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Saufnix  
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Dieses Thema hat 19 Antworten
und wurde 2.815 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2
Tina72 Offline



Beiträge: 533

18.10.2005 20:33
RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Endlich habe ich sie mal fertig geschrieben und möchte euch vorwarnen: Achtung ist länger geworden als geplant
Wem`s zuviel ist, kanns ja auf mehrere Tage verteilen

Meine Geschichte

ISo weit ich zurückdenken kann , war ich ein Pummelchen. Bis zu meinem 4 – 5 Lebensjahr war das ja noch ganz niedlich. Danach begann aber das, was mich für mein Leben geprägt hat. Um das zu erkennen, vergingen aber noch viele Jahre.

Meine Mutter begann also sehr früh, d.h. als ich ca. 6 Jahre alt war, mit mir sämtliche Diäten durch zu führen, die es nur gab. Im Kühlschrank waren immer extra für mich „Du Darfst- Produkte“. Nun könnt ihr euch vorstellen, das so etwas einem Kind, das Gefühl vermittelt, „Mit mir stimmt etwas nicht, so wie ich bin ist es nicht in Ordnung“.

Erschwerend, kam es noch hinzu, das meine Schwester (6 Jahre älter als ich) auch ständig an mir rum meckerte. Sie war und ist es auch immer noch, eine halbe Portion. Es sind auch so einzelne Sätze von meiner Mutter, oder auch von anderen, die einfach in meinem Gedächtnis eingebrannt sind und die ich nie vergessen werde:
Ich kroch einmal auf der Erde und sagte zu meiner Mutter(da war ich ca. 5 Jahre alt): „Mama, guck mal, ich bin ein Baby“ und meine Mutter sagte: „ Ja, ein Elefantenbaby“. Solche Sätze werde ich nie vergessen.

Nach meiner stationären Therapie für Essstörungen, habe ich sie mal damit konfrontiert, das sie sämtliche Diäten mit mir durchführte und ihr kennt ja alle den Satz: „Ich habe es doch nur gut gemeint“. Sicher glaube ich ihr das heute auch. Jedoch war ihr wohl nie bewusst, das ich in diesem Alter noch gar nicht begreifen konnte, wie sie handelte und was sie sagte. Es hat einfach nur weh getan.

Meine Mutter war Hausfrau und somit für uns immer präsent. Wir lernten nie mit Konflikten umzugehen oder mal etwas selbstständig zu tun, da sie das immer alles übernahm.
So ging das alles weiter, d.h. es drehte sich fast alles ausschließlich um meine Figur, bis ich mit ca. 13 Jahren die erste Diät auf freiwilliger Basis machte. So richtig klappen wollte das allerdings auch nicht. Mit 15 Jahren entdeckte ich dann einen Weg wie man alles essen konnte und trotzdem noch abnahm dabei: Das Erbrechen der Mahlzeiten.

Am Anfang war dies der ideale Weg. Ich musste mir nichts verkneifen, denn die Kloschüssel war immer für mich bereit. Das war auch das erste mal das ich 15 kg abspeckte. Dafür erntete es natürlich extremen Lob. Von der Familie genauso wie von der restlichen Umwelt. Alle sagten mir wie gut ich aussehen würde und wie ich das geschafft hätte. Natürlich gab ich mein Geheimnis nicht preis, sondern sagte immer, das es eiserne Disziplin war.

Mit 16 Jahren, hatte ich meinen ersten festen Freund, was mich noch mal bestärkte in der Annahme, das ich nur schlank etwas darstelle. Diese Beziehung dauerte 5 Jahre, in denen ich auch zwischendurch wieder zunahm aber kurz darauf auch wieder ab. Die Essstörung war in dieser Zeit immer bei mir, genauso wie das unersättliche Verlangen nach Anerkennung. Mit 21 Jahren trennte ich mich von ihm, da ich merkte das mich auch andere Männer haben wollen bzw. ich die Selbstbestätigung suchte und dachte diese zu brauchen.

Nach dieser Trennung, habe ich selten einen Mann ausgelassen und war ständig auf der Suche nach Selbstbestätigung und die mir fehlende Geborgenheit. In dieser Zeit fingen auch die Alkoholexzesse an. D.h. das Saufen bis zum Filmriss. Heute weiß ich, das ich damals wohl schon Quartalstrinkerin war, da es ein Wochenende ohne Alkohol nicht gab. Der nächste Tag, wenn mir die anderen sagten, was ich alles gemacht habe, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.

