Ich bin der Mirko und fast 40 Jahre alt.Natürlich bin ich Alkoholiker,das weiß ich schon seit meiner ersten Entgiftung 1992 in HB.Seitdem gab es weitere 15 Entgiftungen und 3 Therapien,die letzte Entgiftung vor 4 Monaten in Walsrode.Ich habe mal wieder das Gefühl das etwas passieren muß,mit 40 würde ich gerne vernünftig werden. Aber meine Alkoholzeit hat mir gezeigt wie schwer es ist mit dem Trinken aufzuhören,zumindest für mich.100 mal habe ich es bestimmt versucht,aber immer wieder versagt.Ich habe die Treffen der AA besucht,einen Psychologen kontaktiert alles für die Katz.Wenn es ein Burnout im Kampf gegen den Alkohol gibt,dann bin ich fast so weit.Dieser ewige Kampf nicht ganz abzustürzen kostet enorme Energie,ich fühle mich manchmal wie ein Stehaufmännchen. Vor 3 Jahren hatte ich mein erstes Delirium,ich dachte das würde reichen um aufzuhören.Ein trockener Alki sagte mir einmal,wenn ich weiter trinke kann ich all die Grausamkeit der Alkoholkrankheit kennenlernen.Er hatte recht,ich bin auf dem besten Weg mich selber zu zerstören,da macht es auch keinen Unterschied das man im laufe der Jahre von Schnaps auf Bier umgestiegen ist.Die Wirkung und das Endergebniss ist fast gleich,nur dauert es etwas länger. Ich bin jetzt 10 Jahre arbeitslos,habe mich total isoliert.Von meiner Partnerin habe ich mich vor einem halben Jahr getrennt,der Druck das ich auch noch ihr Leben zerstören wurde mir zu groß.Aber ich habe noch eine Wohnung,einen Hund und es ist bei mir sauber.Kaum einer auf der Straße würde denken ich wäre ein Alki,ich gehe sogar 3x die Woche ins Fitnesstudio.Ich bin sehr selbstbewußt,wenn da nur nicht dieser scheiß Alkohol wäre.Abends trinke ich immer noch ein paar Bier,mehr kann ich mir nicht erlauben.Habe immer ziemlich starken Entzug wenn es zu schlimm wird und enorme Schlafstörungen.Aber es geht so nicht weiter,ich nehme in letzter Zeit auch noch Doxepin zum Bier dazu.Ich merke immer mehr wie ich geistig abbaue,auch körperlich bin ich trotz Sport schneller erschöpft.Eine Familie gibt es eigentlich auch nicht mehr,wie gesagt ich lebe in der Isolation. Aber der große Wunsch nach der zufriedenen Trockenheit ist da,vielleicht habe ich nur Angst vor dem Weg.Gruß Mirko
erstmal sei von mir herzlich begrüsst hier an Board. Ich kann dir nicht viel raten, bin keine Expertin.
Ich wünsche dir die Kraft und den Mut aufzuhören. Denke aber anhand deiner Geschichte, dass du dabei dringend Hilfe benötigst. So ein Entzug ist ja nicht ohne.
Eigendlich müßtest du ja genug "Handwerkszeug" mitbekommen haben in deinen diversen Therapien.
Was denkst du, ist dein Problem ? Warum ist es so schwer, dein Leben und dich selbst nüchtern zu ertragen ?
Ich glaube auch nicht, das es darum geht, "vernünftig" zu werden, sondern den Rest deines Lebens noch zu erleben. Mit deutlich mehr Lebensqualität als seither.
Das Problem bin ich,das ist mir vollkommen klar.Es gibt da aber viele Dinge in meinem Leben die total dumm gelaufen sind(Kindheit),das alles aufzuarbeiten ist sehr schwer.Und ohne meine "Krücke"eigentlich unvorstellbar,aber es muß einen anderen Weg geben.
ZitatGepostet von mirko65 Das Problem bin ich,das ist mir vollkommen klar.Es gibt da aber viele Dinge in meinem Leben die total dumm gelaufen sind(Kindheit),das alles aufzuarbeiten ist sehr schwer.Und ohne meine "Krücke"eigentlich unvorstellbar,aber es muß einen anderen Weg geben.
Hallo Mirco,
herzlich willkommen hier im Forum.
Den Klotz mit der Kindheit, ja den hab ich mir auch lange ans Bein gehängt. Wirklich bis es nicht mehr ging..
