bin vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und habe einiges hier gelesen. Es ist unheimlich wichtig für mich, zu sehen, dass es Menschen gibt, die ähnliche Probleme wie ich haben, zu sehen, wie andere auch zu kämpfen haben und wie es manche auch schaffen den Kampf zu gewinnen. Besonders berührt hat mich ein Thread mit Olga (ich weiss sie heisst nicht wirklich so), ihr hin und her gerissen Sein zwischen aufhören wollen und Zweifeln, ob sie es schafft. Ihr habt euch unendlich viel Mühe gegeben ihr zu helfen, sie zu unterstützen, durch liebevolle Worte und durch harte Worte, wo es nötig war. Als ich am Ende des Threads gelesen habe, dass sie nicht mehr hier weiterschreiben will, sind mir Tränen in die Augen gestiegen (es war ja klar was das bedeutet). Ich hoffe so sehr, dass es ihr heute gut geht. Olga hatte in einem ihrer Beiträge eine wunderbare Idee geäussert, die ich (etwas adaptiert) übernommen habe. Sie wollte ein Puzzle machen und für jede kleine Leistung (nicht trinken, Geschirr abschwaschen, ...) ein Puzzleteil legen, um so ihre Fortschritte visuell mitzubekommen. Jedenfalls habe ich mir jetzt ein 3D-Puzzle gekauft, einen Globus mit 540 Teilen. Für jeden weiteren Tag, an dem ich nichts trinke, baue ich ein Teil dazu. Noch sieht das ganze recht traurig aus, wie gerade mal 5 Teile in dem Sockel für den Erball liegen. Aber Stück für Stück soll dieser Erdball wachsen und in einenthalb Jahren, wenn ich das letzte Puzzleteil oben aufstecke, werde ich hoffentlich wieder eine Welt haben, in der es sich lohnt zu leben.
Hat ein bisschen gedauert, bis ich mich zu diesem ersten Beitrag durchgerungen habe, und ich wollte nicht gleich mit meiner Geschichte ins Haus platzen. Vielleicht erzähle ich ja später mehr. Jedenfalls möchte ich euch allen für dieses Forum danken, es hat mir sehr viel klar gemacht.
Es gibt viele Alkoholiker die träumen bist zur letzten Stunde von diesem Puzzle und haben doch nie nur ein Teil in der Hand gehabt. Da bist Du mit Deinen 5 Teilen erheblich weiter?
Wie gehst Du es denn an mit dem Trockenbleiben............. Selbsthilfegruppe, Suchtberatungsstelle?
die Idee mit dem Puzzle ist sicher eine schöne Methode, um den Weg in die Trockenheit zu dokumentieren. Daß dies aber nicht alles ist weisst du ja selber.
Wenn du vielleicht später mehr schreibst, kannst ja mal erzählen, was du noch so geplant hast.
ich weiss es noch nicht genau. Ich werde wohl noch viel darüber und über anderes nachdenken müssen. Erst einmal ist dieses Forum eine grosse Hilfe für mich. Und ich ziehe in Betracht, in eine Gruppe zu gehen. Was eine Suchtberatung genau macht, weiss ich nicht so recht. Ich stelle mir darunter ein (viele? wie viele? wie oft?) Gespräch(e) mit einem Fachmenschen auf diesem Gebiet vor, der mir Ratschläge gibt. Hab ich das in diesem Forum nicht auch? Ich glaube, ich muss mich erst ein bisschen orientieren und nachdenken. Mit meiner Entscheidung aufzuhören und dem Eindruck, das erste Mal wirklich kapiert zu haben, um was es geht, bin ich von einem Tag auf den anderen (bildlich gesprochen) von der Hölle in den Himmel gekommen. Mein Leben ist jetzt wunderbar. Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert, das ist mir schon klar. Die große Gefahr ist, nachlässig zu werden und sich (wieder einmal) zu sagen: na so schlimm ist es ja nicht. Aber ich kenne jetzt diese Gefahr. Und mein Puzzle ist ein Werkzeug mich davor zu bewahren. Ich sehe an dem Puzzle ganz deutlich wie weit mein Weg noch ist und wie viel noch zu erreichen ist. Ein anderes Hilfsmittel habe ich auch hier - von wem weiss ich nicht mehr - gelernt: ich sage mir jeden Morgen vor dem Spiegel: heute trinkst du nichts, Alkoholiker . Wichtig ist für mich die Erkenntnis, dass ich Alkoholiker bin und mein Leben bleiben werde, und als solcher habe ich nur zwei Wege, den einen kenne ich schon und der gefällt mir nicht, bleibt nur der zweite. Die Lüge mit dem kontrollierten Trinken habe ich lange genug mit mir herumgetragen.
ein Forum wie Saufnix ist fürs Erste sicherlich eine seeehr hilfreiche Angelegenheit. Austausch unter Betroffenen sind beim Thema Alkohol, Gespräche auf gleicher Augenhöhe. Da weiß jeder wo von er redet. Wir sind halt so was wie Spezialisten.