Es war eine sehr wilde Zeit, in der ich sogar ein zweijähriges Verhältnis mit einem verheirateten Mann hatte. Alle Frauen fanden ihn toll. Aus diesem Grunde, war ich auch total stolz das er auf mich abfuhr. Wie naiv ich doch war. Nun ja, auch das erledigte sich irgendwann, da er sich mit einem Verhältnis, neben seiner Frau, auch nicht zufrieden gab. Dafür war ich mir dann doch zu schade.

Mit 21 Jahren machte ich noch einmal eine Umschulung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, da ich mit meiner ersten Lehre in einer Schuhfabrik, im späteren Berufsleben nichts anfangen konnte. Nach Beendigung der Umschulung begann ich einen Job in einer Heizungs- und Sanitärfirma. Mein Chef hatte damals erst einen Großhandel angemeldet, so das ich die würdevolle Aufgabe hatte, das alles ins Laufen zu bringen.

Gerade ich die sowieso nie an sich geglaubt hat, sich nichts zutraute und Komplexe in jeder Lebenslage hoch zehn hatte. Ich war in diesem Job maßlos überfordert. Alles was ich anfing zweifelte ich an. Genauso wie in meinem privatem Bereich. Ich nahm mir meine erste eigene Wohnung in der Nähe meiner Arbeitsstelle. Ich kam alleine überhaupt nicht klar und war nicht in der Lage Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.

Irgendwann hatte ich dann einen Zusammenbruch und vertaute das erste mal einem Arzt meine Essstörungen an. Daraufhin war ich lange Zeit krank geschrieben und begann das erste mal eine Therapie. Heute weiß ich das ich damals noch nicht so weit war. Ich nahm das alles noch nicht ernst genug und dachte es würde sich irgendwann von selbst regeln. Ich lies die Thera im Sand verlaufen und zog wieder zurück zu meinen Eltern. Damals war mir noch nicht bewusst, das ich damit wieder ein Stück Eigenständigkeit verlor.

Ich lief davor weg. Das nicht Lossagen können von meinen Eltern sollte sich noch einige Jahre hinziehen. Ich lies mir weiterhin von Ihnen in alles reinreden und war dadurch nicht in der Lage Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu übernehmen. Nun ja, in dieser Zeit, mit Essstörungen und wochenendlichen Extrembesäufnissen, begann auch die Beziehung zum Vater meiner Tochter. Diese war von Anfang an zum scheitern verurteilt.

Für mein Seelenleben mit samt der Bulimie interessierte er sich eher weniger. Er wusste nicht damit umzugehen und ich vertuschte ja auch noch alles, so weit ich konnte. Geheiratet haben wir als unsere Tochter unterwegs war und damit erübrigte sich ja auch die Auseinandersetzung mit meinem Job. Wir zogen in eine Mietswohnung in unserem gemeinsamen Geburtsort, womit ich ja nicht weit von meinen Eltern entfernt war und fast jeden Nachmittag mit meiner Kleinen bei Ihnen war.

Meine Ehe würde ich heute als Chaos bezeichnen. Gegenseitige Würdelosigkeit, Gespräche nur über belangloses und mit der Zeit war bei mir an Gefühlen nicht mehr viel vorhanden. Viel dazu beigetragen hat, das er handgreiflich mir gegenüber wurde und auf die verbalen Äußerungen möchte ich gar nicht näher eingehen. Zweimal bin ich zu meinen Eltern mit meiner Kleinen geflüchtet und doch jedes Mal wieder zu ihm zurück gegangen.

Ich war die Unterwerfung gewöhnt und dachte ich hätte es nicht anders verdient. Ab und zu ging ich auch mal abends weg und habe mich jedes Mal richtig abgeschossen. Ich hatte keine Skrupel aus meiner Ehe auszubrechen und meinem Mann fremd zu gehen. Nach knapp zwei Jahren in einer Mietswohnung, entschlossen wir uns zu meinen Eltern zu ziehen und bauten uns das Obergeschoss um.

