Hallo ! ich bin 28 Jahre alt und schon seit einiger zeit gästin in diesem Forum.
Ich befasse mich etwa 8 Jahren mit dem Thema Alkohol - nicht zuletzt weil ich selber ein Problem damit habe. Mir sind wirklich schon oft – als ich Beiträge gelesen habe – die Tränen in die Augen gestiegen – und ich hab gedacht „das darf doch alles nicht war sein!“
Warum können wir/ich mich/ uns nur mit Alkohol stark fühlen? Warum hat Alkohol so eine Macht über mich? Warum kann ich über meine Gefühle reden, wenn ich was getrunken habe, und warum ist es mir am nächsten TAG/MORGEN peinlich? Weil ich peinlich bin? Weil ich Angst vor mir selber habe? So oft wünschte ich ein Kind zu sein und einfach die Wahrheit sagen zu können ohne Konsequenzen zu erleiden.
Nur Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit?
Tja, wenn ich was getrunken habe geht es. Die Konsequenzen kommen am nächsten Tag, ich bin mir peinlich! Ach, egal, geht schon irgendwie.
Ich sehe doch gut aus, irgendwas fällt mir das nächste Mal schon ein.
Alkohol ist so gegenwärtig, immer da, die Alltagsdroge schlechthin. Ich kann damit nicht umgehen. Warum nicht? Ich habe Angst verletzt zu werden und zu verletzen. Ich habe Angst verkannt zu werden und stecke andere in Schubladen. Ich habe Angst über mich zu reden, meine Gefühle preiszugeben. Tja, wenn ich genug getrunken habe geht es… und es wird peinlich… irgendwann… dann… wenn ich nicht mehr aufhören kann … reinschütten … wegsaufen…weglaufen weg bin ich… nicht mehr da! Und am nächsten morgen, ach egal, so schlimm kann es nicht gewesen sein… niemand ruft mich an und sagt mir wie peinlich ich war. Keiner weiß es. Niemand hat’s gesehen.
Willkommen hier im Forum. Weil du dich schon eingelesen hast, brauch ich dir ja nicht zu sagen , dass du hier vollkommen richtig bist mit deinen Problemen,wie du sie beschreibst.
Ich nehme an, du trinkst noch und willst gerne aufhören? Ich nehme an, du willst aus deinem Glashaus heraus? Ich meine damit das Glashaus Alkohol, hinter dem du dich und deine Gefühle versteckst. Ja? Dann erzähle von dir Sonnenfrau.
Ich bin auch noch nicht allzulange hier, aber eines garantier ich dir: Du bist bereits dabei, die ersten Schritte in eine lebenswerte Zukunft zu machen und du wirst das Glück, dass du ohne Alkohol erfahren wirst nicht mehr missen wollen. Lass dir von den "alten Hasen+Häsinnen" hier helfen. Wir sind alle aus ein und demselben Grund hier: Wir haben die Schnauze voll von einer Droge abhängig zu sein, die unser Leben, unsere Seelen und unsere Gesundheit zerstört. Und weil diese Drogenabhängikeit so hartnäckig die einzelnen Leben beeinflusst hat, helfen wir uns gegenseitig, uns aus diesem Drogenmorast zu ziehen, Alkoholfrei zu leben und uns über unsere Gefühle und Gedanken klar zu werden.
Liebe Grüße von
Andy
der normalerweise nicht um diese Uhrzeit hier im Forum rumschleicht, aber vor lauter Bauchschmerzen nicht mehr schlafen konnte. (türkischer Salat verd....schon wieder)
Na, wenn du schon länger liest und schon 8 Jahre mehr oder weniger produktiv am Thema Alkohol bist, dann wünsche ich dir hier viele Denkanstösse, der Auseinandersetzung einen neuen Drall, eine neue Richtung zu geben
Zu allererst wünsch ich dir, diese Scham loszuwerden- und das geht ganz gut, wenn man/frau die Karten offenlegt und sich für sich selber auf den Weg/auf die Socken macht - nicht nur vor sich selber, sondern z.B. im Kreis von Menschen, die im selben Boot sitzen, weil sie´s verstehen können- auch die Scham selber kennen
Denkst du über eine Selbsthilfegruppe ab und zu mal nach oder besuchst du schon eine?
Du hast uns gefunden, uns, die wir alle mal in Deiner Situation waren.
