Zitat@ Blauäuglein und Juma: kann schon sein, dass du ne Persönlichkeitsstörung hast. Viele von uns haben Läuse und Flöhe. (Ich bin leider vom Fach; Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie).
Wieso leider? Ich behaupte nicht von mir, eine Persönlichkeitsstörung zu haben und ich wünsche mir auch keine. Läuse und Flöhe übrigens auch nicht.
ZitatEs nützt nur nix. Weil es keinerlei Rolle spielt, wie man das alles nennt. Es zählt einzig und allein, wie man damit umgeht. Leider. Und am massivsten und direktesten gesundheitsschädigend sind neben den Suizidhandlungen und Selbstverletzendem Verhalten immer noch die Suchtmittelmissbräuche.
ZitatFür richtig professionelle Hilfe (Suchtberatung, Blaues Kreuz...)scheint mir mein Problem noch zu klein zu sein und ich glaube fest daran das ich es schaffe.
Ach, das wird noch ganz allein groß genug. Früher oder später. Ich wünsche Dir, dass es früher groß genug ist. Erspart Dir eine Menge verschenkter Lebensjahre.
Hast recht, Juma. Die Idee von der PS kam nicht von Dir. Ich war nur zu faul, mich korrekt auszudrücken. Sorry, falls ich Dir auf den Schlips getreten bin.
Na ja, ein klein bissl vielleicht Deshalb hab' ich ja auch sofort nachgefragt(hätt' ich mich vor ein paar Wochen noch gar nicht getraut)um die Sache geradezustellen.
Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Warum schreibst du, du bist leider vom Fach?
Würde mich interessieren, nur wenn du magst natürlich.
ZitatGepostet von miesmuschel (Ich bin leider vom Fach; Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie). ...[/b]
Hi miesmuschel,
ist schon komisch, gestern hab ich noch in einem anderen thread geklagt, dass sich in diesem Forum gar keine Therapeuten blicken lassen und heute ist eine da
Wenn auch vielleicht notgedrungen. Oder ist die Not noch nicht so gross?
Sei froh, dass du noch im Stadium des "Gratwanderns" (nettes Synonym für herumeiern) her gefunden hast!
Um in deinem Sprachgebrauch zu bleiben: ich war auch viele Jahre "Gratwanderer", und ich kann dich nur in deiner Einschätzung bestätigen: Gratwandern ist ein Scheißsport, drum hab ich ihn auch aufgegeben.
"Für richtig professionelle Hilfe (Suchtberatung, Blaues Kreuz...)scheint mir mein Problem noch zu klein zu sein und ich glaube fest daran das ich es schaffe."
Soll ich dir was sagen: Du wirst es nicht schaffen! Und soll ich dir noch was sagen: Das glaubst du mir nicht! Und zum Dritten: Die Zeit wird kommen, wo du mir glaubst!
Ich schreibe das deswegen so frech, obwohl ich dich gar nicht kenne, weil sich deine Geschichte so sehr mit meiner deckt und ich durch meine Therapie doch Einiges gelernt habe, was mich in meiner Einschätzung bestärkt.
Übrigens habe ich in der Therapie auch gelernt, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, für die der Betroffene nichts kann, außer was dagegen tun. Und dass es wesentlich schlimmeres gibt, z.B. alle möglichen Persönlichkeitsstörungen.
In diesem Sinne ein herzliches Willkommen dir und auch Miesmuschel!
wow, Respekt, ich hab mich wahnsinnig gefreut wie ich heut früh gesehen habe wie viele Beiträge und Diskussionen auf meinen ersten Beitrag hier entstanden sind. Danke. Ich hoffe und wünsche mir ich kann das diesem Forum mal mit eigenen Erfahrungen zurückgeben.
Als Querschnitt aus den vielen Reaktionen muß ich leider schliessen, dass ich schon etwas weiter in der Sache drinstecke als mir lieb ist.
Ja, Persönlichkeitstörung ist sicher nicht der fachgerechte Ausdruck dafür, dass ich einfach mit meinem Selbstbewusstsein nicht zufrieden bin. Persönlichkeitsstörung geht wohl eher in die Richtung „Mr. Jeykill und Dr. Hyde“. Zwei Gesichter habe ich aber auch. Das wurde mir vor allem wieder am Anfang der Diskussion bewusst als ich aufgefordert wurde einfach mal ich selbst zusein. Welcher ich soll ich denn sein? Der, welcher die feste Überzeugung hat in Familie, Beruf und Sport ohne Alkohol die besseren Ergebnisse erzielen zu können oder der, welcher sich spätestens Abends wieder selbst anschwindelt um sich ein Bierchen oder zwei oder drei genehmigen zu können? Ich bin beide! Komisches deutsch, ist aber so.
