gestern hat mir meine Therapeutin eröffnet, daß wir unsere wöchentlichen Sitzungen langsam ausschleichen lassen müssen.Eigentlich war mir von Anfang an bewußt, daß unsere Stunden begrenzt sind. Dennoch war ich erst mal wie vor den Kopf gestoßen und habe sie gefragt ob sie mich dann alleine läßt. Ihre Antwort war daß sie immer (noch)da sei, auch wenn wir uns nicht mehr jede Woche offiziell treffen. Nachdem ich mich von dem ersten Schock erholt habe, sind mir auch einige Dinge eingefallen, die ich für mich tun kann; z.B. kann ich jederzeit zur Krisenintervention in die Klinik, wenn es mir ganz arg schlimm gehen sollte. Aber sie wird mir fehlen die gute Frau, sie hat mir auf meinem weg trocken zu bleiben erheblich geholfen. Nicht mit Ratschlägen wie es vielleicht eine gute Freundin macht, eher mit Fragen, die mich einiges haben erkennen lassen indem ich drüber nachgedacht habe.
Eine SHG habe ich nicht(mehr), bin nicht so der Gruppentyp. Doch denke ich, daß ich auch mit 14 Monaten Abstinenz noch lange nicht so stabil bin wie ich es mir wünsche, denn ich merke sehr oft, wie schnell ich mich noch zu alten Verhaltensmustern begebe, die mich in nassen Zeiten haben trinken lassen(z.B. Probleme verdrängen, aufschieben etc.)
Nun habe ich einiges hier an Board gelesen über Verhaltenstherapie und interessiere mich dafür. Was ich vor allen Dingen bei mir festgestellt habe ist, daß ich viele negative Dinge erst mal bei mir bunkere anstatt drüber zu sprechen. Nun meine Frage, wie gehe ich so eine Verhaltenstherapie an? Erstmal mit dem Hausarzt sprechen? Und suche ich mir dann einen Psychologen? Würde mich freuen wenn ihr mir ein bißchen helfen könntet...
Zunächst mal eine Verständinsfrage für mich: Welche Art Therapeutin besuchst Du denn zur Zeit (noch) ? Ist das eine Tiefenpsychologin oder ist das im Rahmen einer ambulanten Therapie in einer Entwöhnungsklinik...?
also meine Therapeutin ist Ärztin an einer Entwöhnungsklinik, ist aber nun zu der dort angeschlossenen Tagesklinik gegangen. Sie ist Psychologin aber ehrlich gesagt weiß ich gar nicht ob sie Tiefen-Psychologin ist. Durch meine ambulante Nachsorge nach neiner ersten Entgiftung im März 2003 bin ich zu ihr gekommen, da die Dame von der Nachsorge meinte es wäre da doch mehr im argen bei mir und sie würde sich zu sehr aus dem Fenster lehnen, wenn sie mich weiter betreuen würde. So haben wir uns kennen gelernt.
Gut, dann werde ich mal versuchen, Dir ein paar Antworten / Möglichkeiten aufzuzeigen.
1. Eine Verhaltenstherapie wird meiner Erfahrung nach von den Krankenkassen bezahlte, wenn Du eine "Verschreibung" vom Hausarzt hast. Das waren bei mir 25 Stunden.
2. Solltest Dich bei Ärzten, Suchthelfern, SHG nach Verhaltenstherapeuten erkundigen, die sich mit dem Themenkomplex Alkoholsucht auskennen und darin Patienten behandeln (denn man kann ja wegen vielen anderen Indikationen zum Therapeuten...er / sie sollte also Ahnung von Alkoholismus haben). Bei meiner Therapeutin war es z.B. so: die Dame hat viele Jahre in der Salus-Klinik (Entwöhnungsklinik) in Friedrichsdorf als Suchttherapeutin gearbeitet und sich dann selbständig gemacht; sie wurde mir damals von meiner Hausärztin empfohlen.
