mein Name ist Lotte, bin 43 Jahre, habe zwei Söhne, den besten Mann der Welt an meiner Seite und bin nun fast auf den Tag genau 1 Jahr trocken. Davor habe ich etwa seit meinem 14. Lebensjahr regelmäßig Alkohol getrunken. In den letzten 10 Jahren fast täglich Wein, Sekt oder Bier und das in der Öffentlichkeit eher verhalten und nur zu besonderen Anlässen, ansonsten zu hause heimlich.
Meinen persönlichen Tiefpunkt erreichte ich mit der Erkenntnis, dass das Leben mit Alkohol kein Leben ist, sondern nur ein erbärmliches funktionieren. Jedes Gefühl für mich selbst hatte ich verloren, was natürlich zur Folge hatte, dass ich weder über Selbstvertrauen, Selbstachtung und Selbstwertgefühl verfügte. Der Alkohol betäubte nicht nur meine negativen Gefühle, sondern ließ auch positive Gefühle nicht mehr zu, was zu einer gewissen Abgestumpftheit gegen mich selbst und die Menschen in meiner Umgebung führte. Ich hielt mich mit Abstand für den schlechtesten Menschen, die schlechteste Mutter und die größte Versagerin auf der Welt.
Als ich mich und mein Leben nicht mehr aushalten konnte, ging ich zu meinem Hausarzt, in eine Entzugsklinik und machte im Anschluß eine 12-wöchige stationäre LZT. Jetzt befinde ich mich noch in einer ambulanten Therapie, um endlich meine schon seit der Pupertät bestehende Depression behandeln zu lassen. Das geht nur nüchtern, unter Alkoholeinfluß macht das keinen Sinn. Habe auch noch viel aus meiner Vergangenheit aufzuarbeiten, da sie mich immer noch oft in der Gegenwart einholt und meinen Weg blockiert.
Ich bin entschiedener Gegener vom kontrollierten Trinken! Auch nicht alkoholabhängige Menschen trinken nicht kontrolliert, sondern nur wenn sie Lust dazu haben und wenn es ihnen selbst schadet hören sie selbstverständlich auf. Ich bin Alkoholikerin und kann mit Alkohol nicht umgehen, solange ich Lebe. Hab das "kontrollierte Trinken" zu oft probiert und bin zu oft gescheitert.
Ich habe vor dem Alkohol kapituliert und bin dabei mir ein Leben aufzubauen, in dem ich den Alkohol nicht mehr brauche. Das gelingt mir mal mehr und mal weniger gut, doch es lohnt sich. Jeder schlechte Tag in meinem neuen trockenen Leben ist besser, als jeder Tag in meinem nassen Leben. Ich genieße die Freiheit ohne Alkohol. Das Leben ohne Alkohol ist für mich normal geworden. Das "normale" Leben hat natürlich auch seine Tücken, doch das ist eben Leben.
Mir gefällt dieses Forum sehr gut und werde bestimmt ziemlich oft meinen Senf dazu geben!
Moin Lotte, willkommen bei den saufnixen und nixern! Liest sich gut was du schreibst. Senf find ich gut, gibt derer so unendlich viele geschmacksvariationen............. Lieben gruss dir Hermine
herzlich Willkommen hier und wenn du auch ab und zu mal süßen Senf hast (den für die Weißwurst), nicht ausschließlich den ganz scharfen (so mit Meerrettich oder so), dann werden wir auch sicher mal zusammen lachen .
@ Großer Bruder, obwohl ich eindeutig nördlich von Weißwurst und süßen Senf beheimatet bin, lache ich gern und als Einzelkind bestimmt auch gern mit einem großen Bruder.
Also doch, scharfen, mittelscharfen und süßen Senf, so wie es paßt eben.
Hallo Lotte gratuliere Dir ganz herzlich zu einem Jahr ohne Alkohol! Einiges an Deiner Geschichte ist änlich wie bei mir. Ich freue mich, mehr von Dir zu lesen Lieben Gruss angara
Mir ist heute so eingefallen, dass mir Alkohol am Anfang überhaupt nicht geschmeckt hat. Ich war so etwa 14 Jahre alt, als ich das erstemal getrunken habe. Mit meiner Freundin habe ich mir eine Flasche Apfelwein gekauft, die haben wir getrunken, als meine Mutter mal nicht zu hause war. Ekelig. Wir haben uns das richtig runter gequält, wollten aber unbedingt die Wirkung. Die kam auch ziemlich schnell. Erst waren wir richtig gut drauf und hingen dann aber abwechselnd über der Kloschüssel und haben gek...
Aber dieses tolle gut drauf sein, saß schon fest als super-gutes Gefühl. Also weiter runtergequält und immer auf der Suche nach etwas, was besser schmecken würde.
Alkohol eine chemische Verbindung. Wäre dieser Stoff nicht in Getränken gewesen, sondern beispielsweise in Wattebäuschen, hätten wir wohl Wattebällchen in uns hineingestopft, bis wir so richtig gut drauf gewesen wären.
Hallo Lotte, mein erstes Bier habe ich mir auch runtergequält, aber auch ich wollte damals weiter die Wirkung. Das war mit 18, heute bin ich 44 und stehe gerade am Anfang meiner Abstinenz. Dir Glückwunsch zu 1 Jahr! LG Seele
Sehr nette Vorstellung: die Leute sitzen inner Kneipe und führen sich genüßlich Wattebäuschchen ein ...
Eigentlich wollte ich aber nur zu Deinem Eröffnungsposting hier im Thread erzählen, daß ich immer behaupte, daß ich mit 29 angefangen habe, erwachsen zu werden. Vorher gab es mich eigentlich nur als dauerpubertierenden besoffenen Teenie.
Das Gefühl, Sachen geschafft, eine Entwicklung durchgemacht zu haben, Glück und Unglück ertragen zu haben, mal gut mal weniger gut, aber immer trocken, ist für mich nach 9 Jahren das wichtigste Gefühl überhaupt geworden. Denn das Wissen, mein Leben leben und genießen zu können, gibt mir Kraft und Sicherheit.
Eine große Freude machte mir mal ein Ex-Freund, als er mal sagte, ich würde "in mir ruhen". Ich finde das cool: "Ich ruhe in mir!"
Mögest auch Du in Dir ruhen, Lotte, fühlt sich gut an *kicher*
Was für eine wunderbare Vorstellung und was für ein lieber Wunsch!
Ja, in mir Ruhen. Ein sehr schönes Gefühl, dass ich schon manchmal erleben durfte in den letzten 14 Monaten. Es ist noch nicht von Dauer, doch das wird es noch.
Für mich ist das die Zufriedenheit. Eben seinen Frieden mit sich machen, in sich Ruhen.
"Eben seinen Frieden mit sich machen, in sich Ruhen. - Sehr schön." // Daran ist finde ich sehr viel Wahres: "die Leute" ruhen ja "normalerweise" erst nach dem Tod "in Frieden" und "sanft" auch noch (nachdem sie das ganze Leben gerackt und gerafft haben, in Kummer & Sorge und alles war zu kurz). Wir aber können trocken und frei in uns selber ruhen, weil wir keine Zeit mehr verschwenden mit dem Vertuschen der eigenen Unzuläglichkeiten, dafür aber feststellen dass wir lebendig sind (mit der Betonung auf "sind"). Max