im osten geboren, drittes kind von dann vieren. schlimme familienhistorie, krieg und vertreibung, viel not bei meiner oma, meiner mutter und meinem vater.
alkohol spielt in unserer familie eine rolle, ich hole meinen vater mit ca. drei jahren das erste mal aus der kneipe heim. mich dorthin zu schicken wird dann zur gewohnheit meiner mutter. ich war so ne art druckmittel und irgendwann habe ich die verantwortung für den zusammenhalt meiner ganzen familie übernommen. ich habe mich selbst ausgeblendet, weil ich vermutlich dachte, daß sei mein auftrag, dafür bin ich da.
streits meiner eltern im alkrausch.
entweder ging meine mutter unter tränen mit dem spruch "...ich gehe und komme nie mehr wieder...", was ich natütlich glaubte und manchmal stundenlang am fenster stand, um auf sie zu warten.
oder es ging mein vater.
oder es gingen beide.
gewalt gegen meine halbgeschwister.
mit 13, im sportverein, der mir mehr eine familie war, als meine eigene, das erste mal alkohol und zigaretten.
dann fast jedes wochenende, erste vollrauscherfahrungen mit filmriss.
zu hause wirds kaum registriert, wie ich eh kaum registriert werde (pflegeleichtes kind, so süß, so schöne locken :motz und das fange ich an auszunutzen.
jugendclub alkohol, sexualität, gewalt in jeder beziehung, jugendverein, gesellschaftlich verordneter alkohol, und immer wieder sexualität im rausch.
gewalt in jeder beziehung, von männern und frauen. dadurch habe ich wenigstens kein feindbild, oder eine vorstellung vom "besseren" geschlecht.
zwischendurch beende ich meine schule, beginne mit der lehrausbildung, verliebe mich in ein mädchen, schlafe mit einem, mehreren jungs/männern, liebe einen jungen sehr, verliebe mich in eine sportfreundin dazwischen grauenhaftes coming out gegenüber meiner mutter und meinen freunden mit 17. auszug von zu hause mit 17. alkohol, sexuelle und körperliche gewalt, todesangst nach zwei mordversuchen, schmerzmittel, klinik, alkohol.
scheiße, da bleibt mir fast die luft weg, wenn ichs schreibe.
1. mal alkohol und tabletten, halte es nicht mehr aus, diesen schmerz in mir, will nur noch einen platz, an dem ich ruhe habe, ruhe, ruhe, ruhe.
keine ahnung, wie menschen beziehungen aufbauen, ich fühle mich hilflos, bin verliebt, versau es, weil ich das "geständnis" nur im fast vollrausch abgebe. alkohol und medikamente - ich habe mich so irre geschämt, denn meine kollegin ist verheiratet und überhaupt.
das ist ein kurzer abriß, der vieles ausläßt.
einsamkeit, gewalt, verlassensein, hilflosigkeit, lieblosigkeit - und wenn liebe, dann nicht die, die ein kind braucht. irgendwann war es mir egal, dachte ich doch, mir bleibt dann wenigstens die vergewaltigung erspart, wenn ich mich gleich hingebe. war eine illusion. schmerz - alkohol - schmerz - noch mehr alkohol.....
übersiedlung in die br deutschland 1988 im juli ausreiseantrag mit meiner familie
verhaftung an der tschechisch-bayrischen grenze bei einem fluchtversuch (wollte meine freundin über die grenze bringen) im mai 1989
die erste angst- und panikattacke 1991 - psychiatrie nach einem suizidversuch 5 wochen, dann entlassung auf eigenen wunsch (zusammenhang mit sexueller nötigung und dem ersten Hilfeholversuch bei polizei und justiz, leider habe ich in drei instanzen verloren)vogelrei, schock, gesoffen bis zur bewußtlosigkeit, gleich nach der ersten verhandlung. berichterstattung in der zeitung gab mir bereits vorher den rest.
