Ja Hallo erstmal. Also ich weiss nicht wie ich anfangen soll.. Ich polter einfach mal drauf los.. Vor knapp über einem Jahr hab ich meine Freundin kennen und lieben gelernt. Möchte mit ihr eine Zukunft aufbauen.. Dieses hier so oft empfolene "loslassen" wäre für mich aber nur, der Weissheit letzter Schluss. Ich möchte verstehen.
Meine Freundin ist Alkoholkrank.. trinkt alle paar Wochen.. aber dann wohl heftigst.. Sie zieht sich dann zurück.. ich höre 4 oder 5 Tage nichts von ihr.. und dann ist sie wieder da.. Mit Kreislaufproblemen und Selbsthaß.. Erst wollte sie nicht mit mir darüber reden.. Hat es immer irgendwie überspielt.. Hatte wohl auch noch nicht genügend vertrauen zu mir.. Nun öffnet sie sich langsam.. und ich höre ihren Hilferuf.. Nun können wir drüber reden.. Was kann man nun tun? Hier wird immer gesagt.. nix kannste als Angehöriger tun.. hmm.. Ist bissel unbefriedigend.. Selbsthilfegruppen.. mit wildfremden Personen helfen.. aber ich.. der sie Liebt.. bin Machtlos? Ist für mich irgendwie Unlogisch. Weiter... Was kann sie nun tun? Was passiert wenn ihr der Gedanke kommt.. heut Abend Trinke ich mir einen.. und sie kämpft dagegen an? Wird er stärker? Unbändig? Sie weiss was sie sich damit antut.. Körperlich.. und sozial.. Es gibt nur Probleme.. in sämtlichen Lebenslagen. Was veranlasst sie.. trotzdem zum ersten Glas zu greifen? Denn da muss sie doch noch Herr ihrer Sinne sein? Sie hat Wochenlang kein verlangen.. sogar abscheu.. Aber dann geht es mit ihr durch.. Warum? Ist das Verlangen dann so mächtig.. das sie nicht wiederstehen kann? Sie weiss doch.. dass sie zu den sorten Mensch zählt, für die der Alkohol tabu ist.. Wie für einem Diabetiker das Stück Sahnetorte.. Sie weiss was ihr hinterher blüht.. wie dreckig sie sich dann fühlt.. Warum nimmt sie es in dem Moment trotzdem in kauf? Braucht es wirklich einen eisernen Willen dazu?
ZitatSelbsthilfegruppen.. mit wildfremden Personen helfen.. aber ich.. der sie Liebt.. bin Machtlos? Ist für mich irgendwie Unlogisch.
ein Nicht Süchtiger kann einen Alkoholiker nicht verstehen, was deine weiteren Fragen zeigen.
ZitatWas veranlasst sie.. trotzdem zum ersten Glas zu greifen? Sie hat Wochenlang kein verlangen.. sogar abscheu.. Aber dann geht es mit ihr durch.. Warum? Sie weiss was ihr hinterher blüht.. wie dreckig sie sich dann fühlt.. Warum nimmt sie es in dem Moment trotzdem in kauf?
Das nennt sich Sucht.
ZitatDenn da muss sie doch noch Herr ihrer Sinne sein?
Sucht hat absolut nichts mit Vernunft zu tun.
ZitatBraucht es wirklich einen eisernen Willen dazu?
Ein eiserner Willen alleine bringt nichts. Der Betroffene muß erkennen, daß er gegen den Alkohol machtlos ist und bereit sein Hilfe anzunehmen.
hmm Ralfi.. Also mit Logik kommt man da nicht weiter? Sie möchte doch nun auch Hilfe.. Wie könnte die nun aussehen? Was kann ich dabei einbringen? Sicher liegt die Last auf ihren Schultern.. Aber wie kann ich sie dabei positiv Unterstützen? Ich bin da total ratlos...
Zitatmit wildfremden Personen helfen.. aber ich.. der sie Liebt.. bin Machtlos? Ist für mich irgendwie Unlogisch.
So unlogisch ist das gar nicht. Z.B. operieren Ärzte in der Regel keine Familienmitglieder.
Du bist einfach zu verstrickt in die Gesamtsituation.
Zitat"loslassen" wäre für mich aber nur, der Weissheit letzter Schluss
Loslassen heißt ja nicht, daß Du sie verlassen mußt. Loslassen heißt z.B. verstehen, daß die Sucht einfach stärker ist als sie und auch stärker als Du.
Loslassen heißt, daß Du ihr die Verantwortung überträgst an dem wie sie handelt und nicht mehr versuchst, da etwas aufzufangen.
Loslassen heißt, daß Du Dich nicht manipulieren läßt. Ich stelle mir vor, daß Du bei dieser Form des Trinkverhaltens versuchst, diese Phasen ja nicht zu provozieren? Und Dich fragst, ob Du vielleicht "Schuld" hast, wenn es jetzt mal wieder passiert ist?
