Auch ich habe nun beschlossen meine Geschichte zu erzählen. Eigentlich wollte ich mir dies aufheben zum 1-jährigen SaufNixMitglied-Tag (28.2.) aber ich tu es heute am Geburtstag meiner jüngsten. Sie hat viel dazu beitragen dass ich heute nicht mehr trinke. Und dies soll meine wirkliche „ehrliche Geschichte“ sein.
Ich wurde als einziger Sohn geboren , war immer froh darüber gewesen nicht mit einem Bruder oder einer Schwester irgendetwas teilen zu müssen. Ich wurde immer „verwöhnt“ . Seit Schulalter räumte meine Mutter alles beiseite was ich so liegen liess , nicht mal mein Bett hatte ich , bis ich 18 war , mal selbst neu bezogen . Taschengeld hatte ich bereits im Alter von 9 Jahren immer im Überfluss. Da ich „einziger“ war bekam ich was ich wollte. Ich musste mir nie etwas erarbeiten , bekam immer alles in den „Arsch gesteckt“ , sei es Reisen , Autos , Motorräder oder Bargeld. Selbst mein Grundstück und das Haus darauf hat mir mein Vater geschenkt.
Heute frage ich mich ob ich nicht deswegen begonnen habe zu trinken weil ich nie lernen musste mir etwas zu erarbeiten. Soweit ich weiss , gab es in unserer Familie keine Alkoholiker.
Mein Eigenheim war allerdings das letzte was ich einfach so bekam. Mit 26 wurde ich Vater und von da an gabs keine Kohle mehr , weder von meinem Vater noch von meiner Oma. Mir wurde gesagt alles wäre von nun an für das/die Kind(er). Dies ist bis heute so geblieben , die Kinder sind verwöhnt haben im Alter von 7 und 13 schon alles wovon andere Kinder , ärmere , nur träumen können. Ich denke hier habe ich als Vater bis heute versagt.
Mit Alkohol hatte ich bis dahin relativ wenig am Hut. Mein erstes Glas Alkohol trank ich mit 17. Getrunken wurde nur an WE , meistens so 2 oder 3 Bier. Dies hielt sich alles in Grenzen bis ich meine jetzige Frau kennenlernte. Ich war so etwa 20 und beim WE Ausgehen in die Disco trank ich mittlerweile meist Martinis. Da meine Frau für Alkohol kein Verständnis hatte sagte sie mir im Streit , wenn ich noch 1 Glas Martini trinken würde , würde sie mit einem wildfremden Disco-Besucher nach Hause fahren.
Sie tat es. Weil ich noch einen trank.
Tagsdarauf gab es Versöhnung und ich trank nur noch selten und sehr wenig Alkohol und dies bis zu meinem 26.Geburtstag. Ihr zuliebe . Das Wort Alkoholismus war mir bis dato immer noch fremd. Mittlerweile wurde unsere Tochter geboren und im Alter von 1 Jahr fing sie an nachts nicht mehr zu schlafen. Während Wochen und Monaten wurden wir von ihr mindestens 3 x in der Nacht geweckt , an Durchschlafen war nicht mehr zu denken. Ich fing dann allabendlich an Bier zu trinken und merkte , nach 2 oder 3 Starkbier , konnte ich ein-und durchschlafen und gewöhnte mich an dieses Ritual.
Tag für Tag .
Meine Frau war ja noch da , warum sollte ich weiter mit aufstehen , schliesslich musste ich ja arbeiten gehen . Welch egoistisches Arschloch ich doch war . Hatte bis dahin mein Staatsexamen absolviert und wurde Staatsbeamter mit gutem Lohn und unkündbar.
So um 2002 fing ich an eine Vorliebe für Whisky zu entdecken. 1 grosses Glas Whisky wiegte mich schneller in den Schlaf als 3 Bier ! Und ausserdem „schmeckte“ mir das Zeug auch noch. Meine Tochter schlief mittlerweile die Nächte durch. Ich trank trotzdem weiter , fing aber erstmals an mir Sorgen über meinem Konsum zu machen .
Ich versuchte dann mal 2 oder 3 Tage ohne Alk zu schlafen. Ich schlief schlecht ein , verspürte aber keine Entzugserscheinungen. Schliesslich trank ich ja auch nur abends , niemals am Tag , wenn ich Auto fuhr war Trinken ebenfalls tabu. Und ein richtiger Alki , der trinkt doch schon morgens früh , hat gar nichts mehr , Job ,Haus , Familie. Also war ich doch noch nicht schlimm dran. Ich ein Alkoholiker ? Niemals.
