in der letzten Zeit habe ich ausführliche Gespräche mit meinem Freund geführt und zwar über mein Trinken, den Alkohol an und für sich, die Abhängigkeit etc. pp. Dabei ging es unter anderem darum, dass er mal sinngemaess zu mir meinte, dass ich ihn ja wohl nicht wirklich lieben würde, weil ich immer wieder abgestürzt bin, obwohl ich weiss, wie weh ich ihm damit tue. Ich muss dazu noch etwas weiter ausholen:
Sein Dad war auch Alkoholiker und alleinerziehender Vater von drei kleinen Kindern und so wie er es mir geschildert hat, hat sein Vater kein einziges Mal wirklich den Versuch unternommen, nicht mehr zu trinken. Jeden Tag um 14.00 Uhr gings los mit Guiness und abends dann immer ca. 1 Flasche Whiskey.
Deswegen meint mein Freund heute noch, dass Alkis nicht nur trinken, sondern auch selbstsüchtig sind und nur an sich denken - also auch mich eingeschlossen. Ich lass mal meine Meinung aussen vor, weil dann müsste ich hier noch 'ne halbe Stunde tippen.
Nur meinte er halt, frag dass doch mal die da in diesem Forum, wo Du doch sowieso den halben Tag vorm Computer sitzt (hier regnets ja auch dauernd :motz, was ich hiermit tue.
Es würde mich freuen, wenn ich dazu noch andere Ansichten lesen könnte. Alkis, selbstsüchtig und egoistisch, weil sie immer weiter trinken wollen?
Und noch was: Er meint auch, dass es nur sehr sehr wenige schaffen, wirklich ihre Abhängigkeit zum Stillstand zu bringen (Einer von Zehn). Ist natürlich nicht gerade motivierend für mich, aber verdenken kann ich es ihm nicht.
Grüsse von Birgit
[ Editiert von pulsatille am 11.03.07 22:40 ]
[ Editiert von pulsatille am 11.03.07 22:44 ]
Wenn der Mensch voll ist, geht sein Blick ins Leere.
das verstehe ich schon. Nur, er kennt mich halt trinkend (und da ist bei mir auch nix mehr mit wollen oder nicht, da muss ich dann weitertrinken), aber er kennt mich auch nichttrinkend - so wie jetzt. Deswegen meint er wohl immer noch, ich könnte mich ja entscheiden und die anderen Alkis auch.
Grüsse und bis dann von Birgit
Wenn der Mensch voll ist, geht sein Blick ins Leere.
Außerdem ist es fatal (da irrig), die Denkweise, Reaktion und Wahrnehmung eines Gesunden mit der eines Betroffenen (zumindest eines akut nassen bzw. nur trinkpausierenden) zu vergleichen. Man "tickt" völlig gegensätzlich, insoweit halte ich ein Nachvollziehenkönnen selbst bei bestem Bemühen für nahezu ausgeschlossen.
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
Hallo pulsatille, dein Freund sollte sich doch auch selber informieren. Ich als Co-Abhängige habe mich letztendlich informiert und bin immer noch dabei, zu lernen und zu verstehen. Bis jetzt weiß ich doch, daß es für einen Alkoholabhängigen nicht so einfach ist, sein Wollen einfach in die Tat umzusetzen. Es ist ja eine Sucht und die kann nicht alleine vom Wollen besiegt werden. Eine große Portion Einsicht seiner Suchtzugehörigkeit gehört unweigerlich dazu. Aber wie geschrieben, ich bin noch dabei zu lernen. Ich hoffe, dein Freund kann etwas damit anfangen. Alles Gute euch beiden wünscht Leo
Ich weiß nicht, ob es [color=green]besser wird, wenn es anders wird. Ich weiß nur, daß es anders werden muß, wenn es besser werden soll.[/color]
sehe ich ähnlich wie Ingmarie. Ich "wollte" auch öfters mit dem Trinken aufhören, konnte aber nicht mehr. Erst nachdem mir es so dreckig ging (Depressionen), daß mir nur noch die Option des Aufhörens übrig blieb, habe ich den Absprung geschafft. Andere Vernunftsgründe vorher waren einfach zu schwach. Selbstsüchtig in Sachen Alkohol, natürlich, was bleibt einem anderes übrig.
Mein Therapeut riet mir dazu, das Gespräch mit anderen Süchtigen zu suchen. Einerseits wäre es wichtig sich mit seiner Sucht auseinander zusetzen, andereseits verständen Nichtsüchtige meine Denke nicht. Darin kann ich ihm zustimmen und auf pulsatilles Freund scheint das ja auch zuzutreffen.