Ja, wir haben Angst. Angst nicht gut genug zu sein, Angst etwas falsch zu machen. Deshalb flüchten wir vor unserer Angst in eine Scheinwelt. Und am nächsten Tag ist die Angst wieder da, meistens noch größer. Wir wissen ja nicht was wir gestern falsch gemacht haben. Unser Erinnererungsvermögen lässt uns im Stich. Also flüchten wir erneut in unsere Scheinwelt.
Versuch Dich anzunehmen wie Du bist.
"Nobody is perfect"
Und auch Du musst es nicht sein. Ich versichere Dir die Ängste werden kleiner und verschwinden ganz wenn Du es schaffst von Deinem vermeintlichen Freund (gut getarnten Feind) wegzukommen.
hi sonnenfrau... (hoffentlich nicht verwandt, mit dem ...sturm...:grins2
dein post klngt ja schon fast etwas poetisch, kann aber auch sein, ich find es traurig, weil es mich an meine beste zeit, als vielschreibender trinker erinnert.
besonders die sache mit der peinlichkeit ist mir noch sehr geläufig.
vor jahren mal, habe ich versucht meiner damalig verflossenen und angebeteten einen brief zu schreiben, dies zumeist zur nacht und mit freundlicher unterstützung hochgeistiger getränke. vom ergebnis meiner bemühungen, war ich am nächsten tage so peinlich berührt, dass ich den vorgang sofort wiederholte... mit dem gleichen ergebnis. und so gingen dann die wochen und monate ins land, bis mein kleiner brief zu einem dicken ordner wuchs,so einige hundert seiten nur, und irgendwann half auch das hochprozentigste nichts mehr,um zu vertuschen, mit schnaps im füller , und selbstmitleid im herzen, werde ich nicht mal ein guten tach zu papier bringen, ohne mich dabei als bedauernswert zu empfinden.
ich bin heute zwar nicht frei davon in fettnäpfchen zu treten, aber immerhin in der lage, meine rübe im fall des falles hinzuhalten...
selbstmitleid ist der griff, mit dem wir uns so schmerzhaft packen ,um leiden zu können, ...um dann darüber zu klagen.
Danke für Eure offenen Antworten. Es ist ein sehr gutes Gefühl, zu wissen dass ich hier verstanden werde und mich einfach Mal öffnen und von Euren Erfahrungen lernen kann. Und es ist gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin.
Ich hab schon mit anderen (meinen Eltern, meinem Freund usw.) über mein Problem gesprochen - meist natürlich im angetrunkenen Zustand (ha ha) Leider ist es auch so, dass ich oft mit meinen Eltern zum Essen verabredet bin und wir dann fröhlich trinken... Das macht die ganze Sache natürlich nicht leichter. Und danach wird einfach weitergemacht wie bisher.
Mein Partner war noch nie in seinem Leben richtig betrunken. Er trinkt ab und an ein Bier oder einen Longdrink und kann mich dann nach Hause schleppen. Ich hab ihm auch schon oft Vorwürfe gemacht „ er unterstütze mich beim Trinken“. Wenn er dann Mal was dagegen sagt, mache ich ihm dann auch wieder Vorwürfe “ich könne doch wohl selbst entscheiden wann ich was mache“.
Was mich aber wirklich enttäuscht hat, waren zwei ähnliche Erfahrungen bei Therapeuten. Ich habe jedes Mal meinen ganzen Mut zusammengenommen, bin hingegangen und das Thema wurde gar nicht ernst genommen. So nach dem Motto: „Man sieht es mir ja gar nicht an!“ Ok, bei mir ist es noch nicht so schlimm, dass ich zittere, oder morgens trinke oder nicht mal ganz drauf verzichten kann. Aber ich weiß, dass mein Geist, meine Psyche viel mehr abhängig ist. „Ohne Alkohol bin ich nicht kreativ“ (Wie viele kreative, erfolgreiche Menschen haben gesoffen wie Löcher und es hat denen auch noch geholfen!) „Ohne Alk bin ich nicht offen“ „Ohne Alk bin ich nicht lustig!“ Und so weiter…
Erst seit einiger Zeit merke ich, dass ich tagsüber so komisch schwitze – ich hab überall im Internet gesucht warum – hab aber keine Antwort bekommen…könnt Ihr es mir erklären?
Bei einer Selbsthilfegruppe war ich noch nicht. Dann würde ich ja ganz ganz ehrlich zugeben, dass ich ein Problem habe. Und wenn ich es dann nicht schaffe, bin ich umso mehr von mir enttäuscht.
