..ich hatte keinen 'echten' persönlichen Tiefpunkt, ich hatte wohl den ein oder anderen 'Einbruch'
Aber ich bin Großmeisterin im Zusammenreißen und in der Mißachtung meiner körperlichen und seelischen Empfindungen. Ich merke immer noch viel zu spät, wenn ich mir mal wieder zuviel zugemutet habe. Aber ich habe ein Vertrauen in mir, das ich den richtigen Weg gehen kann; und ich will.
Aber wenn du so fragst? Ja, ich traue mir. Wenn auch dieses Vertrauen noch nicht zu 100% Überzeugung ist. 20% sind dazugebastelt. Aber dieses Pappkonstrukt wird allmählich Substanz gewinnen, davon bin ich felsenfest überzeugt.
Neben dem Vertrauen von außen und meinem eigenen ist es wohl meine Geduld, die ich schulen muß.
Das Thema ist superkomplex und ich mag für meinen Teil nicht mehr allzuviel philosophieren, sondern tun.
ZitatVertraust du dir denn selbst? Mein Vertrauen in mich war zum Zeitpunkt des Erreichens meines ganz persönlichen Tiefpunkts sowas von im Arsch, dass das Vertrauen von anderen mich gar nicht mehr erreicht hat.
@ Greenery - kann ich so von mir auch 1:1 bestätigen.
Es kam sogar dazu, das ich dieses Aufmuntern hier und in meiner Gruppe " DU schaffst das", ab und an schon ne tierische innere Angst in mir ausgelöst hat. "Was ist nun, wenn ich es nicht schaffen würde? Was denken die denn dann alle von mir?" Im Sommer 2005 hat´s hier haufenweise Rückfälle gehagelt ... von Menschen, denen ich diesbezüglich mehr vertraut habe, wie mir selber
Es hat viele Monate gedauert, bis ich das Vertrauen in mich auch in mir fand!
Das meine Verhaltensweise bzw. Angst eh nicht richtig war, das weiß ich heute schon. Vor zwei Jahren sah das halt noch ganz anders aus.
hallo Marianne, "Naja, Vertrauen ist so ne Sache, vor allem dann, wenn's schon oft enttäuscht wurde. " // Vertrauen ist doch aber nicht, wenn dahinter steht 'wenn ich dir nun schon vertraue, dann musst du mich aber gefälligst nicht enttäuschen! und was Enttäuschung ist, bestimme ich! immer noch!!' Jetzt habe ich sicherlich etwas übertrieben, zum Zwecke der Veranschaulichung. Genauso wie Liebe, die ist auch nicht einzufordern.
Aber deine 20 % angebasteltes Vertrauen in dich selber ??, woher soll ich Armer denn nun wissen, was ist gebastelt und was ist echt?! oh oh, Max
relaunch
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17.07.2007 13:26
#34 RE: wie muss ich mir die verschied Phasen des Trockenw
ZitatGepostet von Wuchtbrumme Es kam sogar dazu, das ich dieses Aufmuntern hier und in meiner Gruppe " DU schaffst das", ab und an schon ne tierische innere Angst in mir ausgelöst hat.
Hi Rike
mit so einem Spruch ist mir auch nicht gedient. Für mich klingt das wie eine hole stereotype Floskel. Und Aufmunterung brauche ich auch nicht.
Ich meinte eher so ne Art stilles unterstützenden Vertrauen. Und vielleicht ist das nicht immer nur verbal bzw. schriftlich zu bewerkstelligen. Dazu ist es dann gut, wenn man eine Gruppe hat. Und in dem Fall sind die AA's vielleicht wirklich net schlecht. Da wird ja echt nur zugehört und nicht gewertet.
Schlußendlich fällt mir gerade auf, dass man nur soviel Vertrauen von außen als ehrlich und relevant annehmen kann, soweit und soviel man sich eben selbst vertraut.
Mir war mit diesem Spruch sogar sehr gedient. Von mir völlig fremden Menschen zu lesen, das ICH es schaffen kann, war mir ein unglaublicher Auftrieb und bei manchem "Durchhänger" sogar mein wichtigster Halt.
Ich meinte aber eher, das Vertrauen (was ja eigentlich in diesem Zusammenhang Quatsch ist) zu missbrauchen, und wieder zu trinken anzufangen, hat mir so sehr zu schaffen gemacht in meinen ersten Monaten. WEIL ... ich war voller Hoffnung, nie mehr trinken zu müssen ... aber nicht voller Vertrauen in mich (das hatte mir ja die Vergangenheit und meine X Versuche, es zu schaffen, gezeigt).
