Ich kenne mich aufgrund meines Berufes gut aus mit der physischen Seite einer Abhängigkeit, aber ich weiß so gar nichts über die psychische Seite. Ich lese hier oft von "Suchtgedächtnis", wie funktioniert das? Was spielt sich da ab? Was macht den Quartalssäufer aus, der körperlich nicht abhängig ist, aber trotzdem immer wieder säuft? Ich bin überzeugt, das aus jedem Quartalssäufer irgendwann einer wird, der täglich trinkt. Ist das Wochenendtrinken und das Trinken zu bestimmten Gelegenheiten also nur eine Vorstufe zum täglichen Trinken? Andererseits habe ich das Quartalssaufen in mehr oder weniger großen Abständen schon seit vielen, vielen Jahren betrieben.
Das sind jetzt wirklich ganz, ganz viele Fragen.. , aber ich möchte verstehen können, was da in mir abäuft.
Liebe Grüße Tina
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
hallo Tina Häsin, "Suchtgedächtnis" ?? Ich erkenne erst mal an, dass es ein solches gibt. Ich denke dass dieses so sehr unbewusst funktioniert, dass ich auch in 'langen Jahren' nicht drankommen würde im Sinne von nun weiß ich Bescheid. Ich vergleiche es gerne mit dem Autogenen Training: das übe ich und über ich, jahrelang. Inzwischen (auch bei der Joga-Kopfstand-Bauchatmung, oder im Liegen) keinerlei Formeln mehr. Die Formeln murmeln zwar immer so vor sich hin, aber die Wirkung der völlig entspannten Haltung war längst eingetreten. Und das bei "nur" 5-10 jahren Übung. Nun überlege ich wie lange ich denn trank? Na? !!! Dass ist mein Vergleich. Und nun übe ich halt eben 'lange Jahre' auf gänzlich anderer Ebene. Deswegen ist die frühere Lage aber nicht ausradiert. Noch was: Dr.Richter aus Elbingerode hatte eine Suchtklinik für 40 Jahre. Er forschte und forschte Tag und Nacht - es war an sich seine Familie - und stellte schließlich fest, dass er keine festen Zusammenhänge erkennen könne (also jetzt im schlüssigen wissenschaftlichen Beweis). Er folgerte: der Alkoholiker muss demnach gleich beim allerersten Mal anders getrunken haben als die anderen Menschen. Erleichterung statt Bewältigung! Ich meine: kann ja doch aber gerne sein, gelegentlich Erleichterung statt Bewältigung, aber nur temporär - also weil es heute zu schwer würde vielleicht. Aber morgen ist dann streng Bewältigung angesagt! Und genau darauf sind wir Alkoholiker möglicherweise nicht geeicht (gewesen!) Dieses hatte sich dann immer mehr verselbständigt. So, nun reicht erstmal, Max
ZitatGepostet von Max mX ... Er folgerte: der Alkoholiker muss demnach gleich beim allerersten Mal anders getrunken haben als die anderen Menschen. ...
Da könnte was dran sein. Ich trank als Teenager zum ersten Mal Alkohol. Es schmeckte (war ein süßer Sekt) und mir gefiel die Wirkung. Ab da trank ich , weil ich etwas vergessen wollte. Was mir gefiel war der Rausch und die Leichtigkeit, die sich vermeintlich einstellten. Hat mein sich Suchtgedächtnis also dies vermeintliche Wohlgefühl gemerkt und den Weg dorthin und wollte es immer wieder haben? Das heißt dann, ich muss mir neue Strategien erarbeiten und/oder akzeptieren, das es diese Leichtigkeit auf Knopfdruck nicht gibt?! Und ich muss meinem Gedächtnis über Jahre hinweg diese neuen Strategien "antrainieren", bis es sie verselbstständigt hat?!
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hi Tina Häsin, akurat so ist das gemeint!! Und deshalb dauert es auch ziemliche Zeit bis . . . Die Sicherheit aber wird wachsen, wenn der Urgrund stimmt. Max
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"Die Neurobiologie hilft den Suchtkranken zu verstehen, dass das Suchtgedächtnis im Hirnstamm angesiedelt ist und nicht vom Großhirn kontrolliert werden kann. Ist also eine Abhängigkeit eingetreten, hat das nichts mit Charakterschwäche, Willensschwäche oder mangelnder Intelligenz zu tun. Ähnlich wie bei einer Allergie ist Abstinenz der einzig sinnvolle Weg."
Sicher hat auch das damit zu tun, was ich im Buch 'Alk' von S. Borowiak gefunden habe.
Der schreibt, dass zur Unterstützung des Alk-Abbaus das sog. Mikrosomale ethanol-oxydierende System eingreift. Das wird nach Bedarf ausgebaut, bildet sich aber nach Abstinenz nicht zurück, was bedeutet, dass geringe Mengen zu schnell abgebaut werden und der Körper Nachschub verlangt.
Kann das Buch im Übrigen nur empfehlen. Das ist ein Fachbuch, das auch der Laie versteht
Da hab ich heute morgen einen halben Roman hier eingetippselt,über das,was mir in meiner Tagesklinik darüber erzählt wurde und als ich es abschicken wollte,wars weg.
Nun ja,genau dieser Dr.Thomas Redecker war auch einer meiner Ärzte in der Tagesklinik. Nun gut,geht ja auch in 2 Sätzen.
Netter Mann übrigens,war einer meiner Lieblinge.
Mei,was ein Zufall.
LG,Roswitha
Man sollte auch aus den Fehlern anderer lernen, denn kein Mensch hat so viel Zeit, sie alle selbst zu machen!
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wie das mit dem Suchtgedächtnis hirnspezifich genau läuft kann ich Dir auch nicht sagen. Aber aus der Praxis kann ich Dir sagen wie sich das Suchtgedächtnis auswirkt.
Irgendwo in unseren Gehirnwindungen steht ein Schalter auf Stand By. Und der Ausschaltknopf ist verloren gegangen. So lange Du an dieser Stand By Schaltung nichts veränderst gibt es auch keine Probleme. Problematisch wird es wenn Du das Suchtgedächtnis einschaltest und damit aktivierst. Jetzt läuft das Programm einfach ab, ohne dass Du Einfluss darauf nehmen kannst. Zuerst musst Du jetzt die Fernbedienung finden mit der Du das Programm beenden kannst. Erst mit der Fernbedienung kannst Du das Gehirn wieder auf Stand By zurückschalten.
Die Quartalrinker schalten sich immer wieder mal ein, trinken dann einige Zeit und finden dann die Fernbedienung zum Ausschalten. Warum das so ist ist bisher m. W. noch ungeklärt. Erfahrungsgemäß werden aber die Abstände zwischen den Trinkpausen immer kürzer und die Trinkzeiten immer länger.
Liebe Grüße Werner
Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.