Und das Leben gibt’s nicht nur virtuell. Und dem Anderem beim Zuhören und Sprechen in die Augen zu schauen hat noch mal eine andre Qualität, wie das geschriebne Wort.
Der Satz „Nur Du kannst es schaffen, doch Du schaffst es nicht allein“ ist für mich die Grundalge, dass ich jedem Neeupuzzler den Weg in eine SHG empfehle. Es gibt davon sehr viele und ich kann mir die aussuchen, die zu mir passt. Und ich muß auch da nichts übers Knie brechen.
Zu Beratungsstellen muß ich passen, da ich selber noch nie in einer war.
ich möchte dir einfach mal sagen, dass ich die Art und Weise wie du mit deiner Abstinenz jetzt umgehst, einfach toll finde. Für mich klingt da sehr viel Wertschätzung für dein neues Leben und vor allem für dich selbst heraus. Du scheinst wirklich freudig einen neuen Weg zu gehen. Da kommt nichts von 'Kampf gegen Alkohol', sondern eher etwas vn einer großen Entdeckungsreise. Dein Puzzle ist für mich stellvertrenden dazu.
Das tut einfach mal gut hier, so viel Optimusmus und Herausforderung für das Neue zu lesen.
Mir gefällt der Name deines Beitrages. Eine Welt bauen, ja. Und diese langsam. Stück für Stück. Das ist es auch, was ich gerade mache. und sich Stück für Stück von der Welt entfernen, die so lange so vertraut war, und nur einlullte, nicht linderte. Nichts linderte. Eine neue Welt bauen. Auch wenn es langsam geht. Willkommen hier Waldmensch.
danke euch für eure netten Worte, und natürlich auch an Anita und Randolf.
Hatte heute in der Arbeit ein bisschen Stress und bin auch nicht so vorangekommen, wie ich gerne wäre. Und beim Nachhause-Gehen kommt mir doch in den Sinn: "Jetzt ein Bier in einer meiner Kneipen zum Entspannen". Ein Bier *lach*. Sturzbetrunken wär ich jetzt. Habe den Gewohnheitsgedanken gleich mit einem Besen davongejagt
Zu Hause angekommen ruft mich die Frau an, in die ich einmal fürchterlich verliebt war (auch eine Anita :grins2 und ich erfahr so nebenbei, dass sie wieder einen Freund hat. Naja hat mich immer noch getroffen und das nach so vielen Jahren. Aber da ist nicht die geringeste Gefahr, dass mich sowas zum Trinken bringt. Ich stell mir dann immer vor, was ich mir alles erspare, dadurch, dass ich nicht mit ihr zusammen bin .
So und jetzt wird wieder ein Puzzle-Teilchen gelegt. Alles Liebe Euch,
was Du so an Deinem sechsten Puzzletag schreibt, klingt für mich klar, wohldurchdacht und strukturiert. Das überrascht mich.................
Ich spekuliere nun mal ins Blaue hinein und nehme an, dass Du mit der Trinkerei nicht bis zum Hals dringesteckt hast und zu einem eher frühen Zeitpunkt den Entschluss Aufzuhören gefasst hast.
Der Gedanke an ein kühles Bier , hat nach meiner Erfahrung auch was mit sehr heißen Temperaturen und Durst zu tun. Wenn ich an heißen Sommertagen sehr durstig bin, kann heute noch vorkommen, dass ich an so ein Bier denke. Es ist aber nur ein kurzes Gedankenbild, das sehr schnell wieder verschwindet. Und das Gefühl dabei ist meilenweit fern von Suchtdruck.
Einen Nachtrag zu meinem heutigen Tag muss ich noch machen. Dann lass ich euch in Ruhe
Vorgeschichte: ich gehe im Büro immer zu einer Zeit essen, wo ich weiss, dass keiner, der sich an meinen Tisch setzen wird, essen geht. Warum? Ihr werdet es erraten: weil ich mir nie so ganz sicher bin, wie ruhig meine Hand heute ist. Und gerade durch den Stress, beobachtet zu werden, wird sie noch doppelt so unruhig als unbeobachtet. Wenn ich weiss, es ist ziemlich schlimm, geh ich eh gar nicht essen.
