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Saufnix  
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Dieses Thema hat 27 Antworten
und wurde 2.681 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2
Jan74 Offline




Beiträge: 8

15.06.2005 20:34
RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hier noch eine ganz interessante Erfahrung, die ich kürzlich machen durfte: Nach neun (9) Jahren ohne jeglichen Alkohol habe ich vor einer Woche bei einer großen Party wieder zugeschlagen: und zwar voll. Machte mir gar nicht die Mühe, kontrolliert zu trinken. Was mich sehr überraschte, war, dass ich verdammt viel vertragen konnte: 8-9 0,4er Bier!! Und ich konnte danach noch relativ gerade gehen. Vorausgegangen ist diesem Rückfall weder ein großes Problem noch sonst irgendetwas!! Es war Laneweile und einfach die Lust, sich zu berauschen. Seit dem habe ich nichts mehr angerührt und habe das auch nicht vor...Kurz zu meiner Geschichte: Mit 13 erster Kontakt mit Alkohol, mich hat nur der Rausch interessiert, den habe ich seitdem dann gesucht. Habe vor allem am Wochendene auf Partys getrunken (einfach um mal auszurasten!) Mit 17 habe ich das erste Mal kapiert, dass das Mist ist mit dem Alkohol, aber damals noch keine Änderung hingekriegt...Abitur habe ich trotzdem gut geschafft, ich habe immmer unterschieden zwischen Zeiten, in denen man was leisten muss, und den "Auszeiten" (also Besäufniss am Wochende oder Urlaub). Mit 21 war bei mir die schlimmste Zeit, habe den Sommerurlaub mit einem Kumpel komplett durchgesoffen... Mit 22 habe ich dann gesehen, dass ich nicht kontrolliert trinken kann...hatte das immer wieder versucht, doch es schlug unweigerlich fehl. Also bin ich 5 mal zu einer Alkohol-Beratung und wusste eigentlich vorher schon, dass ich entweder kein Alkohol mehr anrühren darf, oder ihm verfallen werde. Die Beratung war aber sehr wichtig, da sie alle Ausreden (Du hast doch kein Problem, andere trinken doch auch gerne mal viel etc.) in die Ecke drängte und mir mein offensichtliches Problem immer wieder vor Augen führte! Seit Ostern 1996 habe ich dann keinen tropfen mehr getrunken. Seit dem ging alles aufwärts: Freundin gefunden, Studium angefangen und beendet, bin jetzt im Beruf drin. Das Thema Alkohol kam aber immer mal wieder auf, immer wenn ich mich zu "brav" gefühlt habe und mal ausrasten wollte. Aber jetzt kommt meine wichtige ERfahrung: !!Ich hatte tausend Situationen, in denen ich einen viel stärkeren Wunsch hatte, wieder etwas zu trinken, und bin standhaft geblieben! Aber letzte Woche (nach über 9 Jahren!) war einfach völlig unspektakulär! Ich hatte zwar den ganzen Tag über schon unbewusst über Alkohol nachgedacht (z.B. Leute mit Bier beobachtet) aber mehr auch nicht. Wollte diese ERfahrun einfach mal loswerden, Gruß Jan


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

15.06.2005 21:10
#2 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Aber letzte Woche (nach über 9 Jahren!) war einfach völlig unspektakulär! Ich hatte zwar den ganzen Tag über schon unbewusst über Alkohol nachgedacht (z.B. Leute mit Bier beobachtet) aber mehr auch nicht. Wollte diese ERfahrun einfach mal loswerden, Gruß Jan[/quote][/i]



Hallo Jan,

herzlich willkommen hier im Forum.

Zitat
Ich hatte tausend Situationen, in denen ich einen viel stärkeren Wunsch hatte, wieder etwas zu trinken, und bin standhaft geblieben!



..ich denke mal da liegt das Problem ein bisschen, du hattest 1000 mal einen Wunsch und hast verzichtet auf etwas was du eigentlich gern wolltest.

Du hast jahrelang gekämpft und eben irgendwann verloren.

wenn es klappt dann mit der Erkenntnis, ich tu das beste für mich wenn ich nichts mehr trinke.

