Danke Bea, ich werde mal so ne SHG aufsuchen. Wie lange bist Du denn trocken? Ich weiß im übrigen auch, dass ich nicht andere für das Leben meiner Mutter verantwortlich machen kann. Zu ihr zurückziehen kann ich auch nicht, packe ich seelisch nicht. Ich könnte Bücher schreiben was ich in meiner Kindheit mitgemacht habe. Wie gesagt, sie ist ein Mensch mit 2 Gesichtern. Ohne Alkohol liebe ich sie, mit Alk hasse ich sie. Soll ich eigentlich mit ihr über den Alk sprechen, oder soll ich sie einfach "weitergurgeln" lassen. Ich sehe nur eins, wir gehen alle zugrunde. Meine Schwester (25 J.) und ich haben vor ca. 1 Jahr erst gemerkt (Trockenphase) was für eine tolle Mutter wir haben. Sie war ständig unterwegs, kaufte Klamotten, machte sich schön, kümmerte sich um ihre Enkelkinder, erledigte ihr Zeug. So etwas kannte ich nicht. Im übrigen sind meine Eltern getrennt seit ich 2 war. Mein Vater ist auch Alkoholiker, mein Opa, meine Tante, mein Lebensgefährte (er trinkt allerdings nur am Wochenende, und dann volle Kanne). Alkohol bestimmt leider mein Leben ...
ZitatWie gesagt, sie ist ein Mensch mit 2 Gesichtern.
Bin seit 3 Jahren trocken und seit 3 Jahre hier auf dem Board.
Und diesen oben zitierten Spruch liest man immer wieder bei den Co´s. Nur, es sind nicht 2 Personen, sondern eine. Und es gibt sie nur so.
Mit dem zurückziehen, das meinte ich sarkastisch.
Jetzt geht es doch eigendlich um die Frage : was "bringt" dir das, wenn du dich mit alkoholkranken Menschen umgibst ( zb. auch mit dem LG) ? Was hast du für einen "Vorteil" ?
Ich weiß, das man so eine Kindheit nicht einfach wegsteckt. Das prägt einen fürs ganze Leben. Aber : auch hier gibts Handlungsmöglichkeiten. Ich mache jetzt eine Therapie, das hätte ich noch saufend nicht gekonnt. Weil irgendwie hätten ja dann vielleicht meine Schuldzuweisungen nicht mehr funktioniert, die mich glauben ließen, darum trinke ich.
ZitatGepostet von wuschel30 Ich glaube auch, ich würde durchdrehen wenn sie stirbt.
irgendwann stirbt sie sowieso. Früher oder später, ob sie trinkt oder nicht. Gewöhn Dich an den Gedanken.
ZitatWie gesagt, sie ist ein Mensch mit 2 Gesichtern.
das ist normal bei Alkoholikern. Sehr viele Co-Abhängige schildern ihre Partner so.
ZitatIch sehe nur eins, wir gehen alle zugrunde
halte Dich an die Tatsachen. Wenn Deine Mutter zugrunde geht, dann gilt das nicht zwangsläufig für Angehörige, die ihr eigenes Leben leben könnten.
Nur fällt Angehörigen das Loslassen vom Alkoholiker in etwa genauso schwer wie dem Alkoholiker das Loslassen des Alkohols. Aber was Du gerne hättest, daß Deine Mutter tut, könntest Du doch erst mal selbst versuchen. Bis jetzt gehst Du den bequemen Weg - soll sie sich ändern, dann musst Du Dich nicht ändern
ZitatAlkohol bestimmt leider mein Leben ...
Einspruch. Du lässt Dein Leben davon bestimmen, und Leiden ist für Dich bequemer, als Dich wirklich davon abzugrenzen.
also bemitleiden tu ich mich nicht. Nur habe ich angst, wenn ich meine Mama fallen lasse, dass ich mir dann noch mehr Vorwürfe mache (warum warst Du nicht da als sie dich brauchte, sie ist Deine Mama, wie in guten so in schlechten Zeiten etc). Ich habe übrigens mit ihr schon mehrfach über eine Therapie gesprochen. Braucht sie nicht, wir sollen erst mal unsere Probleme in den Griff bekommen etc.. Sie lenkt von sich ab. Außerdem stellt Euch mal vor sie stirbt, und ich habe den Kontakt abgebrochen. Ich möchte die Zeit, die ihr noch bleibt, mit ihr "geniessen"! Ihre Stimme höre etc., auch wenn es weh tut. Verdammt noch mal, sie war ja ein Jahr trocken und hat bewiesen, dass sie Konsequent sein kann. An Dich liebe Bea, Respekt und riesengroße Achtung, einfach toll, 3 Jahre trocken ist eine kleine Ewigkeit. Das schlimme ist, ich weiß, dass ich mich abgrenzen muss, ich weiß alles Theoretische, aber die Praxis ist so schwer .....Warum beleiden Alkis ihre Mitmenschen? Selbstschutz?