Meine Essstörung war in dieser Zeit besonders schlimm. Erstens aus dem Grund meiner katastrophalen Ehe und zweitens hatte ich durch die Schwangerschaft recht viele Pfunde behalten (alle weiteren Gründe, Symptome usw. erarbeitete und fand ich ja erst bei meiner spätern stationären Therapie heraus). Also begann ich wieder mal einen Extremtrip in Sachen abnehmen. Entweder gar nichts essen oder alles wieder in der Toilette entsorgen. Ich konnte den ganzen Tag damit verbringen und meine Gedanken waren den ganzen Tag damit beschäftigt.Ich genehmigte mir auch weiterhin einige Abende zum weg gehen mit Totalabsturz.

Dadurch das wir ja nun bei meinen Eltern wohnten, bekamen sie ja nun hautnah alles mit und hängten sich weiterhin, besonders meine Mutter, in alles rein. Selbst wenn meine Tochter Nachts schrie, stand sie oben bei uns. Dadurch vermittelte sie mir immer das Gefühl, das ich selbst mein Kind nicht alleine erziehen kann.

Natürlich war mir das alles nicht Recht, aber ich schaffte es auch nicht, mich dagegen zu wehren. Ich lies mich viel zu viel in meinen Entscheidungen, für mich bis dahin noch unbewusst, beeinflussen. Die Rückendeckung meiner Eltern war für mich immer wichtig, da sie ja weiterhin praktisch für mich die Entscheidungen trafen.

In 2001 war es dann soweit. Ich war körperlich wie auch seelisch fertig. Ich merkte das selbst. Ich war nur noch unzufrieden und schlecht gelaunt. Meine Ehe war keine Ehe mehr, sondern nur noch eine Farce und ich begann mich ab und zu abends vorm Fernseher zu besaufen. Meinem Mann sagte ich, das er ausziehen soll (natürlich nach Rücksprache mit meinen Eltern). Er versuchte dann noch Tage lang mich zu bearbeiten aber ich wollte und konnte nicht mehr. Als er auszog, war ich nur noch erleichtert. Ich vermisste ihn keinen Tag aber kam dennoch mit dem alleine sein nicht klar.
Die Regelmäßigkeit des allabendlichen Besäufnisses schlich sich ein.

Da meine Tochter ja nun alle zwei Wochen das Wochenende bei Ihrem Vater war, konnte ich ausgiebig weg gehen und mich richtig abschießen. Als Gefahr sah ich die Trinkerei bis dahin noch nicht. Ich begann einen zweiten Anlauf, um meine Essstörungen zu behandeln, bemerkte aber nicht, die eindeutige Suchtverlagerung zum Alkohol bzw. wollte es nicht wahr haben.

Im Dezember 2001 lernte ich meinen heutigen Lebensgefährten kennen. Ich wusste von Anfang an das er mich wollte, aber ich ließ ihn immer wieder abblitzen und gab ihm zu verstehen, das mehr wie Freundschaft nicht drin sei. Er war mir viel zu lieb und zu brav. Hatte ich doch bis dahin immer eher die Machos und die dominanten Männer bevorzugt. Es war etwas an ihm was mich abstieß oder besser gesagt etwas was mir Angst machte. Angst vor so einer Beziehung, denn im Grunde wusste ich vom ersten Augenblick an, das er mir gut tun würde und habe mich mächtig dagegen gewehrt. Ich spürte zu ihm ein unbeschreibliches Vertauensgefühl und aus diesem Grund lies ich auch erst einmal eine Freundschaft zu.

Mit meiner Tochter verstand er sich von Anfang an sehr gut. Ich erzählte ihm von meiner Essstörung und konnte es kaum fassen, wie er sich damit beschäftigte. Er durchkämmte das Internet und kaufte sich sogar ein Buch darüber. Er bestärkte mich in meinem Vorhaben, eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen Klinik zu beantragen und unterstützte mich, wo er nur konnte.

Natürlich war mir klar, das er dies immer noch alles in der Hoffnung tat, das aus unserer Freundschaft doch noch mehr wird. Ich habe mich aber weiterhin dagegen gewehrt und ihm ein paar mal sehr weh getan und das mit voller Absicht. Ich habe vor seinen Augen mit einem anderen darum geknutscht nur um ihm weh zu tun. Ich dachte vielleicht gibt er dann auf. Aber das war nicht so. Er wusste genau warum ich das tat.