Ich hatte diesbezüglich NULL Selbstvertrauen mehr ... aber das kam ja mit jedem Tag Nüchternheit wieder.
ZitatSchlußendlich fällt mir gerade auf, dass man nur soviel Vertrauen von außen als ehrlich und relevant annehmen kann, soweit und soviel man sich eben selbst vertraut.
das sehe ich eben ganz anders! Ich hab genommen, was ich nur kriegen konnte Was ja auch schlussendlich mein Antrieb, das Trinken lassen zu können !
in meinem vorausgegangenen Post vergaß ich den persönlichen Bereich Selbst-/Vertrauen anzusprechen. Kurz kann ich das ja mal wieder nicht machen, aber ich versuchs: Während der prägenden Jugend- und Heranwachsenden-Zeit orietierte ich mich an "herausragenden Persönlichkeiten" in meiner Clique, ich war der typische Mitläufer, der froh war, ab und an doch mal etwas Lob und Anerkennung zu erhaschen. In Schule und Beruf war ich nie besser, eher schlechter wie der Durchscnitt, abgesehen von ein paar Ausrutschern in Gemeinschaftskunde, Werken und Kunst, wie das früher so hieß. Auffällig meistens durch eine "große Klappe" und renitentes Auftreten, um ja nicht überhört zu werden. Das zeichnete damals auch meine Bekleidung mit langen Haaren, Parka und Jeans aus. Späterhin schliff mich Ausbildung und Beruf etwas zurecht, der aufmüpfige "Pseudo-Revoluzzer" in mir wurde entsprechend mit Alkohol und Drogen ruhiggestellt. Mich als Person hatte ich überhaupt noch nicht gefunden, geschweige denn ansatzweise. Der Suff und auch das Kiffen war Lebensinhalt, ICH wußte das ja ohnehin alles besser und erging mich in fabulierten Phantasien jeseits der Realität. Nach außen hin funktionierte ich, Arbeit und Beruf zeigten mäßigen Erfolg, aber immerhin. Das wurde durch Heirat, Nestbau, Kinder, Familie usw. auch nicht viel besser, ich konnte mein "zweites" Leben im Suff usw. nur efektiver deckeln, Erfahrung machts eben. So vergingen Jahre, das Leben setzte sich mehr oder weniger zsuammen aus dem Erledigen und Abarbeiten angesammelter Arbeit und Problemen, unterlegt mit etwas Sex, Suff, Geld und anderen Nettigkeiten. Ich glaube auch, das Liebe mit im Spiel war, die aber unbepflegt irgendwann erlösch. Vertrauen in andere Menschen hatte ich, insoweit mir der Mensch nützlich war, ich ihn gebrauchen und für meine Zwecke einspannen konnte und umgekehrt. Alles war sehr berechnend! Das war auch sicherlich mal anders, ich glaube jedenfalls, aber so ähnlich kann ich as beschreiben. Sicher spielt auch etwas Verbitterung hinein. Aber irgendein Lebenskonzept hatte ich nicht, warum auch, mir ging es doch gut. Andere, so glaubte ich, leben doch auch so (Fick.., Fressen, Saufen). Gedanken machte ich mir darüber auch nicht. Paahh, Liebe und geliebt werden, was für ein Schmarren, wohl zuviel Arztromane gelesen, wie?
In der späteren "Phase" des exezsiven Saufens war's mit dem restlichen Vertrauen ohnehin ganz vorbei, ich traute mir selbst ohnehin nicht mehr über den Weg, ich hatte auch gar keine Gedanken dafür frei, und die Gedanken anderer über mich, der Vertrauensverlust durch meine "guten Vorsätze" und Lügen, um weitersaufen zu können, war mir eh' Schnuppe, ich erging mich bei Bedarf in Selbstmitleid und tröstete mich in altbekannter Weise. Die ganze Welt ist schlecht, ich hab's erkannt, kenne die Hintergründe usw. usw.
In dieser Situation gibt es kein Selbstwertgefühl, kein Selbstbewußtsein, ich funktioniere nur noch als stinkende, saufende fette Raupe, ein "gefühlloser Organismus", bereit, seine Mutter für den Suff zu verkaufen. Komm' mir da keiner mit Ehre und Gewissen!
