ich schreibe hier, weil ich denke, das es zu früh wäre mich in die Rubrik "Positives" zu setzen. Gehe jetzt seit einigen Monaten einen ruhigen, eher kommentarlosen Weg in die Trockenheit. Anfangs zu laut, deshalb auch mein teilweiser Rückzug.
An diesem Punkt möchte ich mich aber doch mal melden und schreiben, das es mir viel besser geht. Es ist eine schwere Zeit, in der die Gedanken an Alkohol immer mal wieder um mich kreisen-alles andere wäre gelogen. Ich lese hier täglich und das Board ist meine größte Unterstützung, auch wenn ich mich zur Zeit stark zurücknehme. Seit einigen Wochen mache ich drei mal die Woche Sport zusammen mit meinem Mann und Freunden. Ich war sehr stolz auf mich, als ich merkte, dass ich es mit den vielen Leuten im Fitnesstudio aushalten kann. Wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. Klingt alles recht unspektakulär bei mir, aber so habe ich mir meinen Weg bereitet. Der Sport nimmt mir den Saufdruck, macht mich munterer und gibt mir mehr Selbstvertrauen, auch wenn ich mich täglich in den Hintern treten muß. Wenn mir Alkohol in der Werbung oder im real life begegnet, muß ich feststellen, dass sich meine Einstellung langsam wandelt. Er wirkt auf mich immer befremdlicher und entfernt sich langsam von mir. Ich sehe ihn nicht mehr so scharf, nicht mehr so "überlebensnotwendig". Ich kann das schlecht beschreiben. Trinke immer noch Unmengen Tee und Kaffee...jetzt koffeinfrei...und seit neuestem mit Zucker. Vor kurzem wurde ich wieder ein Jahr erwerbsunfähig geschrieben und nach einem langen Gespräch mit der Amtsärztin habe ich mich entschieden, nocheinmal eine Therapie zu machen. Eine VT soll nun ein letzter Versuch sein, mich aus dem Wohnknast herauszuholen und wenigstens ein Stück weit mehr Lebensqualität in meinen Tagesablauf bringen. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich auch nach 17 Jahren noch etwas ändern kann. Die Abstinenz, so hoffe ich, wird mir dabei helfen.
Ich habe hier auch sehr viel Hilfe erfahren, vorallem über die persönlichen N-mails. Ein besonderes Dankeschön schicke ich an Jörg, der viel mitfühlender ist, als manch einer hier denkt, inklusive meiner Wenigkeit, die ihn zu Beginn für ein unsensibles, aufgeblasenes....gehalten hat. Danke auch an Clarissa, die sehr viel Geduld mit mir hatte, als ich zu Beginn noch völlig durch den Wind war.
So, das war erstmal ein kleiner Zwischenstand mit Lebenszeichen. Ich mache weiter und irgendwann vielleicht auch wieder lauter.
ZitatGepostet von döner Ein besonderes Dankeschön schicke ich an Jörg, der viel mitfühlender ist, als manch einer hier denkt, inklusive meiner Wenigkeit, die ihn zu Beginn für ein unsensibles, aufgeblasenes....gehalten hat.
Ich freue mich für dich, kannst mächtig stolz sein auf dich. Sich nach so langer Zeit nicht von seiner Erkrankung unterkriegen zu lassen, dazu gehört enorme Kraft!
Das mit dem Fitness-Studio find ich super, würde ich auch gerne machen, wenn es die Finanzen zuließen. Aber ich geb die Hoffnung nicht auf. Meine Zeit kommt, ich arbeite schließlich fleißig daran.
Ich wünsche dir alles Liebe und weiter so. Ich find's toll, dass auch Menschen mit unserer Erkrankung den Weg aus der Sucht finden. Und vor allem, wünsche ich dir viel Erfolg bei der VT!
lieben Dank für eure guten Wünsche, auch das trägt dazu bei, am Ball zu bleiben.
Mit der VT wird wohl dauern, wegen monatelanger Wartezeiten(kannte ich früher nicht). Jetzt hat alles so lange gedauert, da kommt es auf diese Zeit auch nicht mehr an. Gestern waren wir im Kino, für mich auch eine Angstveranstaltung, aber ich hatte keine. Das sind halt Babyschrítte, aber Schritte. Hatte natürlich meinen Randplatz mit Fluchtmöglichkeit.
ich bin der Meinung, daß genau diese zum Erfolg führen. Wenn ich übermütig geworden bin und dachte ich muß jetzt "Meter machen" bin ich immer auf die Schnautze gefallen.
ZitatHatte natürlich meinen Randplatz mit Fluchtmöglichkeit.
Ist doch OK. Nur nicht überfordern.
ZitatWeiter geht´s...
Liest sich für mich besser als ein "alles läuft super". Mach so weiter.
ich wollte mich mal wieder aus meiner Zwischenwelt zurückmelden. Seit ich mich hier angemeldet habe, lese ich jeden Tag, beginnend mit meinen ersten Tassen Kaffee ,im Forum.
Hätte es ohne diesen Platz hier niemals soweit gebracht und das kommt mir gerade heute wieder stark zu Bewußtsein. Gerade, weil mir die Alternativen SHG bzw. Outdoor- Möglichkeiten fehlen. Manchmal fehlt schon der spontane Anruf, der persönliche Ansprechpartner, wenn mal alles schief läuft. Im Moment ist es besonders schwer, da ich seit Monaten starke Schmerzen in Schultern und Armen habe (Orthopäde wurstelt da noch rum). Dazu kommt zu allem Überfluss ein total vereiterter Zahn und damit jetzt Wurzelbehandlung oder Wurzelspitzenresektion. Das sind so Momente, meine ersten anderen Baustellen. Könnte im Moment so weitermachen...mein Paps hat Verdacht auf Hautkrebs, mein Mann macht sich wieder selbständig...Auto kaputt und kein Geld für ein neues, ohne geht aber auch nicht...und, und....
Meine Herren, und ich hatte keinen Absturz!!! Allein meine Schmerzen hätte ich vorher ohne 1-2 Flaschen Wein nicht ausgehalten. Irgendwie reicht es aber langsam, kommt mir vor wie eine andauernde Feuerprobe, ist aber eben "das Leben". Muß ein Alki erst mal lernen, denke ich.
So, das mußte mal raus aus der demolierten Mundhöhle.
Danke für diesen Ort des immerwärenden Arschtritts!
ZitatMeine Herren, und ich hatte keinen Absturz!!! Allein meine Schmerzen hätte ich vorher ohne 1-2 Flaschen Wein nicht ausgehalten. Irgendwie reicht es aber langsam, kommt mir vor wie eine andauernde Feuerprobe, ist aber eben "das Leben". Muß ein Alki erst mal lernen, denke ich.
nichts anderes habe ich auch von dir erwartet.Finde ich nämlich absolut klasse, wie du hier durchmarschierst. Wenn du schhreibst, dass dein Mann sich wieder selbständig macht, dann klingt dass, als ob du das nicht so richtig mitträgst. Habt ihr das im Vorfeld gemeinsam beschlossen?