In dem ich verzichte auf etwas was ich gern will, verbinde ich ja positive Aspekte mit dem Alkohol, wo ich der Meinung bin das sie mir gut tun würden.
wie bei dir zum Beispiel der Rausch.

liebe Grüße
Ramona


Jan74 Offline




Beiträge: 8

15.06.2005 21:25
#3 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Das stimmt, die Psyche ist natürlich der SChlüssel zum Besiegen einer Sucht. Aber ich glaube, dass die meisten trockenen Alkoholiker immer noch, auch nach JAhren, Lust verspüren. Bei mir war es nicht immer (1000 Mal), sondern nur in bestimmten Situationen (Musik, Kneipe, vielleicht auch Menschen, denen man imponieren wollte). An die jüngeren Leute im Forum möchte ich noch dringend appellieren, so früh wie möglich Hilfe holen! Ich bin, trotz meines Rückfalles, stolz auf mich, dass ich mit 22 Jahren eingesehen habe, nicht mit a umgehen zu können. Meine Erfahrung: es geht ohne, vielleicht ist mein Leben einen Tick "langweiliger" verlaufen (je nach dem wie man es sieht) aber meine Erfahrung letzte Woche hat mir gezeigt (und das ist das positive für mich an dieser Sache): nur blöde Leute kennengelernt (halt die Leute, die immmer bis zuletzt hocken und saufen, ich war einer davon).
Es war gar nicht so spannend wie vorher ausgemalt.
Für mich gehören Rückfälle zu jeder Verhaltensänderung des Menschen dazu! Man darf sich einfacj nicht davon entmutigen lassen, sondern muss die Lehren daraus ziehen...
Gruß Jan


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

15.06.2005 22:03
#4 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hi Jan,

ich muß mich mein Leben lang mit meiner Alkoholproblematik auseinandersetzen. Mein Problem ist weniger akuter Saufdruck als die Gefahr zu vergessen. Frühere Saufpausen habe ich alle beendet weil es ja so einfach war und weil ich soviel dazugelernt habe.

Ich glaube kaum, daß dein Leben mit Alkohol interessanter verlaufen wäre. Ab einem gewissen Zeitpunkt hat der Alkohol mir ja nichts mehr gegeben. Ich soff um des Saufen willen. Was blieb waren die Erinnerungen wie es früher war, aber diese Zeit kommt nicht mehr und vieles negative habe ich ja auch verdrängt.

Ich bin öfters erstaunt, wenn Leute erzählen wie toll doch eine Party war. Meine Erfahrung: Alle Leute erzählen irgendeinen Quatsch und keiner hört dem anderen zu. Das ist natürlich toll, den keiner widerspricht dem anderen. Der nächste Tag ist auch gelaufen.

Andere saufen alleine, auch das halte nicht gerade für so brickelnd.

Gruß Ralf


Carfield Offline



Beiträge: 255

15.06.2005 22:10
#5 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hi Ralfi,
mit Sekt hast Du`s wohl nie gehabt.

Zitat:
das halte nicht gerade für so brickelnd.

Prickelnd!
Liebe Grüsse und schönen Abend noch!
Max


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

16.06.2005 00:26
#6 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Moin Jan, moin rundum
Wieder ein neues steinchen in meinem abstinenz fundament. Bin gerade mal gute fünf monate trocken und hatte bisher keinen rückfall. Mir helfen solche berichte- ich sammele sozusagen die rückfälle anderer leute. Klar, hört sich irgendwie fiese und gemein an, aber ich bin wirklich nicht scharf darauf diese erfahrung per selbstversuch zu machen. Minitiger hat mal sinngemäß etwa geschrieben: Das ich tod bin wenn ich getorben bin, weiß ich auch ohne es ausprobieren zu müssen. Das gilt für mich eins zu eins für den rückfall.
Bildlich schläft für mich mein suchtgedächnis solang ich ihm keine nahrung gebe und solange es pennt kann es mich auch nicht nerven.
Mag sich quer anhören, aber mir hilfts.
Danke euch für eure offenheit.
Liebe grüße
Hermine


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

16.06.2005 08:24
#7 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hallo Jan,

auch ein herzliches Willkommen von mir.

Zum Thema Rückfall kann ich auch etwas beisteuern.Und ich finde,daß Dein Threat noch mehr interessante Aspekte bietet.