Ich fühlte mich durchschaut und hatte das Gefühl das er mich besser kennt, als ich mich selbst kenne. All das machte mir große Angst und ich lief weiter vor mir und meinen Gefühlen davon. Später sagte er mal zu mir, er gab mir diese Zeit, weil er genau wusste, ich könne irgendwann nicht mehr weiter laufen.

Das wir im Mai 2002 ein Paar wurden, habe ich im Grunde meiner Freundin zu verdanken. Sie nahm mich mal in die Mangel und fragte mich warum ich es nicht mit ihm probieren würde. Wir wären ja schließlich beide erwachsen und wenn es nicht klappen würde, könnten wir es dann ja immer noch lassen. Nachdem ich darüber nachgedacht hatte, lies ich mich drauf ein, allerdings mit sehr viel Unsicherheit.

Diese Unsicherheit tötete ich weiterhin jeden Abend mit Alkohol ab ohne mich damit auseinander zu setzen. Es war ein einziges auf und ab. Phasen in denen ich mich ihm so nah fühlte und sogar verliebt war und am nächsten Tag wollte ich ihn nur noch weg stoßen. Die Angst war dann wieder da. Ihn nur nicht zu nah an mich ran zu lassen. Wieder tat ich ihm weh. Ich versetzte ihn absichtlich oder ging gar nicht ans Telefon wenn er anrief. Gefühlschaos pur.

Im Juni 2002 fing ich wieder an zu arbeiten im selben Betrieb wo mein Schatz arbeitet. Er machte mich auf diesen Job aufmerksam. Von Anfang an gefiel es mir sehr gut und ich arbeite heute noch gerne dort.

Im November 2002 ging ich dann zur stationären Therapie für 10 Wochen. Mein Alkoholproblem verschwieg ich, da ich dachte, wenn ich meine Essstörungen bearbeite, dann würde sich auch dieses erledigen. Weit gefehlt, wie ich heute weiß. Jedoch haben mir diese Wochen sehr viel gebracht, gegeben und erkennen lassen.

Es war teilweise hart und sehr anstrengend und mein Schatz hat mich weiterhin sehr unterstützt. Von da an, konnte ich mich immer mehr auf ihn und unsere Beziehung einlassen. Ich lernte wirklich mich Stück für Stück an ihn ran zu tasten und ihn zu lieben. In dieser Zeit ist mir auch zum ersten mal klar geworden, wie wichtig die Abgrenzung zu meinen Eltern ist, um mein Leben in den Griff zu bekommen.

Nach der Therapie hatte ich mir viel vorgenommen und es ging auch eine ganze Zeit lang gut. Ich musste mich mit abfinden, wieder ein paar Pfunde mehr zu haben, wenn ich meine Essstörung weiterhin im Griff behalten wollte. Leider blieb das nicht so und auch das trinken schlich sich wieder ein. Komischerweise gerade zu diesem Zeitpunkt als ich mir meiner Gefühle zu meiner Beziehung vollkommen bewusst wurde. Den Umzug zu meinem Freund packten wir dann mit Sack und Pack an. Ich hatte zuerst bedenken, wegen meiner Tochter. Aber die lebte sich ruck zuck ein.

Ich genoss es in vollen Zügen, meinen Alltag ohne meine Eltern zu leben. Die Trinkerei ließ ich aber trotz allem nicht. Trinkpausen legte ich immer wieder mal ein. Das hielt aber höchstens 1 – 2 Wochen an. Dann war es meist schlimmer als vorher. Nach der Klinik ging ich ja weiterhin zu einem Therapeuten, dem ich allerdings bis zum Juni diesen Jahres auch nichts von meinem Alkoholproblem erzählte.

Seit dem ich mir nun selbst eingestanden habe Alkoholikerin zu sein, merke ich, das da doch einiges im argen liegt. Meine Essstörung spielt dabei weiterhin eine große Rolle. Zu meinem Partner habe ich im Moment eine enge Beziehung, da ich durch die ganzen Höhen und Tiefen, die er mit mir durchmachte, ihm immer ein Stück näher gekommen bin. Meine Therapie hat mich schon weiter gebracht aber es gibt noch viel zu tun. Also packe ich es an.
In diesem Sinne

VLG Tina

[ Editiert von Tina72 am 21.01.06 12:10 ]


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

19.10.2005 07:23
#2 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten



Hallo Tina,

danke für deine ausführliche Lebensbeichte.

