Hallo Forum, Ich will auch mal was schreiben, und vielleicht hören, was ihr so denkt. Naja, eigentlich weiss ich es ja schon, Alkohol ist schlecht, schlecht, schlecht für mich & ich sollte damit aufhören. Ich trinke seit, hmmm, sechs Jahren? Na so circa, mein Gedächtnis ist ziemlich beim Teufel, hat bestimmt auch was mit dem saufen zu tun. Also seit sechs Jahren, Anfangs immer viel Wein, so um zwei Liter am Abend. Also, Alkohol trinke ich auch schon ein paar Jahre länger, auf Feiern und so, aber ich habe das Gefühl dass es irgendwann pathologisch geworden ist, regelmässig, viel und auch viel allein. Es hatte allerdings auch sein gutes, ich habe damals gemalt und geschrieben, und Alkohol hat mir wirklich geholfen, 'kreativer' zu sein. Negative Auswirkungen gab es eigentlich kaum, denn irgendwie hatte ich eigentlich nie einen Kater, sondern war eher am nächsten Morgen immer noch leicht besoffen. Ich habe damals auch regelmässig gekifft, und damit war's so ähnlich, andere Leute sind ne Stunde high, oder zwei, und dann wieder runter, ich war nach einem Joint den ganze Abend drauf. Also ging's mir nie wirklich schlecht, jedenfalls nicht körperlich. Naja, vom kiffen schon, da hatte ich dann schon manchmal üble Erfahrungen mit Schüttelfrost und Angstattacken, aber vom kiffen bin ich zum Glück ziemlich weg, rauche jetzt vielleicht zweimal im Jahr, Gelegenheitsweise und auch nicht mehr allein. Nicht weg bin ich leider vom Alkohol. Zwischenzeitlich hatte ich mal eine Beziehung, mit einer Frau die immer sehr deutlich gesagt hat dass ich mich schon entscheiden müsste zwischen ihr und dem Alkohol, und da ist es mir auch anfangs überhaupt nicht schwer gefallen die Finger von der Flasche zu lassen. Durch die Rosa Brille gesehen war das alles ganz einfach, ich hab mich dann sogar richtig vor Alkohol geekelt und war über ein halbes Jahr absolut trocken, habe stattdessen nur noch grünen Tee getrunken und viel meditiert. Aber dann war die Rosa Brille irgendwann nicht mehr so rosa, und ich hab meinen grünen Tee wieder mit Schuss getrunken. Oder besser gesagt habe ich mir doch öfter mal das 'eine oder andere' 'Bierchen' 'gegönnt' - ich habe einen Job im Aussendienst & bin die ganze Woche über in irgendwelchen Hotels, da ging das ganz gut, denn eigentlich hat sie es mir ja nach wie vor 'verboten'. Inzwischen ist die Beziehung hin, und ich bin wieder ganz auf der alten Schiene, bin jetzt noch mehr allein und trinke recht regelmässig. Sylvester habe ich z.B. zehn Folgen 'Lost' geguckt und mir zu jeder Folge eine neue 0,5er Dose Becks aufgemacht, am Neujahrstag war ich dann leicht resigniert, fünf Liter Bier, ganz allein... Ich trinke nicht jeden Tag, es gibt eigentlich in jeder Woche zwei oder drei Tage an denen ich nüchtern bleibe, dann schlafe ich schlecht (zB gestern nichts getrunken, es aber auch erst morgens um fünf in die Kiste geschafft). Als ich wirklich angefangen habe über mein Alkoholproblem nachzudenken, da war ich an solchen Tagen immer stolz auf mich, aha, es geht doch ohne, da habe ich dann immer gedacht dass ein solcher Tag ein Anfang sein kann. Aber mittlerweile habe ich bemerkt dass nach einem solchen trockenen Tag immer der nächste kommt, an dem ich das alles wieder ganz anders sehe, an dem ich diese Sch**ssegalhaltung habe und mir selbst sage dass eine Flasche Wein ja soo viel nun auch nicht ist etc pp. Also wirklich, ich kann fast die Uhr danach stellen, es ist immer abwechselnd, ein oder zwei Tage saufen, einen Tag trocken. Dann gibt's mal einen Abend der trocken anfängt, an dem ich mich dann aber doch noch zum Kiosk aufmache (und zwar auch bei Eis und Schnee zur drei KM entfernten Tanke, wenn's sein muss) - das sind eigentlich die schlimmsten Tage, weil ich an denen immer besonders das Gefühl habe, 'verloren' zu haben. Wobei, die schlimmsten Tage kann man fast auch nicht sagen, denn eigentlich sind alle Tage nur noch so ein Brei.
