ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Andrea, ich bin 40 Jahre alt, verheiratet, habe 2 Töchter (12+14) und bin seit 4 Jahren trocken.
Angefangen hat bei mir alles schon seeeehr früh. Mein Vater ist ebenfalls Alkoholiker und wie ich heute weiß, hat er mir bereits als Baby die Bierflasche an den Mund gehalten, weil es ja so süß aussah, wenn ich nach einem Schluck das Gesicht verzogen habe. Als ich ihm dann als Kind Bier aus dem Keller geholt habe durfte ich einen Schluck nehmen und bei Besuch gab es schon mit ca. 10 Jahren ein kleines Gläschen Wein für mich. (Das bissl macht doch nix!) Meine Mutter und meine Oma waren dem Alkohol nicht abgeneigt, auch wenn sie kein Problem damit hatten. Bei Oma gabs immer ein Gläschen Likör wenn ich ihr etwas geholfen habe und meine Mutter fand es auch nicht merkwürdig, dass ich bei den Pralinen am liebsten die mit Schnaps drin mochte. Ich fand dieses komische Gefühl hinterher immer toll, das machte so lustig! Nachmittags war ich immer alleine, und oft nahm ich einen Schluck Schnaps aus der Bar, bevor ich die Hausaufgaben machte, dann klappte es besser und war nicht so langweilig. Später bekämpfte ich Prüfungsängste ebensfalls mit Alkohol, auch vor der Führerscheinprüfung gnehmigte ich mir einen Picolo! Ich trank damals nicht regelmäßig aber doch öfter als andere in meinem Alter. Das bei uns Zuhause was anders läuft merkte ich im Teenageralter, als andere sich Cola bestellten und ich mir ein Bier. Auch bei meinem ersten Freund zuhause wurde wenig getrunken. Das fand ich irgendwie nicht normal. Später lernte ich meinen Mann kennen, heiratete, und wärend beider Schwangerschaftn konnte ich meinen Alkoholkonsum runter fahren, aber nicht abstinent leben. Hinterher habe ich immer nur kurz gestillt, denn trinken und stillen wollte ich nu auch nicht. Unser 2. Tochter war ein sog. Schreikind. Ich war damals total überfordert und begann regelmäßig zu trinken. 1996 hörte ich auf zu rauchen, doch statt der Zigarette am Morgen kam der erste Schluck am Morgen. Ich habe meine Sucht nur verlagert. Bald darauf fing ich wieder an zu Arbeiten, klar, Haushalt und zwei kleine Kinder waren ja nicht genug. Außerdem wohnen wir mit meinen Eltern in einem Haus, für die war ich ja auch noch Taxi, Sekretärin, Einkaufsbegleitung, und, und, und............ Je mehr ich Arbeite um so mehr trank ich. Allerdings bin ich Spiegelalkoholikerin, ich fing morgens an und hatte bis am Abend mind. 3 Flaschen Wein Schluck für Schluck geleert. Es war für mich ganz wichtig, dass ich meine Selbstkontrolle behielt. Ich habe wirklich im 5 Minuten Takt Schluckweise getrunken, und am Abend stand ich immernoch gerade. Das war auch der Grund, warum mein Mann so lange nix merkte. Auch meine spätere Therapeutin konnte es nicht glauben, dass ich schon 1,5 Liter Wein getrunken hatte bevor ich zu ihr kam. Dass ich jemand so erfahrenem so gut etwas vormachen konnte, fand ich schon fast beängstigend. Da könnte man ja Rückfällig werden und keiner merkt´s (dache ich damals)
Geoutet habe ich mich, als bei uns alles drunter und drüber ging. Meine Mutter lag 5 Wochen im Koma, ich bekam Asthma und war mit den Nerven so runter, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Meine Kinder verlangten auch noch Aufmerksamkeit und meine Vater musste ich mit versorgen. Da habe ich ein einer meiner vielen schlaflosen Nächte meinen Mann geweckt und im alles gebeichtet. Seine Reaktion war toll, er sagte gleich, dass wir am Morgen zum Arzt gehen und dass er mich begleitet. Das hat mir sehr geholfen. Eigentlich sollte ich so schnell wie möglich eine Langzeittherapie beginnen, aber zuerst zog ich mir einen Bänderriss zu der operiert werden musste. Kaum war der Gips ab, da rutschte ich bei Glatteis (ganz fieses Blitzeis) aus und fiel auf den Allerwertesten. Dabei brach ich mir einen Wirbel!!! In dieser ganzen besch....... Zeit, hatte ich 3 Nervenzusammenbrüche, und der Arzt war nahe dran, mich in eine geschlosse Anstalt zu überweisen. So wie es mir in dieser Zeit gegangen ist, sowas möchte ich nie, nie wieder erleben.