Ist ja wieder ein gutes Beispiel dafür, was man im frühen Kindesalter alles "lernt" woran die Eltern in der Regel gar nicht denken

Ansonsten seh ich es auch so das du noch ein ganzes Stück Weges vor dir hast, zwei Abhängigkeiten wie Bulemie und Alkohol ist nicht so einfach.

Aber so wie du die Sache schon mal angegangen bist, und dem Partner den du jetzt gefunden hast,
da kannst du dich eventuell auch nochmal auf eine Therapie
einlassen um beide Süchte in Kompination anzugehen.

Ich wünsch dir noch viel Kraft und Zuversicht für die Zukunft.

liebe Grüße
Ramona


Hope2 Offline



Beiträge: 137

19.10.2005 08:59
#3 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hi Tina,

wow.. ich fand deine ausführliche Erzählung über dein Leben sehr ergreifend.

Über Ess-Störungen weiss ich wirklich nicht viel... aber dass du mit deinem Partner offen darüber reden kannst, und er dich versteht und unterstützt, finde ich mal schon einen ganzen Sprung hin zur "Genesung" !

Die "Abnabelung" von meiner Mutter dauerte auch bei mir ein ganzes Weilchen, sie ist mir auch jetzt noch die wichtigste Bezugsperson für alles mögliche.

Für´s anpacken wünsch ich dir viiieeel Kraft !!

Hope


soyyo Offline




Beiträge: 832

19.10.2005 10:41
#4 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

hallo Tina,


war nie und nimmer zu lang, deine geschichte, habe sie gespannt gelesen und freu mich darauf, mehr von dir zu hören. mir gefällt dein mut zur offenheit und mich freut, dass du die starke zuneigung deines mannes zulassen kannst.

eine frage stellt sich mir. wie wär es heute für dich, wenn dich jemand elefantenbaby oder so nach diesem muster nennte?

ciao
soyyo


Tina72 Offline



Beiträge: 533

19.10.2005 12:20
#5 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben,

Vielen Dank für die Ressonanz auf meine Geschichte.

Das was ich von meinen Eltern "gelernt" habe, ist heute nicht mehr rückgängig zu machen. Ich übertrage auch keine Schuld auf sie, oder mache sie dafür verantwortlich. Das hilft mir nicht weiter, denn ich muss sehen, wie ich mein Leben hier und heute selbstverantwortlich in den Griff bekomme.
Der heutige Abstand zu Ihnen hat unser Verhältiss wieder gebessert und sie sind weiterhin wichtige Bezugspersonen für mich. Als ich damals auszog, hatte ich ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber, da ich wußte, das sie nun die meiste Zeit ganz alleine sein würde, da mein Vater noch kein Rentner war. Heute weiß ich, das ich für die Leere meiner Mutter nicht zuständig bin und es an Ihr liegt diese auszufüllen.
Sind es wirklich zwei Abhängigkeiten???? Also ich meine körperlich schon, aber psychisch?? Gerade gestern war dies Thema meiner Therapiestunde. Es ist mir klar, das ich weiterhin beides bearbeiten muß, jedoch läuft auch beides auf das selbe hinaus bzw. hat denselben Effekt: Sich betäuben um negative Gefühle zu verdrängen.