Nur mal so, mein Tag: Und täglich grüßt das Murmeltier, ich wach auf mit dem festen Vorsatz „heute wird ein guter Tag“, aber schon tagsüber klappt es mit dem Kaffee nicht und ich trink dann noch Nachmittags wenn mir schon schlecht vor lauter Kaffee ist noch ein Täschen und erst danach kann ich mir vornehmen es am nächsten Tag vielleicht mal mit Tee zu probieren, während dem Kaffeeschlürfen nehm ich mir aber schon fest vor die Sache mit dem Alk in den Griff zu bekommen und heut Abend mal nichts zu trinken, abends hab ich dann vielleicht einen erfolgreichen oder einen weniger erfolgreichen (ist egal, ich lass beides später als Grund gelten) Arbeitstag hinter mir, geniesse den Abend mit meiner Familie, bring die Kinder ins Bett, treibe vielleicht noch ein bischen Sport und bevor mit klar ist was ich mir den ganzen Tag vorgenommen habe schiesst mir schon mindestens ein überzeugender Grund für das erste Bier durch den Kopf, wenn ich zum Bierholen in den Keller laufe sagt mir vielleicht noch ein Fünkchen Verstand, das dass eigentlich nicht in Ordnung ist und beim erleichternden Plopp verschiebe ich die Vorsätze auf den nächsten Tag („aber morgen zieh ich´s durch!“). Die Sonne geht unter, die Sonne geht auf und die Geschichte beginnt wieder von vorn.
Ich bin froh das ich hier gelandet bin.
Ich wünsche Euch bei allem was Ihr Euch vorgenommen habt ein erfolgreiches, glückliches Wochenende.
hallo Blauäuglein, " . . . um sich ein Bierchen oder zwei oder drei genehmigen zu können? Ich bin beide! Komisches deutsch" // Das ist nicht deutsch, sondern krank, alkoholkrank? Max
zu der allseits beliebten Frage "warum schaff ichs bloss nicht, auch wenn ichs mir jeden Mogen fest vornehme" und den daraus resultierenden Selbstvorwürfen:
Alkohol greift wie andere Drogen in die Hirnchemie ein und sorgt im Verlauf der Jahre bei entsprechend disponierten Personen - und das sind fast alle, wenn sie nur lange genug genügend grosse Mengen Alkohol zu sich nehmen - durch diverse Lerneffekte dafür, daß das Hirn signalisiert "mir geht es schlecht, wenn ich nicht bald was trinke".
Das ganze wird natürlich durch Freundeskreise oder Werbung, die das selbe suggerieren, entsprechend verstärkt oder bestätigt, Selbstvorwürfe machens auch nicht besser, denn da gehts mir ja auch schlecht, und Alkohol löst diese Spannungen.
Jeder, der sich schon mal ein bissel selbst beobachtet hat, weiss nur zu gut, daß die sogenannte Vernunft grundsätzlich die passenden Argumente dafür findet, wozu das Gefühl drängt - und Gefühle haben ein ganz reales biologisch - chemisches Substrat im Zusammenspiel diverser Synapsenvernbindungen und der passenden Neurotransmitter.
Ich weiss, das fühlt sich trotzdem höchst unangenehm an, auch wenn ich weiss, wo die Gefühle herkommen.
Mir selbst hat dieses Wissen dennoch sehr geholfen, als ich mir klar gemacht habe, daß mir mein Hirn es nur vorspielt, daß ich trinken müsste, weil es die entsprechende Gier eben über Jahre gelernt hat, und daß es nicht nur Willenlosigkeit ist, daß die Welt abends anders aussieht, als ichs mir morgens vorgenommen hatte, sondern daß dieses Gefühl genau wie Hunger je nach Sättigung auch kommt und geht, nur daß ich Alkohol im Gegensatz zu normalen Nahrungsmitteln fürs Überleben nicht wirklich brauche.
Im Umkehrschluss hiess es nämlich, daß es für mich auch ne Gewissheit gab, daß mich der sogenannte Saufdruck nicht umbringt, sondern eben nur Panikmache, ein Alarmzustand im Hirn, ist, daß ich ihn aussitzen kann, und daß ich Möglichkeiten finden werde, mir das begehrte Wohlgefühl auf andere Weise zu beschaffen.
Ich wusste, ich muss das auf der einen Seite ne Weile durchhalten und auf der anderen Seite gleichzeitig aktiv was alternatives tun, und dann funzt das auch.
aus Deinen Antworten bin ich bislang nicht ganz schlau geworden und empfand sie auch als kalt und unangenehm.
Das Bild das ich mir von Dir gemacht habe war falsch.
Dieser Beitrag spricht mich an und ich packe ihn zu den anderen von denen ich mir Vorstellen kann das sie mir helfen mir ein Bild von meiner Situation, von mir und den weiteren Schritten machen kann.
Danke Dir und herzlichen Dank auch den anderen die hier sofort versuchen zu helfen indem sie Tacheles reden.
ZitatGepostet von minitiger2 ... daß das Hirn signalisiert "mir geht es schlecht, wenn ich nicht bald was trinke".
Das ganze wird natürlich durch Freundeskreise oder Werbung, die das selbe suggerieren, entsprechend verstärkt oder bestätigt ...
Moin Krallentier
die Werbung wird sich hüten etwas Schlechtes suggerieren zu wollen, Werbung für Alkohol funktioniert anders: ... ich bin jung, mir gehts gut, ich bin gut drauf, ich hab viele Freunde ... lasst uns einen trinken
By the way ... beim Lesen einiger der vorherigen Beiträge fällt mir wieder einmal ins Auge, dass Alkohol schliesslich auch als Belohnung getrunken wird ... alles geschafft, Tag fast vorbei ... jetzt erst mal 'n Bier ...