Nun, da ich mich der Vollendung meines vierten abstinenten Monats nähere und irgendwie nicht aus dem Salat komme, möchte ich mich an die Forumsgemeinde wenden.
Schon seit mehr als einer Woche, habe ich regelrechte Entzugssymptome. Ich bin sehr unruhig und nervös, manchmal zittern meine Hände. Ich schlafe wieder schlechter und denke viel zu oft an Alkohol und dass er mir in dieser Sekunde Erleichterung bringen würde.
Natürlich weiß ich, dass all meine Probleme vom Alkohol kommen und die kurzfristige Erleichterung einen Rattenschwanz an Sorgen mit sich bringen würde und deshalb lass ich es auch sein.
Mich plagt immer noch Liebeskummer, obwohl wir schon seit Ende Januar getrennt sind. Manchmal glaube ich, dass ich nie wieder eine Frau finde, geschweige denn, jemals wieder geliebt zu werden.
Die Zuversicht, die ich noch am Anfang meiner Abstinenz hatte, weicht immer mehr, der Angst vor der Zukunft und dass die Abstinenz nichts verbessert. Es geht mir zwar körperlich besser aber das Kino in meinem Kopf, zeigt eine 24 h- Vorstellung nach der anderen.
Ich ergehe mich in Selbstmitleid und kann mich dafür nicht ausstehen. Finde aber keinen Weg hinaus.
Vielleicht hat jemand der langjährig und zufrieden Abstinenten ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir weiterhelfen?
Um 19:00 h hab ich AA-Meeting und hoffe, dort etwas Zuversicht zu "tanken".
Möglicherweise hat ja bis zum Ende des Meetings hier jemand geantwortet?!
das "gute" alte Kopfkino plagt mich auch nach fast drei Jahren noch hin und wieder. Ich denke dann: ist eh alles Sch....e und warum die Sorgen nicht einfach ertränken, schlimmer kanns doch gar nicht werden.... .... ich weiß aber ganz genau dass sehr wohl alles noch schlimmer wird wenn ich wieder trinken würde, die Probleme würden sich nur noch potentieren. Ich würde lediglich für eine Weile aus der Realität flüchten, also lass ich das erste Glass stehen und denke mir dass ich alle meine Probleme nur nüchtern lösen kann und will. Ich weiß nicht ob dir das was nützt... trotzdem Liebe Grüße die Scary Lady
also wie ich mich erinern kann bin ich am Anfang meiner Abstinenz genau so durchs Leben geschlichen und wusste noch nicht so rechtes mit mir anzufangen und gleich gar nicht wie es so recht weitergehen soll. Meine "Traumtänzerzeit" war auf alle Fälle länger als vier Monate genau weiss ich das auch nicht mehr. Ich hab mich halt auch mit allen möglichen Dingen beschäftigt, das die Zeit herum geht.
Irgendwie war es warscheinlich auch die Zeit, wo sich der Körper von den ganzen "Strapazen" erholen und regenerieren musste. Direkte körperliche Entzugsymtome hatte ich aber nicht mehr. Außer in einzelnen Situationen, wo ich früher immer stark gezittert habe (z. B. beim kaffetasse anheben) da haben hin und wieder die Nerven mal noch kurz durchgehauen. Das ging noch längere Zeit. Aber nicht immer.
Was den Liebeskummer betrifft, na ja um etwas neues zu beginnen wirst du beim alten einen ähnlichen Schlussstrich ziehen müssen wie unter dem Alkohol.
Ich würde da auch nicht krampfhaft nach einer neuen Beziehung suchen und mir jetzt Gedanken darüber machen. Finde erstmal deinen Faden selbst wieder, richte alles so ein das du unabhängig und allein erstmal so lebst wie du willst und wenn du wieder auf der Reihe bist, ergibt sich der Rest meisst von allein.
Abstinenz allein ist auch noch keine Garantie für ein zufriedeneres Leben, dafür musst du schon was tun, je nach dem was deine Wünsche Ziele und Vorstellungen sind. Aber eben der Reihe nach, du wirst keine zufriedene Frau finden in dem Moment wo du depressiv durch das Leben läufst.
Mir ist eben fast die Kinnlade runtergefallen; was du beschreibst, ist bei mir im Moment genauso !!!
Selbst die Dauer der abstinenten Zeit passt wie die Faust aufs Auge.. Mit meiner Ex ist auch Ende Feb. Schluss gewesen (teilweise wg. Alk)... Bist Du auch so gefrustet/gelangweilt/deprimiert?
Das deprimierende "Loch", die Angst vor der Zukunft- das schlägt voll durch; die Gedanken , sich mal ein kühles Bier zu "gönnen" kommen bei mir täglich...
Rein stimmungsmäßig beobachte ich an mir ähnliches wie Du; obwohl es mir körperlich besser geht,geht es doch irgendwie "abwärts".
Ziele und Umsetzten-oft geraten um "zufrieden" zu werden- wo ist denn da die Gebrauchsanweisung?
Frust und wie kommt man da raus!!?
