Gepostet von Sierra Alle Alkoholiker werden als Alkoholiker geboren.
diese schrille Aussage wird wohl als "Sierrasche Prädestinationslehre" in die Literatur eingehen. Danke, daß ich die Geburtsstunde einer neuen Lehre miterleben durfte
Viktor, der sich allerdings fragt, ob der Schlingel Sierra hier provozieren will, um seine unermeßliche Weisheit anschließend an uns exerzieren zu können
ZitatMan muß wohl zwischen "willentlichem" und süchtigem Trinken unterscheiden, IMHO.
Jo. Willentlich ist es i.d.R. vor der entstandenen Abhängigkeit. Süchtig ist es dann bei eingetretener. Dann will man oft gar nicht mehr und sagt: "ich kann nicht anders"..kennen wir ja alle.
ZitatNicht _nur_ die "Unterschicht" (Jellinek zur Hölle! ) säuft.
Natürlich nicht. Heißen Soziale Faktoren oder Umfeld für dich = Unterschicht? z.B. sind belastende soziale Faktoren oder Umfeld auch genauso starke Leistungsorientierung, anhaltende Missachtung von Bedürfnissen (von Kindern), ach so vieles, was beinflussen oder disponieren KANN. Es gibt dazu schon zahlreiche Studien und Vergleiche. Bin aber zu faul das rauszusuchen. So weit ich mich erinnern kann ist ein ganz großer prädistinierender Faktor die gestörte Selbstwahrnehmung von Gefühlen und die daraus entstehende eingeschränkte Fähigkeit seinen Bedürfnissen zu Folgen, sie zu erfüllen. Dies wird maßgeblich durch die Erziehung und Kindheitserfahrungen beeinflusst, aber es gibt auch noch andere Erfahrungen z.B. schwere Krisen, Krieg, Traumata.
ZitatPS: "Genetische Faktoren könnte man quasi bei der Geburt feststellen" ... schon vorher! Und dann abtreiben oder, wenns geboren wurde, von den Klippen werfen...
Oh..oh..du sprichst ja schon wie mein Vater. Nach ihm müsste es das große Ziel sein, die elendigen Suchtkranken endlich aus dieser Welt zu schaffen, sie vor Entstehung schon auszusortieren.
Die Forschung kann eben Fluch oder Segen sein, kommt drauf an wie sie "benutzt" wird. Ich meinte es ausschließlich im Sinne von Annehmen, Akzeptanz und damit Umgehen lernen. Aber dein (zynischer?) Einspruch ist durchaus sehr berechtigt. Mich macht es heute sehr nachdenklich, wie viele Eltern sich für Pränataldiagnostik entschließen und meinen ihr Kind "aussortieren" zu müssen, weil es nicht in die Vorgaben der Gesellschaft passt. Ich kenne allein 2 Elternpaare, die trotz Pränataldiagnose "Down Syndrom" das Kind bekommen haben. Die Schwangerschaft war voller Kummer und Zweifel - und dann war das Kind ganz normal. Dieses Ergebnis kann nämlich auch rauskommen, wenn das Kind eine Veranlagung es zu vererben in sich trägt...aber ich schweife vom Thema ab...
Beginn und Ursachen der Alkoholkrankheit sind hier sicher nicht zu klären, denn jeder Mensch hat eben auch ganz unterschiedliche Ansätze, Ideen, Erfahrungen.
Hi Coldplayer,
ZitatWarum schieben fast alle Alkis Ihr Problem auf "Jugendtrinken", schlechte Kindheit, Depressionen usw...
Keine Ahnung. Ich schiebe nicht, schiebst du?
Nachdem ich Trocken geworden bin, fing ich an zu betrachten. Das war und ist auch wichtig, denn ich will meinen Anteil erkennen. Das ist der, den ich in meinem Verhalten heute auch ändern kann und jeder kann da nur seine ureigenen Erkenntnisse finden.
Tja, und das schlechte Kindheit, Depressionen, Missbrauch und solche Sachen bei der überzahl der Suchtkranken in der Kindheit vorkommt, wäre doch zumindest ein zarter Hinweis darauf, dass schon ein Zusammenhang bestehen könnte, dass solche Erfahrungen "disponierend" sind, also eher mal zu Mittelchen Greifen lassen, die das Leben zunächst rosiger aussehen lassen, oder?
Als Jugendlicher ist man noch nicht so gereift, dass man diese Zusammenhänge schon erkennt bzw. frei wählen kann seine Umstände zu ändern.
Als Erwachsener dann schon, falls man diese Fähigkeiten entwickeln konnte. Falls man schon als Jugendlicher massiv getrunken hat, dann hat man diese Fähigkeiten vermutlich nicht entwickelt.
