Hallo zusammen! Ich habe mal eine Frage an die, die schon eine Einzeltherapie gemacht haben oder noch machen. Die letzten 2 Mal nach der Therapie habe ich mich schon beschissen gefühlt. OK heute war es sehr anstrengend, ging wohl ans Eingemachte, aber mir ist nur noch zum heulen und ich seh eigentlich nur noch Scherben. Ging euch das genauso? Ich fühle mich heute psychisch so richtig down und habe nach langer Zeit auch so etwas wie Saufdruck und das wo ich ansonsten von mir selber das Gefühl hatte das es vorher endlich bergauf ging. Ich hatte geschafft mein Verhalten in einigen Bereichen zu ändern. Zwar in ganz kleinen Schritten, aber doch so, das ich hinterher stolz auf mich war. Da mich die Therapiestunde heute aber so niedergemacht hat, würde ich gerne wissen, wie es anderen so ergangen ist. Notfallkoffer habe ich aber schon hervorgeholt und inzwischen ist mein Körper um 1 Liter Fruchtsaftschorle, 1 Tafel Schokolade und ne 1/2 Tüte Chips, reicher. Liebe Grüße Dorte
ich denke Du hast Deinem Therapeuten von Deinem Alkoholproblem erzählt. Wahrscheinlich ist er/sie mit der Aufdeckung evtl. anderer Probleme etwas zu schnell vorgegangen. Thematisire das bei eurem nächsten Gespräch unbedingt. Und wenn´s ganz schlimm kommt, ruf morgen da an und frag am Telefon nach Rat. Wird evtl. nicht gelingen. Hier hast aber auf alle Fälle Freunde, die Dich verstehen und mögen.
Hallo Bernd, ich habe schon beim schreiben gemerkt, das es Erleichterung brachte. Die Therapeutin weiß von meinem Alkoholproblem seit dem ersten Tag, also seit 5 Monaten. Aber du könntest Recht haben, das es mit dem Aufdecken der anderen Probleme etwas zu schnell ging in den letzten 2 Wochen. Dies hat sich aber leider durch akute familäre Probleme so ergeben. Vielen Dank für deinen Zuspruch ich fühle mich schon etwas LG Dorte
Leg dir mal ne Wärmeflasche zu, am besten in Gestalt eines kuschligen Irgendwas...
Ich fülle jeden Abend meine Wärmflasche und packe sie zurück in ihr Gewand... (Teddybär)
Meine Thera war ähnlich vehement. Lass das mal zu. Das wird häufig schneller gehen, als dir lieb ist. Da kommen schließlich auch ganz unvermutet Dinge zu Tage, mit denen du nicht gerechnet hast.
Ich fand meine Therapie spannend. Meine Therapeutin sah ich als Gedankencouch. Sie hat mit ihren Fragen meine Gedanken geordnet. Am liebstn hätte ich lebenslang Therapie, oder eine entsprechenden Partner, der mir mutig entgegentritt und mir seine eigene Wahrnehmung offenbart.
Eine Therapie ist die ideale Chance, sich neu zu ordnen. Gedanken in die richtige Richtung zu lenken. Verletzungen aufzudecken, falsche Verhaltensmuster zu entlarven und sich selbst endlich ernst zu nehmen.
Und wenn dich der Suchtteufel packt oder die Alkbottle ruft ist das ein sicheres Zeichen für etwas ganz wichtiges in deinem Leben. Wenn du es jetzt schaffst, dem Scheißzeug zu entsagen, kommst du dir näher, erfährst Neues über dich und kannst uns dann davon erzählen.
ich war nach Einzeltherapiestunden immer (immer) der glücklichste Mensch der Welt. Kein Wunder, denn wo, wann und mit wem hätte ich denn sonst "darüber" reden sollen - vor allem, wer hätte mich verstanden ?
Marianne hat alles schon gesagt, wie ich es mit meinen Worten sagen wollte.
Marianne,
so eine geschulte Gesprächspartnerin ist was feines, sehe ich auch so.
Lg Manuela
PS die ersten Monate ging es mir hinterher oft nicht gut und das ist nicht so unüblich. Allerdings wird es immer weniger mit fortschreiten der Therapie.
die wirklich wichtigen Themen aufzuarbeiten tut weh. Das ist ein sicheres Indiz, das ihr auf dem richtigen Weg seit. Es lohnt sich mit Sicherheit an diesem Thema zu bleiben.
Sollte der Druck zu stark werden könntest du über eine stationäre Therapie nachdenken.
Schokolade und Chips finde ich im Notfallkoffer nicht so schlimm. Hauptsache es hilft und es verselbstständigt sich nicht (->Suchtverlagerung). Du solltest schauen was dir sonst noch hilft, damit du mehrere Auswahlöglichkeiten im Koffer hast.
"Normal" ist alles oder nichts für unsereine .... und "was heilt, hat Recht"!
Deswegen finde ich deinen Notfallkoffer total in Ordnung (vor allem die Saftschorle: die gehört in den Alltag, nicht bloss für Notfälle :zwinker1 - und ich finde es prima, dass du den Koffer ausgepackt hast statt der alten Sucht nachzugeben!
