Ich will mit niemandem darüber reden, ich will es einfach versuchen. Aber das Umfeld (Familie, Kollegen, Kumpels) kennen mich als trinkfreudigen, trinkfesten Kerl der jeden Scheiß mitmacht.
Habt Ihr da vielleicht gute Tricks?
Gruß Blauäuglein
minitiger2
(
gelöscht
)
Beiträge:
12.01.2007 16:27
#2 RE: Kann man trocken leben ohne das man sich outet?
fang da man nich' mit an, das wird'nen Eiertanz werden.
Ich hab' früher auch gern gesoffen und gekifft, hat mir damals auch Spaß gemacht, aber ob ich das heute so auch noch tun würde, ich weiß nicht. Erfahrungen können auch dazu beitragen, den Spaß am Leben zu trüben. Nun Sauf' und Kiff' ich schon seit Jahren nicht mehr, hab' auch 'ne ganz andere Lebenseinstellung gekriegt und bin deshalb immer noch keine Spaßbremse geworden.
Nur, ich bin mehr von Verstand geleitet; das hat aber den Vorteil, nicht mehr fremdbestimmt zu werden und zu sein. Ohne Alkohol und Drogen zu leben ist eben doch ganz anders wie mit. Vieles ändert sich, der Freundeskreis, die Interessen, das eigene Ich-Empfinden - kurzum, ich nehme das Leben anders wahr - und gerade das möchte ich nicht mehr missen und mich zuschütten und -dröhnen mit irgendwelchem Zeugs.
Du solltest Dir aber bewußt sein, daß, wenn Du den Alk wegläßt, eine Veränderung mit Dir stattfindet, mit der Du fertigwerden mußt. Gute Gesellschaft, wie hier im Forum, ist dabei hilfsreich, aber auch Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen usw..
Es ist vor allem nicht immer leicht, in trinkfreudiger Gesellschaft abstinent zu bleiben, es ist eben eine andere Ebene. Ich hatte vor Jahren mal den Einfall, mir in Bayern ein Motorradtreffen 'reinzuziehen, welches ich früher sonst recht feucht und naß erlebte und auf dem ich - so glaubte ich - viel Spaß hatte. Dieses Treffen, daß alljährlich stattfindet, habe ich also Jahre später eben dann nüchtern erlebt ... nie wieder! Zu vorgerückter Stunde verstanden die Anderen mich nicht mehr - und ich sie auch nicht, weder von der Aussprache her, noch von Sinninhalt. Es hatte keinen Zweck. Auch fühlte ich mich ausgegrenzt! Ich hatte am nächsten Morgen Gelegenheit, mich mit dem ein oder anderen Gesprachspartner des vorherigen Abends wieder zu unterhalten: Entgegen meiner angenommenen Auffassung, sie hätten etwas gegen mich, weil ich nicht mehr in Gesprächen abends am Biertisch eingebunden wurde, wurde mir entgegnet, daß ich eben wegen des Nichtmittrinkens halt eben nicht so lustig gewesen sei und sie auch mit mir hätten nichts anfangen können. Kurzum, ein reines Kommunikationsproblem bzw. ein Versuch, sich auf verschiedenen Ebenen zu verstehen - es klappte nicht.
Was will ich damit sagen? Als Nichttrinker und Abstinenzler bist Du in der heutigen Gesellschaft immer ein Außenseiter. Das hat sich in den letzten Jahren gebessert, da die Akzeptanz größer geworden ist, die Mitmenschen aufgeklärter und auch gesundheitsbewußter geworden sind, aber die Aura des Außergewöhnlichen, des Nicht-wie-wir-seins, haftet einem an. Das solltest Du wissen, wenn Du Dich auf diesen Pfaden bewegen willst.
Aber das ist meine ganz persönliche Meinung, anderen Mitmenschen mögen anders empfinden und auch anderer Meinung sein, das ist dann auch gut so.
Ich wünsche Dir alles Gute, paß auf Dich auf und gehe sorgsam mit Dir um Friesenvolker
hallo Blauäuglein, das geht aber nur wenn du mit dir selber ins Reine gekommen bist, ansosten rennst du immer wieder in die Einsamkeit des sich verbergens, Max
hallo Friesenvolker, "Als Nichttrinker und Abstinenzler bist Du in der heutigen Gesellschaft immer ein Außenseiter" // Das kommt aber ganz auf deine (selbst gewählte!) Gesellschaft an, Max
ZitatGepostet von Blauäuglein Mmh, drum frag ich ja nach Tricks - ich kann mir ein Leben ohne Alk im normalen Umfeld schwer/gar nicht vorstellen.