Naja heute kündigt sich ein Kollege spontan an, dass er mit mir mitkommt. Noch vor einer Woche hätte das wohl zu einer Panikattacke bei mir geführt: flüchten oder standhalten? Flüchten mit einer faulen Ausrede, "Oh Gott, ich hab ganz vergessen ich treffe jetzt einen Freund, kann leider doch nicht essen gehen", und dann auf den Schrecken wahrscheinlich ins Wirtshaus auf ein Bier. Oder Standhalten: "Wird schon klappen. Suppe nehm ich mir halt keine. Was hab ich bestellt? Kann man das auch mit einem Löffel essen oder muss man kleine Dinge auf einer Gabel in der linken Hand balancieren?". Naja heute war ich mir ziemlich sicher, dass da nichts mehr ist, und ich habe genüsslich während des Gesprächs den mit Suppe randvollen Löffel in aller Ruhe lange Zeit vor mir gehalten, bis ich ihn schliesslich ohne Hast zum Mund geführt habe. Auch das ist Lebensqualität
Toll dass es Euch gibt. Solche Geschichten kann man ja sonst niemandem erzählen.
Zitat und ich habe genüsslich während des Gesprächs den mit Suppe randvollen Löffel in aller Ruhe lange Zeit vor mir gehalten, bis ich ihn schliesslich ohne Hast zum Mund geführt habe. Auch das ist Lebensqualität
Ja auch das ist ein Stück Lebensqualität
Volle Suppenlöffel und Kaffe-Teetassen, damit hatte ich lange Krampf.
Ich spekuliere nun mal ins Blaue hinein und nehme an, dass Du mit der Trinkerei nicht bis zum Hals dringesteckt hast und zu einem eher frühen Zeitpunkt den Entschluss Aufzuhören gefasst hast.
Bis zum Hals drinstecken. Hmm. Was heisst das? Ich glaube, das läßt sich nicht an irgendwelchen objektiven Maßstäben festmachen. Mir ist es durch das Saufen dreckig gegangen, verdammt dreckig. Wie oft hab ich mir gesagt: "wann bitte, wann kann ich endlich sterben", wie oft hab ich mich selbst angeschrien, mich geschlagen, wie sehr hab ich mich selbst gehasst. Ja, es gab auch immer wieder bessere Phasen und dann wieder die ganz tiefen. Wenn ich zurückdenke, waren mindestens (also wirklich tief geschätzt) 95% meiner Probleme vom Alkoholmissbrauch verursacht. Und dann kommt das Gefühl dazu, dass ich mir selbst nicht mehr vertrauen kann. Wenn ich betrunken war, habe ich die bescheurtsten Dinge aufgeführt. Und billig war das ganze auch nicht, da ich ja nicht zu Hause getrunken habe sondern immer in irgendwelchen Lokalen und dann kamen die ganzen Nebenkosten für diverse Dummheiten dazu, die ich ständig gemacht habe. Ein bekannter Landsmann von mir hat erst neulich gesagt, er hat einen Ferrari verkokst, ich hab einen versoffen. Ich hatte eigentlich immer alle Möglichkeiten im Leben. Hatte eine schöne Kindheit, Eltern, die mich immer unterstützen würden, war immer sehr guter Schüler, hab mich sehr wohl gefühlt auch mit den Schulkollegen, Studium war ein Klaks, Doktorat ebenso. Und dann dieses Kontrastprogramm mit Mr Hyde. Was ich da aufgeführt habe, ich will das jetzt gar nicht so im Detail erzählen. Was ich meiner Seele da angetan habe.
Vielleicht hast du nach objektiven Kriterien recht, ich bin nicht bis zum Hals drinnengesteckt. Ich habe (noch) keinen Job verloren, keine Wohnung verloren, ich war noch nie auf Entgiftung. Aber ich war in der Hölle. Und ich habe in letzer Zeit bemerkt, dass es beginnt, schlimmer zu werden. Die nächste Stufe wäre wohl gewesen, dass ich regelmäßig in der Früh trinke oder Alkohol in der Arbeit verstecke, "damit ich im Notfall was gegen mein Zittern tun kann". Ich glaube das hätte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und dann hätte ich wohl den letzen Funken an Selbstachtung vor mir verloren.
es ist wohl das Gefühl an sich „in der Hölle gewesen zu sein“, dass mich heute in meinem trocknem Leben mit trägt. Und diese Hölle hat wohl von jeden von uns anders ausgesehen. Mit Wohnung oder ohne, Mit Job oder arbeitslos, verschuldet oder noch nicht..............
Ich fühlte mich bis zum Hals drin, als ich nur noch gegen die Entzugserscheinungen an getrunken habe und das natürlich rund m die Uhr, bis auf kleine Schlaf- Dämmerpausen. Körperlich abhängig zu sein, das war so etwas wie ein schock. Ich habe dann aber immer noch 2 Jahre weitergetrunken.
Das mir schon lang vorher meine Selbstachtung abhanden gekommen war, hat mich dagegen nicht erreicht. Das konnte ich erst sehen als ich trocken war.
Wenn ich heute auf die lange zeit meiner Abstinenz zurück schaue, dann schaue ich auf „mein privates kleines“ Wunder. Zu diesem Wunder zu gelangen war kein leichter Weg..............doch er hat sich gelohnt.