ZitatZwei Jahre in denen ich außer Saufen nicht viel gemacht habe und daher auch recht isoliert bin.
Das könntest du auch noch in 10 Jahren sagen, wenn du weitersäufst - leider! Kann ich sehr bestätigen. Das abends daheim saufen macht seeehr einsam! Ich finde es klasse, dass du es zugibst! Macht dich sehr sympathisch. Als ich noch trank, war ich auch nie offen, habe mir immer selbst einen vorgemacht über vermeintliche Freunde, die ich habe und die gar keine waren bzw. über Gründe, warum ich gerade keine habe (habe meistens, dass ich zuviel arbeite, als Grund benutzt, aber eigentlich war es meine Angst vor Beziehungen und vor Nähe)
ZitatWorunter ich sehr leide ist meine Bindungsunfähigkeit gegenüber anderen Menschen und damit hängt natürlich auch meine große Scheu zusammen eine SHG zu besuchen.
Versteh´ich auch gut. Hatte auch ganz viele Gründe ähnlicher Art, warum ich nicht zu einer Gruppe gehe..bin außerdem kein Gruppenmensch, bin mehr Individualist... Das Problem ist, dass die Bindungsunfähigkeit eher schlimmer wird, je länger man davonrennt. Die Theorie in der Therapie zu lernen und zu begreifen ist gut, aber ohne fehlende Praxis fehlt das Entscheidende!
ZitatAber um Sie wirklich angehen und vielleicht sogar lösen zu können, muß ich mit dem Trinken aufhören. Das drängt! Aber hier versage ich bisher total!
Du hast nicht versagt, es ist die Sucht-Krankheit, die du akzeptieren musst. Es hat nichts mit Versagen zu tun, sondern mit Ignoranz, dass man immer wieder trinkt. Man will ignorieren, dass man Suchtkrank ist und fällt deshalb immer wieder auf die Schnauze und fühlt sich als Versager. Mach´mal einen Schritt nach dem anderen. Denke nur heute nichts trinken - dass ist jetzt wichtig! Die großen Brocken wirst du nach und nach klären, so war es bei mir auch. Manchmal gibt es eben nur Tage mit diesem einzigen Ziel am Anfang, aber es bleibt sicher nicht so!
Ich habe auch schon 3 Therapien gemacht. Meine erste war eine analytische - im Nachhinein betrachtet hat sie mir fast nichts gebracht, außer vielleicht verhindert, dass ich mich weiterhin umbringen wollte - na immerhin. Aber mit Weiterentwicklung war da nicht viel - da ich mir ja jeden Abend meinen Speicher löschte. Auch in meiner zweiten Verhaltenstherapie kam ich nur bedingt weiter. Ich bekam meine Essstörung einigermaßen in den Griff, aber mit Weiterentwicklung und Selbsterkenntnis war auch nicht viel, da ich auch da jeden Abend den Rotwein in mich reinkippte.
Die Kronleuchter gingen mir erst auf, als mir klar wurde, dass ich Alkoholikerin bin. Zunächst war ich geschockt und dachte an vertuschen, doch dann lies ich mich immer mehr darauf ein und wollte wissen, wie ich damit leben kann. Ich möchte dir wirklich sehr empfehlen parallel zu deiner Therapie mal einen Suchtberater aufzusuchen. Mir hat das wahnsinnig viel gebracht. Er kann ganz anders auf ein Alkoholproblem eingehen als ein Therapeut! Verschenk´doch diese Chance nicht - sie kostet dich nur ein bißchen Mut!
Übrigens Angst und depressive Stimmungen nehmen deutlich ab, wenn man den Alkohol dauerhaft weglässt!
Auch meine Beziehungsängste sind viel besser geworden, da ich immer besser lerne Grenzen zu setzen und meine eigenen Bedürfnisse wahr zu nehmen.
Mensch, langsam entwickel ich eine neue Sucht und die heißt Saufnix.
@ Bernard
Danke für Deinen Zuspruch. Tut gut!