Ich glaube, verstehen kann ein Angehöriger die Sucht letztendlich gar nicht. Ich konnte jedenfalls lange nicht verstehen, warum mein Partner nicht sozialverträglich trinken konnte, wie andere auch. Deshalb sind wildfremde Personen in einer SHG evt. die bessere Hilfe, wenn sie in der gleichen Situation sind.
Das gilt auch für Dich, es gibt ja auch Angehörigengruppen, wo Du lernen kannst, Dich abzugrenzen gegen die Sucht.
hi lissy Ja da beginne ich gerade umzudenken. Ich habe die Gründe auch immer bei mir gesucht. Hab an ihre Liebe gezweifelt. Dachte. Wenn sie mich lieben würde. wie sie sagt.. würde sie mir das nicht antun. ok. Das ist natürlich ein Denkfehler. Dafür bin ich ja nun hier.. um in die richtige Richtung zu kommen.
ZitatSie möchte doch nun auch Hilfe. Wie könnte die nun aussehen? Was kann ich dabei einbringen? Sicher liegt die Last auf ihren Schultern.. Aber wie kann ich sie dabei positiv Unterstützen? Ich bin da total ratlos .
Nun, bei mir hats erst dann wirksam geschnackelt als ich die verantwortung für mich endlich (wieder) selbst übernehmen wollte und nicht andre für mich "machen" ließ.
denn fremdbestimmt war ich lang genug - von anderen menschen und vor allem von der droge selbst (übrigens auch um diesen bestimmenden menschen vermeintlich zu entrinnen, gedanklich.)
letztlich war ja nur ICH es die den hintern hochbekommen musste und "reif" sein musste fürs aufhören und verändern - und das setzte zwingend voraus, dass ich irgendwann erstmal die schnauze von dieser art leben so hinreichend voll hatte dass ich genügend innere not verspürte um selber den wunsch nach einem ende dieses alptraums und einem besseren leben zu haben - nicht damits den andren besser geht, sondern damits MIR endlich besser geht.
und ich begann ab dem zeitpunkt, wo mir WIRKLICH ernst war (und nicht nur selbstbetrug und umfeld-augenwischerei dieses abstinenzbestreben leiteten), mich drum zu kümmern, welche möglichkeiten ich hatte mein leben wieder zu einem leben zu machen. die schwierigkeiten sind zum teil zwar ähnlich geblieben, aber ich habe gelernt, anders - gesünder - damit umzugehen.
hier im forum und draussen in einer selbsthilfegruppe fand und finde ich die antworten dazu, was ich da so alles tun und lassen kann und kann vergleichen, wie andere das in gleicher situation so gemacht haben. auch als angehörige eines trinkenden menschen übrigens,so wie du - denn das bin ich obendrein ja auch noch.
ich hätte es übrigens zu keinem zeitpunkt wirklich geschätzt lösungen (auch die richtigen) auf dem silbernen tablett serviert zu bekommen und wäre mir wohl eher bevormundet vorgekommen.
ich geh mal von mir aus: als ich aufrichtig und ernsthaft veränderung und hilfe wollte, da schickte ich keinen mehr vor sondern stellte mich selber in der ersten reihe an.
oh ingmarie Genau über dieses fremdbestimmen und bevormunden sprachen wir gestern.. Das zieht sich bei ihr wie ein roter Fanden durchs Leben.. hmm.. interressante paralelen.. Ich möchte ihr da ja auch nichts vorwegnehmen.. ich möchte eben nur verstehen.. sie nicht mit dummen vorwürfen oder Fragen quählen.. Eben die richtigen Fragen stellen können. Dazu muss ich mich damit auseinander setzen.. Ist aber wirklich nicht leicht zu verstehen.
ich kenne zumindest keinen Alkoholiker bei dem es mit Logik geklappt hätte. Wir haben hier Alkoholiker mit einem IQ von über 130. Diese haben genauso rumgeeiert wie alle anderen.
ZitatSie möchte doch nun auch Hilfe.. Wie könnte die nun aussehen?
Die normalen Anlaufstellen sind Arzt, Suchtberatung und SHG. Um das Ganze abzurunden würde ich noch Saufnix empfehlen.
ZitatWas kann ich dabei einbringen? Sicher liegt die Last auf ihren Schultern.. Aber wie kann ich sie dabei positiv Unterstützen? Ich bin da total ratlos...
Gib ihr ihre Verantwortung zurück. Keine Schuldzuweisungen und Überprüfungen und vor allem klare Grenzen die konsequent eingehalten werden.
ZitatLiest Deine Freundin hier mit? Vielleicht kann sie da einige positive Anregungen finden?
Ja.. sie hat mir das Forum empfohlen.
ZitatGib ihr ihre Verantwortung zurück. Keine Schuldzuweisungen und Überprüfungen und vor allem klare Grenzen die konsequent eingehalten werden.
Ich wollte mich immer gern stärker in ihr Leben einbringen.. aber das lässt sie ja garnicht zu.. Sie zieht alles alleine durch.. Da fühle ich mich dann immer so nutzlos. Für was bin ich denn dann gut? Wollte sie gern immer entlasten.. aber ok.. scheint auch der falsche weg zu sein.