Meine Therapeutin in der Reha sagte mir schon,daß seltsamerweise die wenigsten Rückfälle in Krisensituationen gebaut werden.Zumindest nach jahrelanger Trockenheit.
Der Alkoholiker hat dann meistens schon genug Muskeln um auch die schwierigsten Situationen nüchtern durchzustehen.
Und ausserdem sind die Trockenen dann so sehr mit Krisenmanagement beschäftigt,daß zum Trinken gar keine Zeit bleibt.

Nee,das Gefährlichste sind wohl diese lauen Zeiten...mit einem Schuss LmaA...keinen Bock mehr auf "brav sein"...auch mal die Sau rauslassen wollen....

So als Ausnahmezustand...

Dann kommts noch heftiger...man Du/ich spürt,daß man das trockene Leben im Grunde genommen ja genießt und man weiß,daß es "nur" ein "Ausrutscher" sein wird....

Aber Pustekuchen...jetzt kommt die schlechte Nachricht.

Auch durch diesen erst mal einmaligen Vorfall wird das Suchtgedächnis wieder aktiviert....und auch Du kannst Dir sicher sein,daß Du in den kommenden Monaten des Öfteren mal von Saufdruck heimgesucht werden wirst.
Ich würde Dir raten,jetzt ganz besonders auf Dich aufzupassen und auf Deine Wahrnehmungen zu achten...ob sie denn nicht von Trinkgelüsten eingefärbt sind.

Das äussert sich ganz subtil und nicht in grossem Durst...wenn Du verstehst,was ich meine.
Vielleicht wirst Du jetzt öfter in unangenehme Situationen "geraten"...oder unbewusst die Gesellschaft von Leuten suchen,die gerne mal etwas mehr trinken......oder,oder,oder.
Es kommt drauf an,wie Dein Trinkverhalten früher war.

Was die Langeweile angeht kann ich Dir beipflichten....muss aber auch sagen,daß Du Dir mit dem frühen Aufhören...wofür ich Dir echt ein Kompliment ausspreche ....Einiges erspart hast.
Mein Leben war während meiner nassen Zeit auch wesentlich schillernder...nur wird mir jetzt,mit zunehmender Trockenheit,immer bewusster,wie hohl das ganze doch war.
Rückblickend ist unterm Strich nicht viel von dem ganzen Kopfkino herausgekommen.
Dafür fehlte mir einfach die Stabilität.

Sei froh,daß Du rechtzeitig aufgehört hast und Dir eine solide Zukunft aufgebaut hast.

Und pss auf Dich auf!


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

16.06.2005 12:47
#8 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hallo Jan,

danke für deinen Erfahrungsbericht.

Wie lange ist der Rückfall denn her?

Ich finde ja, dass ein Rückfall auch immer ein Hinweis ist. Gibt es irgendwas, was du vermisst im Leben? Wo du es nicht so gestaltest, wie du es eigentlich möchtest/ könntest?

Ich würde ihn nicht ganz so schnell abhaken, sondern mir mal die eigenen Unzufriedenheiten anschauen - vielleicht gibt es irgendetwas, wo du dich selbst "zu kurz kommen" lässt, so dass du in deinem Hinterkopf auf diese große "Ausgleichs-Belohnung" gespechtet hast.

Ich glaube nicht, dass man solche Mengen trinkt, wenn man nicht will! Du wolltest dieses Rückfall! Und zu ergründen warum - das kann unangenehm und schmerzhaft sein, aber es würde dich künftig besser schützen, wenn du den Tatsachen ins Gesicht siehst.Dann müsstest du dich auch nicht mehr so oft "beherrschen", sondern hättest einfach kein Interesse an Alkohol.

Der Vorteil einer Suchterkrankung ist, dass sie sofort Alarm schlägt (Suchtdruck oder Ausrutscher oder Rückfall), wenn man anfängt sich selbst zu bescheißen.
(Meine Erfahrung...)

Gehst du eigentlich in eine Gruppe?

Liebe Grüße
Gaby


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

16.06.2005 14:21
#9 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hallo Jan,

gerade wenn man schon längere Zeit trocken ist
heißt es AUFPASSEN.

