ich denke schon die ganze Zeit darüber nach. Dafür brauche ich allerdings einen Mehrheitsbeschluß im Betriebsrat. Dort existiert jedoch mehrheitlich kein Problembewußtsein dafür. Nur zur Erinnerung, einer von den Betriebsräten ist ja mein trinkender Kollege. Über ihn wird jedoch am Rande der Sitzungen getuschelt und sich lustig gemacht. Das wars aber auch schon.
Es wäre also an mir, jetzt ein Problembewusstsein langsam bei den anderen zu entwickeln. Sie auf ihre Verantwortung aufmerksam zu machen. Das habe ich auch schon vorsichtig in diversen Einzelgesprächen mit Betriebsratsmitglieder versucht. Doch habe nur Ablehnung bei diesem Thema gespürt. Als wäre es ihnen peinlich, ausgerechnet mit mir darüber zu reden. Ich fühle mich auch so persönlich darin verstrickt, dass es mir sehr schwer fällt, da sachlich und objektiv zu bleiben und den nötigen Abstand zu halten.
Das ist mein Problem!
Ich könnte allerdings vertraulich mit unserer Betriebsärztin und Gesundheitsbeauftragten darüber sprechen. Sie darum bitten, die Initiative zu übernehmen. Dann wäre ich da erstmal raus. Fällt mir jetzt gerade so ein.
gäbe es für Dich die Möglichkeit, eine Fortbildung in Sachen Alkohol am Arbeitsplatz zu besuchen? Als Mitglied im Betriebsrat müsste das doch zu erreichen sein. Nur so ein Gedanke von mir.
Nun wird es komisch, solang ich selbst noch getrunken habe, habe ich mich um diese Fortbildungen immer gedrückt. Mich sogar mal krank gemeldet. Wollte mich als Trinkerin natürlich überhaupt nicht mit dem Thema auseinandersetzen.
Meine anderen Betriebsratskollegen haben diese Fortbildungen alle mitgemacht. Übrigens auch alle unsere leitenden Angestellten.
Also, bei uns in der Firma gibt es kein Problem mit dem Umgang mit Alkohol.
Nur ich habe eines.
Für den Besuch eines Seminars zum Thema Sucht, brauche ich einen Mehrheitsbeschluß im Betriebsrat. Die müssen mich dorthin entsenden und der Arbeitgeber die Kosten dafür übrnehmen. Die lachen sich wahrscheinlich alle Tod darüber. Die Lotte will zum Alki.-Seminar. Nein, soweit bin ich auch noch nicht, das auszuhalten.
Wenn ich ehrlich bin, will ich doch ganz einfach nur mit einem guten Gefühl meine Arbeit erledigen und Freude dabei empfinden.
Wer trinken will, soll's tun. Bitte schön, ist doch sein Leben.
Irgendwie finde ich es einfach nur ungerecht, dass ich keine guten Gefühle beim Arbeiten habe und immer zu sehen muss, wie ich damit klar kommen muss und diejenigen die Trinken (weil abhängig), es einfach so tun können und keinen interessiert es.
Ich habe das Projekt abgeben müssen und musste zum Chef um Verständnis dafür betteln und mir noch dumm kommen lassen. Mein Kollege und meine Kollegin saufen aber munter weiter und können sich darüber freuen, dass sie ungestört ihre Nischen gefunden haben. Sie müssen nicht zum Chef.
Ist doch irgendwie verkehrte Welt.
Ich werde versuchen, mich in Gelassenheit zu üben. Kommt Zeit, kommt Rat.
....Lotte, so ähnlich war es bei mir, als ich aufgehört habe gab es viele, sogar die Mehrheit die mehr oder weniger getrunken haben auch wärend der Arbeitszeit.
Es war mir aber schlichtweg egal, es hat mich auch eigentlich nicht gestört, ich war nämlich viel zu viel mit mir und meinen problemen beschäftigt.