ZitatWarum beleiden Alkis ihre Mitmenschen? Selbstschutz?
Hi Wuschel !
Wenn du das kennst, dann kennst du sicher auch das schlechte Gewissen des Alkis hinterher. Will heißen, der Tag danach die große Reue und die Entschuldigungen, die Versprechungen, das "Lieb"-Sein.
Ich erkläre mir das "Beleidigen" so ( war zumindest bei mir so ) -- das schafft wieder Abstand. Abstand den man/ich brauchte, um wieder in Ruhe saufen zu können. Und man braucht ja auch fürs Saufen einen Schuldigen, will heißen, ich breche mal einen STreit vom Zaun, dann kann ich wieder trinken, weil mich ja keiner versteht, und alle so böse sind. Das sind Mechanismen, die da ablaufen.
ZitatSie lenkt von sich ab
... tust du das nicht auch ? Du lenkst von dir und deinem Problem ab. Die Co-abhängigkeit. Du denkst, der böse, böse Alkohol bestimmt mein Leben. Falsch, du selbst kannst dein Leben bestimmen.
Falls deine Mutter wirklich weitertrinken sollte, willst du dir dieses "Elend" wirklich geben ? Dann wirst du nicht mehr "nur" ihre Stimme hören, dann wirst du sie/oder jemand anders vielleicht eines Tages völlig verwahrlost in der Wohnung finden. V.a. wenn ihre Leber eh schon vorgeschädigt ist. Dann dauerts vermutlich bis zum nächsten Leberausfallskoma nicht mehr lange.
Ich habe meine Partnerin durch Beleidigungen und Respektlosigkeiten abgewertet, um mich selbst dadaurch aufzuwerten. Das brauchte ich, weil ich ein ganz mieses Selbstwertgefühl hatte/habe und letztlich auch neidisch darauf war, daß sie ihr Leben im Griff hat und ich sooo offenkundig nicht. Meine Güte, ich habe mich über sie erhoben, indem ich das Gucken von irgenwelchen TV-Serien als intellektuellen Tiefflug angeprangert habe. Und ich, "Superschlauberger" habe mir die Biere reingepfiffen, mich vor den PC gehockt und kam mir Scheiße vor, aber das Gefühl habe ich dann weggetrunken, bis ich mir gar nicht mehr vorkam.
Ist mal so ein Erklärungsversuch von mir, bin aber noch ganz am Anfang und die Frage interessiert mich sehr, vielleicht kommen dazu ja auch noch ein paar Kommentare von den Fortgeschrittenen, Gruß, Fisch
ZitatGepostet von wuschel30 Außerdem stellt Euch mal vor sie stirbt, und ich habe den Kontakt abgebrochen. Ich möchte die Zeit, die ihr noch bleibt, mit ihr "geniessen"!
Wenn Du das unbedingt miterleben möchtest, so ist das Deine eigene Entscheidung. Ich glaube, die Situation ist einfach so wie sie ist, und ob Du dabei bist oder nicht, spielt keine allzugrosse Rolle. Du kannst Dich damit abfinden oder es bleiben lassen...letzlich ist es DEIN Leiden, um das es hier geht.
Ich bin grundsätzlich der Meinung, daß ein erwachsener Mensch selbst entscheiden darf, wieviel Hilfe er annehmen möchte. Wenn Deine Mutter sich entschieden hat, daß sie keine Hilfe möchte, dann ist das ihr gutes Recht. Ich glaube nicht, daß die Eigenschaft "Kind" jemanden dazu berechtigt, das Leben eines anderen (Elternteils) bestimmen zu wollen - genausowenig wie umgekehrt.
(mein Vater trinkt auch)
Das was Du als "Helfen wollen" bezeichnest, zeigt sich daran, daß Du die Zeit mit Deiner Mutter geniessen möchtest, als Dein eigener Egoismus. Du willst nicht darunter leiden (verständlich)...Darum, wie es Deiner Mutter dabei geht, geht es im Grunde gar nicht: Du möchtest eine nüchterne Mutter, und wenn sie etwas anderes will, dann bist Du dagegen. Weil es für Dich unerträglich wäre.