Die Menge erhöhte sich nach ein paar Monaten und ich trank abends immer deren 2.
So richtig Grosse !
Hier muss ich kurz einhaken da mir noch immer Max mx einfällt. Er fand es seltsam dass sich mein Konsum nicht erhöhte und hier muss ich eingestehen dass ich damals nicht die Wahrheit sagte. Nasse Alkis lügen eben . (@ Maxmx Dank dir übrigens für deine immer tollen Beiträge , les sie sehr gerne )
Der Inhalt der Gläser stieg stetig.
Man kann ja schliesslich auch eine halbe Flasche auf 2 Gläser verteilen. Egal , es waren ja nur 2 Glas. Inhalt doch egal ! So belog ich mich ständig selber.
Meine Frau sagte gar nichts zu meinem Konsum , da sie immer nur einen halben Zentimeter in meinem Glas sah. Was war ich doch für ein schlaues Kerlchen . Sie wunderte sich nur manchmal warum ich morgens so schlecht aussah ? Immer schön aufpassen dass ich niemals „erwischt“ wurde dass mal 4 oder 5 Zentimeter hoch Whisky in meinem Glas stand ! Ich begann meine alte Flasche W. immer mit einer neuen aufzufüllen und so fiel es meiner Frau nicht auf dass die Flasche immer schneller leer wurde. Die leeren entsorgte ich immer selbst während ich zum Tanken fuhr oder einkaufen ging. Bis Ende 2003 sah ich mich immer noch nicht als richtiger Alki , Alkis kaufen billigen Fusel und ich trank doch Glennfiddich , Tallisker oder Lagavullin , jede Flasche zwischen 30 , 50 oder gar 60 € ! An Geld hat es mir nie gemangelt , ich war doch von Kind auf gut verwöhnt worden und gönnte mir sogar in Sachen Alk die besten Flaschen. Was für ein krankes Hirn ich doch schon hatte !
2005.
Ich blickte morgens immer auf die halbleere Flasche vom Vorabend. Einen halben Liter . Manchmal sogar mehr. Selten weniger.
Abend für Abend.
Ich konnte nicht mehr.
Ich musste weg davon , von den kaputten Morgen , den Kreislaufstörungen und Brechreiz. Ich wusste nun dass ich von dem Zeug so einfach nicht los kam und gestand meiner Frau und meinem Hausarzt meinen Alkoholismus .Dank dieses Forums und euch. Ich war zu der Zeit bereits hier am Board angemeldet.
Ab April blieb ich ca. ein halbes Jahr trocken. Einen Rückfall hatte ich durch den Tod meines besten Freundes im September.Die Nachricht warf mich um.
An diesem abend soff ich mich fast halbtot. Über 1 Liter Whisky ! Meine Frau fand mich morgens im Flur.
Seit dem 19.September bin ich wieder trocken. Ich will nicht mehr trinken.
Hallo, und ich denke, mit dem Ziel der Familie und der so kleinen und so hilfebedürftigen Kinder hast Du jegliche Möglichkeiten vor Augen, die es nur geben kann. Denk immer daran, was es für die Kinder bedeutet, wenn Du trinkst. Es ist, wenn man mal wirklich Schluss macht, schlimm, wenn man darüber nachsinnt, was man denen alles antat. Man kann als Vater versagen, aber man sollte es nicht tun, weil man es nicht versucht. Insofern, viel Glück.
bemerkenswert an deiner Geschichte finde ich, dass du von selbst aufgehört hast. Kein Druck von aussen, keine finanziellen Nöte, keine Drohungen vom Arbeitgeber. Nix. Einfach die Einsicht, dass das Zeug dir nicht gut tut und du damit nicht umgehen kannst. Wie gesagt, bemerkenswert
Ich neige dazu, mir meine virtuellen Gesprächspartner vorzustellen. Wie sieht er aus, wie kleidet er sich, wie benimmt er sich, hat er Ecken und Kanten, ist er lustig, cholerisch, ein Arschloch, ein Schleimer, ein Spinner, ist das einer mit dem ich mal einen Kaffee trinken würde oder eher einer, den ich ohne Probleme wegen Sodomie anzeigen würde.Kurz, ich suche den Mensch hinter der Fassade.