Wenn dann mal wieder etwas gefühltes Gefühl hochkommt, dann komme ich wieder von meinem Trip runter, da wird's dann schwer, das alles auszuhalten, was auf mich hereinbricht. Meistens bin ich dann zusammengebrochen und habe fürchterlich geheult, laut um Hilfe geschrien - und irgendwelche Engel waren auch wieder da, oft ganz natürlich aussehende Menschen, die mich wieder auf Beine bringen wollten. Das habe ich dann immer radikal ausgenutzt, habe mich bepflegen und bemuttern lassen und alle Eide geschwören, vom Teufel Alkohol zu lassen. Das hat auch lange Zeit geklappt, mit dem Schwören und Einfordern von Hilfe und Untersützung ("Der arme Junge").
Aber irgendwann klappte auch das nicht mehr - ich hatte ohnehin meine Seele an den Teufel Alkohol verkauft - und der ganz große Super-Gau brach über mich herein - für mich die größte Katastrophe, die ich mir vorstellen konnte. Selbstwert, Selbstachtung, Selbstbewustsein, Verläßlichkeit, alles ganz weit entfernte Begriffe in solchen Momenten - es geht einzig nur um's Überleben. Der Ausdruck "alles im Arsch" ist treffend. Das eigene ICH ist dem ICH zuviel - Suizidgedanken!
Der Aufbau meines neuen ICHs begann letztlich während meines Krankenhausaufenthalts. Das hatte ich schon mal vor einem halben Jahr an anderer Stelle hier im Forum beschrieben. Die Stelle weiß ich nicht mehr. Innerhalb weniger Tage bin ICH mir selbst (wieder?) bewußt geworden, mein ICH, mein Wesen, meine Fahigkeiten, mein Bedürfnisse ... Was will ich? Gibt es Sinn des Lebens? Und irgendwie habe ich (das soll jetzt nicht theatralisch rüberkommen) eine Stimme in mir gehört, die mich leitete - und jetzt noch führt - MEIN ICH. Oder ist es Gott? Ich weiß es nicht, lasse aber gewähren (da fehlt jetzt kein Wort, das muß so).
Es geht mir heute gut, ich bin zufrieden und weiß mittlerweile auch, was ich kann, was ich will und was mir guttut. Ich kann auch "nein" sagen und dabei bleiben. Ich glaube - nein ich weiß - auch, daß ich jetzt auch wieder etwas Liebe, Vertrauen und Verläßlichkeit geben kann, ich habe auch wieder Vertrauen in mich, kann mich in der Öffentlichkeit gut und selbstsicher bewegen, zeige auch Rückgrad, wenn es angebracht ist, kann lachen, kann weinen, kann mich ärgern, kann lieben und wenn Bösartigkeiten, Haß, Neid, Eifersucht und Abgunst aufkommen, kann ich diese beherrschen und auch infrage stellen, abmildern oder wegdrücken. Frei von Ängsten bin ich auch nicht, ich lasse sie zu, sie übermannen mich aber nicht mehr wie früher, ich kann mich leben. Ich bin wieder Herr meiner Sinne und über mich selbst, ich agiere, statt zu reagieren, und das halte ich für sehr wichtig. Ich erlebe mich im hier und jetzt, und auf meinen Baustellen, ja, da arbeite ich auch dran.
Ist jetzt'n bißchen viel geworden, ich wollt das aber loswerden.
LG Volker
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
relaunch
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17.07.2007 16:09
#38 RE: wie muss ich mir die verschied Phasen des Trockenw
wieso hast du denn keinen eigenen Thread für dich aufgemacht, mich bringt das jetzt durcheinander und wenn ich dich nochmal lesen will, muß ich bei Lachmaus' Akuthilfe gucken
Aber ansonsten find ich das was du schreibst echt gut. Nicht zuviel Pathos, keine überbordende Selbstanklage, keine Verbitterung; klingt sachlich, überlegt, strukturiert, reflektiert. Gibt mir was.
Danke. Ich denk mal, um so zu schreiben, muß ich noch'n paar Monate warten. Also an Struktur ist in meinem Kopf noch nicht zu denken.
Geäußertes Vertrauen in mich hat mich eher belastet, da ich das sofortigst als Anforderung an mich verstanden habe: ich sollte also mal wieder Erwartungen anderer erfüllen.
Bei mir hat es erst geschnackelt, als ich mich von all diesen (echten oder projizierten) Erwartungen frei gemacht habe. Dann war ich frei genug den entscheidenden Schritt für mich zu tun und der Anfang der Aufgabe der Fremdbestimmtheit in meinem Leben.
Selbstvertrauen hatte ich da nicht, aber es fühlte sich „richtig“ an, weil ganz klar für mich und die Gewissheit: wenn überhaupt geht’s DA lang!