Ich selbst bin jetzt 5 Jahre trocken.
Davor hatte ich immer wieder
Zeiten wo ich trocken war(manchmal mehre Monate)
dann wieder tagelanges durchsaufen.

Meine Erfahrung:Ich darf nicht vergessen,oder verdrängen.

Wenn ich mir meiner Nüchternheit zu sicher bin,
werde ich schnell leichtsinnig...

Habe mehrere Entgiftungen hinter mir.
Wirklich geholfen hat mir dann vor 5 Jahren
meine LZT in Fredeburg.

Wenn ich heute mal Saufdruck habe,läuft bei mir im
Kopf ein Film ab...
Meine letzten Sauftage vor meiner letzten
Entgiftung waren einfach so grausam,da vergeht mir dann
jegliche Lust auf`s saufen..

Gruß
McTalker


Jan74 Offline




Beiträge: 8

16.06.2005 14:59
#10 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Danke für die Reaktionen! Na klar, irgendwie wollte ich das natürlich auch, habe mir (es ist jetzt eine Woche her) auch ziemliche Gedanken gemacht. Eine Sache spielt bei mir halt auch noch eine wichtige Rolle: Dadurch dass ich sehr früh sozusagen die Notbremse gezogen habe, sind mir wirklich krasse Erfahrungen erspart geblieben (wie man es halt sieht, ich hatte schon manchmal Filmrisse gehabt, bin mit dem RK-Wagen nach Hause geleitet worden und habe mich von ihm direkt an der nächsten Kneipe absetzen lassen und und und...) aber ich hatte zum Glück noch keine beruflichen Auswirkungen gehabt, den Führerschein hatte ich auch nie verloren. Dadurch schleicht sich im GEdächtnis eine gewisse Beschönigung ein (unbewusst: war ja doch nicht so schlimm, oder?) Ich hatte übrigens keine Gruppe besucht, und habe das erstmal nicht vor (sollte sich aber eine Verschlechterung meiner Lage ergeben, werde ich keine Sekunde zögern, ich weiss wie sinnvoll der Besuch von Gruppen ist, habe ungefähr alle auf dem Markt befindlichen Bücher über Alkohol gelesen und bei mir im Zimmer stehen, könnte jetzt glatt als Hobby-Therapeut mit eigenen Erfahrungen arbeitenAber dieser Rückfall hat auch einige positive Aspekte: Ich habe die letzten Tage die Fakten aufgeschrieben, die ich an jenem Abend erlebt habe, eben dass man nicht besser Leute kennenlernt, eben dass man nur noch Mist schwafelt, eben dass man dabei keine wirklich starke Figur macht...Erhöhten Saufdruck stelle ich bei mir zur Zeit übrigens noch nicht fest. Wichtig noch eine Sache: Habe in den Wochen vorher mit dem Laufen (im Wald) aufgehört und allgemein weniger auf meine Gesundheit geachtet. UNd speziell bei mir ist (hört sich vielleicht doof an) eine weitere Gefahrenquelle das Lesen: manche Autoren verherrlichen den Drogenkonsum (ich lese z.B. gerne Hermann HEsse, z.B. der Steppenwolf, in dem es als Fazit heisst, dass ein Leben weder in Askese noch in Sünde lohnenswert ist, sondern die Mitte erstrebenswert ist. Nur: Diese Mitte vermag man als Alkoholkranker nicht zu halten. Dessen muss man sich bewusst sein. Ich möchte trotzdem allen Mut machen, ich bin der Meinung, dass ein Rückfall nur im richtigen Licht beleuchtet werden muss, das heisst man muss ehrlich seine Lehren daraus ziehen, dann kann er sogar weiter helfen. Der Weg aus dem Suff ist nie linear nach oben sonder gezackt wie ein Weg auf den Gipfel eines Berges!Noch eine Sache zum Schluss: Ich habe gemerkt, dass ich nicht mit Alkohol umgehen kann, weil ich eben nie ein Ende finden konnte, hatte ich einmal angefangen...Für mich war eben immer der Rausch das Ziel. Sollte auch noch erwähnen, dass in meiner Familie der Alkohol auch eine Rolle gespielt hat (Vererbung??). Übrigens hatte ich mich früher auch schon öfters mal einem Expositionstraining ausgesetzt, z.B. eine Flasche Bier geöffnet und vor mir hingestellt. Diese Übungen halte ich für gut, solange man z.B. einen Freund hat, den man im Zweifelsfall sofort anrufen kann....So bis später und alles Gute wünscht Jan


