Ich hasse Fasching! Saufen, lachen, lustig sein auf Kommando. Ringelpietz mit Anfassen, alles erlaubt, weil Promillegarantie und Selbstverständnis fürs Peinlichsein. Und was meint ihr darüber?
Rossi, der auffällt, wie wenig hier im Board heut los ist ...
Lagebericht Samstag dreiunzwanziguhrdreiunfümpfzich: Mutter Ingmarie sinkt ermattet auf einen Stuhl. Seit sechs Uhr morgens war sie unermüdlich im Dienste des kindlichen Frohsinnes und Wohlergehens im Einsatz. Es bedurfte einer halben Stunde vorgezogenen Weckerklingelns, um aus ganz normalen Lausemädels zauberhaft betörende Suleykas zu stylen, die sowohl bei männlichen Schulfreunden Anerkennung als auch bei weiblichen Mitkonkurrentinnen Neid und Bewunderung hervorrufen sollten. Dafür kann ich ruhig mal noch eher als sonst aufstehen. Fand sie.
Mutter Ingmarie blieb eben noch Zeit eine Kontaktlinse ins nachtblinde Auge zu drücken damit sie ihr eigenes Werk scharf im Blick hat, dann galt es den eigenen kosmetischen Fundus auf den neunjährigen Pausbacken des hoffnungsvollen Nachwuchses zu verteilen. Für Muttern selbst musste es dann der Labello und Abdeckstift für die knietiefen Augenringe tun, weil sie sonst hoffnungslos zu spät im Büro eingelaufen wäre.
Nebenbei war es ihr lediglich gestattet, Tochter in Chiffon und sich selbst in wahllos gegriffene Klamotten zu hüllen und mit rechter Hand gleichzeitig noch Unmengen von selbstgebrautem Früchtetee in Thermoskannen zu füllen und auslaufsicher im Schulranzen nebst Utensilien fürs Klassenfaschingsbuffet zu installieren. Zwischendurch durfte sie sich 9 Stunden lang im Büro erholen, weil sie ermahnt wurde, die tobende Party im Kinderhort doch bitte nicht durch unerfreulich frühes Abholen zu stören. Suleyka hielt Hof.
Die Edle Dame Suleyka wurde dann verschwitzt und mit veitstanzähnlichen Anwandlungen in Empfang genommen und bestand erstmal auf Erneuerung ihres Makeups, weil sie ja so schließlich nicht auf die Straße könne... wer nun glaubt, damit hatte der Spuk ein Ende wird eines Besseren belehrt: denn die Verwandlung zurück erforderte einen halben Liter Abschminke und einen Zeitaufwand in dem ich locker die ganze Wohnung in einen vorzeigbaren Zustand bringe.
Sueyka ermahnte mich dann noch, ihre sieben Schleier bis Rosenmontag doch bitte weichspülerduftend wieder bereitzustellen und den ganzen Zirkus dann erneut mit ihr zu veranstalten. Das ganze wurde bekräftigend untermalt von einer hüftschwingenden Bauchtanz-Demonstration, die mir schwerste Bedenken hinsichtlich der offensichtlichen Diskrepanz zwischen dem von mir gefühlten und dem tatsächlichen Reifegrad meines neunjährigen Sprösslings verursachte.
Und bis grade eben noch hörte man wüste Klänge aus dem Kinderzimmer, in dem ganz offensichtlich manchmal schon gar kein richtiges Kind mehr wohnt, sie schien dort Elefanten die Vorzüge des Bauchtanzes nahezubringen....
Und das Ganze geht jetzt noch bis zum nächsten Dienstag so?! Sagt sie zumindest. Die Suleyka. Freudestrahlend.
Ich weiss nicht, ob ich Fasching liebe oder hasse. Denn für mich findet er nur als Gaderobiere und Visagistin mit eingebautem Logistikservice statt. Dazwischen mach ich aber lieber Mittagspause. Oder arbeit halt nebenbei ein bissel.
Oder schick dem Saufnix amüsierte Grüße von einer
fröhlichen Ingmarie,
die das alles gar nicht so schlimm findet wie sie da schamlos übertreibend schildert. Aber selber mitspielen muss ich da nimmer unbedingt. Hatte aber auch keine entsprechenden Angebote, wenn ich ehrlich bin - und alleine geh ich nicht gerne aus.