Ich hatte gar keine freien Spitzen mehr mich um andere zu kümmern.
die ersten Monate nach meiner LZT habe ich während meiner Arbeit gar nichts von allem mitbekommen. Da war ich tatsächlich voll und ganz mit mir beschäftigt. Hab mich sogar aus dem Betriebsrat herausgehalten soweit es ging, weil ich mit Problemen anderer für mehrere Monate gar nichts mehr anfangen konnte.
In den letzten Wochen bin ich wieder mehr mit eingestiegen, bin auch bereit, mich wieder mehr auf andere einzulassen. Ist jetzt ganz anders geworden als zu meiner Trinkerin-Zeit, wo ich mich gern mehr um andere und anderes kümmerte, um mich nicht mit meinen eigenen Problemen beschäftigen zu müssen.
Hab mich schon sehr verändert. Gehe jetzt sachlich an die Sachen heran und nehme nichts mehr persönlich. Bin streng darauf bedacht, persönliches und dienstliches nicht mehr miteinander zu vermischen. Gelang mir früher überhaupt nicht.
Ach ich weiß auch nicht, jedenfalls so richtig bin ich mit mir noch nicht im Reinen. Auf der einen Seite mein ganz persönliches Interesse nicht mit alkoholisierten Menschen zusammenarbeiten zu müssen. Jedenfalls nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Auf der anderen Seiten denke ich, da läuft grundsätzlich was schief in der Firma?
Wie viele trockene Alkoholiker oder andere Mitarbeiter gibt es eigentlich noch im Betrieb, die sich genauso unwohl mit der Situation fühlen wie ich?
Und dann immer noch die Grundsatzfrage, wie verhält man sich eigentlich richtig, wenn man merkt, mein Kollege neben mir trinkt?
Wüsste gar nicht so recht, was ich jemanden raten sollte, der mich um Rat fragt?
ZitatUnd dann immer noch die Grundsatzfrage, wie verhält man sich eigentlich richtig, wenn man merkt, mein Kollege neben mir trinkt?
....vieleicht Lotte, das du bei passender Gelegenheit erstmal mit dem jenigen selbst ins Gespräch kommst ganz ohne Druck. Wo man auch von sich selbst erzählt.
Wenn du ganz massiv ein Problem hast damit, dann würd ich das schon über den Arbeitgeber klären, ich würde das dem betreffenden dann fairer Weise auch sagen.
- pass mal auf , ich kann genau aus dem Grund nicht mehr hier dir gegenüber arbeiten, es geht dabei um meine Gesundheit. ich geh jetzt zum Vorgesetzten-
Zitat- pass mal auf , ich kann genau aus dem Grund nicht mehr hier dir gegenüber arbeiten, es geht dabei um meine Gesundheit. ich geh jetzt zum Vorgesetzten-
...Lotte und genau da ist manch einer schon wieder bei seinem eigenen Problem. Solche Auseinandersetzungen auf faire Weise, in erster Linie mit dem betreffenden zu führen sind nämlich manch einem Alkohliker sein Problem schon wieder.
Seine Interessen vertreten persönlich mit dem Betreffenden. nicht um drei Ecken ist nämlich gar nicht so einfach.
Der Selbstwert wird nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft.
...ich will jetzt nicht auf dich schliesen, mir ging es jedenfalls so das ich das auch erst lernen musste und dabei Ängste überwinden.
ich gebe Dir in allem uneingeschränkt recht. Es ist sogar verdammt schwer, seine Probleme direkt und auf faire Weise mit dem Betreffenden zu klären. Selbstwert wächst auch wirklich nicht so einfach über Nacht.
Mein erster Gedanke war auch vor einigen Wochen, direkt und persönlich mit diesem Kollegen ein Gespräch zu führen. Obwohl ich wirklich furchtbare Angst davor hatte.