Ich befürchte, dass ich "Es" nicht schaffen werde, hangel mich von Tag zu Tag aber die Kräfte schwinden und der Abgrund droht...
Ich befürchte, dass ich "Es" nicht schaffen werde, hangel mich von Tag zu Tag aber die Kräfte schwinden und der Abgrund droht...
Wirds besser und wann ??
Hallo mdp1 und bernhard,
Frust wie komm ich daraus, beinhaltet doch die Frage warum bin ich gefrustet?? Was ist für mich Zufriedenheit ? Wann wärst du denn zufrieden?? Vorstellungen ,Wünsche, Lebensvorstellungen, Ziele..
ZitatWann wirds besser??
...von alleine wird nichts besser. du musst sehen was von dem was du gern erreichen willst und unter Zufriedenheit verstehst machbar ist und versuchen Ziele zu realisieren.
ich war Quartalstrinkerin und hatte meinen ersten richtigen Durchhänger nach 9 Monaten.
Es war einfach fürchterlich...ich kam mir vor,als stände ich in einem verschlossenen Flur...rings um mich tausend verschlossene Türen...und ich hatte nicht die leiseste Ahnung,wo ich hinwollte.
Alles war nur noch grau in grau...ich hatte urplötzlich keinen Bock mehr auf Nichts.Meine alten Hobbies machten mir keinen Spass mehr und für Neue hatte ich keine Lust.
Und wies weiterging?
Einfach nur von Tag zu Tag...abwarten und Tee trinken.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich zwang mich dazu,mir neue Rituale anzugewöhnen....wie z.B. abends immer das Gleiche zu tun. Baden,was Lockeres übergezogen,Ferseher und was nettes zum Naschen. Oder eine bestimmte Sorte Tee in ganz schlimmen Zeiten...wenn's wirklich zu heftig wurde hab ich mir dann diese Sorte aufgebrüht und nach einiger Zeit vermittelte mir allein schon der Geruch ein Gefühl von Zufriedenheit.
Was Du jetzt brauchst,ist ganz viel Stabilität...einen gut strukturierten Alltag,damit das Hirn sich in dieser neuen Welt zurechtfinden kann. Du hast Dich früher weggebeamt...nun muss dieses ganze Leben "Pur" verarbeitet werden.
Das ist erst mal heftig...und wenn's geht,leg auch soviel Ruhepausen wie möglich zwischendurch ein. Wohl dem,der Mittags mal für ne' Stunde z.B. einfach mal die Augen zumachen kann.
Ich bin damals sehr seicht und nett mit mir umgegangen...und hab das bis heute beibehalten. Am Ende entwickelt man richtige Strategien,wie man sich das Leben so angenehm wie möglich macht...und das Beste ist,daß es dann völlig automatisiert abläuft.
Ergo...seid so nett wie möglich zu Euch und bleibt brav.
Das wird auf alle Fälle besser...wenn man was dafür/für sich tut.
Und ausserdem ist das erste Jahr "ohne" eh' ne Rekonvaleszenzphase...soviel Zeit sollte man sich schon gönnen um sich neu zurechtzufinden.
Ich bin eigentlich die "LETZTE", die Dir einen Tipp geben kann - kann ich nämlich wirklich nicht. Da sehe ich es wie Du, da "müssen die alten Saufnixer dran" (Ist nicht so gemeint - wie geschrieben - das "Nicht mehr trinkende Saufnixer mein ich :grins2
Aber ich kann ganz fest an Dich glauben.
Irgendwie dachte ich, nach dem letztem Post, Deine Probleme wären nicht gar so tragisch. Aber DEN TIPP kann ich Dir geben: ZUR LIEBE "sag niemals nie". Ich glaub nämlich, die kommt ganz genau dann, wenn du gar nicht damit rechnest. So`n Quatsch "nicht mehr geliebt zu werden", dasdas darfst Du noch nicht mal denken
Wie bereits geschrieben Markus, bin noch keine gute Ratgeberin, weiß nicht, ob Du Dich daran erinnerst, das Du mich mal so toll aufgebaut hast - hat super geholfen - wünsche Dir nur ALLES Gute.
ZitatUnd ausserdem ist das erste Jahr "ohne" eh' ne Rekonvaleszenzphase...soviel Zeit sollte man sich schon gönnen um sich neu zurechtzufinden
... so seh ich das auch Biene und so ähnlich ist es bei mir auch gelaufen- in kleinen Schritten. Zuerst hab ich mir ´ne Basis geschaffen, sprich mein Wohnumfeld so angenehm wie möglich gestaltet das ich mich da wohlfühle und von da an gings in kleinen Schritten vorwärts.
Zufriedenheit ist ja auch immer eine Erwartungshaltung und in dem Fall gehört auch dazu das ich mit vergangenem abgeschlossen habe. Egal was passiert, Alkohol kommt nicht in Frage, denn so lange ich das im Hinterkopf das ich mich ja auch zutrönen könnte , dann frustet man immer wieder.
In vielen Fällen kann man auch nicht einfach da weitermachen wo man aufgehört hat, blos ohne Alkohol. manchmal muss man sich halt neue Maßstäbe setzen.
