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Saufnix  
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Dieses Thema hat 41 Antworten
und wurde 3.773 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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wuschel30 Offline



Beiträge: 429

26.10.2005 10:38
RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Hallo, bei meiner Mutter wurde letztes Jahr Leberzirrhose festgestellt (ich diagnostizierte das vor dem Arzt, weil zum Arzt ging sie ja nicht). Es war der schwerste Kampf meines Lebens, sie ins Krankenhaus zu bringen (sie wollte zu Hause sterben und war schon fast im Leberkoma), den Aufenthalt durchzustehen. Es ist hart, seine Mutter sterben zu sehen. Sie hat aber überlebt, 10 Monate trocken, und nun der 2. Rückfall innerhalb 6 Wochen. Warum?


fiftyniner Offline




Beiträge: 182

26.10.2005 10:48
#2 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Warum?

Das "warum" ist als Außenstehender schwer zu verstehen. Wenn es einem eh nicht gut geht und man betäubt seine Probleme, sagt man sich oft "Hat sowieso keinen Sinn mehr!". Man ist in einem Loch drin und kommt fast nicht mehr raus. Und je tiefer man rutscht, umso mehr redet man sich dieses "hat keinen Sinn mehr" ein.
Du kannst mit Deiner Mutter reden, ihr sagen, daß sie eine Chance hat weiterzuleben.....aber eben nur, wenn sie auf den Alkohol verzichtet. Zirrhose bleibt, wenn man abstinent lebt, auf dem Level, wie sie bis dato war. Zurückbilden tut sich nichts, aber es wird auch nicht schlimmer - das ist ihre Chance!
Wir haben in unserer SHG schon ein paar gehen sehen bzw. mußten zuschauen, wie sie sich kaputtgemacht haben. Das tut auch weh, wenn man zu den Menschen keinen so engen Kontakt hat wie zur leiblichen Mutter.

Gruß Ralf


Depri Offline



Beiträge: 1.848

26.10.2005 11:04
#3 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Ohweh.............. mehr als reden kann man nicht. Es ist ihr Leben. Tut mir leid für dich.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

26.10.2005 11:34
#4 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

hallo Wuschel,
da kannte ich einen, bei dem das genauso war, der ist jetzt 30 Jahre trocken, trotz einiger Beschwerden. Aber unsere Jüngste in der Gruppe, die es nicht gerafft hatte, wurde gerade mal 31, Invalidenrentnerin. Da fehlte jede Kindheit, Jugend und Freude.
Es ist nicht vorherzusagen, damit will ich dir mein Mirgefühl bezeugen, Gruß Max


wuschel30 Offline



Beiträge: 429

26.10.2005 15:00
#5 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Danke erstmal, sie weiß, welche Konsequenzen der Alkohol hat. Bei ihr ist es so, dass sie fast ihr ganzes Leben gesoffen hat, aufgewacht ist und festgestellt hat, dass sie eigentlich nichts vom Leben hatte. Soll ich über ihr Saufverhalten wegschauen, soll ich ihr zu verstehen geben, dass ich es schnalle oder soll ich einfach mal zu ihr hinfahren und sie würgen bis sie zur Vernunft kommt?


thalea77 Offline



Beiträge: 28

26.10.2005 15:04
#6 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

hast du denn schon mal mit ihr drüber gesprochen, wenn sie nüchtern war? oder hast du ihr noch gar nic dazu gesagt bisher?


wuschel30 Offline



Beiträge: 429

26.10.2005 19:12
#7 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Ja, ich habe mit ihr des Öfteren darüber geredet. Sie sieht es im nüchternen Zustand ein, ist natürlich nüchtern
ein komplett anderer Mensch. Im Suff hasse ich sie. Alkoholiker haben ja bekanntlich zwei Gesichter. Ich bin 30 Jahre alt und mache diese Gaudi seit meiner Kindheit mit. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt hat sie mit mir das erste Mal über ihre Sucht gesprochen. Vorher hat sie es natürlich nicht zugegeben. Wenn ich sie jetzt darauf anspreche, dann bekomme nur ich Vorwürfe (sie mischt sich dann in mein Leben ein) und ich komme dann an sie nicht mehr ran. Diese kurze Zeit des wiederholten Rückfalls macht mich krank. Wenn sie sauft habe ich sie "verloren", dann ist sie nicht mehr der liebenswerte Mensch. Es ist schon traurig, dass ich 29 Jahre werden mußte um meine Mutter kennenzulernen. Das 1 Jahr Trockenheit war die schönste Zeit meines Lebens, ich hatte endlich eine Mutter und Oma für mein Kind. Wie fühlt sich denn ein Alkoholiker, der wieder "naß" wird? Sorry, wenn ich nicht gleich antworte, später kommt aber mein Freund und ich will nicht, dass er mitkriegt, dass es wieder soweit ist. Bemerken möchte ich noch, dass ich niemals meiner Mutter Vorwürfe mache. Ich sag immer zu ihr, "es ist keine Schaden rückfällig zu werden, es ist nur eine Schande nichts dagegen zu tun". Scheiß Saufen, ich weiß es aus persönlicher Erfahrung, es kommt nur Mist raus. Wenn ich trinke bin ich auch die Schönste, die Beste, und alle können sie mich mal...


fiftyniner Offline




Beiträge: 182

26.10.2005 19:35
#8 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Wie fühlt sich denn ein Alkoholiker, der wieder "naß" wird?