Es war damals meine seit langem trockene Kollegin, der ich von meinen Plänen berichtete, die mir aber dringend davon abriet. Sie selbst hatte schon ein oder zwei Jahre zuvor, mit ihm ein solches Gespräch geführt, da sie das gleiche Problem wie ich hatte.
Schließlich wurde ihr danach von ihm Mobbing vorgeworfen und sie hatte eine schwere Zeit, die ihr nicht gut getan hat. Die beiden reden seitdem kein Wort mehr miteinander. Das stört sie jedoch nicht und arbeiten muss sie auch nicht mehr mit ihm. Doch sie sagte ganz deutlich, nochmals würde sie das nicht machen.
Ich habe danach noch mal nachgedacht und Abstand von meinen Plänen genommen, dieses Gespräch zu führen.
Ist es mir das wirklich wert? Ich bin mir einfach nicht sicher. Meine Abstinenz sehe ich durch die Sauferei der anderen nicht in Gefahr. Das ist doch die Hauptsache. Sollte ich mir allerdings nicht mehr sicher darüber sein, werde ich handeln müssen. Aber vielleicht kommt meine Gelassenheit auch schon früher als gedacht.
Fair sollte es schon zugehen, sonst würde ich mich auch nicht wohl fühlen.
War doch selbst mal solch eine verkaterte Kollegin (danke Ame!).
Danke Euch allen sehr. Habt mir wirklich geholfen, mich zu sortieren.
ZitatMein Abteilungsleiter meinte dann: Gut, das brauchen sie nicht. Doch richtig verstehe ich sie nicht. Sie haben doch selbst mal getrunken und wissen doch wie das ist.
verstehe ich es richtig, dass dein direkter vorgesetzter den trinkenden kollegen deckt??? Und der betriebsrat auch? Liest sich als hättest du die arschkarte gezogen, ohne an irgendwelchen verlosungen dbzgl. teilgenommen zu haben. Das du dann ausgerechnet zu der anderen trinkenden kollegen gesetzt wirst macht mich jetzt allerdings stutzig. Kann es sein, dass dies eben genau deshalb so ist, weil chefe von dir da verständnis erwartet und voraussetzt? Könnte es sein, dass schon andere kollegen nicht mit der dame zusammenarbeiten konnten oder wollten, oder beides, eben weil sie trinkt? Ich dachte immer der arbeitgeber hat auch eine fürsorgepflicht für seine arbeitnehmer. Und wissendlich trinkende kollegen zu dulden hat ja wohl nix mit fürsorge sondern ehr was mit co verhalten zu tun. Und trockene akloholiker mit trinkenden kollegen zusammenzusetzten ist ja wohl auch nicht gerade fürsorglich. Die frage, die hier aufkam, ob das kollegen trinken deine abstinenz gefährde, finde ich übrigens völlig irrelevant. Es gefährdet deine zufriedenheit und damit in irgendeinerweise auch deine nüchternheit. Denn deine zufriedenheit ist doch voraussetzung dafür nüchtern zu bleiben. Wie bitte kann ich bei mir bleiben und für mich sorgen, wenn ich nur die wahl zwischen pest und colera habe? Wie bitte soll das denn funktionieren? Oder verstehe ich da irgend etwas falsch? Ich habe deinen thread 2 mal durchgelesen und ich kann für mich nur sagen, ich käme damit nicht