Und wie meistens sind die Wahrheiten so einfach und doch so schwer. Wie hieß der Spruch nicht vor ein paar Jahrzenten? Wer wenn nicht Du, wann wenn nicht jetzt? Das mit dem kontrollierten Trinken ist so eine Sache. Ich muß gestehen, dass das bis vor vier Tagen immer mein Traumziel war. Das Leben wieder in den Griff kriegen und nicht auf den Alk "verzichten" müssen. Aber jetzt merke ich zunehmend, dass das Unfug ist (Für mich, ich will nicht pauschalisieren, für andere mags ein Weg sein)
Der erste falsche Ansatz: "Verzichten"
Das erinnert mich an die Zeit als Raucher, als ich immer dachte aufhören würde bedeuten ein Opfer zu bringen, das Leben ärmer machen, weil man verzichtet. Ich durfte die Erfahrung machen, dass das grober Unfug war und das das Leben ganz im Gegenteil danach an Qualität gewann. Damals litt ich eben unter "verrauchtem Denken". Ich hab über zwei Jahre hinweg versucht aufzuhören, mit vielen Rückfällen. Gelungen ist es mir erst, als ich einsah dass ich kein Opfer bringen muß (auf etwas verzichte), sondern dass ich ein mehr an Lebensqualität habe (also etwas gewinne) im Sinn von Selbstbestimmtheit, Gesundheit, Fitness, gutem Geruch, mehr Geld im Portemonnaie und und und...
Nur ist Alk, entsprechend mißbraucht, leider eine wesentlich härtere Droge als Nikotin. Das Umdenken also schwerer.
Der zweite falsche Ansatz: "kontrolliert"
Vorweg: Ich will nicht pauschalisieren, andere mögens können. Aber für mich gilt, Ich hab doch ein Alkoholproblem, WEIL ich die Kontrolle verloren habe. Wie soll ich die denn jetzt so einfach wiedergewinnen? Ich hab die letzten vier Tage etwa so meine Überlegungen gestaltet:
a)Ich werde in Zukunft kontrolliert trinken. Das heißt ich muß ständig versuchen mich unter Kontrolle zu halten, muß mit Rückfällen rechnen und die Möglichkeit in Erwägung ziehen vielleicht auf Dauer in dieser Hinsicht zu versagen. All das für die Hoffnung auf ein bißchen Genuß und ein bißchen Rausch ohne die bisherigen schlimmen Konsequenzen.
b) Ich zieh endlich einen Schlußstrich und sage Feierabend! Schmecken tut im Leben vieles andere und Rausch will ich lieber durch echte Gefühle, nicht durch Alkohol erleben. Ich verzichte auf ein bißchen und kann ganz viel gewinnen. Einziger Einsatz: Kein Alk.
Und wenn ich jetz für mich versuche gegen b) zu argumentirern, um am kontrollierten trinken festzuhalten,dann lande ich ganz schnell bei Argumenten wie: Wie soll ich dann Depressionen und Schmerzen aushalten? Wie soll ich die oft empfundene Sinnlosigkeit aushalten? Wo bleibt meine Glücksnische? Wo soll ich dann meine Bestätigung finden? Ja wie soll ich denn so das Leben aushalten? Und diese Fragen ergeben eine tolle Antwort: Feierabend. Keinen Tropfen Alkohol mehr! (Weil, was haben solche Probleme mit kontrolliertem Trinken zu tun???)
@ erik
Vielen Dank für Deine Wünsche. Die gleiche Kraft und den gleichen Erfolg das Zeugs nicht mehr als "Lebenselexier" anzusehen, wünsche ich Dir auch. Bitte Entschuldige, wenn ich als absolutes Greenhorn in diesen Angelegenheiten wage Dich auf etwas hinzuweisen.
Zitat: "zum glück kam ich wieder an einen tiefpunkt wo ich mir selbst nicht mehr über den weg traute ob ich es denn überhaubt jemals schaffe...ich wusste das es vielleicht meine letzte chance ist..."[] "ich finde immer wenn mann den impuls hat aufzuhören sollte man ihn auch nutzen ..wer weis wann wieder mal einer kommt..."
Ich will Dir nichts unterstellen, aber in den Sätzen kann ich mein eigenes (bisheriges) Denken ein bißchen wiedererkennen: Jetzt gehts mir dreckig, jetzt hör ich auf, jetzt habe ich einen Impuls. Die Frage des generellen Verzichts, der endgültigen Entscheidung, wird die nicht ein wenig ausgeklammert? Also ich zumindest habe mich dabei ertappt, falsch, wurde darauf aufmerksam gemacht, dass gleich aus meinen ersten Beiträgen zu lesen war, das ich die Sache noch nicht entschieden genug angehe.
