Ich habe am Ende meiner alkoholischen Zeit meinen Tiefpunkt schon erreicht. Es war mein ganz persönlicher Tiefpunkt, ohne dass es deswegen katastrophal gewesen wäre. Ich war weit entfernt von Obdachlosigkeit, Jobverlust, Gosse, Tod; aber je mehr ich damals über mein Leben nachdachte, desto klarer erkannte ich, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, und dass es mir eigentlich jetzt schon reichte in dieser Sackgasse.
Ich hörte auf zu trinken, und es ging eigentlich sofort bergauf. Die ersten Wochen und Monate, wo oft Müdigkeit oder Lustlosigkeit auftraten (ich nenne es mal Regeneration von Körper, Gehirn, etc), störten mich kaum; darunter litt ich überhaupt nicht, ich nahm es einfach zur Kenntnis. Ich dachte, das gehört dazu, das ertrage ich. Aber das lag glaube ich daran, dass mein Entschluss feststand.
Diese Hemmung und das Hinauszögern, Menschen zu treffen, und verschiedene andere Ängste - das war schon in der ersten alkoholfreien Zeit ziemlich vorbei. Da bin ich erst draufgekommen, dass all diese Probleme, das Vermeidungsverhalten, "ich kann nicht" und "ich bin einfach nicht der Typ", nur von der Alkoholabhängigkeit kamen. Schon alleine diese alte Sorge, dass man bemerken könnte, dass ich dem Alkohol zugetan bin, zum Beispiel dass man mein vermehrtes Schwitzen so interpretieren könnte etc. Jetzt kann ich schwitzen, zerzaust sein, auch mal stottern oder schlecht gelaunt sein, langsam sein, und es ist mir nicht mehr unangenehm, da es mit dem Alkohol nichts mehr zu tun hat. Es ist paradox, es macht mir jetzt auch nichts mehr aus, FALLS jemand glaubt, da wäre irgendwas mit Alkohol. Neulich bin ich wegen roter Augen und Trägheit gefragt worden, ob ich gefeiert hätte. Aber es war wegen mehrerer Nachtdienste hintereinander, weswegen ich nicht fit war.
Herr Limonade, das Leben wird dir erst leichter fallen, wenn dein Entschluss feststeht und wenn du erlebst, wie angenehm das eigentlich ist: nichts mehr zu trinken.
das geht mir auch so.all die probleme mit den launen die ich derzeit habe nehm ich gerne in kauf.verglichen mit meiner säuferzeit ist das gar nichts.ich weiss aber sie gehen vorbei und dann erstrahl ich in neuem glanze.
Lieber Limo- wie IST denn nun die tatsächliche Alterszusammensetzung der AA-Gruppe, die du hoffentlich besucht hast gestern? Ist der Altersdurchschnitt viel höher als deine "Jungspuntigen 27 Lenze"- oder wie?
Wie ist die Atmosphäre in der Gruppe- gedrückt, bewegt, offen, saturiert, wie ist die Leitung gewesen, kompetent und wohlwollend oder bissel schräge? Wie bist du empfangen worden- warst du sehr schüchtern und befangen oder hast du rel. schnell auch aufmachen können, weil du unter verstehenden Menschen warst?
nein, ich war gestern bei keiner Gruppe. Da habt ihr mich aber auch ein wenig falsch verstanden. Erst in etwa zweieinhalb Wochen ist mein erster "Termin".
Ja Gaby, vielleicht hast Du recht und meine Argumentation noch zu warten hat mir mein Suchtteufel eingeflüstert, aber für mich geht das gerade nicht anders. Stehe gerade sehr unter Stress und finde das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Veränderungen. Denn ich finde nun mal schon, dass eine solche Veränderung gerade zu Beginn einige Kraft erfordert...
Dennoch sind da natürlich Widersprüche und meine Situation ist ziemlich verkorkst. Seit ich dieses Forum entdeckt habe und erstmals an der Erkenntnis arbeite, dass ich nicht ein Alkoholproblem habe, sondern gestandener Alkoholiker bin, dreht sich das Karussel mit immer höherer Geschwindigkeit. Seit etwa zwei Wochen trinke ich nun unter der Woche anderthalb bis zwei Flaschen Wein und am Wochenende beinahe drei. Das schlimmste daran ist, dass ich am nächsten Morgen nur bedingt darunter leide und obwohl ich Kopfarbeit leisten muss, sogar dazu zwar eingeschränkt, aber dennoch prinzipiell in der Lage dazu bin.