klar. Weder mit der gefahr "ausgegrenzte petze" zu werden, noch mich dem trinken meiner kollegin auszusetzen. Ich hätte damit ein ganz massives problem und ich finde es echt zum kotzen, dass du überhaupt in solch eine situation gebracht wirst. Wenn dein vorgesetzter das tun würde, was seine aufgabe ist, dann gäbe es dieses problem nämlich für dich nicht. Siehst du eine möglichkeit deinem abteilungsleiter die arschkarte retour zu geben Lotte? Den so sieht es für mich aus, er hat sie dir gegeben. Vielleicht weil er zu feige ist um ins handeln zu kommen. Vielleicht ist ja seine absicht, dass du es nach oben meldest? Damit er dann den unwissenden geben kann? Ich merke, ich komme ins rumspinnen wie es sein könnte. Ist ja vielleicht auch alles ganz anders. Nur eins finde ich persönlich ganz entscheidend: Dein eigene zufriedenheit. Und das kannst nur du wissen, ob du weiterhin unter den gegebenen umständen arbeiten kannst, ohne das deine eigenen zufriedenheit darunter leidet. Bzw. ob du mit den konsequenzen leben kannst, wenn du, wie auch immer, dagegen vorgehst. Ach und noch was, es geht ja nicht nur um das trinken an sich, sondern auch um die wesenszüge die ein nasser alki nun mal hat. Ich meide solche leute wie der teufel das weihwasser. Nicht wenn sie nüchtern sind, aber wenn sie was getrunken haben. Und das betrachte ich als ein grundrecht für mich. Mein mitgefühl hast du allemal liebe Lotte . Bin echt gespannt wie die geschichte weitergeht. Lieben gruss und schönen sonntag dir gewünscht Esther
ein Bekannter von mir ist ebenfalls Betriebsrat in einem Stahlwerk. Dort hat der Betriebsrat nicht nur ein Stufenprogramm für Suchtkranke mit dem Betrieb als Betriebsvereinbarung abgeschlossen, sondern vor wenigen Jahren zusätzlich eine Regelung für den Betriebsrat selbst. Und zwar wie von Betriebsräten mit Alkohol umgegangen wird. Dass in der Arbeitsstätte null Alkohol ist, das gilt natürlich wie bei allen anderen auch. Ist der Betriebsrat auf Feiern eingeladen, was ja öfters vorkommt, gilt die Regel: entweder er trinkt null Alkohol, dann kann er auch wieder rein in den Betrieb. Trinkt er auch nur ein Bier, muss er draussen bleiben, wenn es auch dazu führt, dass ihm Zeit abgezogen wird. Der Hintergrund: a. Sitzungen sind alkoholfrei b. der Betriebsrat hat Vorbildfunktion und es spricht sich unter den Kollegen sehr schnell rum, ob der Betriebsrat selbst die Regeln einhält oder nicht. Des weiteren ist ein wichtiger Verbündeter im Betrieb der Suchtbeauftragte, wenns den gibt, der Betriebsarzt (Einstellung beachten). Wie gesagt auch im Gewerkschaftshaus müßte es einen Suchtbeauftragten geben, zumindest einen, der für dieses Thema zuständig ist. Und es gibt noch den Weg auf Bundesebene, wo die Fragen von Sucht im Betrieb ganz bestimmt ein Thema sind, schon aus juristischen und arbeitsvertraglichen Gründen.