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

16.06.2005 15:43
#11 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hi Jan,

Zitat
ich lese z.B. gerne Hermann HEsse, z.B. der Steppenwolf, in dem es als Fazit heisst, dass ein Leben weder in Askese noch in Sünde lohnenswert ist, sondern die Mitte erstrebenswert ist. Nur: Diese Mitte vermag man als Alkoholkranker nicht zu halten.



Seine eigene Mitte zu finden, muss ja nicht heißen alles mittelmäßig zu konsumieren (oder noch schlimmer: alles mittelmäßige zu konsumieren.:grins2.

Hermann Hesse schreibt auch:

Jeder von uns muss für sich selber finden, was erlaubt und was verboten - ihm verboten ist.
und weiter:
Man kann niemals etwas Verbotnes tun und kann ein großer Schuft dabei sein. Und ebenso umgekehrt. - Eigentlich ist es bloß eine Frage der Bequemlichkeit! Wer zu bequem ist, um selber zu denken und selber sein Richter zu sein, der füge sich eben in die Verbote, wie sie nun einmal sind. Er hat es leicht. Andere spüren selber Gebote in sich, ihnen sind Dinge verboten, die jeder Ehrenmann täglich tut, und es sind ihnen andere Dinge erlaubt, die sonst verpönt sind. Jeder muss für sich selber stehen.

Ich lese auch sehr gerne Hermann Hesse. Es liegt aber an jedem selbst, wie er ihn auslegt.

Zitat
Der Weg aus dem Suff ist nie linear nach oben sonder gezackt wie ein Weg auf den Gipfel eines Berges!



Wenn du die persönliche Weiterentwicklung, Verhaltensänderung (nun ohne Alkohol) und damit verbundene meinst, stimme ich zu. Wenn du damit Rückfälle meinen würdest, dann nicht. Ich glaube, es ist Hilfreich einen Rückfall im Nachhinein als Fingerzeig zu sehen, als Hinweis, dass eben noch "Leichen" im Keller sind, die ausgebuddelt werden müssen. Und trotzdem kann der Weg aus dem Suff nur sein, jeden Rückfall zu vermeiden! Es gibt Rückfälle, die haben 20 Jahre gedauert - bis zum Tod (nach dem Motto : morgen fang ich dann aber mal an). Und ich glaube jeder Alkoholiker weiß, wie schwer es ist, sich aus dem Sucht-Sumpf wieder herauszustrampeln, wenn man der Sucht wieder nachgegeben hat.

Dein Ziel: Der Rausch. Das ist es wohl bei den meisten. Dein Suchtgedächtnis hat nun zunächst registriert, du kannst ja sogar mal zuschlagen und wieder aufhören!
Spätestens wenn du das denkst, dann sollten bei dir alle Alarmglocken angehen!

Ich hoffe nicht, dass die Suchtgedächtnis dann erfolgreicher ist, z.B. im zurechtlegen von Argumenten...sogar mit Verweis auf berühmte Schriftsteller...


Zitat
Sollte auch noch erwähnen, dass in meiner Familie der Alkohol auch eine Rolle gespielt hat (Vererbung??)



Vermutlich habe deine Eltern schon Probleme, Unstimmigkeiten, schlechte Gefühle mit Alkohol gelöst und genau das hast du auch gelernt. Wenn das Leben mal öde ist, schießt man sich die Lichter aus oder so ähnlich...Weniger Vererbung, mehr Vorleben und Erziehung, finde ich.

Zitat
Übrigens hatte ich mich früher auch schon öfters mal einem Expositionstraining ausgesetzt, z.B. eine Flasche Bier geöffnet und vor mir hingestellt. Diese Übungen halte ich für gut, solange man z.B. einen Freund hat, den man im Zweifelsfall sofort anrufen kann....