Und zu hohe Erwartungshaltungen haben immer Frust zur Folge.
ZitatGepostet von mdp1 Die Zuversicht, die ich noch am Anfang meiner Abstinenz hatte, weicht immer mehr, der Angst vor der Zukunft und dass die Abstinenz nichts verbessert. Es geht mir zwar körperlich besser aber das Kino in meinem Kopf, zeigt eine 24 h- Vorstellung nach der anderen.
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Vielleicht hat jemand der langjährig und zufrieden Abstinenten ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir weiterhelfen?
Hallo Markus,
als ich das Trinken aufgehört hab da hatte ich die Erwartung daß es mit meinem Leben fortan halbwegs reibungslos geht.
Später wurde mir dann klar daß Trockenheit allein nicht automatisch meine Lebenswünsche erfüllt, über die muss ich mir nämlich erst nüchtern klar werden und dann darf ich ganz lange dran arbeiten und mich in Geduld üben.
Tja Geduld und Gelassenheit sind meine Spezialität auch nicht, aber vieles kann ich einfach nicht erzwingen.
Versuch doch den Saufdruck als Wegweiser einzusetzen, erforsch Dich selbst was Du statt saufen tun könntest um ihn loszuwerden? Vielleicht führt Dich das zu etwas was Dir nüchtern mehr Zufriedenheit verschafft.
ich bin mit hilfe einer stationären therapie trocken geworden.während dieser zeit habe ich meine kindheit mit einem gewalttätigen und alkoholkranken vater aufgearbeitet.
ausserdem begriff ich mit hilfe des therapeuten und in den gruppensitzungen das viel neues reifen im bezug auf die wahrnehmung meines eigenen ich notwendig war.das heißt,ich musste lernen mich zu verstehen.ich hatte das ja in fast 30jahren sauferei immer wieder und vor allem immer mehr im wahrsten sinne zugeschüttet...
so war ich dann auch "draussen" im real live in der lage, situationen wo es mir nicht so gut ging besser für mich bewerten zu können um eben nicht gleich wieder zur flasche zu greifen...
ich wusste nun was ich will und was gut für mich ist... und das setz ich auch heute noch gnadenlos um,wobei das gnadenlos nicht bedeutet,dass ich andere in ihrer freiheit einschränke....ne ne,ich mache nur nichts mehr was mir nicht gut tut,und das erkenne ich mitlerweile sehr gut....
kopf und bauch müssen bei mir in etwa im einklang sein, sonst leuchten sofort alle alarmlampen...
die vorraussetzung dafür war bei mir aber,mich zuerst von den inneren fesseln meines vaters zu lösen...
die therapie zu machen war die beste entscheidung die ich jemals FÜR MICH getroffen habe....
saufdruck hatte ich in den 2,5jahren die seitdem vergangen sind ein einziges mal...aber mit den gedanken an all das positive was ich erlebt und auch geschafft habe war er relativ schnell wieder vorbei...
alles andere ist besser als wieder zu saufen markus....
versuche es dir gut gehen zu lassen,dann klappt es auch irgendwann von selbst mit ner nachbarin...
die Sache mit den Ritualen war genau der Hinweis, den ich jetzt brauchte.
War vorhin einkaufen und bin verzweifelt 3 Mal durch den ganzen Laden gegangen um dann zum Glück doch nichts mitzunehmen, was ich doch auch gar nicht mitnehmen wollte.
Werd versuchen mir auch langsam wieder Rituale zu schaffen. Mir ist nämlich gerade aufgefallen: In meinem früheren Leben hatte ich doch auch feste Rituale.
hallo Markus, konkrete Frage - konkrete Antwort. Bei mir war es ganz ähnlich, möglicherweise sogar genauso. Ich wartete und wartete bis sich irgendwas Erfreuliches ereignete. Nicht, nur graue Grütze. Wozu den die Geduld. Ja aber ohne die Geduld geht es nicht!! Und dann war es plötzlich nach gut 4 Monaten wie eine Erhellung, die ich mir bis heute kaum erklären kann. Nach außen oder von außen passierte nichts was ich erwähnen müsste. Trotzdem "ereignete" sich eine Gewissheit zum Besseren, und meine Seele erwachte wieder. Nach langer langer Dämmerung. Wahrscheinlich war das der Abschluss der Phase der inneren Inventur gewesen, da wo alles wesentliche bedacht war und merklich nichts neues mehr dazu kam. So als ob ich jetzt jede Ecke meiner angekratzten Persönlichkeit berochen und geräumt hatte, für den Anfang. Und nun konnte die zweite Phase eingeläutet werden, nämlich alle Defizite nicht nur erkannt zu haben, sondern auch zu bearbeiten. Das befreite dann. Und das tue ich an sich bis heute, nur dass kaum noch Defizite vorhanden sind., ganz im Gegenteil. Aber typisch war das nicht Erklärbare, so wie ein Phänomen. Aber vielleicht hält das bei mir auch deswegen so kräftig, weil ich nie gezweifelt hatte an der Richtigkeit dieses trockenen Weges? ich grüße dich, Max