Ein Punkt kommt im Betrieb oftmals auf trockene Alkoholiker zu, der vielleicht auch bei Dir eine Rolle spielt: Vorgesetzten ist das Thema zu heikel und zu kompliziert, daher versuchen sie oft, diesen Part ihrer Verantwortung jemandem zu überantworten, der selbst das Problem hatte. Manch trockener Alkoholiker fühlt sich durch diese Aufgabe gestreichelt und geht in diese Verantwortung. Ich habe das bei mir im Betrieb abgelehnt. Wenn Vorgesetzte kamen, um mich auf Kollegen aufmerksam zu machen, habe ich gesagt, dass ich Selbsthilfe bin und kein Arm der Personalabteilung. Ich habe diesen Vorgesetzten erklärt, dass sie selbst eine Verantwortung haben, die sich aus der Einhaltung des Arbeitsvertrages ergibt. Und sie sollten bei Auffälligkeiten (Pünktlichkeit, Alkoholgeruch, Arbeitssicherheit, Arbeitsleistung u.a.) den Kollegen zum Vieraugengespräch holen, sagen, was sie beobachtet haben, dem Kollegen deutlich sagen, dass es ein Vorabgespräch ohne Meldung an die PA ist und alles vergessen ist, wenn der Kollege sein Verhalten ändert. Wenn das nicht der Fall ist, dann sollte er den Suchtbeauftragten einschalten bzw. die PA. Das sollte er deutlich sagen und es dann auch tun, nicht nur androhen. Dass das sehr unangenehm sein kann, ist wohl klar. Und da ist es doch bequemer, einen nassen Alkoholiker neben einen Trockenen zu setzen, in der Hoffnung, dass der Trockene das dann schaukelt. Ich trenne Suchthilfe auf der Arbeit und die private Hilfe strickt voneinander. Mir bekannte betriebliche Suchtberater haben das übrigens auch gemacht, wenn sie aus der Selbsthilfe kamen: sie haben die Selbsthilfegruppe dann sein gelassen, weil sie dem Arbeitgeber verpflichtet sind und dessen Interessen. Das führt in einer Selbsthilfegruppe mit Leuten aus seinem Betrieb zumindest zu einem Mißtrauensgefühl, ob der betriebliche Suchtberater die Personaldaten an den Betrieb weitergibt. Selbst wenn das nicht der Fall ist, als neuer Gruppenfreund war ich sehr sehr mißtrauisch und wäre nicht in eine Gruppe gegangen, in der der betriebliche Suchtbeauftragte sitzt. Eine andere Sache ist eine betriebliche Suchtgruppe, wo man hingeht, nachdem man aktenkundig geworden ist beim Arbeitgeber. Ich wollte einen solchen Eintrag immer vermeiden, wenn es sich vermeiden läßt.
Und alkoholkranken Kollegen gegenüber verhalte ich mich so: ich spreche sie privat an, geb auch mal ne Broschüre weiter, biete an, sie zur Gruppe zu begleiten. Wenn dann nichts kommt, lass ich sie in Ruhe und sorge für meine Distanz. Ich habe dann eine reine Arbeitsbeziehung. Wer keine Hilfe will, wird behandelt wie jemand, der gesund ist, da er ja selbst erklärt, er sei nicht krank und brauche keine Hilfe. Und wenn Alkohol im Betrieb verboten ist, dann ist er für alle verboten, dann hat das Büro auch nicht nach Alkohol zu riechen. Im übrigen kannst Du durchaus einen gewissen Schutz einfordern: wenn bei uns ein Arbeitsplatz nicht "trocken" ist, kann man sich an den Suchtbeauftragten, das Gesundheitszentrum wenden, da der Betrieb kein Interesse an einem Rückfall haben kann. Wenn also dort getrunken wird, wenn es nach Alkohol, Kleber usw. riecht, dann wird das angeschaut und ein anderer Arbeitsplatz besorgt oder der Arbeitsbereich trockengelegt.
genau das ist der Kern meines Problems, ich fühle mich, als hätte ich die A-Karte gezogen, ohne an einer Lotterie teilgenommen zu haben.
Natürlich, warum soll ich sie eigentlich behalten wollen? Das steckt doch hoffentlich nicht noch immer dahinter, bist ja selbst eine Säuferin, selbst schuld, schadet Dir jetzt gar nichts wenn Du nun zu sehen musst, wie Du damit klar kommst und Du kannst froh sein, wenn überhaupt jemand dafür Verständnis zeigt.
Oh NEIN, ich bin krank, das ist nicht meine Schuld und mein Arbeitgeber hat verdammt noch mal die Pflicht, mir Bedingungen zu schaffen, damit ich auch weiterhin gesund bleiben kann. Das nennt sich Gesundheitsschutz und -vorsorge, danach ist er nach dem Gesetzt verpflichtet.
Das sind die Fakten.