@ soyyo
Da es heute, auf Grund meines Normalgewichtes, eher unwahrscheinlich ist, das mich jemand so betitelt, musste ich erst genauer darüber nachdenken. Als Kind prägt einen so etwas mehr als im Erwachsenenalter, besonders wenn es die eigene Mutter zu einem sagt.
Dazu möchte ich Dir ein kleines Beispiel nennen:
Eine liebe Bekannte, sie ist selbstständige Schneiderin und hat ein Geschäft für Dessous- und Bademoden, hat mich gebeten bei Ihrer Modenschau mit zu machen. Ich habe lange mit mir gerungen und dann zugesagt. Nun stand diese Entscheidung und ich mußte da konsequent durch. Komischerweise habe ich mir vorher gar nicht zu viele Gedanken darüber gemacht und es einfach auf mich zukommen lassen. Am dem besagten Tag war ich dann natürlich schon aufgeregt aber als ich das erste mal auf der Bühne hinter mir hatte, ging alles wie von selbst und ich fühlte mich großartig. Meine Tochter war dabei zum zuschauen und erzählte mir hinterher, das ein Mädchen neben ihr sagte ich wäre häßlich. Sie war darüber vollkommen schockiert und sagte mir immer wieder wie schön ich doch wäre. Süß gelle Daraufhin habe ich meiner Kleinen erklärt, das mich nicht jeder schön finden kann und dieses Mädchen zu den fünf Prozent gehöre, denen ich nicht gefallen habe.
Gedanken habe ich mir darüber schon gemacht und mich damit auseinander gesetzt, ansonsten hätte ich es ja aus meinem Gedächtnis löschen können. Jedoch habe ich diesen Satz zu meiner Tochter mit Überzeugung gesagt und stehe auch dahinter.
Für mich und mein Körpergefühl war dieser Auftritt sehr wichtig und ich habe erkannt, das ich mit mir schon um einiges weiter gekommen bin.
An diesem Abend gab es auch Sekt in Massen für uns alle und ich habe das ohne Benebelung durchgezogen. Ich habe keine Sekunde damit verschwendet. Ich konnte mich dadurch ganz und gar auf mich konzentrieren und spüren welche Gefühle mich dabei begleiten.
War ein schönes Erlebniss und habe meiner Bekannten gesagt, das ich das nächste mal wieder dabei bin, auch auf die Gefahr hin, es könnte mich jemand häßlich finden.

VLG Tina


thalea77 Offline



Beiträge: 28

19.10.2005 12:39
#6 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

hallo tina!
deine geschichte hat mich echt gefesselt. und ich finde es immer wieder schön zu lesen, daß menschen sich helfen lassen und versuchen ihre probleme anzugehen.
finde es schön, daß du dich fürs leben und für dein glück entschieden hats, auch wenn es ein harter weg ist. aber ich glaube, dieser weg lohnt sich immer!
wünsche dir weiterhin viel kraft und alles erdenklich gute!
dein partner ist da ja schon eine recht massive stütze, da kannst du stolz drauf sein. und natürlich auch auf dich, daß du es wagst den weg zum eigenen leben eingeschlagen zu haben.
liebe grüße, thalea


unikum Offline




Beiträge: 260

21.01.2006 11:15
#7 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hallo Tina,
deine Geschichte erinnert mich in vielen punkten an meine eigene, auch als pummelchen, aufgzogen von bruder, den klassenkameraden, und alle dachten ich wäre so stark wie ich aussehe.
mit essstörungen hatte ich nicht zu kämpfen, ich habe mir die pfunde eben weggesoffen, denn dann hatte ich keinen hunger mehr.
es ist schön das du jetzt einen partner hast der zu dir steht, ich selber wehre mich immer noch gegen die *guten* männer, vielleicht werde ich ja eines tages auch mal einsichtig

viel glück wünsche ich dir

LG
Tanja


sole Offline




Beiträge: 2.388

24.01.2006 21:05
#8 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Liebe Tina,
ich habe deine Geschichte gelesen, nachdem du mir auf meine geantwortet hast. Es hat mich sehr berührt. Ich verstehe das, was du mir schreibst, jetzt VIEL besser.
Gruß
Soleggiata


Bernard72 ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2006 15:50
#9 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hi Tina. Tiefgründige Geschichte.. Respekt ! Zur Partnerschaft:
So sinngemäß: "war sogar verliebt bis zum nächsten Tag",
"spürte, dass er mir guttun würde"
"es doch mal zu probieren, sonst könnte man es lassen"
"Stehe ja eigentlich auf einen anderen Typ Mann",
"Habe Ihm sehr weh getan",
"zu brav, zu lieb".

Also wenn ich das lese, gilt für mich nach wie vor: Frauen
stehen auf harte Kerle, Weicheier sind Kumpeltypen und ganz nett...kann man mal zwischennehmen

Meine damalige Freundin meinte, sie hätte damals einen Freund gehabt, der ihr die "Sterne vom Himmel" geholt hätte...sie hat dann Schluß gemacht: "Zu lieb, zu langweilig"...