Beschissen wäre geprahlt! Wer einmal eine trockene Zeit hatte und die angenehmen Seiten dieser Zeit kennenlernte, den schmerzt es so sehr, das kann man nicht beschreiben. Ich wollte damals, nach meinem Rückfall (schleichend, von 1998 bis 2001) gegen Ende, als ich wieder so richtig mittendrin war, nicht mehr leben. Selbstvorwürfe, das Gefühl, ein Versager zu sein, nichts mehr auf die Reihe zu kriegen, Minderwertigkeitskomplexe - die ganze Palette halt.
Aber - es gibt einen Weg da raus. Und, wie Du schon schreibst: Rückfall ist keine Schande! Eher eine, wenn nicht DIE Chance zum Neuanfang!


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

26.10.2005 19:35
#9 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten



Hallo Wuschel,

ja warum ?? Ein Rückfall wenn man doch eigentlich schon todkrank ist wie deine Mutter

Ich denke die Frage ist immer auch mit, um Süchte zu besiegen,
kann ich etwas besseres finden?
Und das ist eben in der einen oder anderen Lebenslage gar nicht so einfach und gleich gar nicht, wie bei deiner Mutter, wenn der Arzt so eine Krankheit diagnostiziert.

Also auch um trocken zu leben und dies zufrieden zu sein muss man einen besseren Sinn darin sehen und finden als Drogen zu nehmen.

Wuschel, ich wünsch dir in deiner Situation trotz allem viel verständnis für deine Mutter...
..ich weiss manchmal nicht leicht...

liebe Grüße
Ramona

[ Editiert von miezegelb am 26.10.05 19:36 ]


Barfuss ( gelöscht )
Beiträge:

26.10.2005 20:37
#10 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

MEINE Mum hat sich mit 50 nochmal ein neues Leben bauen müssen. Sie hat davor auch getrunken aber sie hat sich WIRKLICH ein neues Leben bauen müssen mein Pa hat sie rausgeschmissen (nicht wegen dem trinken sonder weil er sich entschlossen hat sich eine neue Familie zuzulegen). Was soll ich sagen jetzt fast Acht Jahre später ?
erstens: Es ist immer zeit für ein neues Leben
zweitens: was bessres hätte ihr nie passieren können

und....der Anfang davon war hart, für uns beide.

aber


JESUS es hat sich RENTIERT !!


Norweger Offline



Beiträge: 23

26.10.2005 21:22
#11 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Hallo Leute, auch ich war 10 Jahre trocken und habe dann einen Rückfall gebaut, meinen guten Job als Altenpfleger verloren, solche Leute kann man ja nicht auf alte Menschen loslassen, war aber krank geschrieben und meine Artzin meinte, ich könnte wieder arbeiten, habe es gemacht und es voll nach hinten losgegangen. Seitdem konnte ich nie wieder so richtig Fuß fassen in der Altenpflege, man kennt sich eben und was soll man mit so Einer, aber eigentlich bin ich ganz stolz auf mich, darf ich doch sein oder ?


wuschel30 Offline



Beiträge: 429

27.10.2005 07:35
#12 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Hallo Ralf,

sie hatte Zirrhose im 3. Stadium, ihren ersten Rückfall begründete sie damit, dass sie ja eh bald sterben müßte. Allerdings hatte sie nach ihrem Krankenhausaufenthalt (die Ärzte meinten, es wäre 5 nach 12, Wasser im Bauch, volle Programm also) einen derartigen Lebensdurst, was ich eigentlich nicht von ihr kannte. Ich kann mir vorstellen, dass dies ein enormer Druck ist. Sie fing dann das saufen wieder an und hat sich nach ca. 3 - 4 Monaten selber entzogen. Bei der letzten Untersuchung kamen dann natürlich Leberwerte von über 300 raus! Allerdings hat sie "nur noch" Zirrhose im 2. Stadium, noch kein "Gebirge" auf der Leber, allerdings ist die Leber im Arsch bis auf ein minimales Stück. Dieses Stückchen hilft ihr zum Leben. Sie ist jetzt 49, war eine bildhübsche Frau, in ihrer Trockenphase kam es auch wieder zur Geltung, jetzt sieht man allerdings den Mißbrauch wieder. Ich weiß offengestanden nicht, wie ich mich verhalten soll. Sie meldet sich nicht mehr weil sie weiß, dass ich das merke, wenn sie nur am Bier riecht. Soll ich den Kontakt zu ihr suchen (sie wohnt in München, ich am Chiemsee), soll ich sie fallen lassen. Meldet sie sich dochmal, werde ich beleidigt. Man ist hilflos. Ich habe noch 2 Geschwister und Gott sei Dank halten wir alle zusammen. Die Ärzte damals im Krankenhaus sagten, solche Kinder haben sie noch nicht erlebt. Wir haben sie trocken gelegt, gewaschen, waren täglich da. Scheiß Alkohol.