1992 folgten zwei freiwillige kriseninterventionen in der psychiatrie, einmal 10 tage, einmal ne nacht.
1992 habe ich meine ausbildung beendet 1994 zusammenbruch während dem praktikum, erschöpfung, beziehung zu hause ein horror, meine freundin ist drogensüchtig, nimmt alles, was sie kriegen kann neben dem alkohol - ich habs nicht geschnallt
dann die erste therapie, ich wiege inzwischen 30 kilogramm mehr, habe in neun monaten so zugenommen, daß es meinen körper im wahrsten sinne des wortes an einigen stellen zerreißt.
habe so große angst vor der wut, die in mir ist, daß ich mich nicht mehr auf die strasse traue, weil ich angst habe, jemandem etwas anzutun, wenn ich in bedrängnis komme, also tue ich es mir selber an.
ich koche mir menüs in der nacht, versuche mit nahrungsmitteln, zigaretten, alkohol die gefühle in mir zu kontrollieren, fühle mich innerlich wie ein vulkan, der seine aussenmauern stabilisieren muß, damit er nicht explodiert.
kapitulation. ich stelle einen ersten therapieantrag. trotz der dringlichkeit warte ich noch drei wochen, fotos, die es gibt, zeigen mir heute noch, daß ich kurz davor war, mein leben zu beenden.
ich schaue mir diese bilder manchmal an und ich muß weinen, wenn ich mir selbst in diese hoffnungslosen abwesenden augen schaue. liebesbeziehungen zu frauen, für viele dieser begegnungen bin ich sehr dankbar, ich habe liebe menschen getroffen, retten kann ich aber immer nur mich selbst und es muß für viele dieser menschen sehr schwer gesesen sein, mit mir diesen tiefen schmerz,der immer wieder hochkam, gerade, wenn ich am glücklichsten war, mitzutrag3en. danke auf diesem weg.
von 1995 bis 2000 (zweite therapie habe ich mir 1999 gegönnt, um im fluß zu bleiben)
mein leben fing an, sich zu sortieren, es lief immer leichter, immer besser.
es ging mir sehr gut.
dann fing das leben wieder an, mich aufzufressen, nach einer op an der hand konnte ich meinen beruf, in dem ich mich selbständig machen wollte, alles schon vorbereitet und geplant war, nicht mehr ausüben. das war für mich ein heftiger verlust.
alles brach emotional in mir wieder auf. ich verlor die orientierung, wußte nicht, was ich machen soll.
trennung von meiner damaligen liebsten, nach einem heftigen vertrauensbruch, ich konnte ihr nicht verzeihen, auch wenn ich es wirklich wollte.
nach kampf mit ämtern und behörden begann und beendete ich eine dreijährige ausbildung.
in der zwischenzeit trank ich bereits schon wieder mehr.
eine neue alte liebe brachte alles nochmehr durcheinander.
ich siedelte zwei wochen nach dem examen nach wien um, neues land, neue herausforderung aber ich war schon viel zu erschöpft von den vorausgegangenen fünf jahren dauerpower.
kam nun kaum noch zur ruhe, mein alkoholkonsum schoß wieder in die höhe.
durchhalten, zähne zusammenbeissen, alkohol, beziehungsstress (exfreundin mischt sich ständig auch in mein leben ein), trennung nach 1,5 jahren.
jetzt habe ich mir eine auszeit gegönnt. war 2 wochen wegen "vegetativer erschöpfung" zu hause.
habe mir hilfe geholt und sie u.a. hier bei euch gefunden.
ich fange wieder an, mein leben zu leben. und ich weiß, daß der alkohol mein untergang sein kann, wenn ich mich jetzt nicht für mich und mein leben eintscheide.
ich habe eine schweine angst, weil alkohol für mich zu einer wichtigen sozialen komponente geworden ist.
kontakte über alkohol, gemeinschaftsgefühl, entspannung und loslassenkönnen von gefühlen, die ich mich sonst nicht traue auszusprechen.