Am 29.04.2002 begann ich dann meine Therapei in Bad Fredeburg im Sauerland. Und trotzdem ich wieder mit meinen Eltern unter einem Dach lebe, und mein Vater immernoch trinkt, bin ich seit dieser Zeit trocken. Es war am Anfang ein ganz schöner Kampf (nicht mit dem Alkohol sondern mit meinem Vater) aber schließlich hat er die Bedingungen akzeptiert, die ich ihm gestellt habe. Sonst können wir nicht unter einem Dach wohnen. Da er aber keine Fremden im Haus haben will, muss er sich schon an die Spielregeln halten, an die ich ihn aber gelegentlich erinnern muss. Am Anfang war es wirklich nicht leicht, inzwischen gehe ich gelassener mit dem Thema um. Ich bin ja auch fester und sicherer geworden.
So viel wollte ich eigentlich garnicht schreiben, aber wenn man so sein Leben Revue passieren lässt, kommt doch so einies zusammen.
danke für deine Begrüßung. Das mit dem Nick Teetante hat seine Berechtigung darin, dass wärend der Therapie eine alte Leidenschaft aus der Teenagerzeit wieder entflammt ist. Und trocken schmeckt so ein Tee auch noch doppelt so gut, wenn die Geschmacksnerven nicht permanent betäubt werden. Also habe ich meine Passion zu Beruf gemacht und vor 2 Jahren ein Teegeschäft eröffnet. Ich-AG sei dank!
Vielen lieben Dank für eure Begrüßung. Ja, es passiert oft, dass sich die Geschichten ähneln und im nachhinein kann man auch einiges mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten.
Es freut mich auch jemanden gefunden zu haben, der auch in Bad Fredeburg war. Der jetztige Chef ist Dr. Geyer, aber Dr. Klein ist immer noch da. Er war auch mein Aufnahme Arzt. In welcher Gruppe warst du denn und bei welchem Therapeuten? In 3 Wochen ist das Ehemaligen Treffen, gehst du hin?
Moin Andrea, jupp ich lese gerne, ganz besonders solche geschichten wie die deinen! Freu mich schlicht über jeden und jede die zufrieden trocken sind! Also ein liebes willkommen dir an board rüber geschickt. Wir lesen uns. Lieben gruss dir Hermine
freut mich auch, dass Du hier her gefunden hast. ..Konnte von den glücklich "Trockenen" am meisten lernen...
Ist ja der Wahnsinn, daß Dein Mann das nie kapiert hat.. Weiß mein Onkel noch..der war auch Spielgeltrinker ..er war mit Sicherheit n unauffälliger Typ..aber sein Bier stand halt immer da..für alle sichtbar..Er ist letztendlich nur 40 Jahre alt geworden.
Hier bin ich jetzt nicht wegen meinem Onkel..eher wegen meinem von mir getrennst lebenden Mann..der hat aber n sehr auffälliges Verhalten, wenn er trinkt edit: ähem...unsinn..natürlich bin ich wegen mir hier..ähem..räusper...
JO..denn..dann lass mal wieder lesen
lg. simone
PS: Im übrigen der Phapos von hier..war glaube ich auch in Fredeburg...(hab ich mal in seiner homepage gelesen).. Muss ne gute Klinik sein...mönsch..
Hallo TeeTante04, Du hast ja wirklich allerhand hinter Dir. Und Du lebst noch im selben Haus mit Deinem trinkenden Vater ?! Das stelle ich mir nicht leicht vor. Trinkende Väter können sehr verletztend sein. Psychisch und Physisch ( ich durfte beide Erfahrungen als Kind und Jugendlicher machen ). Aber Du wirst sicher Deine Gründe haben. Ganz toll das Du schon 4 Jahre den Alkohol hinter Dir gelassen hast. Ich bin in 3 Jahren und 349 Tagen (ohne Schaltjahr) mal gespannt wie sich das anfühlt.
@Großer Bruder, hier entsteht ein nettes Tee & Kaffee-Kränzchen, ich hoffe nur das durch die Alkopops sich nicht noch CappuccinoNichten und ein ExpressoNeffen dazugesellen.
Ja und ich war auch in Fredeburg. Da kommen eh nur die Besten hin
Und Buk Tom, der Dr. Wernardo, der alte Quäler, ist schon lange weg. Habe ihn mal vor zwei Jahren im Fernsehen(MDR) gesehen und da war er Chefarzt in einer Leipziger Klinik. Mit dem haben die da bestimmt viel Spaß gehabt. Meine Fresse war der hart
auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Gratuliere dir zu deiner Trockenheit und auch zu deinem wunderschönen Avatar. Dieses Bild von Lombarte gehört zu meinen Lieblingsbildern an meiner Wand. Ich freue mich jeden Tag darüber und kann es jetzt auch im Forum bewundern
Auch ich habe vor jahren meine therapie im sauerland gemacht - allerdings eine klinik weiter auf thommen und ich behaupte noch heute das unser "otto" der beste therapeut der welt ist.