So sieht's also aus, danke für's lesen, wäre schön wenn das alles jemand verstehen kann - die paar Leute, die ich im 'richtigen' Leben kenne sind alle mehr oder weniger normal, da ist eigentlich niemand mit dem ich drüber reden könnte (oder wollte...)
Den ersten und wichtigsten Schritt hast Du bereits getan: Du siehst Deinen Alkoholkonsum als "pathologisch" an und Du bist (höchstwahrscheinlich nicht zufällig:grins2 auf einem Alkoholiker-Forum gelandet.
Wenn Du Dich hier durchliest,wirst Du wertvolle Tipps finden,welche Schritte Du jetzt gehen solltest,wenn Du ernsthaft mit dem Trinken aufhören willst!
Hallo Oblomov,herzlich willkommen auf diesem Board.Das was Du so schilderst kenne ich sehr gut,bei mir wurde es aber noch schlimmer.Ich habe fürchterliche Entzugserscheinungen gehabt bis hin zum Delir,da habe ich Dinge gesehen und gehört die gibt es garnicht. Ich habe vor fast 6 Wochen eine Entgiftung im Krankenhaus gemacht,seitdem bin ich trocken.Vorher lag ich in meiner Wohnung die ein Saustall war,ich selber von blauen Flecken und Schnittwunden übersäht.Da half nur noch 112 ab ins Krankenhaus,Distra und Tropf.Ich hätte nie gedacht das es mal so schlimm kommen könnte.Mir hat mal ein trockener Alki gesagt,:wenn du weiter säufst kannst du alle Schrecklichkeiten des Alkoholismus kennenlernn,du mußt nur lange genug üben". So weit muß es aber nicht kommen,wie wäre es wenn du dir Hilfe holst.Über eine Suchtberatungsstelle zum Beispiel,alleine wirst du es wohl nicht schaffen wenn du Abhängig bist,gruß Mirko
Naja ich glaube dass wäre mein erster Schritt - mich soweit zu kriegen dass ich 'wirklich mit dem trinken aufhören' will... Wie ich anderswo hier im Board schon gelesen habe, ich kann mir ein Leben ganz ohne Alkohol gar nicht so richtig vorstellen. Klar, im Moment und so allein ist saufen nicht lustig, mehr so ein Zeittotschläger & eigentlich ist daran nix positives, aber dann im Sommer, im Urlaub, mit Leuten am Strand, und alle trinken Wein... Ohje! Aber wahrscheinlich kann man nicht alles haben...
Mirko, das hört sich allerdings schlimm an. Ich hab auch so das Gefühl dass ich erst völlig zusammenbrechen muss bevor ich wirklich was ändere. Der Zustand meiner Wohnung ist schon so, wie du's beschreibst, immer am umkippen, ich räume schon pausenlos dagegen an, aber meist hilft das nicht viel weil ich dann meine zwei besoffenen Abende nehme um alles wieder zu 'verwüsten'. Überall stehen leere Flaschen und Dosen, das ist das schlimmste, weil ich mich dafür schäme.
Danke jedenfalls für eure Antworten, mal sehen ob ich heute abend auch 'durchhalte'...
O.
PS der Nick ist übriges von Gontscharow, hatte eben überlegt und der Name schien mir ganz passend, weil eben dieser Oblomow auch über viele hundert Seiten daran kaputt geht dass er seinen Hintern nicht hochkriegt...
hab gleich mal gegoogelt und bei wikipedia wg. dem Herrn Gontscharow geschaut.
Als kleines Angeberle hab ich mir immer etwas auf meine Literaturkenntnisse eingebildet, aber den Herrn Gontscharow kannte ich noch nicht...
Die Geschichte von Oblomow erschreckt mich aber dennoch. "Kaputtgehen an der Langeweile" - da erkenne ich mich auch wieder drin.
Wieviele Abende habe ich einfach nur vor Langeweile getrunken - ähmmm gesoffen -, anstatt etwas Sinnvolles zu tun?
Die "aktive Lebensgestaltung" nehme ich mittlerweile extrem wichtig und es kann richtig gefärlich werden, das zu vergessen - das habe ich bei einer meiner ca. 500 Niederlagen beim Aufhören mit dem Trinken erkennen müssen.