Du sprichst von Liebe und hast eine Esstörung sowie ein Alkoholproblem...für mich liest sich Deine Beziehung als
"Notstopfen"...Du bist nicht Allein und wirst zudem unterstützt..angenehm sowas !

Aber Liebe?
Ich persönl. glaube nicht, dass "Kurz-Trockene" geschweige denn "Nasse" so etwas wie LIEBE überhaupt empfinden.

Erstmal die eigenen Probleme lösen, dann einen Partner "beglücken"
so sehe ich das.

Bernard.


DerZwerg Offline




Beiträge: 899

25.01.2006 20:49
#10 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Manno Bernard ,

Ich persönl. glaube nicht, dass "Kurz-Trockene" geschweige denn "Nasse" so etwas wie LIEBE überhaupt empfinden.

Da fühl ich mich aber nun irgendwie "verletzt". Sind Nasse oder Kurz-Trockene immer Menschen aus Stein

Auch meine persönliche Antwort :

Logischerweise "lieben" Nasse den Sprit mehr als alles andere aber ob jemand durch die Trinkerei keine Liebe mehr fühlt kann zumindest ich mir nicht vorstellen.

Ich habe meine Frau geliebt als wir noch nicht verheiratet waren , ich habe sie in Liebe geheiratet , 2 Kinder haben wir beide grossgezogen und liebte sie in all der Zeit.
Ich habe sie geliebt als ich anfing zu trinken und liebte sie auch noch als ich abends immer soff.
Da war auch irgendwie trotz der nassen Zeit immer eine innere Liebe , denn ohne die mein lieber Bernard ,hätte ich vielleicht niemals aufgehört mit trinken.


Ich bin endlich trocken und liebe meine Frau noch genauso wie an dem Tag als ich sie kennenlernte.

Ein verliebter
Zwerg


Skorpion King Offline




Beiträge: 88

25.01.2006 21:06
#11 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hallo Tina,

ich kann mich noch genau erinnern, daß Du zu den Leuten gehört hast, die mich herzlich willkommen geheißen haben. Auch mich hat Deine Geschichte berührt. Vor allem, die Offenheit, mit der Du dir alles von der Seele geschrieben hast. Ich denke Du bist auf alle Fälle auf dem richtigen Weg. Und hier gibt es allemal genug Menschen, die Dich mögen, verstehen und die in Gedanken bei Dir sind.



Viele liebe Grüße

Bernd


Bernard72 ( gelöscht )
Beiträge:

26.01.2006 01:28
#12 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hallo lieber Zwerg

Es ist ja auch etwas Anderes,wenn man in guten wie in schlechten Zeiten Jemanden liebt oder nach dem Motto:
"Ich kann jetzt nicht alleine sein, mir geht es jetzt so schlecht"
und dann einen lieben Menschen knallhart formuliert ausnutzt.
Das Beschriebene hört sich für mich NICHT nach erster Wahl an...sondern nach "Beihilfe"...kann mich natürlich täuschen.

Also ich kann schon ziemlich sicher sagen, dass Akoholabhängige nicht zu bedingungsloser Liebe fähig sind....zu kaputt, zu Ich-bezogen, zu destruktiv, zu verletzend und zu asozial.

Hängt aber bestimmt auch vom Stadium ab !

Bernard.


Tina72 Offline



Beiträge: 533

26.01.2006 11:18
#13 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hallo Bernhard

Zitat
Du sprichst von Liebe und hast eine Esstörung sowie ein Alkoholproblem...für mich liest sich Deine Beziehung als
"Notstopfen"...Du bist nicht Allein und wirst zudem unterstützt..angenehm sowas !Aber Liebe?



Wie definierst Du denn Liebe?
Das ich nicht alleine bin mit meinen Problemen und er mich unterstützt, gehört für mich zur Liebe dazu. So einen Menschen an meiner Seite, konnte ich nie zulassen und heute bin ich froh, das ich es jetzt kann.
Unsere Beziehung hat sich entwickelt in den vier Jahren in denen wir zusammen sind und das ich ihn heute so liebe wie ich ihn liebe, hat sehr viel damit zu tun, das er immer für mich da ist.
Mit einem "Notstopfen" könnte ich so lange Zeit nicht ohne Gefühle zusammen leben. Oder könntest Du das?????

