ich lese ja schon einige Zeit mit und da fand ich es fair, auch mal was von mir zu schreiben.
Ich bin Alkoholiker, schon ne Weile trocken und tausche mich gerne mit anderen Menschen aus, die, egal ob Alki oder Co, Erfahrungen mit Alkoholismus gesammelt haben (und von den Erfahrungen auch was preisgeben wollen)
Ich werd bald 45 und besuche seit einiger Zeit regelmäßig AA Gruppen.
Mit dem Titel (von der Gruppe Europe) verbinde ich das Ende meines Saufens. Ich bin mir sicher, die wußten was mir bevorstand und haben es deshalb geschrieben
ich bin zwar nicht gefragt worden, sag aber trotzdem was
Bisher habe ich das auch immer für mich so benannt: "zufriedene Abstinenz".
So langsam scheit es mir dran zu sein, das abzuändern:
Ich bin mit meinem Leben so wie es ist, mit allen Höhen und Tiefen zufrieden.
Meine Alkoholabstinz kommt mir sehr "normal" vor. Sie ist zu mir zugehörig wie vieles andere auch.
Als ich trocken wurde kam mir der erste trockene Tag sensationall fast unglaublich vor. Diese Zeiten sind vor bei.Heute ist es für mich alltäglicher "Normal"zustand keinen Alkohol zu trinken.
sehe ich auch so und denke daß der Begriff 'zufriedene Abstinenz' lediglich auf einen Aspekt hinweist. Der ist zwar sehr maßgeblich, aber wenn wir die Kategorien weglassen, bleibt eben: unser Leben..
Damit ist für mich auch kein Leben ohne jegliche Schwierigkeiten gemeint, sondern die Art und Weise wie ich mit allen Herausforderungen umgehe.Drogenkonsum ist eine fatale und falsche Umgangsweise wohingegen ein angemessenes Reagieren od. Handeln eine ganz andere Qualität hat; es gibt mir eine stille Genugtuung die ich nicht missen möchte.
Ob jetzt im Aussen immer alles gelingt und rundläuft ist eine andere Sache, in mir muß es stimmig sein.
ZitatGepostet von Randolf Ob jetzt im Aussen immer alles gelingt und rundläuft ist eine andere Sache, in mir muß es stimmig sein.
Europe fand ich 1986 schon gruselig. Dafür singt jetzt angesichts deines Nicks good old David in meinen Gehirnwindungen
Theres a starman waiting in the sky Hed like to come and meet us But he thinks hed blow our minds Theres a starman waiting in the sky Hes told us not to blow it Cause he knows its all worthwhile
Übrigens willkommen hier und würde mich auch mal interessieren, wie lange du schon trocken bist.
Erstmal Danke an alle für den freundlichen Empfang,
@sole: Da hast Du recht, "Final Countdown" kam im Februar 1986 raus und am 13. Oktober 1986 war mein erster trockener Tag.
@randolf: Meine "Zufriedene Abstinenz" ist, daß ich mich selber so annehme, wie ich eben bin. So einfach und doch so schwer, manchmal Ich glaube, die wohl erstaunlichste Feststellung in meiner Trockenheit war, wie wenig ich über mich selber wußte. Andersrum: ich wollte jemand anders sein(jung, reich, schön ;-) ) und wenn das nicht hinhaute(also immer), dann soff ich als gäb es kein morgen mehr.
@greenery: der Nick starman ist von dem Song inspiriert. Den Song "Final Countdown" mochte ich auch nicht wirklich, denn ich wollte ja nicht mit 25 schon den Löffel abgeben. Es war so eine Art Signal.
Zitatich wollte jemand anders sein(jung, reich, schön ;-) ) und wenn das nicht hinhaute(also immer),
Hi Gerd,
hat es dich wegen des nahenden 20jährigen hierher verschlagen?
Wie kommt man denn mit 25 auf die Idee (noch dazu in der Zeit - 80er), dass man ein Alkproblem hat? Ich meine, das hatte ich auch, nur war ich weit davon entfernt, mir das einzugestehen. Musst es ja richtig krachen lassen haben
Zitatich wollte jemand anders sein(jung, reich, schön ;-) ) und wenn das nicht hinhaute(also immer),
Hi Gerd,
hat es dich wegen des nahenden 20jährigen hierher verschlagen?
Die 20 ist nur eine Zahl... Ich lese hier schon ne ganze Weile mit und hatte das Bedürfnis auch mal was zu schreiben. Aktives Teilen sozusagen. Ich finde es gut, wenn ich weiß, wer meine Beiträge liest, also... ;-)
ZitatWie kommt man denn mit 25 auf die Idee (noch dazu in der Zeit - 80er), dass man ein Alkproblem hat? Ich meine, das hatte ich auch, nur war ich weit davon entfernt, mir das einzugestehen. Musst es ja richtig krachen lassen haben
Was hat dich zur Umkehr bewegt?
Mein Leben, was mir trotz allem lieb war.
Ich hatte mich so runtergewirtschaftet, daß ich nicht mehr leben wollte. Nur im Suff konnte ich mich noch selber aushalten. So ca. ein Jahr bevor ich aufhören durfte, fragte mich ein Freund, ob ich deshalb so saufen würde, weil ich mich umbringen wolle (durch die Sauferei) und ich hab ohne zu zögern "Ja" geantwortet. Darüber habe ich mich am nächsten Tag zu Tode erschrocken. In meinem Hinterkopf steckte so ein kitschiges Bild vom "heldenhaften" Abgang mit drei Promille, der Desperado, der aufrecht schwankend in den Tod geht, wie in einem billigen Western. Von Delir und blödgesoffenen Alkis, die vor sich hinvegetieren hatte ich damals noch nichts gehört.
Ein wenig später hatte ich genau einen lichten Moment und bin zum Doc, war zwei Tage später in der Abteilung Sucht der LNK. Die mußten mir gar nicht erst sagen, daß ich Alkoholiker bin, das wußte ich ja bereits Ich konnte mir nur nicht mehr vorstellen, daß ich ein Leben ganz ohne Alkohol leben kann.
ZitatIn meinem Hinterkopf steckte so ein kitschiges Bild vom "heldenhaften" Abgang mit drei Promille, der Desperado, der aufrecht schwankend in den Tod geht, wie in einem billigen Western.
Ein von mir früher sehr geliebter Mensch pflegt diese Säufer-Mythen heute noch - Leben auf der Überholspur - Live hard, die young - und nimmt gern den guten alten Neil Young dafür her: "It's better to burn out than it is to rust" Sogar "Leaving Las Vegas" findet der noch heldenhaft.
Der Kerl ist 44
@ starman: Hattest Du keinen Rückfall in den all den Jahren?
ZitatIch konnte mir nur nicht mehr vorstellen, daß ich ein Leben ganz ohne Alkohol leben kann.
...verstehe ich nicht. Meintest du eher noch nicht?
Du liest schon recht, nicht mehr zum Zeitpunkt des Therapiebeginns, weil ich bereits einige Versuche des Nichttrinkens hinter mir hatte. Mein erstes Studiensemester z.B. verbrachte ich trocken, und danach gings so richtig bergab. Mir fehlte zu dem Zeitpunkt die Vorstellung, wie mein Leben ohne Alkohol aussehen konnte. Und weil ich das alleine nicht schaffen konnte, nahm ich professionelle Hilfe an, ging danach zur SHG.