Ich kenne die Problematik auch. Langeweile, keine Lust was zu tun, Geld in der Tasche, ab zur Tanke, egal was es kostet. Hauptsache saufen. Vorher war der Stress noch da, so kam es, das ich im Sommer 2005 völlig durchgedreht bin, zur Tanke mit dem Auto, 4 km, Bacardi und Cola, hatte ja schon was getrunken. Auf dem Rückweg habe ich dann einen Umweg nehmen wollen, Auto im Wald festgefahren, 4 Stunden durch den Wald gegondelt, Berg hoch und Runter, Oft den Abhang runtergerutscht. Na ja dann kam da noch ein Bauernhof, da nahm ich mitten in der Nacht um 3 einen Traktor mit. Die Besitzer holten mich ein, holten die Polizei. Führerschein war weg. 1,53 Promille, Abbau in der Stunde 0,18 Promille. Strafanzeige wegen Fahren unter Alkohol. Das schon zum 2. Mal. Ich dachte nur noch an Selbstmord. Dann musste ich aus den Bergen umziehen ins Dorf. 12 Monate Führerscheinentzug, 2350 Euro geldstrafe und MPU kommt noch.
Wie weit muss man eigentlich fallen, bis man erkennt das man Hilfe braucht??
Ich weiß es ja nun mittlerweile und der erste Schritt ist Hilfe zu suchen, auch wenn man dafür Umwege gehen muss. Und hier im Portal finde ich mich irgendwie wohl.
hast du dir mal überlegt, wieviel Energie dich das kostet, durch die klirrende Kälte bei Nacht und Nebel deinen Anker an dem 3 KM entfernten Kiosk festzumachen?
Was geht dir durch den Kopf auf dem ambitionierten Weg dorthin?
Ist es nicht richtig klasse, die dir geschenkte Lebenszeit mit solch gewinnbringenden Aktivitäten, wie dem Durchwaten eisigen Grundes oder dem Bekämpfen der böswilligen Großwetterlage auf der Suche nach Erfüllung im Rausch zu erfüllen??!?
Wie fühlst du dich auf dem Weg retour?
Bist du allein? Hast du deine Zeit gefüllt? Warst du weg? Hast du dich gespürt?
Wohin solltest du dich eigentlich auf den Weg machen?
ich habe auch immer gedacht, daß ich kein Alkoholiker sein kann, da ich nur am Wochenende getrunken habe. Das aber immer exzessiv (schnell und effektiv) und mit starken Entzugserscheinungen am Sonntag.
Zitatdie paar Leute, die ich im 'richtigen' Leben kenne sind alle mehr oder weniger normal, da ist eigentlich niemand mit dem ich drüber reden könnte (oder wollte...)
Du glaubst ein Alkoholiker sei nicht normal? Ich empfinde die Mitglieder von diesem Board und von meiner SHG als normale Menschen.
Ja, was ihr schreibt kommt mir bekannt vor, aktive Lebensgestaltung und so... Ich hab das Gefühl ich trinke u.a. auch, um überhaupt irgendwas zu erleben, und wenn es so Sachen sind wie mit dem Auto im Wald festfahren (habe aber zum Glück kein Auto, bei mir ist es dann das Fahrrad...). Ich habe auch schon oft versucht, mir das mit der aktiven Lebensgestaltung auf die Fahne zu schreiben, das klappt auch immer für ein, zwei Tage, aber dann holt mich das saufen doch wieder ein & ich sitz wieder rum. Auch gern so, dass ich dann ganz stolz auf mich bin wegen dem, was ich in den nüchternen Tagen 'geschafft' hab, und mich mit Alk belohnen will. Ganz egal, wie fest ich mir vorher vorgenommen hatte dass jetzt alles anders wird. Und so weiter und so weiter, siehe oben, Brei.
Das mit der Hilfe - ich hatte letztes Jahr ein paar (~15) Sitzungen bei einem Psychotherapeuten, nicht nur wegen dem saufen sondern vor allem wegen dem was womöglich die Ursachen dafür sind (Angst und so...), aber das hat absolut _nichts_ gebracht, nichtmal ansatzweise. Ich hab natürlich auch schon überlegt mal zu den AA zu gehen, aber ich weiss nicht, ich könnte mir denken dass ich da dann mit Leuten sitze die seit zehn Jahren zwei Flaschen Vodka am Tag wegziehen?! Naja, ich werd hier nochmal ein bisschen weiterlesen, wie ihr ja schon geschrieben habt gibt's hier bestimmt ein paar gute Tips.
O.
PS Arne, wünsch dir auch viel Glück mit deiner Führerscheinlosen Zeit! Kann nur radeln empfehlen, ich habe auch eine Weile ohne Auto 15 KM vom nächsten Bahnhof, Supermarkt etc. weg gewohnt, das macht ganz schön fit & ist schön aktiv... hoffe das klingt jetzt nicht zynisch, ist aber nicht so gemeint (ich weiss ja nicht wie sehr du wirklich auf's Auto angewiesen bist...)