Angenommen - was bei Süchtigen eher die Regel als die Ausnahme ist - Deine Mutter findet keinen rechten Sinn im nüchternen Leben. Sie plagt sich zwar so dahin, wegen den Angehörigen und so, macht auch alles mögliche, um sich über Wasser zu halten, aber im Grunde möchte sie nichts lieber, als mal wieder trinken zu können - deshalb ja die Rückfälle. Glaubst Du, daß ihr dann derjenige, der sie nüchtern sehen will, einen Gefallen tut? Nein, er ist ihr Feind, der ihr das Liebste, was sie hat - den Alkohol - wegnehmen möchte.
Ich bin auch der Meinung, daß es für jemanden, der dem nüchternen Leben nix abgewinnen kann - oder zumindest weniger als dem betrunkenen - besser ist, mit 50 am Alkohol zu sterben als nüchtern und bitter 80 zu werden. Wenns bei Deiner Mutter vorbei ist, tut ihr nix mehr weh, und ihrem Frieden steht auch nichts mehr im Wege. Bis dahin...aber da muss sie durch, wenn sie das so will.
Die Nüchternheit muss schon aus einem selbst kommen, sonst fehlt ihr die Leichtigkeit, sie ist nutzlos und nur Zwang und Anpassung. Da hilft auch der Gedanke an die Gesundheit nix, denn wozu soll jemand, dem das Leben keinen Spass macht, länger und gesund leben wollen?
Und selbst für die Angehörigen ist es oft besser. Denn je eher es vorbei ist, desto früher kann man es hinter sich lassen. Egal wie weh es erst mal tut - ja früher, desto schneller ist auch das vorbei und der Weg ins eigene Leben ist frei.
Ja Bea, Du hast Recht. Insbesondere der 1. Absatz mit dem "Abstand". So habe ich mir das auch vorgestellt. Werde mich mal nach einer SHG erkundigen. Eine Überweisung zum Psychologen habe ich auch schon (Albträume,Selbstmordgedanken, Angst vorm Verlassenwerden etc.). Schlechter kann es nicht werden. Ich habe ein Mädchen von 3 Jahren, die braucht mich. Der will ich mein Leid ersparen. Für sie muss ich stark sein und ich will es auch. Vor Mamas Krankheit habe ich mir im Stillen öfters gewünscht, sie möge sterben, damit ich das Leid nicht mehr sehen muss und sie ihren inneren Frieden findet. Heute schäme ich mich für diese Gedanken .......
wie bei meiner Mama. Alle sind geistige Tiefflieger, wie kann man nur den ..... nicht kennen usw.. Original das Gleiche Schema. Jetzt weiß ich wenigstens warum sie das macht. Danke
Deine Zeilen haben mich zum Nachdenken gebracht. Ganz so ist es aber nicht. Das Schlimme ist, dass ihr das Leben in dem Jahr Trockenheit super viel spaß gemacht hat. Sie lernte sich selber neu kennen. Sie hatte Spaß an der Natur, einen Lebensdrang wie ich es selten an Menschen gesehen habe. Andererseits habe ich auch mitbekommen, dass sie teilweise neidisch war auf uns, wenn wir am Wochenende mal was trinken gingen. Sie sagte es zwar nicht, man merkte es aber. Ihr Leitsatz in dem Jahr war auch, dass sie lange lange Leben will. Bei ihr ist auch das Problem, dass der Partner an einer Art Demenz leidet und demzufolge nach schwer krank ist. Mit ihm kann sie nicht reden usw.. Was sie jetzt im Suff wieder macht, dass sie ihn runterputzt bei jeder Gelegenheit. Inzucht-Depp etc..
Hier geht es nicht wirklich um mich, das einzige was ich will, dass meine Mama wieder glücklich wird und aus dem Sumpf rauskommt. Ich weiß leider auch, dass das alleine ihre Entscheidung ist.
Einmal hat sie den Entzug schon alleine geschafft, ihr ging es dreckig, da hatte sie aber den Willen, sonst hätte sie ja weitergesoffen. Ach traurig, traurig.
hi Wuschel, ich finde das gut dass du dir um deine Mutter Gedanken machst, und Gefühle. Und wenn nun gerade Murks ist, dann ist eben gerade Murks. Auch meine Kinder befassen sich ziemlich viel mit mir, wie macht unser Vater das eigentlich so lange nichts zu trinken, wie macht der das, und was hat ihn zuvor gehindert. Da kommen auch Fragen, mitunter ganz merkwürdige, Gruß Max
ZitatGepostet von wuschel30 dass ihr das Leben in dem Jahr Trockenheit super viel spaß gemacht hat. Sie lernte sich selber neu kennen. Sie hatte Spaß an der Natur, einen Lebensdrang wie ich es selten an Menschen gesehen habe. Andererseits habe ich auch mitbekommen, dass sie teilweise neidisch war auf uns, wenn wir am Wochenende mal was trinken gingen.
ich habe zahlreiche Trinkpausen gemacht, in denen es mir auch meist ziemlich gut ging. Hab auch Spaß an der Natur undsoweiter. Trotzdem - immer nach ein paar Tagen hatte ich das Gefühl, trinken ist jetzt erst mal wieder angesagt. Ganz aufhören wollte ich gar nicht.