Glaub mir eins das mit dem Aufarbeiten sollte es denn notwendig sein das schaffst du ganz sicher mit der Krücke Alkohol auf keinen Fall. Und ohne solltest du dir überlegen ob es denn notwendig ist das alles aufzuarbeiten.- Sprich den ganzen Scheiss mit in die neue Zukunft schleppen ?
Manchmal tuts ein Schlussstrich auch. Und der sollte eben so aussehen das du für das was bei dir im Heute und im Jetzt passiert ganz allein Verantwortlich bist. Und eben nicht bei jedem Rückschlag und Misslichen Situationen, deine Vergangenheit heranziehst und dort Verantwortliche suchst.
Wenn du diesen Schlussstrich ziehen kannst, dann kannst du auch einen Neuanfang wagen ohne4 zurückzuschauen. Und solltest du dabei merken das da noch einiges aus der Vergangenheit ist was dein Leben im heute und jetzt so beeinflusst das es einer Aufarbeitung bedarf- dann kannst du das immer noch tun.
Das kannst du aber eigentlich erst feststellen wenn du bereit bist dich mal nüchtern zu ertragen um festzustellen wo der Schmerz überhaupt ist...
Unter Drogen ist der Rückblick und das verweisen auf die Vergangenheit nichts als Selbstmitleid.
Kenn ich nur zu gut. Diese Denke, meine Kindheit ist schuld an meiner Sauferei.
Heute denke ich, das hat mich gehindert erwachsen zu werden, für mich selbst Verantwortung zu übernehmen. Denn die Verantwortung und Schuld schob ich ja nach wie vor auf mein Elternhaus. Das diese Denke ein Vorwand ist, um weiter mit vermeindlich guten Gründen saufen zu können. Und gesoffen habe ich, weil ich alkoholabhängig bin.
Aber : es geht um mein Leben, und ich kann etwas verändern. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern. Aber ich kann dafür sorgen, das es mir heute gut geht. Dazu mußte ich aber auch von der Schuldzuweisungsschiene runter und kapieren, das ich für mein Leben selbst verantwortlich bin.
hallo Mirko, "total dumm gelaufen sind(Kindheit),das alles aufzuarbeiten ist sehr schwer" // Ich sehe es nicht als Schuld wegschieben wenn du in deiner Kindheit nach den Unzulänglichkeiten bis Unmöglichkeiten suchst. Aber selbst wenndu sie alle gefunden hättest, dann ändert das nichts an der Tatsache dass du Alki bist, und daher abstinent leben musst. Und deine sämtlichen Probleme oder Fragen lösen sich garantiert erst dann, wenn du eine Weile nicht trinkst. Und wenn du echter Alki nist, dann dauert die Weile dein Leben lang. Nur sorum wird ein Schuh daraus. Auch meine Schwierigkeit bestand früher darin dass ich ein Leben ohne Alk überhaupt nicht vorstellen konnte. Das gab sich aber mit der Zeit, Gruß Max
von mir auch ein herzliches willkommen hier. Nach dem was du so erzählst, sollte man oder du eigentlich meinen, du weißt wo es lang geht ...und trotzdem scheinst du noch nicht unten angekommen zu sein ne? Ich bin sehr betroffen von deinen Schilderungen. Das hört sich so nach totaler Selbstzerstörung an, Selbstmord in Raten... War das mal Thema in deinen Therapiestunden? Sorry wenn meine Frage zu direkt sein sollte...
das große Warten auf den „Klick“. Warten, dass „etwas“ von - ja, woher denn? - dahergeschwebt kommt, sich in dir einnistet und dir die Sucht vertreibt. „Sie haben mich nicht trocken bekommen“, hörte ich vor kurzem von einem Alki, der eine ganz ähnliche Suchtkarriere hat. „Sie hätten halt irgendetwas anderes mit mir machen sollen, damit es funktioniert.“ - Es - Etwas - das Delirium würde reichen - Alkoholburnout, usw.
Die endlose Suche nach „Es“? Und, weil sonst wäre es ja schon fast wieder zu einfach zu kapieren, das Ganze ein bisschen verkompliziert mit dem uralten Verweis auf all die unschönen, vielleicht manchmal wirklich grausamen Ereignisse in unserem vor-dem-Alkohol-Leben.