Wenn dir Schokolade und Chips erst einmal helfen: Okay! Du hast das für dich so rausgefunden und gut is'! (Ich gehe mal davon aus, dass du deinen Notfallkoffer nicht zweimal am Tag auspackst, sondern wirklich nur im Notfall?!)
Was die Therapie angeht: Ich weiß nicht, wie lange du schon abstinent bist, Dorte. Bei mir war es damals so, dass ich acht Monate nach der Entgiftung mit einer ambulanten Entwöhnungstherapie angefangen habe, die ungefähr ein Jahr dauerte. In dieser Zeit ging es nur und ausschließlich darum, was ich tun könnte, damit es mir jetzt besser geht und wie ich mein Leben aushalten und bewältigen kann ohne Alkohol. Tiefe psychische Probleme wurden da nicht angekratzt - es sei denn, ich habe selbst darauf bestanden. Es ging hauptsächlich darum, einen soliden zeitlichen Abstand zu legen zwischen mich und meine Droge Alkohol.
Hintergrund war bei mir, dass ich vor dem Entzug jahrelang Therapie gemacht hatte und alle aufwühlenden Gefühle, die dabei hochkamen, anschließend regelmäßig mit Alkohol gedeckelt und/oder verstärkt habe (je nachdem, was war...).
Dann, ohne Alkohol, war mir besonders wichtig, dass ich die Dinge in meinem Tempo angehen durfte. Quasi in abstinenz- und seelengerechten Häppchen. Das hatte ich mit meiner Therapeutin auch so abgesprochen.
Mir ging's nicht immer Gold nach den Stunden - aber nie so dramatisch schlecht wie nach der 'Psychotherapie'. Für mich war das genau der richtige Weg. Einen Rückfall hatte ich nie.
In deinem Fall, denke auch ich, wäre es ganz richtig, dass du mit deiner Therapeutin darüber sprichst. Richtig gute TherapeutInnen kriegen es übrigens im allgemeinen so hin, dass eine Stunde zum Ende hin eine gute Wendung kriegt, so dass man/frau nicht völlig aufgelöst alleine in die wilde harte Welt da draußen entlassen wird.
Oder ruf sie einfach morgen noch an, genau! Schilder ihr deine Situation und deine innere Not. Schon allein das Loswerden an der richtigen Adresse wird dir vermutlich sehr gut tun.
Du hast jedes Recht der Welt, Dorte, die Spielregeln für deine Therapie selbst zu bestimmen! Auch das gehört zur Genesung und dazu, die Verantwortung für das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen. Du bist nicht das Opfer deiner Therapeutin, ne! Deine Therapeutin kann aber auch nicht hellsehen - und deswegen ist es wichtig, dass du ihr mitteilst (mit ihr teilst...!), wie es dir geht.
Eins noch: Es gibt Menschen, für die ist eine provokative Konfrontationstherapie genau das Richtige. Nach dem Motto: "Was mich nicht umbringt, härtet mich ab." Es gibt aber auch Menschen, für die ist das genau das Falsche. Finde für dich heraus, was dir gut tut - vielleicht ja auch irgend etwas in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen...
Ich wünsche dir weiterhin so viel Kraft auf deinem Weg!
Hallo zusammen, Danke für Eure Antworten und und den am späten Abend. Ich werde morgen näher darauf antworten. Zu meinem Notfallkoffer gehört auch eine heiße entspannende Badewanne, so daß ich nun glaube ich die nötige Bettschwere habe, um nicht die halbe Nacht wach zu liegen. Liebe Grüße Dorte
Ich finde meine Therapie auch immer wieder spannend. Sicher kommen da auch Dinge zum Vorschein, mit denen Du gar nicht gerechnet hast. Gerade darüber bin ich so manches mal verwundert.
Dieses Durcheinander der Gedanken, nach einer Therapiestunde, kenne ich auch. Deshalb ist es für mich immer wichtig, das ich danach ein wenig Ruhe und Zeit für mich habe. Damit sich das erst mal setzen kann und ich darüber nachdenken kann.
Das tue ich oft in Form eines Vollbades, welches bei mir an oberster Stelle steht, um mir was Gutes zu tun. Und das nicht nur im Notfall.
Ich denke, da passiert was mit Dir. Da bewegt sich einiges und deshalb siehst Du Anfang`s, auf Grund des Durcheinanders, nur die Scherben. Das Du dann so etwas wie Saufdruck bekommst, ist klar, denn Du hast ja vorher, dieses Durcheinander zugeschüttet bzw. vieles ja erst gar nicht zugelassen.
Das wird aber besser, weil Du mit der Zeit lernst damit umzugehen und ich empfinde das jetzt oft als Positiv, nach meiner Therapiestunde. Da ich merke es hat was in mir bewirkt.
Nach meiner letzten Therapiestunde, als ich von meiner Lust aufs trinken erzählt habe, war mir danach klar, das dies auch das Durcheinander in meinem Kopf war. Ich habe bei einigen Dingen zu schnell nach Lösungen gesucht und mich somit selbst unter Druck gesetzt. Diese Stunde war wieder mal sowas von gesund für mich.
Ich finde es toll, das Du es ausgehalten hast und dadurch wieder einen Schritt vorwärts gegangen bist.