Sucht ist ab einem gewissen Stadium ein Selbstläufer, da ist die Freude über die Nüchternheit erst mal zeitlich begrenzt. Langjähriger Alkoholkonsum führt zu Änderungen der Hirnchemie und des Stoffwechsels, da kommen Gedanken auf die sich willentlich oft nicht recht beeinflussen lassen. Dann wandelt sich die Freude über die Nüchternheit in ein Gefühl des Verzichts. Ach wie schön wäre es mal wieder, so wohlig angesoffen zu sein...Kannst du hier am Board bei zahlreichen Leuten nachverfolgen.
Dazu kommt eine Umwelt, die gerne trinkt, aber den Alkoholiker nicht haben will. Und jeder denkt erst mal - ich doch nicht, ich schaff das doch. Hör nach dem zweiten Glas auf. Solangs noch schön ist. Bin doch nicht doof. Geht doch. Früher gings doch auch. Oder auch nicht.
Hey Minitiger, hast wahrscheinlich recht. Aus den Zeilen lese ich, dass Du trocken bist. Darf ich fragen wie lange, wie lange zu getrunken hast und warum bist zu trocken. Wie dachtest Du über Deine Umgebung, die den Alkoholgenuß wahrscheinlich nicht akzeptierte (insbesondere Familie, Partner, etc.).
Vielen Dank
Ich setze mich mit dem Thema Alkohol seit meiner Kindheit (bin jetzt schon 30) auseinander. Muß aber gestehen, dass ich heute hier viel gelernt habe.
ich bin die Partnerin vom Minitiger und habe jahrelang genauso rumgerätselt, wie Du, warum er trinkt, obwohl das Leben ohne Alkohol aus meiner Sicht doch viel schöner ist.
Da gab es natürlich auch viel Streit und ich habe alle Stufen der Co-Abhängigkeit durchlaufen.
Letztendlich haben meine Vorwürfe, Bitten, Vorschläge und Ratschläge gar nichts genützt.
Er mußte selbst auf den Trichter kommen, daß das Leben vielleicht tatsächlich ohne Alkohol schöner sein könnte.
Ich selbst mußte m i c h ganz neu kennen lernen.
Ich mußte mir darüber klar werden, daß Co-Abhängigkeit eine ganz eigenständige Krankheit ist mit bestimmten Verhaltensmustern, die nur i c h ändern kann, unabhängig davon, was mein Partner macht.
Das hätte ich alleine nicht geschafft. Mir hat der Besuch einer moderierten Angehörigen-Gruppe geholfen, und natürlich das viele Schreiben und Lesen hier im Forum.
Das ist auch im Moment der einzige Tipp, den ich Dir geben kann: Hol für Dich alle Hilfe, die Du bekommen kannst, denn Co-Abhängigkeit kann auch zu schlimmen Krankheiten führen, wenn sie nicht behandelt wird.
Für Deine Mutter kannst Du momentan nicht viel tun. Sie kennt ja die ganze Problematik von vorne bis hinten und kann totzdem nicht aufhören.
Als erwachsenes Kind einer alkoholkranken Mutter lebst du ja schon so lange in einer angespannten Situation, daß Du vermutlich schon kaum noch weißt, wer Du sein könntest, wenn Du nicht mit dem Alkohol-Problem konfrontiert wärest.
Da kannst Du ansetzen und wirklich etwas für Dich tun.
ich hab über 25 Jahre zu viel getrunken, viele Vollräusche schon in der Schule, nebst anderen Drogen. War immer Rauschtrinker, mehrmals die Woche, aber kein Spiegeltrinker. Hab vor viereinhalb Jahren endgültig aufgehört. Ich hab keine Lust auf den besoffenen Kerl mehr - war wirklich schöner, es bleiben zu lassen.
Wenns jemanden gestört hat - meine Partnerin - dachte ich in erster Linie, sie akzeptiert oder versteht mich nicht so wie ich halt bin und würde mich am liebsten ändern, was ich eben nicht zulassen wollte.
Zum Glück wollte sie nie, daß ich ganz aufhöre, so daß ich selbst drauf kommen durfte, daß das besser so ist.