Ich fürchte, du wirst noch sehr lange auf „Es“ und den „großen Klick“ warten müssen. Noch deutlicher: Es wird von nirgendwo her, weder durch die zweiundfünfzigste Therapie, noch durch das vierhundertzehnte Therapeutengespräch, und bei deiner hoffnungsvollen „im Suff warten“ Einstellung auch nach dem zehnten Delir ein „Es“ geschwebt kommen, das dir die Verantwortung für den Weg, für den du dich entschieden hast, abnimmt.
Du hast recht. Sie kostet unglaublich Energie, diese Scheißsucht. So viel Kraft, die dir dann logischerweise für einen Ausstieg und für den Beginn eines abstinenten Weges fehlt. Weil bestimmt weißt du das aus deiner langen Alkoholkarriere, dass auch der Weg in die Abstinenz zunächst einmal Energie, Lebenswille und Lebensmut, vor allem viel Selbstverantwortung benötigt.
Du hast auch recht, wenn du zuerst einmal deine dumm gelaufene Kindheit aufarbeiten möchtest, um dich anschließend - eventuell, wenn der „Klick“ geflogen kommt - in Richtung Abstinenz aufzumachen, dass es besser ist weiterzumachen, wie bisher. Weil glaub mir: Das ganze Leben ist voller „dumm gelaufener Dinge“. Tagtäglich könnten wir kotzen, jammern, heulen, mit den Zähnen klappern, uns endlos beklagen und „ohne Krücke“ nicht von hier nach dort denken, geschweige denn laufen.
Deine Krücke ist der Alkohol. Die Krücke eines trockenen, zufriedenen Alkoholiker ist er sich selbst. Und manchmal, wenn er, also „seine Krücke“, instabil wird, dann geht er sozusagen in die Werkstatt-SHG, wo neuer Saft in das Krückenholz gepumpt wird, damit er wieder stabil wird. Oder er hat andere „Energietankstellen“, die ihn wieder aufrichten. Um all das, was „dumm läuft“ - ohne Alkohol in Gelassenheit ertragen, tragen und sogar mittragen zu können.
Eigentlich einfach, oder? Mit Alk keine Aufarbeitung, weder vom einen noch vom anderen. Mit Alk keinerlei Chance auf „den Klick“. Keinen Hauch der Hoffnungserfüllung, um „Es“ kennen zu lernen. Ohne Alkohol laufen lernen, erst mit Krücken, dann allein. Plötzlich - „KLICK“. Du wachst eines Morgens auf und „ES“ ist in dir, um dich, erfüllt dein Leben. Burnout kennst du nur noch, weil dir vor lauter Lebensfreude die Tage zu kurz werden. Und dann, vielleicht, wenn du es tatsächlich noch für notwendig erachten solltest (aber wahrscheinlich ist das nicht unbedingt), dann kannst du mit den „dumm gelaufenen Ereignissen deines vor-dem-Alk-Leben“ machen, was immer du möchtest. Alkoholische Krücken wirst du dann dazu nicht mehr brauchen.
Unvorstellbar? Dann guck dich mal hier um, und du wirst viele „Unvorstellbare“ finden. ;-)
So ist das mit dem kontrollierten Trinken,3 Jahre habe ich mir selber etwas vorgemacht.Das Ergebniss ist ein totaler Kontrollverlust vor 2 Wochen,das hatte sich ja schon angekündigt. Die Wohnung ein einziges Schlachtfeld,ich selber mit blauen Flecken und aufgeschlagenen Knien.Mein Gesicht mit Schnittwunden von den Stürzen übersäht,letzte Chance 112 genutzt.Ab ins Krankenhaus,Distra und Tropf die letzte Rettung vielleicht.Nach 1 Woche wurde ich gestern entlassen,bin jetzt dabei die Wohnung und das ganze Chaos zu ordnen.Woher ich die Kraft nehme weiß ich auch nicht mehr,aber eines weiß ich genau.Trinken kommt nicht mehr in Frage,die Hoffnung stirbt zuletzt.
klingt jetzt vielleicht im Zusammenhang mit deinem Absturz etwas schräg, aber ich freue mich echt, dass Du wieder da bist - und vor allem, dass Du auf dem Weg bist aus der Sucht rauszukommen.
Ob Du Dir nicht doch etwas Unterstützung mittels SHG holen möchtest? Ist nicht das Schlechteste, wenn Du in der Situation Leute um dich hast, die wissen, wie es so ist.