Ja, es ist richtig. Der Geschäftsleitung und meinen Kollegen im Betriebsrat ist dieses Thema zu heikel. Sie scheinen mir auch absolut verunsichert zu sein. Unsere Betriebsvereinbarung "Suchtprävention" bezieht sich ausschließlich nur auf das Trinken im Betrieb! Alkoholverbot am Arbeitsplatz und so weiter. Da wird schon darauf geachtet, dass das eingehalten wird.
Auch wird in dieser Vereinbarung das Verfahren im Umgang mit alkoholgefährdeten Kollgen geregelt. So eine Art Stufenverfahren. Wie sollen die vertraulichen Gespräche mit dem Betroffenen und dem Vorgesetzten geführt werden, wann wird der Betriebsrat mit einbezogen und ab wann die Betriebsärztin/Gesundheitsbeauftragte. Wann erfolgt die Abmahnung und schließlich die Kündigung. Nach der Kündigung kann der Betroffene wenn eine LZT erfolgt ist, nach 6 Monaten wieder eingstellt werden. Wenn die Abstinenz durch ärztliches Attest nachgewiesen wird. Das alles funktioniert bei uns wunderbar.
Doch es ist überhaupt nichts geregelt, wie der dann trockene Alkoholiker an seinem Arbeitsplatz geschützt werden kann. Auch nicht, wenn ein trinkender Kollege das eben heimlich macht und man ihm das heimliche Trinken nicht beweisen kann. Alkoholfahne am Morgen gilt als subjektive Wahrnehmung und wird ja bekanntlich wunderbar vom trinkenden Kollegen erklärt. Wie das geht, wissen wir ja alle wunderbar. Sicher, die Wesensveränderung ist schon auffällig. Doch beweis das mal einem Spiegeltrinker. Der torkelt nun mal nicht, lallt nicht, sondern ist durchaus noch leistungsfähig. Ich als trockene Alkoholikerin erkenne sie allerdings sofort. Die Alkoholfahne und die gläsernen Augen sind doch nur unerhebliches Beiwerk. Es ist das alkoholisierte Wesen, was eine konstruktive, ernsthafte Zusammenarbeit auch so schwierig macht. Ich arbeite in einer Branche, die Teamarbeit erfordert und geistig ziemlich hohe Ansprüche stellt. Ein Trinker ist in einem solchen Team eine Schwachstelle, weil nur bedingt teamfähig. Das kenne ich noch aus meiner aktiven Trinkerinnen-Zeit. Meine Launen waren einfach ekelhaft und meine Kollegen hatte da so einiges auszuhalten. Ich hatte dann oft ein schlechtes Gewissen und habe versucht das damit auszugleichen, mehr als andere zu arbeiten und Sonderaufgaben zu übernehmen, damit ich mich nicht völlig unbeliebt mache. Aus dieser Überforderung entstanden dann wieder neue Fehler, die wieder auf das ganze Team zurückfielen. An meinem Arbeitsplatz habe ich jedoch niemals getrunken. Nicht mal zu Feiern oder dergleichen. Kein Mensch hätte mir im Sinne unserer oben genannten Betriebsvereinbarung etwas nachweisen können.
Die beiden trinkenden KollegInnen in meinem direkten Arbeitsumfeld sind als Trinker bekannt im Betrieb. Jeder weiss es und sie wissen, dass es jeder weiss. Das steht keine Flasche offen auf dem Tisch herum. Betrunken hat sie noch nie jemand gesehen, mich damals übrigens auch nicht.