Dafür gibt es keine Tricks.
Wie jeder andere Erwachsene kann ichs mir erlauben, das zu trinken, was ich möchte, und bei den diversen Peinlichkeiten, die ich mir im Suff erlaubt hatte, kommts im Zweifelsfalle auch nicht darauf an, was andere - Trinker - heute davon denken, wenn ich was nicht-alkoholisches trinke.
Es war mir damals wurscht, es ist mir heute wurscht, oder anders ausgedrückt, ich mach anderen ja auch keine Vorschriften.
Und wenn Deine "Freunde" das nicht akzeptieren wollen, dann hast Du definitiv die falschen. Denn wie es Dir dabei geht, ist denen ja offensichtlich egal, Hauptsache Du spielst ihre Spielchen mit. Aber lass Dir gesagt sein: damit hast Du nur bei Leuten Schwierigkeiten, die selbst nicht gerne über ihren Alkoholkonsum nachdenken möchten.
hallo Blauäuglein, "Ich, meine Frau und meine Kinder leben in einer heilen Welt" // Na herlichen Glückwunsch! " . und die würde ich durch dieses verlogene, gesellschaftliche Tabuthema beschädigen." // Also ich persönlich sehe mich durchaus nicht als verlogenes Tabuthema. Vielleicht bist im falschen Forum? Max
ZitatIch, meine Frau und meine Kinder leben in einer heilen Welt und die würde ich durch dieses verlogene, gesellschaftliche Tabuthema beschädigen.
Glaubst du das wirklich? Und warum musst du dann in dieser heilen Welt so viel trinken?
Und was mich als Exfrau eines Alkoholikers am meisten interessiert, bist du sicher, dass deine Frau und deine Kinder diese Welt auch als heil empfinden. Hast du durch deine Trinkerei nicht vielleicht doch schon Schaden angerichtet?
....verlogene Gesellschaft...wer denn jetzt oder besser, genau das hast du gerade vor: lügen
Was will ich damit sagen? Als Nichttrinker und Abstinenzler bist Du in der heutigen Gesellschaft immer ein Außenseiter.
Na und wenn schon. Ich fühle mich nicht als Außenseiterin, nur weil ich keinen Alkohol trinke. So fühlte ich mich früher, wenn ich bemerkte, dass andere sehr wohl nach einem Glas Wein aufhören konnten zu trinken und ich erst wieder aufhörte, wenn die ganze Flasche gelehrt war und ich dann noch heimlich getrunken hab.
Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass sich Menschen in meinem Umfeld darüber wunderten, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Das ist den meisten völlig egal, oft fällt es nicht mal auf. Zum Anfang meiner Abstinenz habe ich mir auch große Gedanken gemacht, was die anderen wohl denken mögen, wenn ich nichts mehr trinke. In Wirklichkeit hat es keinen interessiert. Menschen die mir wichtig sind, wissen dass ich alkoholkrank bin und geben mir nicht im geringsten das Gefühl, ausgegrenzt zu sein. An Orten wo nur getrunken wird, um sich die Birne vollzuhauen halte ich mich sowieso nicht mehr auf. Warum auch? Was soll ich da?
so empfinde ich das mittlerweile auch. zu anfang war mir das peinlich, zu sagen "ich bin alkoholkrank". manchmal tun mir die leute leid, die sich schon vor dem ausgehen (party o.ä.) zukippen mit alk, um ihre verklemmungen zu überspielen und um cool zu wirken. schüchternheit, unsicherheiten kann man nur trocken überwinden - find ich!
Als Nichttrinker und Abstinenzler bist Du in der heutigen Gesellschaft immer ein Außenseiter.
Ich mache immer häufiger die Erfahrung, das ich auf Festen oder sonstigen Treffen immer Leute treffe, die völlig unverkrampft Anti-alkoholisches zu sich nehmen. Und gar nicht mal so wenig ! Deshalb stell ich die Außenseiterrolle mal in Frage.
Ich habe mir auch in meiner nassen Zeit unglaublich viel Gedanken über die Wertigkeit eines Wasserglases in meiner Hand gemacht... Mußte feststellen, daß viele das gar nicht zur Kenntnis nahmen...
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