Hallo Ralfi, klar, du hast Recht, es hat wohl jeder so seine Probleme, und wenns eben der Alkohol ist ist das auch irgendwie normal. Ich hab nur gemeint dass es schwer ist mit Leuten drüber zu reden die das Problem nicht kennen, da heisst es dann gern mal 'dann trink doch einfach weniger', aber jemand der nie süchtig war kann eben nur schwer verstehen wie das ist. Ich glaube ich empfinde halt vor allem mich selbst als sehr 'unnormal'. Wollte aber niemandem auf die Füsse treten...
ich habe habe mich nicht auf die Füsse getreten gefühlt. Für mich ist eine Voraussetzung für eine zufriedene Abstinenz, daß du dich und dein Alkoholproblem als normal annehemen kannst. Du hast keine ansteckende Krankheit und kannst alles, und noch viel mehr, machen was ein Betrunkener kann.
ZitatGepostet von Seelchen frohes neues Jahr dir gewünscht, Oblomov!
hast du dir mal überlegt, wieviel Energie dich das kostet, durch die klirrende Kälte bei Nacht und Nebel deinen Anker an dem 3 KM entfernten Kiosk festzumachen?
Was geht dir durch den Kopf auf dem ambitionierten Weg dorthin?
Ist es nicht richtig klasse, die dir geschenkte Lebenszeit mit solch gewinnbringenden Aktivitäten, wie dem Durchwaten eisigen Grundes oder dem Bekämpfen der böswilligen Großwetterlage auf der Suche nach Erfüllung im Rausch zu erfüllen??!?
Wie fühlst du dich auf dem Weg retour?
Bist du allein? Hast du deine Zeit gefüllt? Warst du weg? Hast du dich gespürt?
Wohin solltest du dich eigentlich auf den Weg machen?
Mensch, Sucht ist so einfach zu begreifen...
Ich wünsch dir einen klaren Weg Marianne
[ Editiert von Seelchen am 02.01.06 16:55 ]
Wow... Ja, irgendwie trifft das alles... danke! Du fragst wie ich mich fühle usw - während ich dann unterwegs bin fühle ich mich gut, wie du sagst, weil ich mich dann spüre, unterwegs bin, da ist dann nur so ein nagendes Schuldgefühl, weil ich eben doch wieder Alk besorgen gehe. Aber immerhin, ich bin in Bewegung. Was mir dabei durch den Kopf geht, naja... vielleicht sowas wie 'So, die Welt kann mich jetzt mal, ist mir doch egal, ob das gut oder schlecht für mich ist, hmm, wow, ist ja total gefährlich hier nachts auf der Landstrasse ohne Licht zu radeln etc pp...' Das alles ist zwar auch ein gutes Gefühl, aber trotzdem insgesamt ziemlich destruktiv. Und wenn ich mir das jetzt so angucke, irgendwie pubertär, fürchte ich, so eine leicht hilflose Auflehnung... Wohin ich mich eigentlich auf den Weg machen sollte, tja, da fallen mir entweder so wolkig-esoterische Sachen ein (Liebe, Wahrheit, Selbstverwirklichung) oder aber ein paar praktische Dinge, die aber tatsächlich eine Menge Selbstdisziplin erfordern und mein Leben ganz schön umkrempeln würden (zB endlich meinen miesen Job aufgeben, und eben trocken werden...). Selbstdisziplin ist leider nicht eben meine starke Seite, fürchte ich. Aber Du hast natürlich recht, und ich danke dir nochmal für den
Es kommt nicht auf die Trinkmenge an um Alki zu sein und auch nicht ob jemand jeden Tag trinkt.Das ist bei jedem anders,der eine ist Pegeltrinker und braucht immer eine gewisse Menge Sprit im Blut.Ein anderer ist Quartalssäufer,trinkt Wochenlang nichts,und schlägt dann wieder Tagelang zu. Andere saufen rund um die Uhr bis zum Zusammenbruch,auf jedenfall hat das immer Folgen(negativ) Aber wenn man Abhängig ist und nicht aufhört oder aufhören kann,wirds brenzlig.Alkoholismus ist eine schleichende Krankheit,das ist das gemeine.Ehe man es merkt das etwas nicht stimmt ist es schon zu spät. Und es ist eine Krankheit die 3fach Folgen hat,geistig,körperlich und seelisch.Aber das Lesen hier hat mir sehr geholfen,ich finde mich in vielen Geschichten und Lebenssituationen wieder.