Und "miss shaking hip", die verhängnisvolle Suleyka, hat eh noch ganz schön Angst, wenn sie nachts alleine nur mit ihrem Kuscheltier bewaffnet ist. Aber das bleibt natürlich unter uns.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es bei dir abgelaufen ist. Aber glaub' mir, es geht immer schlimmer!
Nämlich, wenn man das ganze Theater x 3 nimmt. Ich weiß bis heute nicht, wie ich das all die Jahre ausgehalten habe(und meine armen Kinder erst:sly.
Ich kann dich aber trösten, die Kostümierungshysterie flaut mit zunehmendem Alter immer mehr ab. Mein Sohn(13) wollte sogar, dass ich ihm eine Entschuldigung schreibe, weil er nicht an der Karnevalsfeier, Weiberfastnacht in der Schule, teilnehmen wollte. Hab' ihm keine geschrieben....Rache ist süß. Mit mir hat auch niemand Erbarmen gehabt, wenn ich versuchte, das jährlich wiederkehrende "Kostümzusammenbasteldrama" (mangels ausreichenden Euronen, zum Kaufen eines solchen)zu boykottieren.
Für mich hat der Karneval seinen Reiz verloren, als ich in ein Alter kam, wo ich keinerlei Beschränkungen bezüglich des Heimkommens mehr hatte und mir das Elend so richtig bewusst wurde, welches hier im Rheinland mit dem Wort "feiern" betitelt wird.
Grauenhaft. Je höher die Promille, desto lustiger??!!!
Tolles Fest. Ein Heer von verkleideten, besoffenen Erwachsenen, die sich gegenseitig abknutschen, begrabschen und was sonst noch... Dem ganzen wird dann noch die Krone aufgesetzt, wenn auf einem der Züge, eine leicht übermotivierte Omi, einem Kleinkind auf die Finger tritt(absichtlich, hab' ich live erlebt), um für das eigene Enkelkind die(ollen) Kamellen zu ergattern
Leid, tun mir die Engagierten, die sich das ganze Jahr mit dem Herstellen der Wagen beschäftigen und die ihre oft prunkvollen Kostüme selbst entwerfen und auch in vielen Stunden fabrizieren. Die den Sinn des Karnevals nicht mit einem perversen Saufgelage verwechseln und wahrscheinlich von Jahr zu Jahr enttäuschter sind, angesichts des betrunkenen Pöbels am Straßenrand.
Nein, ich habe schon lange keine Lust mehr auf dieses - für mich äußerst abstoßende - Treiben, wobei dieses Wort im doppelten Sinn der Bedeutung verstanden werden kann.
Einen lieben, aber antikarnevalistischen Gruß an alle und Kopf hoch Miss Rossi, es ist bald vorbei!
Sabine
[ Editiert von Juma63 am 17.02.07 8:14 ]
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
auch schon oft erlebt habe und daher zum Beispiel Lumpenbälle meide wie der Teufel das Weihwasser.
Ich bin "e Määnzer Mädche" und mit Helau und Humba Tätära aufgewachsen. Man/frau muss wohl damit aufgewachsen sein, um das zu mögen. Letztens war ich fünf (!) Stunden in einer lokalen Sitzung, stocknüchtern und rauchfrei, aber trotzdem königlich amüsiert. Besoffen war dort übrigens niemand.
Mein Großvater (der hat übrigens alle paar Monate mal ein Glas Wein getrunken) war ein begnadeter Karnevalist, der aus dem Stegreif gereimte Büttenreden halten konnte. Ich habe bisschen was von diesem Talent geerbt und schon öfter mit viel Freude und einer gewissen Fieslichkeit in der Bütt gestanden. Lokale Karnevalsveranstaltungen besuche ich immer noch sehr gerne, den Rosenmontagszug spar ich mir.
Narrhallamarsch sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
bei uns heißt das ganze Fasnet. Ich konnte mit der Fasnet früher, als ich noch soff, überhaupt nichts anfangen. Zum Saufen habe ich keine Fasnet gebraucht.
Seit ich nichts mehr trinke gehe ich gerne auf Fasnetsumzüge (ca. vier bis fünf Mal pro Fasnet). Ich treffe da oft Leute die ich lange nicht mehr gesehen habe. Die meisten saufen nicht in übermaßen. Die Besoffenen fallen halt mehr auf. Zwei bis drei Stunden nachdem der Umzug aus ist gehe ich dann meist nach Hause.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.