Stoße ich da nicht einfach mal an ein gesamtgesellschaftliches Problem? Ja, irgendwie ist in den letzten Jahren tatsächlich was passiert. Alkoholabhängigkeit wird langsam als Krankheit akzeptiert. Den Betroffenen wird auch geholfen. Doch es ist immer noch ein heikles Thema, sogar ein bisschen peinlich. Ich spüre das schon sehr genau in Gesprächen mit anderen. Auch in Gesprächen mit meinen Kollegen. Als ich nach der LZT wieder kam wurde ich von allen herzlich empfangen, jeder freute sich aufrichtig. Niemand, aber auch wirklich niemand, hat sich von mir zurückgezogen oder akzeptiert mich nicht mehr als Person. Doch sowie es um Alkohol geht, Verlegenheit. Da wird unbefangen über eine Kneipentour berichtet und plötzlich abgebrochen und Verlegenheit macht sich bemerkbar wenn ich dazu komme. Da gäbe es noch andere Beispiele, die ich jetzt aufführen könnte. Mir ist meine Erkrankung nicht peinlich, aber anderen schon.
Nun zurück zu meinem persönlichen Problem. Ich fühle mich nicht wohl bei der Arbeit. Das kann doch tatsächlich nicht mein ureigenes, selbst gemachtes Problem bleiben? Ich mache doch nichts falsch.
Dann meine Funktion als Betriebsrätin. Ich habe einfach auch einen Konflikt damit, denn es ist ein Problem, das nicht nur mich betrifft. Natürlich Matthias, der Betriebsrat hat Vorbildfunktion und hat auch die Interessen der Beschäftigen zu vertreten. Meine Wähler haben mich in den Betriebsrat gewählt, um ihre Interessen zu vertreten.
Also die A-Karte gehört definitiv zur Geschäftsleitung und nicht zu den Beschäftigten. Als eine Beschäftigte sehe ich mich jetzt mal ausschließlich.
Die Frage ist nur, wie bekomme ich die A-Karte dort auch hin, ohne selbst schaden dabei zu nehmen?
Was macht ein Beschäftigter in einem solchen Fall? Wendet sich an den Betriebsrat. An unseren Betriebsrat, wo selbst ein Trinker sitzt und niemanden stört es? Nee, dahin würde ich mich auch nicht wenden. An den Abteilungsleiter? Der scheint aber völlig überfordert zu sein, und blättert verunsichert in der vorhandenen Betriebsvereinbarung und sagt dann, ja da kann er auch nichts machen.
Wo kein Kläger, da kein Richter.
Ich werde etwas machen. Noch habe ich keinen Plan und so schnell geht das auch alles nicht. Ich werde mir Verbündete suchen und mir eine Strategie überlegen. Meine Gewerkschaft bietet Seminare an. Dieses hier zum Beispiel. Überrascht stelle ich nun fest, findet erst im März statt ist aber schon jetzt ausgebucht. Selten so etwas.
Ja, die Lotte besucht dann eben ein Alki.-Seminar! Na und. Meine Kollegen werde ich bei jeder Gelegenheit auffordern, dorthin mit zu kommen.
Viel wird es nicht sein, was ich machen kann. Ich stehe trotzdem im Mittelpunkt meiner Betrachtungen und werde gut aufpassen, mich nicht dabei zu überfordern. Das wird sehr schwierig.
ZitatAn den Abteilungsleiter? Der scheint aber völlig überfordert zu sein, und blättert verunsichert in der vorhandenen Betriebsvereinbarung und sagt dann, ja da kann er auch nichts machen.
mag ja so sein, aber er muss handeln wenn du, oder wer anderes, ihn dazu auffordert. Das ist verdammt noch mal teil seines jobs.
Es kann ja wohl nicht sein liebe Lotte, dass du zu deinem abteilungsleiter gehst, weil du probleme mit einem trinkenden kollegin hast und er dich zu einer anderen, ebenfalls trinkenden kollegen setzt.
Ich würde mich hochgradigst verarscht fühlen von meinem vorgesezten. Nicht ernstgenommen sowieso. Ich merke wie ich gerade so richtig sauer darüber werde. Was mich verwundert, weil ich ja im grunde nix damit zu tun habe. Na ja, bei mir herrscht gerade ein ziemlicher punk, wahrscheinlich liegt es daran. Ich wünsche dir eine erfolgreiche lösung dieser problematik! Lieben gruss esther