ZitatPS: Warum eigentlich kaffeesuechtel?
Die Frage verstehe ich nicht. Bezieht sie sich auf meinen Nick? Wenn ja.. Nun.. ist mir so eingefallen.. weil ohne kann ich auch nicht.. ist sicher auch ne Suchtkrankheit... Vergleichbar mit Alkohol? Irgendwie bestimmt.
An deiner Stelle würde ich ganz bei dir bleiben (wie Lissy es schon schrieb) und alle DEINE Empfindungen und Gedanken dazu ernstnehmen...sie geraten dabei soleicht ins Hintertreffen (auch aus der eigenen Struktur heraus) und gehe du als gutes Beispiel voran und sorge du jetzt für DICH (hier lesen und schreiben ist auch schon ganz gut, aber für DICH) und laß dir helfen von Profis!
Zitat Da fühle ich mich dann immer so nutzlos. Für was bin ich denn dann gut?
D a s ist in der Tat auch eine Art Sucht, das Bedürfnis, danach, gebraucht zu werden.
Ich weiß nicht, ob Du Dich schon über den Begriff Co-Abhängigkeit schlau gemacht hast?
Da rentiert es sich für Dich, mal nachzuschauen, woher dieses Gefühl kommt, daß Du nutzlos bist, wenn Du nicht gebraucht wirst?
Oft kommt ja dieses Bedürfnis irgendwo aus der Kindheit. Kinder werden ja meistens dann positiv bestärkt, wenn sie hilfreich und gut sind und die eigenen Bedürfnisse weit nach hinten stellen.
Klar, bis zu einem gewissen Grad ist Hilfsbereitschaft ja auch eine nette Eigenschaft, aber nur solange Du Dich dabei nicht selbst aus den Augen verlierst und solange Deine Hilfe nicht ins Leere läuft.
Es ist immer problematisch, wenn Du Dich über eine andere Person definierst, und glaubst, Du bist nur etwas wert, wenn Du von jemandem gebraucht wirst.
Guck an der Stelle einfach mal genau auf Dich und gar nicht so sehr auf Deine Freundin, die wird ihr Ding schon machen, wenn sie wirklich aufhören möchte und sich Hilfe sucht.
Finde ich gut, daß sie Dir das Forum empfohlen hat und Du hier liest und schreibst!
Ja Lissy hab viel über diese Co-Abhängigkeit gelesen hier.. Auch das kann ich noch nicht so recht einschätzen.. Ich glaube das wird hier bissel leichtfertig abgetan.. Wäre eben auch ne Krankheit.. Hmm.. Ich weiss nicht.. Ich liebe sie .. sie hat ein Problem, fühlt sich mies.. und weil ich ihr nun helfen will, bin ich auch Krank? Irgendwie ne komische Sicht der Dinge..
...im Nachhinein merke ich, dass ich MICH dabei völlig übersehen habe ...bei meinem "Lieben" das kanns ja nicht sein, oder?! ...und das ist dann die Krankheit
Ein Symptom deiner Krankheit (wenn du sie nun möglicherweise hast) könnten Depressionen sein: Wut, die nach Innen geht.
Kann dir ein dazu ein super Buch empfehlen:
Schattenseiten der Liebe von Jane Goldberg (die geht dort auch vereinzelt auf den Alkoholismus ein)
ZitatGepostet von kaffeesuechtel Ich liebe sie .. sie hat ein Problem, fühlt sich mies.. und weil ich ihr nun helfen will, bin ich auch Krank? Irgendwie ne komische Sicht der Dinge..
Grundsätzlich geht es darum, daß sich ne Menge Leute erst dadurch so richtig fest an den Partner binden, wenn der irgendwie hilfsbedürftig ist - Kindchenschema, grob verallgemeinert. Meistens sind irgendwelche Schlüsselreize im Spiel, wenns zwischen zweien funkt, und ein Helfersyndromiker fährt halt gern auf hilflose Frauenzimmer ab..
Das Problem dabei ist, daß der Partner dann im Grunde gar nicht richtig gesund bzw. unabhängig werden darf, weil dann ne wichtige Basis der Liebe fehlt. Und wenn er selbst laufen kann, kann er ja auch weglaufen...
In eurer Beziehung spielt es vermutlich heute schon ne gewichtige Rolle, daß sie dich binden kann, indem sie sich mies fühlt. Und das kann sie letztlich daran hindern, ihre Abhängigkeit hinter sich zu lassen, denn dieses Problem nimmt dann ne wichtige Funktion in Eurer Beziehung ein, ist ein Stabilisierungsfaktor..
Verlustängste sind oft sehr gut maskiert, führen aber denoch oft dazu, daß man sich einen Partner sucht, der einen "braucht". Da bildet sich gerne so ein Opfer-Retter-Schema aus, das gibt "Sicherheit"...