ätsch, ich bin doch schon 41. Ich darf das aufgreifen!
@Markus, Deine Freundin weiß halt, was Spaß macht, sorry, war ja auch nur ein Versuch!
Einen hab ich noch. Ich kann natürlich nur Sachen vorschlagen, die mir gefallen, weil Dich kenn ich ja nicht, also Blindversuch. Vielleicht brauchst Du einen Garten? Eigenes Gemüse anbauen macht auch Spaß und ist zu meinem 11-Stunden-Bürotag ein guter Ausgleich.