Seit dem ich trocken bin, ist unsere Beziehung nochmals intensiver geworden.
Wie schon in meiner Geschichte geschrieben, konnte ich früher auf Grund der Selbstbestätigung nie treu sein. Es war auch nie das vorhanden, was ich mir für eine Beziehung gewünscht hätte. Das wußte ich ja auch damals gar nicht, was ich mir wünsche. Das habe ich durch ihn ja erst kennen gelernt.

Zitat
Erstmal die eigenen Probleme lösen, dann einen Partner "beglücken" sly
so sehe ich das.



Wir beglücken uns gegenseitig und das ist das schöne an unserer Partnerschaft. Probleme lösen wir gemeinsam.
Meinen eigenen Weg kann ich auch finden, mit ihm an meiner Seite. Schon alleine deshalb weil er mir Dinge sagen kann, die ich selbst an mir gar nicht sehe oder wahrnehme.

Zitat
Es ist ja auch etwas Anderes,wenn man in guten wie in schlechten Zeiten Jemanden liebt oder nach dem Motto:
"Ich kann jetzt nicht alleine sein, mir geht es jetzt so schlecht"



Diesen Satz habe ich schon oft zu ihm gesagt, genauso wie er ihn schon zu mir gesagt hat, wenn er mich braucht. Dann ist es klar, das wir füreinander da sind. In Guten wie in Schlechten Zeiten. Das ist für mich Liebe.

Zitat
und dann einen lieben Menschen knallhart formuliert ausnutzt.



Du hast das verkehrt rum aufgefasst. Am Anfang habe ich mich gewehrt und ihn auch ausgenutzt. Das habe ich ja auch ehrlich geschrieben. Danach baute sich erst das auf, was wir heute füreinander empfinden.

Zitat
Das Beschriebene hört sich für mich NICHT nach erster Wahl an...sondern nach "Beihilfe"...kann mich natürlich täuschen.



Gerade die letzten vier Monate, seitdem ich trocken bin, war er für mich keine "Beihilfe", sondern eine wirkliche Hilfe. Heute ist er für mich die erste und einzige Wahl. Dafür liebe ich ihn

Zitat
Also ich kann schon ziemlich sicher sagen, dass Akoholabhängige nicht zu bedingungsloser Liebe fähig sind....



Ich habe nirgendwo von bedingungsloser Liebe gschrieben. Die gibt es nämlich in meinen Augen nicht.

Zitat
zu kaputt, zu Ich-bezogen, zu destruktiv, zu verletzend und zu asozial.



Ich bin froh auf dem richtigen Weg zu sein, so das ich das von mir nicht mehr behaupten kann.
Ich bin glücklich mit ihm, ich liebe ihn und ich bin froh so einen Mann an meiner Seite zu haben.

Ich wünsche Dir, das Du auch so einen Partner finden wirst, denn für mich liest sich das, was Du schreibst, so als würdest Du an Liebe nicht glauben.

Das was ich so schön finde, ist das es weiter wächst, das es sich weiter entwickelt. Das ist wie bei unserer Krankheit. Ein nie endender Lernprozess, für den man immer was tun muß.

Vertrauen, Verständnis, Füreinander da zu sein. Das ist für mich Liebe.

@Zwerg
Freut mich für Dich, das Du immer noch so verliebt in Deine Frau bist.

VLG Tina

[ Editiert von Tina72 am 26.01.06 11:20 ]


Bernard72 ( gelöscht )
Beiträge:

26.01.2006 13:40
#14 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hi Tina.

Es kam mir aber anders vor-zumindest als ich Deinen ersten
Artikel gelesen hatte, hatte ich schon Zweifel.

Wenns Liebe ist, umso besser

Na dann viel Glück

Bernard.


DerZwerg Offline




Beiträge: 899

26.01.2006 13:56
#15 RE: Meine Geschichte Zitat · Antworten

Hallo du Hobbykoch ,


Hängt aber bestimmt auch vom Stadium ab !

und in erster Linie vom jeweiligen Menschen !

Gruss
Zwerg


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