Aaaalso, wider besseren Wissens war ich auf meinen Exmann auch immer wütend, wenn er mal wieder einen Rückfall gebaut hat. Aber der Rückfall hat wenig mit Egoismus, dafür aber ganz viel mit Krankheit zu tun. Ich kenne keinen Alkoholiker, der glücklich über seinen Rückfall gewesen wäre. Die haben sich alle NOCH beschissener gefühlt als das Umfeld. Deswegen kann ich der Behauptung Egoismus wenig abgewinnen. Egoistisch ist ein Alki, wenn er alle Hilfsangebote verweigert, aber nicht durch den Rückfall. Und wie verdammt schwierig das ist, habe ich vor einigen Wochen erlebt, als ich selber am Rande eines Rückfalles rumgeeiert bin nach 23 Jahren Abstinenz. (GsD habe ich den Absturz noch vermeiden können und bin jetzt wieder einigermaßen stabil)
Du könntest dich vielleicht mal mit dem psychologischen Thema Narzissmus beschaftigen...
Es gibt verschiedene Verdrängungsmechanismen bei Verletzungen der Seele.
Typisch Co-abhängige verdrängen z.B. eher ihr eigenes "Ich" und Narzissten pflegen ausgiebig ihr Ego. Ich denke, Alkoholiker sind oft narzisstisch veranlagt.
Es gab hier im Forum auch schonmal eine ausgiebige Diskussion dazu.. weiß aber nicht mehr wo..
die Frage passt gerade sehr gut zu meiner beginnenden Erkenntnis und den damit resultierenden Fragen.
Ich für mich, ganz am Anfang des Sehens würde sagen, dass es sich wohl nicht um Egoismus im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um die verlorengegangene Fähigkeit, auch emotional, auf anderen zu zugehen. Auch auf die, die man schon seit langem kennt. Ich war jahrelang nur mit der Thematik meiner Sucht beschäftigt, wenn auch lange Zeit im Unterbewußtsein. Ich glaub, irgendwann verlernt man die Fähigkeit, andere Menschen als wichtig zu sehen. Denn nichts war ja wichtiger als der Alk. Ich seh das heut so für mich. Mag aber vielleicht bei jedem anders sein.
Ich muss editieren für folgende Aussage: Bei mir hat schlichtweg die Energie gefehlt, obwohl der Wille vorhanden war, auf meine Mitmenschen zu zugehen. Schließlich musste sich mein geschundener Körper am nächsten Tag regenerieren. Auch Versprechen, die ich im abendlichen Suff gemacht habe, bezüglich Hilfe oder Organisation diverser Dinge, konnten am nächtsten Tag nicht eingehalten werden. Mangels Kraft, schlimmer noch, weil einfach vergessen, versoffen. Weiß jetzt nicht, ob das auf deine Situation trifft. Für mich ist das der Punkt, dass ich mir sage, dass das kein wirklicher Egoismus war, weil ich ja da sein wollte. Meine Krankheit hat mich daran gehindert und mich wirklich schlecht fühlen lassen. Ein Egoist fühlt sich glaube ich in seiner Entscheidung nicht schlecht..
guten morgen Ihrs wenn alkis egoisten wären, brauchen wir dies nur abzustellen und ich bin vom alk befreit.manchmal wünchte ich mir macher betroffene möchte doch mal eine nacht erleben wie ich oder viele erlebt haben,-zwichen liebe oder der liebe zu den kindern und alkohol zu wählen -aber in einem schönen entzug,bin gespant wofür er sich entscheidet,hinterher würde er bestimmt nicht mehr von egoismus reden. ich und viele andere mußten erst tief unten sein um zu begreifen das ist oder kann das leben nicht sein
so einen schönen tag hier regnet es nicht fitti
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
ZitatGepostet von pulsatille Deswegen meint mein Freund heute noch, dass Alkis nicht nur trinken, sondern auch selbstsüchtig sind und nur an sich denken - also auch mich eingeschlossen.
ich seh das ne Spur anders. Ich kannte schon von Kindesbeinen an nur Erwachsene, die zumindest täglich tranken, auch wenn sie nicht täglich besoffen waren, und auch mein Freundes- und Bekanntenkreis setzte sich fast ausschliesslich aus Leuten zusdammen, bei denen das Saufen und Giften unabdingbarer Bestandteil jeder anderen Freizeitbeschäftigung war, einige meiner früheren Bekannten hat ja gar nix anderes mehr interessiert.