ich hab gerade ne lücke in meinem leben, ne große.
es ist einfach, loszugehen, mich in ne kneipe zu setzen und zu saufen. dannach bin ich mit dem nüchternwerden beschäftigt und mit den selbsvorwürfen und mit dem fitsein für den job.
ist das nicht scheiße
das will ich nicht mehr, habe aber auch große angst vor der einsamkeit, weiß ich doch, daß soziale kontakte wegbrechen, wenn ich nichts mehr trinke, das kenne ich schon.
viele fühlten sich von mir "gestört" wenn ich nicht mit ihnen gesoffen habe.
ist halt nicht so "gesellig"
uff. das wars erstmal.
coralle
"...nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..." hermann hesse
hallo coralle, danke für deine Geschichte. Sie hat mich sehr berührt. Du bist auf dem Weg, wünsche Dir alles Gute dafür. Ich sage dir bestimmt nichts Neues.... aber das Leben ist trocken so lebenswert und wunderbar. Es lohnt sich. Gruß Ruby
mit Tränen in den Augen les ich Deinen Beitrag, zutiefst angerührt. Recht viel mehr kann ich dazu - aufgewühlt wie ich bin - noch gar nicht äußern.
Ich mag Dir aber sagen: ich finde, Du machst gerade jetzt in meinen Augen ganz viel richtig.
Hab das unerklärliche, subjektive Gefühl von "Jetzt kannst Dus schaffen - und mit der Einstellung, die grad auch aus Deinem Beitrag für mich rüberkommt, da wirst Du es auch schaffen!".
Nimm Dich ernst und wichtig. Denn Du bist wertvoll.
Sei umarmt unbekannterweise.
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
manchmal fühle ich mich so verletzt, daß ich aus meiner einsamkeit heraus die differenzierung von richtig und falsch verliere.
ich wünsche mir einen kleinen feinen platz in diesem leben.
ich wünsche mir die kraft, mich auch in der verzweiflung auszuhalten.
ich habe erst in meiner ersten therapie mit dem weinen angefangen, daß ich seit ich ca. neun jahre alt war unterdrückt habe, weil es mich verletzbar gemacht hat vor den anderen und weil es ein zeichen für schwäche war, was andere förmlich dazu eingeladen hat, mir weiter weh zu tun.
ich bin ein mensch, der gerne lacht, ehrlich lacht. das ist mir in den vergangenen jahren verlorengegangen.
ich begreife so viele dinge nicht, die sich in meinem leben abspielen.
in der therapie habe ich wieder gelernt, was für mich und mein leben richtig oder falch ist.
als ich in mein umfeld zurückkam, fühlte ich mich oft wie eine ausserirdische.
ich spüre sehr viel, wenn ich mit anderen menschen zusammen bin und manches erschreckt mich.
ignoranz und abgestumpfheit, geldgier über alles, intrigen und bösartigkeiten, lügen und betrug.
vielleicht, weil ich weiß, was es anrichten kann.
wenige menschen machen sich mehr die mühe, die dinge, die sie tun zu hinterfragen, zu reflektieren.
vieles fühlt sich für mich gewalttätig an, sich selbst gegenüber und anderen gegenüber.
in der szene, in der ich mich immer mal wieder bewege geht es hauptsächlich um alkohol, sex und geld.
das beunruhigt mich.
was ist das für eine zeit?
ist das die sogenannte "normalität"?
wo ist mein platz?