Ach so, noch rasch hinterher. Das sollte jetzt kein Rumgeeiere sein oder ein: Hilfe ich weiß ich muß, aber ich kann nicht, helft mir. Sollte nur so ein kurzer Statusbericht sein um zu zeigen: Bin noch dabei. Auch wenn zur Zeit wenig geht. Schätze Eure Beiträge und Kommentare nach wie vor hoch!
Du bist Alkoholiker und im Moment geht es dir noch immer nicht schlecht genung um den einen wirklichen, tiefen Wunsch zur Veränderung zu entwickeln. Alles funktioniert noch irgendwie, so wie es läuft. Darum besteht für dich noch kein Handlungsbedarf.
Und einen guten Zeitpunkt zum aufhören gibt es immer: nämlich jetzt.
Aber da muß es dir wohl erst schlechter gehen oder irgendwas alkoholbedingt passieren.
Offensichtlich wurde der Termin "verschoben"- warum sich Limo nicht meldet ist wohl klar: er war nicht da...
Warum nicht- dazu wird er vielleicht was sagen aber ein schlechtes Gewissen sollte er nur vor sich selber haben müssen; rechtfertigen muss er sich hier vor Keinem...
ja, hab mich jetzt einige Zeit nicht mehr gemeldet. Hab zwar immer wieder rein geschaut, aber selbst was pinseln ging nicht.
Keine Erfolge zu verzeichnen, keine neuen Einsichten, keine neuen Geschehnisse. Zuletzt hab ich mich hier ja in philosophischer Haarspalterei betätigt. Wobei ich schon sagen muss, dass mir die geholfen hat. Aber Erkenntnis ist halt nur der Anfang.... Die letzten Wochen hatte ich dann ziemlich Stress und hab versucht mich mit Alk über Wasser zu halten. Letztendlich hat das auch geklappt, bin allen Anforderungen gerecht geworden, dabei aber psychisch wieder ein paar Level abgestürzt. Jetzt habe ich erstmal einiges an Zeit und habe mir vorgenommen die ganz dem Einstieg in die Zeit nach dem Alkohol zu widmen. Im Moment fühle ich mich dabei aber ziemlich in der Zwickmühle.
Auf der einen Seite habe ich stimmungsmäßig gar keine Lust. Das fängt morgens mit der Zeitung an. Da seh ich nur schwarz und verurteile alles und jeden. Weitergehts dann mit mir selbst. In wachen Momenten denk ich dann manchmal: Holla, zieh endlich die Notbremse, Du siehst gerade untätig Deiner Seele bei Ihrer Degeneration zu. Aber mei, was gehts mich an?
Auf der anderen Seite will ich einfach nicht mehr Trinken. Das Trinken hilft mir mich in der Scheiße zu suhlen und alles positive in den Dreck zu ziehen. Aber es hat keinerlei positiven Effekt mehr. Die positiven Effekte, ob vermeintlich oder nicht, muss ich ja nicht aufzählen, kennen wir ja alle, sonst wärs ja nie eine Sucht geworden. Nur, über das Stadium bin ich wohl hinaus. Der Alkohol hat für mich eigentlich nur noch Bedeutung als Symbol, um aller Harmonie im Leben grundsätzlich und von Anfang an das Rückgrat zu brechen. (Meine Güte hört sich das bescheuert an. Übertreibe ich? Keine Ahnung.)
Jetzt hab ich mir vorgenommen mich mit der 24h Strategie schrittweise vorwärts zu bewegen und zu sehen, ob ich mich von dieser fürcherlichen Sichtweise nicht auch wieder schrittweise entfernen kann. Ich empfinde dabei zurzeit keine Euphorie. Habe nicht das Gefühl auf etwas zuzusteuern, was lohnenswert ist. Aber da hilft mir dann wieder meine Haarspalterei der letzten Wochen: Falls da doch was kommt, werde ich auf die Entdeckung eben noch ein Weilchen warten müssen.
Tja, so schauts aus zur Zeit. In dieser Stimmung schaffe ich es leider nicht meine Kontaktscheus gegenüber SHGs oder anderen Gruppierungen, die Hilfe anbieten mögen zu überwinden. Obwohl ich das schon mal dachte...