Jedenfalls fange ich am Montag eine Heilfastenkur an. Das heißt keine Zigaretten, kein Alkohol nur Saft und Suppe. Das ist der erste Schritt zu einem gesunden, bewussten Leben…
klasse das du hierher gefunden hast.jo dat mit der kreativität...diese gedanken kenn ich gut.ich hatte am anfang sogar angst das mir was verloren geht.ich hab mich ja auch gerne mit den underdogs identifiziert.aber rückblickend auf nun 30 wochen abstinenz mach ich immer öfter die erfahrung das es mich verändert und somit auch die sichtweisen.ich hab mittlerweise überhaubt keinen bock mehr unter alk mal wieder richtig aufzudrehn und alles verpuffen zu lassen.ich lern wieder neu gas zu geben aber so das ich die maschiene im griff hab.oder das rad um aktuell zu sein und wenn ich heute so zurückblicke was ich am ende meiner suffzeit so fabriziert habe ...was hab ich mir nicht auch alles vorgemacht.allein schon durch die veränderung und den mut mir selbst meine schwächen einzugestehn hat der qualität meiner "arbeit" enormen schub gegeben.aber alles ist dennoch anders und ich bin manchmal wie ein kind am neulernen...was mir spass macht. anfangs war ich oft verunsichert ...das bin ich auch heute noch aber langsam merk ich auch das es in dem anderssein auch was ganz spannendes zu endecken gibt. wer dich mag wird sich freuen das du nicht der krankheit unterliegen willst und der rest kann einem doch egal sein..oder
ich wünsch dir von herzen ganz viel kraft das du deinen weg aus der sucht findest.der anfang ist gemacht und das ist erst mal das wichtigste !
Finde es wirklich klasse, wieviele sich hier zusammengeschlossen haben und miteinander diesen Weg gehen wollen. Das macht Mut.
Wollte nur kurz zwischendurch fragen - da ich hier schon des öfteren eindrücklich Warnungen vor Entzügen zu Hause gelesen habe: Ab wann muss ich mich an einen Arzt wenden? D.h. wenn genau WAS mit mir passiert? Danke schon mal !
ZitatDann würde ich ja ganz ganz ehrlich zugeben, dass ich ein Problem habe.
... das ist dir doch sicher schon längst klar. Du willst es nur noch nicht wahr haben und suchst im Hinterstüberl noch nach Erklärungen/Rechtferigungen für den Alkoholmißbrauch. Vorsicht ! Da findest du immer was ! Hab ich auch gemacht, bis ich begriff, es gibt keinen Grund um zu saufen, das ist alles hausgemacht, was ich mir so einbilde. Tja, das ist die Abhängigkeit.
Glaub mir, irgendwann kommst du zu dem Punkt, an dem du glücklich bist, den Alkohol nicht mehr zu brauchen. Dann vermisst du nichts, sondern bist froh, das Leben und dich neu zu entdecken. Und das steigert ungemein das Selbstwertgefühl. Und wie unser Ralfi immer so schön sagt, die Lebensqualität.
Also: Ich trinke nicht morgens, hab ich noch nie. Bzw. im Urlaub mal zum frühstücken - aber das zählt irgendwie nicht. Wenn ich richtig viel getrunken habe, dann kann ich gar nichts am nächsten, manchmal auch am übernächsten Tag trinken. Dann hänge ich den ganzen Tag nur rum, schlafe, esse usw.- habe eben einen Kater.
Und die Menge kann ich nicht so gut bestimmen. An manchen Tagen kann ich problemlos eine Flasche Wein trinken und bin noch relativ nüchtern, oder wie man das dann bezeichnet. An anderen trinke ich ein Bier und lalle. Das Problem ist: ich kann nicht aufhören. Ich will dann mehr und mehr ... bis ich eben nichts mehr so richtig mitbekomme. Aber ich trinke regelmäßig, also seit mehr als fünf Jahren ca. jeden zweiten/dritten Tag. (Mit nicht zu erwähnenden Unterbrechungen.) Auch wenn ich alleine bin. Und da ich selten aufhören kann wird es schon mal richtig viel.
Wie ich schon erwähnt habe, schwitze ich am nächsten Tag dann ziemlich. Erst wenn ich dann wieder was trinke, hört das auf.
Vielleicht habe ich ja noch die Chance jetzt ohne Arzt da rauszukommen und mich dann einer Gruppe anzuschließen?