Ich habe in Gruppen auch viele kennengelernt, die schulterzuckend oder immer noch gekränkt über ihre Missachtung und ihr Gefangensein "kann man nichts machen" erzählen. Sie beschäftigen sich noch mit Schuld und stecken fest. Meine Erfahrung ist, dass man als Alkoholiker(in) mühsam lernen muss, davon abzulassen um die Verantwortung für das eigene Leben endlich und allmählich für sich übernehmen zu können.
Dieses "schieben" auf andere, ist der hilflose Versuch zu erklären und der Anfang dazu begreifen zu wollen, hinzuschauen. Ich sehe das nicht negativ. Es ist ein Stadium des Erkennens.
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass die Alkoholabhängigkeit in etwa zu 50% auf genetische und zu anderen 50% auf negative Lebensereignisse zurückgeht (bei Männern scheint der genetische Anteil etwas höher, bei Frauen etwas niedriger zu sein;
Die "Sierrasche Prädestinasionslehre" scheint dann offenbar zu 50% (bei allen kleine Viccos noch mehr) zu stimmen, während das Lättegeschwätz von dem erwachsenen Vicco und der luschtigen Lissy zu mindestens 50% eben Lättegeschwätz ist/war. Nun, die Genforschung steht diesbezüglich ziemlich am Anfang ... warten wir's ab. Kann ja König Vicco später mal räuspern: "Heidanei! Jetzt hot die spanische Nervasäg des scho vor a paar Joahr g'wißt."
Tja, helfen Sie mir bitte - irgendwie kann ich nicht rechnen: für mich bedeutet die Aussage: Alkoholiker werden als Alkoholiker geboren, daß dies für 100 % der Alkoholiker zutrifft; zumindest trafen sie keine Einschränkung. Jetzt stehe ich auf dem Schlauf 50% = 100% Ist wohl im Sierraschen Universum so gültig.
Viktor
P.S. Wie sie auf "König" kommen, ist mir rätselhaft. Sollte dies eine Anspielung auf meinen Namen sein, dann sollten Sie nochmal die Sexta besuchen: Viktor ist der "Sieger" Wenn nicht, vergessens Sie es.
Abgesehem davon ist die Behauptung eines gewissen Herrn Mann: "Die Therapieerfolge liegen längerfristig bei etwa 40 Prozent." aus heutiger Sicht (2006) nachweisbar falsch ... falsch in der Dimension eines 2-stelligen %-Bereiches
Das Zitat "nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen" im ersten Link sollte man noch ersetzen durch "früher, um die Jahrtausendwende herum", dann passt das schon
Sind aber allemal gut die Links ... wenn man eine für sich selbst passende Erklärung sucht ... weshalb die anderen Schuld haben ... ...
meiner Auffassung nach bedeutet Wissenschaft doch immer betrachten, vergleichen, entwickeln. Es ist also nie was fertiges und ein Ergebnis wirft immer neue 1000 Fragen auf.
Und trotz dieser Unsicherheit bringen die Erkenntnisse weiter, finde ich.
Und jeder entscheidet eben selbst, ob er die Wissenschaft, die Bildzeitung oder das Horoskop als Schuldigen missbrauchen will oder als Möglichkeit mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen und vielleicht sich selbst ein bißchen mehr kennenzulernen.
Und wenn es beispielsweise nur die Erkenntnis wäre, dass man Bildzeitung oberflächlich, stigmatisierend und volksverblödend findet. Dann hätte sie dazu gedient, dass man sich eine Meinung gebildet hat. Heißt ja auch so im Werbeslogan.
"Heißen Soziale Faktoren oder Umfeld für dich = Unterschicht?"
Nein. Ich stimme mit dir überein, daß Umstände jemanden dazu bringen, sich mit Drogen "wegzumachen". Was mir verquer lag, war ein Jellinek-Kriterium: "Stufe X: Der Alkoholiker macht sich mit gesellschaftlichen Schichten unter seinem Niveau gemein." (oder so ähnlich)
"Nach ihm müsste es das große Ziel sein, die elendigen Suchtkranken endlich aus dieser Welt zu schaffen, sie vor Entstehung schon auszusortieren"
Ich hatte ein "Trauermännle" (:traurig1 dahintergesetzt...! Ich bin nicht für Totschlagen, Vergasen o.ä. von "Behinderten". Wie kannst du das von mir denken?
Aber, ich würde es den Eltern überlassen, ob sie eine Genuntersuchung/Pränataldiagnostik machen lassen, und daraufhin entscheiden... Ja, denke schon...zu 51%...
".aber ich schweife vom Thema ab..." Öhm, ich auch.