Das habe ich auch bei dir versucht. Und es fielen mir zwei Attribute zu dir ein. Lieb und glatt. Das ist natürlich nichts schlimmes, aber auch nicht wirklich etwas, dass mich persönlich fasziniert. Ich stehe mehr auf die Fraktion, die auch mal Spuren hinterlässt. Und bei dir habe ich so den Eindruck, dass du deine Spuren am liebsten ganz schnell wieder verwischst. Kann es sein, dass du immer versuchst, den anderen zu gefallen? Und kann es sein, dass der Zwerg dabei auf der Strecke bleibt? Wobei der Nick "Zwerg" ja schon nicht unbedingt für etwas Großes und Imposantes steht
jetzt versteh ich das mit dem "OHNE groß werden"!! Ich dachte bislang, es wäre "ohne GROSS werden" gemeint
Ich bin als jüngste von 5 Kindern, und zwei Wahlgeschwistern, (ein Großer Bruder , eine kleine Schwester) auch nicht so dolle GROSS geworden, wie ich's mit meinen Mitte 30 sein sollte.
Is aber nie zu spät, erwachsen zu werden, denk ich mal. Wer will schon ewig trotzig vor sich hinpubertieren?? Und deine Kiddies freut's sicher auch.
Kann es sein, dass du immer versuchst, den anderen zu gefallen?
Ich tat das lange. Ja. Seit ich aber "meinen Weg" gefunden habe bin ich nicht mehr so Was willst du hören ? Aus welchem Grund sollte ich meine Spuren verwischen wollen ? Lieb und glatt ? Mit dem lieb ist in Ordnung , glatt eher kaum.Ich kann auch anders , aber ich bin der Mensch der sich nicht schnell rührt , nicht schnell Kontra bietet und eher die Schnauze hält. Sollte aber das volle Fass mal den berühmten letzten Tropfen abkommen kann ich sehr wohl anders.Ich kann dann förmlich explodieren und "Fressen polieren" wenn du das meinst. Ob Menschen wie ich in deine Fraktion passen ist mir eigentlich egal. Entweder du nimmst mich so wie ich bin und trinkst mit mir einen Kaffee wenn wir uns mal treffen. Oder du lässt es sein falls ich dir doch zuu glatt sein sollte ! Ich kann damit umgehen . Glaub mir das
Und kann es sein, dass der Zwerg dabei auf der Strecke bleibt?
Manchmal bleibt er leider auf der Strecke. Ja Jörg das tut er .Manchmal fehlt dem Zwerg die starke Persönlichkeit. Ehrlicher und offener kann ich dir nicht antworten.
Hoffe man sieht sich in Freiburg und du kannst den virtuellen Zwerg dann mal kennenlernen. Zwerg bedeutet nicht unbedingt dass ich klein bin , und einen breiten Rücken hab ich allemal ,davon darfst du dir gerne ein Bild machen.
hä,hä, das gefiel mir ja doch gleich viel besser Du hast ja Stacheln
Mit dem "glatt" meinte ich in erster Linie, den Anderen keine Angriffsfläche bieten, sich selbst immer schön aus der Schusslinie halten. Allen gefallen wollen.
Aber du hast ja mit deinem letzten Post gezeigt, dass du zumindest mir nicht gefallen willst. Und das gefällt mir
Hallo Zwerg, Ich habe es in der Kindheit nicht so toll gehabt wie du,mein Vater hat sich während der Schwangerschaft verpisst. Meine Mutter gab mich mit 1 1/2 Jahren in eine Pflegefamilie ab,der Rest der Familie war durch den Mauerbau getrennt. So landete ich in einer Pflegefamilie,in der der Vater Alki war.Die ersten 9 Jahre meiner Kindheit waren von Angst geprägt,da der Pflegevater gewalttätig war und die Wohnung zertrümmerte.Mich hat er zwar immer verschont,aber die Angst vor ihm hat schon gereicht. Dann griff das Jugendamt ein und ich mußte zu meiner Mutter zurück,da kam ich vom Regen in die Traufe.Meine Mutter war Alkohol und Tablettenabhängig,ich durfte den Haushalt machen. Ich dachte immer wenn ich eine gute Kindheit gehabt hätte wäre mir das alles mit meiner Sucht nicht passiert. Aber dir ist es ja trotzdem passiert,obwohl du alles hattest.Ich dachte immer meine beschissene Kindheit wäre Schuld an allem,aber ich will das auch garnicht alles immer gleich analysieren.Jetzt im Augenblick schon garnicht. Gruß Mirko
ich habe deine Geschichte auch gelesen und danke dir für deine Offenheit. Schön, dass du in deinem freien Fall früh genug anhalten konntest. Alles Gute für dich.