Das hat nur sehr bedingt mit Narzissmus zu tun, denn im Rahmen meiner "sozialen Gruppe" war das Trinken ein angepasstes Verhalten.
Insofern war das für mich dermassen "normal", und es war selbstverständlich meine eigene Angelegenheit, die niemanden was anging, weil ich mich ja "richtig" verhalten habe, so daß ich Jahre gebraucht habe, bis ich begriffen habe, daß meine Partnerin da durchaus ein Problem damit haben kann, wenn ich (zu viel:licht trinke. Ich brauchte lange, bis ich merkte, daß es da nicht drum ging, daß sie mir vorschreiben wollte, was ich zu tun und zu lassen habe, denn so hatte ich das anfangs verstanden - wahrscheinlich wars umgekehrt aber auch ein Prozess bei ihr, bei dem sie begriffen hat, daß ich das nicht aus Bösartigkeit mache.
Bei mir kam dann nur der Gedanke, wenn ich wirklich vom Saufen unabhängig bin, wie ich das behaupte, und nur trinke, weil ichs gut finde, dann muss ich ja in der Lage sein, das jederzeit zu kontrollieren oder bleiben zu lassen, und die Schmach, das nicht einfach zu können und damit zu leben, daß ich immer noch saufe, obwohls mir nicht mehr gut tat, die wollte ich mir nicht antun.
alkoholabhängige Menschen sind "krank", daß sollte sich Dein Freund mal vor Augen halten. Alle anderen negativen Eigenschaften ergeben sich halt daraus, oder sie waren bereits vor dieser "Krankheit" vorhanden. Soll vorkommen, nich?
schönen Tag noch
Pauline
Lieber stinksauer als stinkbesoffen Ich habe es geschafft und "Du" schaffst es auch
hallo Birgit, 1. "Deswegen meint mein Freund heute noch, dass Alkis nicht nur trinken, sondern auch selbstsüchtig sind und nur an sich denken - also auch mich eingeschlossen." 2. "Und noch was: Er meint auch, dass es nur sehr sehr wenige schaffen (Einer von Zehn)." // 1. Das ist so weil er nicht nachvollziehen kann, dass jemand trinken muss. Das war auch meine erste schwierigere Erkenntnis, dass die 'Nichtalkoholiker' so denken, zu Recht, und dass ich daran nichts ändern kann. Das kann dir aber egal sein, weil du sowieso für dich aufhörst, nicht für ihn. Problematisch würde das erst, wenn er dann sagen würde "na also, nun geht's ja doch für mich". 2. Da hat er aber recht hoch gegriffen mit seinen 10 %! Ich fände 5 % schon sehr gewagt, und bei oberhalb 2 jahren trocken eher 3 %. Aber auch das sollte dir egal sein, es reicht wenn du für dich selber froh wirst, in zufriedener Abstinenz. Grüßle Max
Vielen, vielen Dank für die Antworten - nur, jetzt will er, dass ich ihm alles übersetze
Naja, da hab ich wenigstens was zu tun.
Bei mir ist es wohl so ähnlich wie bei Miss Rossi (Danke für die aufschlussreichen Worte, die ich so nicht formulieren kann). Emotionale Verarmung - oder wie man das auch immer nennen will. Nichts ist/war wichtiger für mich als meine Flasche und wie ich am besten da rankomme, möglichst ohne irgendwelche Störungen von aussen oder anderen Menschen. Manchmal hab ich ihm gesagt, er solle doch ins Bett gehen, damit ich mich in Ruhe besaufen konnte. Andere Menschen waren für mich nicht mehr wichtig. Nichts war mehr wichtig, ausser, dass ich genug Alkohol im Haus hatte.
Und genau das wirft er mir und anderen Alkoholikern vor. Oder er versteht es eben nicht, wie man einer Flasche oder einer Flüssigkeit erlauben kann, soviel Bedeutung im Leben einzunehmen, dass man diejenigen, die man angeblich ja so liebt, einfach vergisst.
@minitiger Hat Dich Deine Freundin nie gefragt, ob Du den Alk mehr liebst als sie, mehr liebst als alles andere?
Gruss von Birgit
[ Editiert von pulsatille am 12.03.07 10:37 ]
Wenn der Mensch voll ist, geht sein Blick ins Leere.