fiftyniner Offline




Beiträge: 182

27.10.2005 07:55
#13 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Hallo wuschel,

ich werde den Eindruck nicht los, daß Deine Mutter sich aufgegeben hat. Wenn das tatsächlich so ist, kannst Du, oder besser könnt Ihr, nichts für sie tun, so weh das auch tut. Einen Menschen loslassen, dem man eng verbunden ist, tut immer weh.
Wir hatten in der SHG einen ähnlichen Fall: ein Mann, der Zirrhose im Endstadium hate. Ein Sohn, weit weg lebend. Dem Mann sagten wir jedes Mal: "Werd gescheit; du wirst sterben, wenn du den Scheiß-Alk nicht wegläßt!" Er hatte hier im Neubaugebiet ein paar "Freunde", die sich zeitweise bei ihm einquartierten und auf seine Kosten mit durchsoffen. Das waren seine einzigen Kontaktpersonen (also außerhalb der Gruppe). Die waren natürlich nur da, wenn er halbwegs gut drauf war. Wir sind zu ihm gegangen, wenn er nicht mehr hoch kam, und haben ihn zu Notentgiftungen, teilweise wochenlang auf der Intensivstation, gebracht. Wenn es ihm wieder soweit ging, daß er gehen konnte, war er daheim.....natürlich seine "Freunde" bei ihm.
Zuletzt war er ganz gelb im Gesicht. Als einer von uns ihn nochmal im Krankenhaus besuchte, meinte auf dem Gang der Stationsarzt "Das wird wohl das letzte Mal sein, daß ihr zu ihm reinkönnt. Der Mann wird heute oder morgen sterben." Leberwerte von über 2000 (!!!)
Wie ich schon weiter oben schrieb, es tut auch weh, wenn man zu Menschen nicht einen so engen Kontakt hat wie zur leiblichen Mutter.....
Wenn sie nicht noch irgendwie zur Einsicht kommt, nützt alles reden nichts.
Sorry, wenn ich nicht was Positiveres sagen kann...

LG Ralf


wuschel30 Offline



Beiträge: 429

27.10.2005 09:16
#14 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Hallo Ralf, Leberwerte von über 2000, Wahnsinn. Ich weiß nicht ob sie sich aufgegeben hat. Nach ihrem Selbstentzug und den erhöhten Leberwerten hat sich hoch und heilig geschworen, dies wird nicht wieder passieren. Aber wie du sicherlich weißt, bedeuten Schwüre nichts von Alkoholikern. Fallen lassen kann ich sie auch nicht, sie ist meine Mutter. Ich glaube auch, ich würde durchdrehen wenn sie stirbt. Es bleibt nur die Frage "warum"? Ich habe gerade mit ihr telefoniert und sie ist noch nüchtern, schön. Wahrscheinlich wäre es für mich auch mal sinnvoll, irgend so eine Therapie zu besuchen. Ich habe das Gefühl versagt zu haben. Sie hatte ein Scheiß Leben. Keiner hat es ihr einfach gemacht, außer vielleicht der Alk. Kein Nachdenken mehr ...... Manchmal ist es schon eine einfache Lösung, nur nicht auf Dauer. Einen rießen großen Respekt an Alle, die ihr Alk-Problem erkannt haben (hat sie ja eigentlich auch) und dagegen ankämpfen. Eure Familien etc. werden es Euch danken .....


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

27.10.2005 09:25
#15 RE: Ich dreh durch Zitat · Antworten

Hi Wuschel !

Zitat
Wahrscheinlich wäre es für mich auch mal sinnvoll, irgend so eine Therapie zu besuchen



Willkommen hier an Board.
Ich bin zwar von der anderen alkoholabhängigen Seite, aber ich schreib mal trotzdem bissi was dazu.

Zur Therapie, wie wäre es erstmal mit dem Besuch einer SHG für Angehörige ?
Du hast in deinem ganzen Leben nichts anderes gekannt, als deine alkoholabhängige Mutter. Es wird Zeit, das du nach dir selbst schaust.

Klar, sie ist deine Mutter, aber willst du mit ihr untergehen ?
Was willst du tun, zu ihr zurückziehen und ihr die Flaschen vor dem Mund wegschlagen ?

Du kannst nichts tun, es ist ihr Leben, ihre Entscheidung, ihre Verantwortung.

Du nimmst sie in Schutz, indem du sagst, sie hatte ein Scheiß Leben.
Beachte : sie allein trug dafür die Verantwortung und hätte etwas verändern können.
Niemand hat keine Handlungsmöglichkeiten.

Ich glaube auch, man kann nicht gegen den Alkohol kämpfen, denn er gewinnt immer.
Ich für meinen Teil habe ihn losgelassen, ihn gehenlassen, weil ich ihn nicht mehr brauche.


Mein Vater war auch Alkoholiker.

Gruß
Bea


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