3. Die Dinge, die ich mit Ihr besprochen / bearbeitet /aufgearbeitet habe, das waren meine Wünsche und stellten persönliche Kernthemen / Kernproblematiken dar, in Fortführung meiner Entwöhnungsbehandlung (jeder Alki hat wohl ne ganze Liste an Fragen an sich, sein Leben, seine Säuferkarriere, seine folgende Abstinenz). Es waren solche Punkte wie:
Angst und Depression eigene Bedürfnisse und Wünsche Familie: Strukturen - Konflikte - Vergangenheit Wie sehen mich meine Eltern ? Was darf / kann ich von anderen erwarten ? Erwarte ich von mir selber oder von anderen zu viel ? Selbstmotivation - mir selber in den Arsch treten
Es ist meiner Meinung nach vorteilhaft, vorher zu wissen, was Du im Rahmen der Therapie angehen willst.
danke erstmal für Deine Antwort. Komischerweise habe ich mit meiner Ärztin fast genau über die Themen gesprochen die Du aufgeführt hast und wenn es nach mir ginge würde ich da auch weiter machen. Ich werde mich jetzt in den nächsten Tagen mal schlau machen wie es weitergehen kann. Am Freitag habe ich meinen nächsten Termin bei meiner Hausärztin und dann sehen wir weiter.
Du kannst inzwischen auch ohne den Hausarzt einzuschalten zu einem Psychotherapeuten deiner Wahl gehen.
Von der Krankenkasse bekommst du eune Liste der KK zugelassenen Therapeuten,machst bei einem einen Termin und gehst mit deiner Versichertenkarte hin.Dir stehen 5 Schnupperstunden zu, um zu sehen ob die Chemie zwischen euch stimmt, wenn ja, beantragt der Psychotherapeut für dich bei der KK. Sind deine genehmigten Stunden verbraucht, kann der Thera eine Verlängerung beantragen, kann sein, dass dafür ein Gutachten nötig ist.So war es bei mir. Eine Verhaltenstherapie ist bevorzugt geeignet bei einer Alkoholerkrankung.Ich selbst habe sie auch wegen einer anderen Erkrankung gemacht. Ich kann dir eine Verhaltenstherapie wärmstens empfehlen. Alles gute auf deinem Weg.
Ich habe das wie Falballa gehandhabt, nur mit dem Unterschied, das ich mir einfach Therapeuten aus den Gelben Seiten heraussuchte und dort angerufen habe.
Ich hatte Glück, denn die Chemie passte gleich beim ersten Therapeuten, so das ich bei ihm die fünf Schnupperstunden in Anspruch nehmen konnte.
Danach musste ich allerdings ein Jahr warten, bis ein freier Platz zur Verfügung stand. Ich denke, das Du damit auch rechnen musst.
In diesem Jahr Wartezeit, habe ich für mich die Diakonie genutzt. Diese bieten Beratungsgespräche ehrenamtlich an. Vor allem habe ich dort meistens relativ schnell einen Termin bekommen. Ist vielleicht auch von Region zu Region verschieden. Wäre für Dich evt. auch eine Alternative.
Ich hoffe daß meine Hausärztin mir morgen einen "guten" Therapeuten empfehlen kann. Das mit den Wartezeiten habe ich auch schon festgestellt. Das ist schon seit einigen Jahren so. Das ist aber nicht so ein großes Problem, denn alternativ kann ich jederzeit mit dem Personal in meiner ehemaligen Entgiftungsklinik sprechen. Das habe ich in Akut-Situationen auch schon gemacht und habe festgestellt daß die Menschen sich auch die Zeit dafür nehmen. Bei uns bietet die Diakonie auch einiges an für Suchtkranke, jedoch eher Motivationsgruppen und ambulante Nachsorge soweit ich weiß, kann ich aber irren, denn so genau habe ich mich dort noch nicht informiert.
Danke auch für den Tip mit der KK, Falballa. Werde mir nach meinem Termin morgen diese Liste besorgen.