Expositionstraining? Wozu ist das gut? Ich habe fast eher den Verdacht, dass es dazu dienen könnte, seine eigene Abhängigkeit immer wieder anzuzweifeln (wenn ich vor einer offenen Bierflasche sitzen kann, ohne sie anzurühren, dann kann es doch nicht so schlimm sein.:sprachlos
Da finde ich Gruppen besser. Warum willst du denn nicht in eine Gruppe? Meinst du das ist die "Strafe" für welche, die es alleine nicht schaffen?

Liebe Grüße
Gaby


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

16.06.2005 15:45
#12 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hi Max,

der Alkohol hat bei mir wohl doch seine Spuren hinterlassen. Sekt habe ich tatsächlich ganz selten getrunken. Es gab sogar Silvester an denen ich mit Bier angestoßen habe.

Hi Jan,

ich halte den Austausch mit anderen Alkoholikern für ganz wichtig. Wenn ich den anderen meine Probleme erzähle muß ich mir Gedanken darüber machen und schon alleine das hilft. Durch das Feedback bekomme ich Gedankenanstösse auf die ich selber nie gekommen wäre.

Vielleicht kommst du ja durch Saufnix auf den Geschmack (du merkst, daß es dir gut tut) und willst noch mehr (SHG, Therapie etc.).

Alle extreme sind IMHO auf Dauer ungesund. Solange ich getrunken habe, habe ich die Extreme gesucht. Seid ich trocken bin kann ich mich über vermeintlich alltägliches erfreuen.

Das Beispiel mit dem Bier halte ich für nicht besonders aussagekräftig. Was willst du dir damit beweisen? Außerdem: Geht es schief ist es schlecht und geht es gut keimt in dir der Gedanke du hättest kein Problem.

Gruß Ralf


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

16.06.2005 15:48
#13 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hallo Jan,

"Übrigens hatte ich mich früher auch schon öfters mal einem Expositionstraining ausgesetzt, z.B. eine Flasche Bier geöffnet und vor mir hingestellt. Diese Übungen halte ich für gut, solange man z.B. einen Freund hat, den man im Zweifelsfall sofort anrufen kann...."

Also ehrlich gesagt, ich finde das nicht so gut. Ich würde nie auf die Idee kommen, mir eine volle geöffnete Flasche Bier hinzustellen, nur um zu sehen, ob ich jetzt standhaft bin oder nicht.

Im Gegenteil, mein Haushalt ist zu 98 % alkoholfrei, nur manchmal kaufe ich was für Besucher.

LG
Adobe


McTalker ( gelöscht )
Beiträge:

16.06.2005 16:29
#14 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Hallo Jan,
das Beispiel mit der geöffneten Bierflasche kenne
ich auch.
Ich hatte die ersten Jahre ne Karaffe voll
Weinbrand in der Vitrine stehen-als Mahnmal.

Meine damaligen Therapeuten fanden
das zwar auch nicht gut(ist sicher auch eine gefährliche Sache)
aber ich brauchte die ständige Auseinandersetzung damit.

Zitat
Dein Ziel: Der Rausch. Das ist es wohl bei den meisten. Dein Suchtgedächtnis hat nun zunächst registriert, du kannst ja sogar mal zuschlagen und wieder aufhören!



Dem kann ich nur zustimmen.
Das ist,auch nach meiner Erfahrung,das übelste was passiert,
denn diese Tatsache speicherst du,ob du willst oder
nicht,in deinem Suchtgedächtnis ab-das ist wie ein
Stachel in der Haut-du wirst ihn nicht los,und ständig juckt er...

Gruß
McTalker


fallada Offline



Beiträge: 2.386

16.06.2005 17:08
#15 RE: Eine lebenslange Geschichte.... Zitat · Antworten

Wow, Joosi,

"Warum willst du denn nicht in eine Gruppe? Meinst du das ist die "Strafe" für welche, die es alleine nicht schaffen?"

Den Denkanstoß (für jeden Alki, also auch mich!) find ich einfach nur klasse, verblüffend!

@Jan

hast dus gut, daß du so früh aus der Alk-scheiße aussteigen konntest! Was ich bedenklich finde, ist, daß du dir noch immer einen Kopf um zerstörerische Drogen machst!?
Es _muß_ doch auch ohne ("stoffliche") Berauschung gehen, oder?! Das war jetzt mehr an mich selbst...

Gruß an alle
fallada


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