@ Gaby
Die nochmal einen doppelt, dreifachen lieben Dank. Dein Beitrag hat mich wieder sehr berührt. Ich verzichte darauf, die einzelnen Sätze zu zitieren und zu kommentieren, weil ich da wohl den ganzen Beitrag nehmen müßte
Das mit dem Suchtberater und der SHG, ich merke mehr und mehr, dass ich das angehen sollte. Aber da brauch ich wohl noch ein wenig Zeit. Du hast schon recht, es ist eine Chance und leichter wirds auch nicht, aber das muß ich erst mal gegen all meine Widerstände im Hirn durchsetzen. (und ich hab ein sehr widerspenstiges Hirn)
Ein Zitat gönn ich mir doch: "Es hat nichts mit Versagen zu tun, sondern mit Ignoranz, dass man immer wieder trinkt. Man will ignorieren, dass man Suchtkrank ist und fällt deshalb immer wieder auf die Schnauze und fühlt sich als Versager."
Hallo Limo, da applaudiere ich mal für Deine Gedanken und weil`s so einach ist, zitiere ich mal: ...und fällt deshalb immer wieder auf die Schnauze und fühlt sich als Versager." Hat wohl ein Ende, denn mit der Zeit wird es auch schmerzhaft. Max
Meine Tochter macht im Moment im Krankenhaus ihr Praktikum, schrecklich was sie mir erzählt!!!!! Besonders über die Menschen, die Alkoholiker sind, oder es waren. Sie ist auf der Gefäßchirugie und ich muß schon sagen- Grauenvoll!!!!!
Bettina
So, jetzt muß ich los zum "Trödeln"
Bettina
noch was, es sind, oder waren junge Menschen!!!!!!!
Du bist sehr euphorisch an das Thema rangegangen, so wie bestimmt viele von uns. Und wie so viele bist Du auch auf dem Bauch gelandet.
Jetzt entscheide Dich für aufstehen oder liegen bleiben. Ich rate Dir zum Aufstehen, Suchtberatung, SHG (die Du ja für einen Rückfall sowieso schon angekündigt hast....) Der Weg ist nicht leicht, aber Du wirst es nicht bereuen!!
Schuldgefühle,Selbstvorwürfe und das Enttäuscht-Sein von sich selbst sind die andere Seite der Medaille. Ich kenne das nur zu gut.Willkommen im Club ! Ich war auch etwa in deinem Alter, als mir dämmerte dass mit meiner Trinkerei was nicht stimmt.Mit Aufhörversuchen und Trinkpausen habe ich mich dann noch 12 Jahre herumgequält.....wollte dieses leidige Thema aus eigener Kraft bewältigen.Und Kraft hatte ich, die reichte für mehr oder weniger lange Abstinenzphasen.Wenn da nicht die dunkle Seite der Macht gewesen wäre..... Will damit nicht andeuten, dass es bei dir noch lange dauern wird - das kann keiner vorhersagen.Du bist dabei, dir des ganzen Ausmasses bewusst zu werden.Dazu gehört auch zu sehen wie eine mögliche Zukunft ohne Sprit aussehen könnte.Die Angst, vielleicht alle Lebensfreude zu verlieren oder zum Aussenseiter zu werden, wenn man sich von der trinkenden Gesellschaft verabschiedet kenne ich auch.
Hast du auch Menschen, die nichts trinken in deinem Bekanntenkreis ?
ZitatIch weiß das ich dort mit ein, zwei Glas Rotwein auskomme. Erst wenn ich zu Hause bin, werde ich das "Werk vollenden". Und wenn nicht am Wochenende, dann am Montag oder Dienstag
Wieso versagt, du hast es genau so gemacht wie angekündigt
du könntest es auch positiv sehen, denn jetzt kannst du dir doch schon wieder viel sicherer sein, dass du Alkoholiker bist, oder.
Aber jetzt nicht kneifen und Kopf in Sand stecken...komm´rappel dich wieder auf.
Ich hatte gelesen, dass du aufhören willst zu trinken, weil es dir ohne Alkohol viel besser geht und du auch dann auch viel mehr in deiner Psychoanlalyse für dich erreichen kannst. Das sind wichtige Gründe, weswegen du nun die Flinte nicht gleich ins Korn werfen solltest.