nachdenklich coralle
"...nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..." hermann hesse
ich kann nur für mich sprechen coralle, mir war es ganz wichtig zu schaun, was brauche ich für mich und mein Leben? Was muss ich verändern um zufrieden und glücklich zu sein? Anfangs hat mich meine Angst vor Veränderung ziemlich gehemmt. Vertraute Bereiche zu verlassen und ganz neu anzufangen.... war schwierig aber der einzige gangbare Weg. Alles andere mochte ich nicht mehr spüren, darum habe ich auch getrunken. Als ich dann erst einmal nüchtern war, wusste ich ziemlich schnell was gut für mich war. Habe dann viel Hilfe in der Suchtberatung und in der Therapie bekommen. Sonst hätte ich das nie geschafft.... Heute bin ich zufrieden trocken. Das Leben ist nicht immer leichter geworden aber ich bin trocken und das ist für mich das Wichtigste. Kann dir nur den Tip geben, schau nicht nach aussen sondern höre mehr auf dich und dein Bedürfnis Gruß Ruby
nein, das kannte ich noch nicht, dafür aber jetzt ich habe ne ahnung, von einem leben, das mir guttut. ich erneuere den wunsch auch regelmäßig und schicke ihn auf erkundungsreise.
wollte in griechenland leben. vor ca. 10 jahren. möchte einen ruhigen ort, an dem meine seele atmen kann, möchte barfuß gehen, am morgen im meer schwimmen und den tag am strand begrüßen.
schreiben, malen, lieben, für freunde kochen, gespräche am offenen feuer. zeiten der stille.
in die nacht horchen und den sternen beim leuchten zusehen.
mich in ein schönes mich schützendes bett einkuscheln, unter freiem himmel einschlafen.
wieder spüren, wie wenig es eigentlich braucht, um gut zu leben.
ich habe diese erfahrungen schon gemacht, aus existenziellen gründen bin ich immer wieder in den lauten alltag zurückgekehrt.
ich bin gern unter menschen nur eben nicht immer.
coralle
"...nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..." hermann hesse
vieles von dem, was Du schreibst von Deiner Gefühls- und Gedankenwelt, kommt mir verdammt bekannt vor.
Aber eines sei Dir zur Beruhigung gesagt. Das soziale Umfeld, wird sich Deinem Nichttrinken anpassen. Das bedeutet, dass Du einfach langsam die Menschen, mit denen Du Dich umgibst "austauschst". Vielleicht werden es weniger. Vielleicht wirst Du kein "Zugehörigkeitsgefühl" empfinden, wie beim Saufen unter Säufern. Aber auf jedenfall kannst Du einzelne intensive Freundschaften aufbauen - in denen der Mensch den Menschen sieht. Da macht es dann nicht mehr die Masse, sondern die Qualität. Im Ergebnis ist letzteres allerdings weitaus besser. Es dauert seine Zeit, aber das kommt.
So wie Du schreibst, kann ich mir durch aus auch vorstellen, dass Du irgendwann gerne und häufig alleine bist - aus eigener Entscheidung, aber eben nicht einsam. (Ist bei mir so.) Wobei für mich Alleinsein und Einsamkeit recht wenig miteinander zu tun haben.
ich bin diesen weg einige male gagangen, vielleicht geht mir deshalb gerade jetzt die puste aus. ich habe einige gute freunde, allerdings sehr weit gestreut, räumlich weit entfernt.
ich bin gern allein, wenn ich es mir so ausgesucht habe, weiß aber noch nicht so genau, wo ich hingehen kann, wenn ich nicht allein sein mag.
meine liebste ist sehr viel auf dienstreise unterwegs.
für sie hat ein anderes leben angefangen und wir habe einige probleme miteinander. unter anderem ihre eigene vergangenheit, ihre probleme mit dem trinken und dem "nicht-darauf-verzichten-wollen" obwohl wir beide wissen, daß die probleme, die wir beide haben auch sehr viel damit zu tun haben.
ich lebe in einem neuen land, in einer neuen stadt und habe einen job, der mich sehr fordert.
es gibt noch nicht so stabile soziale kontakte außer denen in der kneipe und im cafe.
ich weiß, ich ändere was, so wie es jetzt ist möchte ich es nicht hinnehmen.
liebe grüße coralle
"...nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..." hermann hesse