Vielleicht ist eine Party in den ersten Tagen der Trockenheit eben doch nicht so ganz das richtige, vielleicht fehlt dir eine Gruppe, ein Anprechpartner vor Ort?( Suchtberater?:frage3 Probiere es nochmal neu, dann kannst du deinen Weg finden.
Mich würde sehr interessieren, wie es denn zum Rückfall kam. Hast du gleich getrunken, oder dich erst noch rumgequält. Erzähl doch mal - das hilft auch dir selbst, es besser zu verestehen.
Der innere "Schweinehund" (in diesem Fall auch Suchtteufel oder hier oft Gollum genannt) ist ein sehr hinterlistiges und hartnäckiges Viech, der macht es keinem Alkoholiker leicht am Anfang - du musst hartnäckiger sein als er!
Komm, schreib´mal weiter!
Oder bist du Perfektionist? Nimmst nur einen Anlauf und dann niieee mehr...
Hallo zusammen und vielen Dank für Eure aufbauenden und tröstenden Antworten!
Ja, also wieder von vorne. Ihr kennt das sicherlich auch, da gibt es diese Tage an denen man denkt die Welt aus den Angeln heben zu können und manchmal die Tage an denen man an sich selbst verzweifeln kann. Samstagabend war bei mir so einer von der letzten Sorte. Mir fehlt gerade ein wenig die Zeit zum Schreiben, deswegen will ich den Rückfall nicht allzu ausführlich schildern. Aber im Endeffekt saß ich auf der Party, habe mich an meinem Osaft festgeklammert und hab mich Welten fortgewünscht, weils mit der Kommunikation mal wieder gar nicht geklappt hat. Ja und nach ner knappen Stunde hat sich mein alter Freund Alk gemeldet und mir versprochen sich um mich zu kümmern und mich nicht allein zu lassen. Aber den Abend hat auch er nicht mehr schön gefärbt.
Sonntag mußte ich dann erstmal meinen Rückfall feiern. Für vier Halbe brauchte ich nicht ganz 50 Minuten, die weiteren drei konnte ich mir dann gemütlich zuführen. Eine Bestätigung, dass ich ja wirklich alles unter Kontrolle habe, nicht wahr?
Ja, jetzt steh ich wieder mal vor der alten Entscheidung. Soll alles bleiben wie es ist, oder will ich was ändern? Ich will!
Nun haben mich einige von Euch an meine groß herausposauntes Vorhaben mit der SHG beim nächsten Rückfall konfrontiert. Mein erster Impuls war ehrlich gesagt: Ach komm, war ja net mit dem Forum, aber nun ist es auch vorbei. Lass mir doch meinen Alkohol nicht wegnehmen. Schlimm, was?
Also will ich wohl lieber mal kämpfen. (Mit weniger Einschränkungen kann ich das zurzeit leider nicht immer formulieren) SHG steht auf dem Programm. Habe schon mal angefangen mich ein wenig zu erkundigen. Da ich in einer größeren Stadt wohne, gibts hier auch sehr viele Gruppen. Aber ich muß gestehen, wenn ich mir bei den AA diese 12 Schritte durchlese, dass kann ich nicht hundertpro unterschreiben. Wie sind da Eure Erfahrungen mit dem religiösen Bezug? Geht das nur auf die Ursprünge zurück, oder ist das immer noch fester Bestandteil der meetings? Einige Gruppen treffen sich hier nämlich auch in Gemeinderäumen....
ja,nun gehts wieder von vorne los...mit dem kleinen unterschied... du bist um eine erfahrung reicher...
im grunde genommen ist es egal in welche gruppe du gehst.. hauptsache die hemmschwelle ist erst durchbrochen,dann fällt dir der nächste besuch leichter...
ich habe noch nie gehört,dass die aa zum gruppenabend irgendwelche religiöse rituale pflegen...der bezug zu gott kommt wohl eher von den amerikanischen wurzeln...
mir wäre es damals egal gewesen....hauptsache nicht mehr saufen müssen...da hätte ich mich auch mit dem chef aller heiligen seelen verbündet..
aber es gibt ja auch noch jede menge anderer gruppen...